Samstag, 24. Februar 2024

Jenseits der Blogroll - 02/2024

 
Die Links und Fundstücke der Woche. Was mir generell so auffällt: Zwar glaube ich nicht an Humbug wie 'Nationalcharakter', kann aber nicht ganz umhin, einen äußerst unangenehmen Wesenszug als besonders in Deutschland verbreitet zu verorten: Die völlige Unfähigkeit, trotz allem Spaß am Leben zu haben. Und zwar einfach nur so, nicht auf Kosten anderer und obwohl es, o Schreck und Graus, mit der Welt in vieler Hinsicht definitiv gerade nicht zum Besten steht. Da sind Leute, die haben materiell alles erreicht, was man nach kleinbürgerlicher Vorstellung so zu erreichen hat. Job, Häuschen, Ehe, Kinder, Autos, Urlaub. Und trotzdem den ganzen Tag nur am moppern. Wenn das Moppern sie wenigstens auf eine schräge Art glücklich machte, dann könnte man sagen: Nun ja, jedem sein Hobby, und sei es noch so schräg. Scheint aber nicht so zu sein.

Befeuert von Social Media-Blasen heißt es dann: Wie kann man fröhlich sein, wo doch gerade alles im Niedergang ist/wir die schlimmste Regierung seit Friedrich Barbarossa haben/die Flüchtlinge hier alles übernehmen/der Russ' quasi vor Warschau steht/der Kapitalismus uns alle f***t/die Armen immer ärmer, die Reichen immer reicher werden usw. usw. Und das mag meinetwegen alles zum gewissen Grade auch stimmen oder nicht, hat aber einen Nachteil: Es ist der ideale Nährboden für falsche Propheten und Hetzer aller Art. Und: Kein einziges Leben verbessert sich durch diese permanente Piesepömpligkeit und das ewige Kollabieren unter der Last der Schlechtigkeit der Welt, Im Gegenteil.

Scheint zumindest nicht nur mir so zu gehen.

Politik. Jan Feddersen ordnet die Demos gegen die AfD ein.

Stefan Niggemeier hat ein wenig im Archiv der NZZ gestöbert. Die haben schon im 19. Jahrhundert gegendert. Gnihihi.

Zur sonstigen Einordnung aktueller Vorgänge ein wenig Staatspropaganda. Die Welt ordnet sich neu - eine Diskussionsveranstaltung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und des Bayerischen Rundfunks. Unter anderem mit den staatsoffiziellen Mietmäulern Carlo Masala und Herfried Münkler.

Da momentan alle Welt Israel zum größten Menschheitsverbrecher stilisieren will, halte ich mit Lila dagegen. Und Stefan Laurin liefert eine kleine Propagandaschau.

Der Comedian Kaya Yanar hat ein irritierendes zwanzigminütiges Video produziert, in dem er sich in seiner Figur des radebrechenden Gastarbeiters Yildirim über Menschenrechtsverletzungen Israels im Gaza-Streifen auslässt und gleichzeitig das Kunststück hinbekommt, diejenigen der Hamas komplett auszublenden.

Nils Minkmar mit einer Übung in Zuversicht.

"Marl ist vielleicht nicht die schönste deutsche Stadt, aber sie hat eine Botschaft: Hier kann man den Optimismus der alten Bundesrepublik studieren. Arbeiten, wohnen– alles sollte anders werden. An manchen Ecken sieht es aus wie der Versuch eines westfälischen Weltraumbahnhofs. Das hier residierende Adolf-Grimme-Institut war Wächter über Qualität und Selbstbewusstsein der öffentlich-rechtlichen Sender. So ein kultureller Optimismus ist derzeit nur selten im Angebot. Viel öfter hört man, dass die Zeiten ernst sind und alles immer schlechter wird. Große Reformvorhaben, wie so eine Stadt neu zu denken und zu planen, traut sich niemand mehr. Oder wenn, dann nur mit der Begründung, dass es gelte, eine noch größere Katastrophe abzuwenden. Das muss eigentlich nicht so sein." (Minkmar, a.a.O.)

Interessantes Interview mit dem Verkehrswissenschaftler Ullrich Martin zur Deutschen Bahn.

Dazu auch Rebecca Kelber.

Nicole Krey über Tierrechte.

Ein großartiges Interview mit Dietrich Brüggemann von der Band 'Theodor Shitstorm' (thanks).

"Ich finde, und das sage ich jetzt einfach ganz aus dem Bauch, dieses kleinliche Parteiengezänk muss dort aufhören, wo die Brandmauer gegen rechts anfängt. Wenn alle gemeinsam gegen Nazis auf die Straße gehen, dann möchte ich kein kleinliches Genörgel darüber hören, was die Regierung außerdem noch alles macht." (Brüggemann, a.a.O.)

Kultur/Gesellschaft/Gedöns. Dieses Interview mit der Psychologin und Psychotherapeutin Gitta Jacob über männliches und weibliches Partner:innen-Suchverhalten sollte man sich einrahmen (leider Paywall).

"Jeder Mansplainer und jeder Mann, der breitbeinig in der U-Bahn sitzt, wird als toxisch bezeichnet. Aber warum soll er dieses Verhalten loswerden wollen, wenn genug Frauen darauf abfahren?" (Jacob, a.a.O.)

Das ist eben immer schon mein Punkt gewesen: Wenn als 'toxisch' markiertes männliches Verhalten nicht immer noch ziemlich erfolgreich wäre bei gar nicht mal so wenigen Frauen, dann wäre das allenfalls ein Randphänomen. Denn dann hätte die Evolution das längst gnadenlos aussortiert. Es müsste also nicht nur heißen: Ihr bösen toxischen Männer müsst euch gefälligst ändern! Sondern auch: Worauf fallen Frauen da eigentlich immer wieder herein, woran liegt das und wie lässt sich das ändern? Und das tut Frau Jacob. Daumen hoch!

Matthew Walter: The facist state of Paw Patrol. Und jetzt alle zusammen: Es gibt keine 'harmlose', 'unpolitische' Unterhaltung. Never. Nowhere. Allein die Forderung nach 'unpolitischer' Unterhaltung ist politisch, und zwar meist auf verdächtige Weise.

Tim Dowling erläutert an 16 Beispielen, wie Technik sein Leben ruiniert hat. Wie hieß das früher? Computer helfen beim Lösen von Problemen, die man ohne sie nicht hätte.

Barbara Tóth über die Grenzen des Plagiatschecks am Beispiel des Falles Föderl-Schmid

Musik. Theodor Shitstorm: Wir sind alle gegen Nazis. Was sonst?


(Video im erweiterten Datenschutzmodus. Anklicken generiert keine Cookies.)


Sport. Jacob Sweetman über die Kontinuität der Fanszene beim FC Union Berlin.

Essen/Trinken/gut leben. Erwin Seitz im Interview zu Geschichte und Renaissance des Gasthauses.

"Schon im frühen Mittelalter waren Reichsklöster verpflichtet, ihre Patronatsherren, Kaiser, Könige und Königinnen in Gasthäusern zu bewirten, dafür musste ein gewisses Niveau in Küche und Service entwickelt werden. Später vergaben Könige und Fürsten gastronomische Lizenzen an Bürger und etablierten damit eine gewerbliche Gastronomie. Die Regenten hatten Interesse daran, dass an Marktplätzen und neben Kirchen Gasthäuser entstanden als Service für Händler und Pilger. Reisende aus Italien, Frankreich, England schwärmten von der Qualität der Bewirtung, von der Atmosphäre der holzvertäfelten Stuben, den Kachelöfen, dem guten Essen, der Sauberkeit. Bis zum Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs rissen die Lobeshymnen über das deutsche Gasthaus nicht ab." (Seitz, a.a.O.)

Tobias Müller begibt sich auf die Suche nach den perfekten Mohnnudeln. Unterstützt wird er dabei von Frau Ziii. Die hat leider seit 2018 nichts mehr gebloggt, aber es gibt sie noch und sie scheint aktiv wie eh und je. Schön.

Irgendwann gab es hier mal ein Rezept für Pfannkuchen. Hier ist die österreichische Meisterklasse.

Jörn Kabisch über Dekofirlefanz auf Tellern.

"Nach meiner Einschätzung ist der erste Mensch am Südpol genauso spinnert wie jemand, der sich am Gummiseil die Golden Gate Bridge hinunterstürzt. Ein Fall für den Nervenarzt. Was sucht er da? Warum bleibt er nicht dort, wo es warm ist, wo es Doppelbetten gibt und frisches Gemüse?" (Wolfram Siebeck)

Das Rezept. Wir nehmen uns wieder einen Klassiker vor. Zürcher Geschnetzeltes. Das verlangt in seiner als original gehandelten Version kurz angebratenes mageres Kalbfleisch, Kalbsnieren, Champignons, Weißwein und Sahne. Meist bekommt man hierzulande gar gebratene Schweinefiletstreifen mit Pilzen in Rahmsauce vorgesetzt. Was nicht schlecht sein muss, aber mit einem Zürcher Geschnetzelten halt nur mehr am Rande zu tun hat. Peter Schärer hat in der Zürcher 'Kronenhalle' gekocht und sollte wissen, wie das geht. Die Zutaten können schon ins Geld gehen, aber es sollte auch ein Festtagsessen sein. Eine preislich etwas entschärfte, immerhin von Mövenpick abgesegnete Variante gibt es hier. Nicht selten wird Zürcher auch serviert mit Reis oder Spätzle, weil man die Zubereitung von frischem Rösti scheut oder Sorge hat, beides nicht a point zu Tisch zu kriegen. Ich denke aber, eine Rösti ein paar Minuten im Ofen warm zu halten, ist keine Todsünde. Wenn schon, denn schon.








23 Kommentare:

  1. Sie wissen aber schon, dass Brüggemann diesen ganzen Anti-AfD-Demo-Zirkus persifliert? Indem er aufzeigt, dass mit der Regierung demonstrieren, ganz sicher keine "Kritik" oder gar "demokratische Aufklärung" ist, sondern schlicht Opportunismus und Gratismut.

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    1. Aha. Schieben Sie sich Ihren dämlichen "Gratismut" bitte gründlich dorthin, wo es sehr dunkel ist. Danke,

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    2. Dann ist die NATO-Propaganda auf diesem Blog also auch nur Satire?
      Besteht dann doch noch Hoffnung, dass wir noch Butter statt Kanonen bekommen? Oder wird andernfalls wieder die putinsche Weltverschwörung schuld sein?

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    3. In krassem Gegensatz zu Ihnen bemühe ich mich um Argumente. Sie können das gern Propaganda nennen.
      Aber Kopf hoch! Im Netz gibt es genügen Schwuberello-Seiten, wo Sie bestens bedient werden.

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    4. In krassem Gegensatz zu Ihnen bemühe ich mich um Argumente.
      Das haben Sie ja eindrucksvoll bei Ihrem vorigen Kommentar bewiesen. Super Diskussionsgrundlage! Erst rumpöbeln und dann auf einmal Argumente verlangen.

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    5. Sagen Sie mal, merken Sie eigentlich irgendwas? Ich meinte, dass ich mich in meinen Beiträgen um Argumente bemühe. Wer hier ankommt und in den Kommentaren rumpöbelt, bekommt halt eine genau dazu passende Antwort. Ich denke, das ist so simpel, dass sogar Sie das verstehen müssten.

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    6. "Wer hier ankommt und in den Kommentaren rumpöbelt, bekommt halt eine genau dazu passende Antwort."

      Soso, in diesem Kommentar wurde also angeblich gepöbelt und Ihre Antwort war "passend".
      Ist das jetzt Schwachsinn oder Psychoterror? Man fühlt sich an 'Diskussionen' mit Covidioten erinnert.

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    7. War halt Schwachsinn. "Gratismut" ist ein so dämlicher Billiganwurf wie "Arroganz". Muss man erst von der Polizei auf die Mütze kriegen, damit demonstrieren nicht mehr "gratismutig" ist?
      Sie teilen hier aus und machen Mimimi, wenn Sie einstecken sollen. Was erwarten Sie?
      Und wenn Sie mich ernsthaft mit Covidioten vergleichen, haben SIe den Knall nicht gehört.

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    8. Muss man erst von der Polizei auf die Mütze kriegen, damit demonstrieren nicht mehr "gratismutig" ist?
      Es gibt doch heutzutage viel relevantere, effektivere Risiken: gesellschaftliche Ächtung, berufliche Konsequenzen. Nicht mehr gratismutig ist man z.B. wenn man auf den Wagenknecht-Schwarzer-Demos dabei ist, oder sogar das Manifest unterschreibt.
      Bei den jetzigen Demos demonstriert man mit der rechten Regierung dann in der Konsequenz nicht mehr für/gegen Inhalte, sondern nur noch für/gegen das Personal, das diese umsetzt (in diesem Fall von oben nach unten).
      Die Regierung von den Demos auszuschließen (wie das auch geschehen ist) und dann auch gegen die deckungsgleichen rechten Umtriebe der Regierung (bzw. der neoliberalen Einheitspartei) zu demonstrieren oder Widerspruch oder Widerstand zu leisten, ist dann schon mutiger.

      Sie teilen hier aus und machen Mimimi, wenn Sie einstecken sollen.
      Kann ich nicht nachvollziehen. Aus meiner Sicht habe ich ordentlich zurückgehauen. So ein Benehmen lasse ich mir nicht bieten. Mittelschichtsmischpoke bin ich nicht.
      Zum Glück habe ich hier noch nicht die Bomben knallen hören.

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    9. "wie das auch geschehen ist"
      Korrektur: wie das in wenigen Fällen geschehen ist

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  2. "Ob Sie also ein Nazi sind oder nicht, ist am Ende egal, solange Sie gegen Nazis sind."
    ... Samuel Beckett meets Helge Schneider.
    Eine Antwortsituation inkl. zweiter Meta-Ebene. Gut gemacht.

    Gruß
    Jens

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  3. ,,Wie kannst Du nur Lachen, wo Jesus Christus doch für Dich am Kreuz gestorben ist!'' (frei nach Watzlawick)

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    1. Memo an mich: Unbedingt wieder 'Anleitung zum Unglücklichsein rauskramen! Da stehen so schöne Dinge drin wie:
      "Dem begabten Unglücksaspiranten sollte es nicht schwerfallen, seine Jugend als das unwiederbringlich verlorene Goldene Zeitalter zu sehen und sich so ein unerschöpfliches Trauerreservoir zu erschließen."

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  4. Teil 1

    Zur Lage der Bahn sei angemerkt, das Herr Martin da ein paar wesentliche Punkte nicht erwähnt.

    Das "Problem" sind "nicht nur" Schraubenkupplungen und veraltete Stellwerkstechnik, die mehr Personal benötigen auf dem Papier. Ein Punkt ist genau dieses fehlende Personal, das durch den Umbau der damaligen DB/DR zur DB AG massiv reduziert wurde. Es gibt nahezu keinen der jetzt existierenden und immer wieder umgebauten Geschäftsbereiche, der nicht in großen Teilen ausgelagert oder regelrecht zerschlagen wurde und damit auch die gewachsenen Strukturen einer Staatsbahn. Dabei ist oft mehr Kleinstaaterei entstanden als zur Zeit der Länder- und Privatbahnen vor Gründen der DRG.

    Das trifft u.a. auf den Bereich Gleisbau zu, der inzwischen zum großen Teil von Privatunternehmen abgedeckt wird. Dabei ist es wegen der Förderpraxis immer noch oft so, dass durch den Konzern selbst zu finanzierende kleine Instandhaltungsmaßnahmen eher geschoben werden. Stattdessen wird auf Großbaustellen gesetzt oder wie jetzt auf den neuesten Schrei der Korridorbaustellen mit ewigen Sperrungen inkl. Ersatzverkehr. Die Konsequenz daraus sind dann für eine begrenzte Zeit ein paar potemkinsche Dörfer als Inseln der Glückseligen, während in der Fläche die Infrastruktur weiter verrottet, weil weder in Instandhalten oder Sanieren investiert wird. Geld ist halt nicht alles und das Sparen im Kleinen endet meist in Ausgaben im Großen, die in der Summe dann mehr sind und sich dann in der auch im Artikel erwähnten Bettelei um noch mehr Geld mündet.

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  5. Teil 2

    Gerade im Reiseverkehr sind Schraubenkupplungen nicht so das Problem, da die Garnituren entweder feste Verbände sind, die eher selten umgekuppelt werden, oder ohnehin aus Triebwagen/Triebzügen bestehen, die Mittelpufferkupplung haben. Im Güterbereich sieht es anders aus, aber dank Containern und Ganzzügen ist da der Aufwand lange nicht mehr so wie "früher", wo jeder Güterzug zigmal "zerkloppt" wurde, bis der Einzelwagen den Empfänger erreicht hat. Der Einzelwagenverkehr ist die defizitärste Sparte bei DB Cargo und die Lösung der DB AG sieht so aus - tolle Wurst und das macht es sicher besser.

    Im Vergleich alte Stellwerkstechnik zu den modernen ESTW ist richtig, dass ESTW personalärmer zu bedienen sind, weil vieles automatisiert abläuft, größere Netzbereiche bedient werden können und im Vergleich zum Hebelstellwerk die körperliche Arbeit quasi entfällt. Ganz ähnlich wie bei Spurplantechnik und den WSSB-Typen der DR, die ohnehin auch immer weniger werden, scheitert es oftmals eher an Ersatzteilen, die nicht mehr vorrätig sind und dann im Stellwerksausfall enden bei einem Defekt. Das Problem haben aber teils auch schon ältere ESTW, die nicht mehr supported werden und bereits fällig für den Austausch werden.

    Ebenso ist ausgerechnet das für das Aufhübschen der Bilanzen knallhart durchgezogen Sparen bei Personal und Trassen durch den Abbau von Gleisen, Weichen und damit Ausweichmöglichkeiten bei Problemen und beim rollenden Material ein weiterer Grund für die katastrophale Lage. Klar kostet Personal und so wie beim "Wintereinbruch" im Dezember hätte es sicher auch geknistert in früheren Zeiten. Aber dank einer Menge an Manpower, die auch mal eine Schneeschippe halten können und genügend Leuten vor Ort nebst Räumtechnik und Ersatzmaterial wäre das sicher schneller behoben gewesen. So eine Blamage hätte sich weder eine Bundes- noch Reichsbahn gegeben. Jetzt gibt es eine Handvoll Techniker und sonst nicht viel. Diese können gar nicht ausreichend und gleichzeitig überall vor Ort sein. Die Strategie ist daher subjektiv trotzdem, dass lieber eine solche Phase Katastrophe in Kauf genommen wird, als die zwar teurere, aber kunden- und betriebsfreundlicher Version von mehr Personal. Es scheitert ja schon im Normalbetrieb oft, wenn wegen einer kurzfristigen Krankmeldung oder Fahrzeugstörung Züge ausfallen, weil es keine Bereitschaften gibt oder ganze Strecken "geplant" nicht bedient werden, weil durch Arbeitszeitregelungen und den Krankenstand Fahrdienstleiter fehlen - man denke nur an den besonders krassen Fall Mainz.

    Nächster Knackpunkt der ESTW-Technik ist die zentrale Lage, welche bei einem Ausfall deutlich größere Bereiche lahmlegt und teils auch recht lange, wie auch die jüngsten Berichte durch Kabeldiebstähle zeigen. Abgefangen werden kann das betrieblich nur durch größere Umleitungen, was dann das ohnehin stark belastete Netz weiter an seine Kapazitätsgrenzen treibt.

    Der Hauptgrund für das Desaster ist also der systematische Sparfimmel im Zuge der Bahnreform, der besonders krass unter Mehdorn wegen des geplanten Börsengangs stattfand, sich aber durch die gesamte Zeit seit 1993 zieht. Das dabei immer auf der Substanz gefahren wurde und das eben irgendwann einmal aufschlägt, ist eine Binse, die seit Beginn kritisiert und genauso dauerhaft negiert und verharmlost wurde, während jeder im Betrieb dieses chronische Verschlechtern alleine über die Arbeitsumstände wahrgenommen hat.

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  6. „Die haben schon im 19. Jahrhundert gegendert. Gnihihi.“

    18. Juni 1993 ist nicht Neunzehntes, sondern vergangenes Jahrhundert. Zwanzigstes also.

    „Kandidierende“ statt „Kandidaten“ entstellt – als regionale Form – nicht das Generische Substantiv so wie „Studierende“ statt „Studenten“. Kandidieren benennt – anders als Studieren – Status „Kandidat“ auch zu Schlafenszeit.

    Der schlafende Student dagegen studiert nicht (außer im Auditorium).

    Darum hat der Artikel der Schweiz nicht gegendert, sondern eine regionale Formulierung verwendet. Deren gibt es reichlich im Deutschen.

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    1. Inhaltlich kann ich den Kommentar bei Übermedien nicht hinterlassen – dort ist Kommentieren dem Abonnent vorbehalten. Gender-Aktivist Niggemeyer scheut wohl den Schmerz des Widerspruchs.

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    2. Nö, der will wie wir alle von irgendwas leben.
      Und wenn Sie den verlinkten Artikel bis zum Schluss gelesen hätten, dann hätten Sie mitbekommen, dass dort ein NZZ-Artikel von 1784 auftaucht. Für Ihre hobbylinguistischen Ausführungen hätte ich gern eine Quelle bitte, danke.

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