Samstag, 10. August 2024

Vermischtes und Zeugs (LXXXVII)


Sobald auch nur vorsichtig diskutiert wird, eine Strafe zu lockern, sehen nicht wenige Konservative die totale Anarchie gekommen. Wenn jetzt geplant wird, schwarzfahren zu entkriminalisieren, dann heißt das nicht, dass man einfach schwarz fahren kann, ohne irgendwas befürchten zu müssen. Man würde halt nicht mehr in den Knast kommen, was meist eh nur nach vielen Jahren und vielen Wiederholungstaten passiert. Zumal Haft bei Bagatelldelikten fast ausschließlich Arme trifft, die sich die Tagessätze einer Geldstrafe nicht leisten können. (Merke: Menschen mit ausreichend finanziellen Mitteln können sich’s meist nett machen.)

Schwarzfahren bliebe eine Ordnungswidrigkeit, es würde ein Ordnungsgeld fällig und selbstverständlich könnten die Verkehrsbetriebe ihre Forderungen auch per gerichtlichem Mahnverfahren und notfalls per Gerichtsvollzieher durchsetzen. Wie auch bei anderem Zahlungsverzug, etwa gegenüber einem Vermieter oder Verkäufer, am Ende nicht Zuchthaus, sondern maximal eine Zwangsvollstreckung steht. Da sagt auch niemand: Hey, ich zahle einfach nicht! Viele Verkehrsbetriebe verzichten übrigens schon länger darauf, gegen ertappte Schwarzfahrer Anzeige zu erstatten, weil der bürokratische Aufwand viel zu hoch ist.

Aber was sind schon Verhältnismäßigkeiten? Denn Strafe muss sein. Ohne wen bestrafen zu können, ist ihre Welt nicht in Ordnung. Die gute alte Lust am Drangsalieren. Natürlich nur nach unten. Auf Verhältnismäßigkeit, mal Fünfe gerade sein lassen und Milde wird nur gepocht, wenn so ein Leistungsträger-BWL-Justus beim Döp!-Döp!-Döp!-machen auf Sylt erwischt wird.

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Auch die britischen Konservativen haben jahrelang das gemacht, was Konservative halt so machen: Die immer weitere Verarmung großer Teile der Bevölkerung aktiv betrieben, die Schuld daran Migranten in die Schuhe geschoben. Und wenn’s dann irgendwann mal knallt, so wie jetzt, sind sie zutiefst empört, weisen alle Verantwortung von sich, zeigen mit dem Finger auf andere und beweinen gar bitterlich die 'Spaltung des Landes'.

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Irgendwie fühlte ich mich bei den heurigen Olympischen Spielen an diese alte 'South Park'-Episode erinnert, in der der klemmschwule Lehrer Mr. Garrison suspendiert wird und sich als Romanautor versucht. Garrison verfasst ein Manuskript namens 'The Valley Of Penises', in dem mehrere tausend Mal das Wort 'Penis' auftaucht. Nicht genug damit, dass Schwanzus Longus beim Stab(hihi!)hoch(huhu!)sprung die Latte (unreif kicher!) mit seinem Gemächt gerissen hat, nein. Millionen um das Gleichgewicht des Universums fürchtende besorgte Bürger und andere Antigender-Aktivisten scannten in nächtelanger Arbeit Myriaden Bilder von Athletinnen, ob nicht irgendwo der Ansatz eines Pullers sich abzeichnet, um dann sagen zu können: Haa-haaaa, das IOC und seine linksgrünwoke Ideologie wieder! Skandal!

Leider muss man sagen, dass etwa die Verteidiger:innen der Boxerin Imane Khelif auch nicht viel schlauer agieren:

"[Jetzt] springen sie Khelif bei und bürgen dafür, dass sie ganz sicher eine »Cis-Frau« sei. Konsequenterweise müssten sie sagen, es gäbe so etwas wie Cis-Frauen gar nicht und Khelif sei der Beweis, dass die Kategorien abgeschafft gehören. Passt aber gerade nicht. Die »transkritische« Seite hingegen, die immer schnell dabei war, Trans- und Intergeschlechtlichkeit streng zu trennen, solange es opportun war, haut auf einmal auf alles im Sack drauf, was starke Arme hat." (Robert von Cube)

Das ist übrigens genau das, was mich schon am Feminismus immer gestört hat: Frauen sind wahlweise Übermenschen mit Superkräften, die alles mindestens doppelt so gut können wie Männer, oder sie sind wehrlose, schutzbedürftige Opferhascherl, die mit aller Härte des Gesetzes vor jeglicher noch so winzigen Benachteiligung geschützt werden müssen. Wie es gerade so passt.

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Wenn du in einen Laden gehst und einfach nur eine Packung schwarzen Tee suchst...


(Habe ich dann nach längerer Suche tatsächlich gefunden.)

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Apropos Olympia: Heuer durften erstmals auch Männer beim Synchronschwimmen antreten. Und? Kein einziger Mann nimmt teil. Kein Zweifel, wir brauchen eine Männerquote. Und wo ist eigentlich rhythmische Sportgymnastik für Männer? Ach, und Jamaikaner können neuerdings auch Sachen weit werfen. Werfen! We. Are. Endgültig. Doomed. Die sollen schnell laufen und gut. Nicht auszudenken, wenn zum Beispiel Kenianer:innen auch noch anfingen, reiten zu lernen.





3 Kommentare:

  1. "Wenn du in einen Laden gehst und einfach nur eine Packung schwarzen Tee suchst"
    ... ist weiter unten im Regal meistens mehr Erotik als im Playboymagazin ...

    Gruß
    Jens

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  2. Siewurdengelesen11. August 2024 um 09:57

    "(Merke: Menschen mit ausreichend finanziellen Mitteln können sich’s meist nett machen.)"

    Und sind je nach Höhe der finanziellen Mittel auch nicht der klassische Kandidat für den ÖPNV, wo die meisten "Leistungserschleichungen" geahndet werden.

    "Wenn du in einen Laden gehst und einfach nur eine Packung schwarzen Tee suchst..."

    ...dann nehme ich nicht den Kram in der Packung mit Teebeuteln, sondern kaufe den bei Teehändler direkt, im Auslandregal im großen Pack als lose Ware oder gleich beim Türken/Inder/whatever;-)

    Je nach Standpunkt relativieren oder aufbauschen? Das ist doch so was von abgelaufenes Verfallsdatum!

    Empöreria ist halt geiler Stuff, denn manche können ja nicht ohne Schnappatmung oder sich gar an schlichten Dingen erfreuen. Die moderne Welt hat dafür den Begriff "Positivismus" geprägt und andere setzen das Level halt mit psychisch relevanten Substanzen runter. Soviel Hanf kann man manchmal gar nicht verteilen, um die ganzen Berufsirren auf Chill-Modus zu setzen.

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    1. Normalerweise verwende ich auch losen Tee oder englische Teebeutel. Aber ich war unterwegs und hatte vergessen, welche einzupacken. Eine Notsituation halt. Aber Bünting macht sogar Beutelware trinkbar.

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