Mittwoch, 23. Oktober 2024

Unterwegs (15)


Ein neuerlicher Besuch im idyllischen Bad Sassendorf. Nur dass dieses Mal nicht die Generation über mir dort orthopädisch rehabilitiert wird, sondern die eigene. Einschläge kommen näher. Studienfreundin T. hatte sich im Sommer bei einem Sturz die Schulter gebrochen, ist seit ein paar Wochen von ihrem lästigen Gilchristverband erlöst, darf wieder beide Hände benutzen und arbeitet seither daran, wieder voll handlungsfähig zu werden. Das wird sich aber wohl noch ziehen. Ehrensache, mal vorbeizuschauen, damit die Zeit nicht lang wird. Zumal das nur 80 Kilometer sind. (Details darüber, welche Kämpfe sie als Beamtin mit ihrer privaten Krankenversicherung auszufechten hat und auf welchen Kosten sie sitzen bleibt, erspare ich der geneigten Lesendenschaft. Nur so viel: Luxusversorgung geht anders).

Da Sassendorf selbst wenig zu bieten hat, außer der vermutlich höchsten Cafédichte auf 200 Meter Straße, ging es ins benachbarte Soest. (Nein, man spricht es nicht "Söhst", sondern "Soohst" -- es handelt sich um ein niederdeutsches Dehnungs-E.) Ein wirklich nettes Städtchen. Ich hatte auch schon viel davon gehört, bin aber nie recht dazu gekommen. Soest war wegen seiner zahlreichen Quellen, darunter auch Salzwasserquellen und der verkehrsgünstigen Lage am Hellweg, Gründungsmitglied der Hanse. Lübeck übernahm 1160 das Soester Stadtrecht. Die Stadtfarben sind, wie sich's für eine Hansestadt gehört, rot-weiß. Viele denken bei 'Hanse' an die Hansestädte an der Küste, aber aus Westfalen kam das Salz, mit dem Heringe konserviert wurden, das erste und lange wichtigste Handelsgut der Hanse. Zudem liegt Soest inmitten fruchtbarer Lössböden, die noch heute zu den ertragreichsten Deutschlands gehören, und zum weiteren Reichtum der Stadt beitrugen.


Der Große Teich im Stadtzentrum erinnert noch an die Vergangenheit als Wasserstadt.
 

Ich habe mir im Laufe der Jahre nun wirklich etliche alte Gemäuer von innen und außen beguckt, darunter nicht wenige, die kultischen Zwecken dienen. Aber die Kirche St. Maria zur Wiese ist einer der schönsten gotischen Kirchenräume, die ich bislang irgendwo gesehen habe. Ein Schmuckkästchen. Das große Westfenster wurde übrigens von der hiesigen Bäckerdynastie Haverland gestiftet, die vor allem mit Pumpernickel reich geworden ist.


 

Apropos Pumpernickel. Voilà le Westfälisches Abendmahl:


Die aufwändige Restaurierung der Türme ist nötig, weil die Wiesenkirche, wie alle anderen Kultbauten der Stadt, aus Anröchter Grünsandstein gebaut wurde. Der ist streng genommen gar kein Sandstein, da zu weich, zu witterungsanfällig, und für solche Bauten eigentlich ungeeignet. Der Baukörper selbst ist stabil, aber von den Türmen kamen dauernd Zierteile runter. Daher werden sie in 'normalem' gelben Sandstein rekonstruiert.










3 Kommentare:

  1. Anna Rose t 22.09.1572. Als zweite (gelistete) wegen Hexerei, ohne Eingeständnis bei Befragung verstorben. Besteht da ein Verwandschaftsgrad?

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    1. Interessante Frage, danke. Es gab da irgendwo mal eine Urgroßtante oder so aus Anröchte, die ich aber nie gesehen habe. Ich müsste mal bei der Verwandtschaft fragen, ob das mit Oppa väterlicherseits zusammenhängt. Der Name jedenfalls kommt m.W.n. aus dem Lipperland.

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  2. ... Hotel Restaurant Rasche: beste Steaks im weiten Umkreis — sehr netter Wirt überdies.
    Gruß
    Jens

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