Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
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Sonntag, 31. Januar 2016
Wollt's halt mal gesagt haben
Preisfrage: Warum ist die globale Mitfahrzentrale 'uber' eigentlich so sagenhaft erfolgreich? Wo 'uber' auftaucht, ist das klassische Taxigeschäft bald am Arsche und wo noch nicht, ist es nur eine Frage der Zeit. Wieso das? Wegen der brillanten Geschäftsidee? Des schlüssigen Konzeptes? Weil 'uber' eine Killer App ist? Weit gefehlt, es ist ganz einfach. 'Uber' ist erfolgreich, weil es von den steuerlich maximal begünstigten Räuberbaronen des New Gilded Age, denen Regulierungen aller Art ein Dorn im Auge sind, dermaßen mit Geld zugeschissen wird, dass es schlicht nicht interessiert, ob der Laden Gewinne macht oder Verluste und es dadurch möglich wird, jeden Preis noch zu unterbieten.
Freitag, 29. Januar 2016
Schwarmdummheit, lokal
"Mit der Menschenmenge ist nicht zu spaßen. Nicht einmal, wenn sie in friedlicher Absicht versammelt ist." (Arno Frank, Meute mit Meinung)
Die Lokalpresse weist die eine oder andere Besonderheit auf, die sie vom Rest der Presse unterscheidet. Da wären einmal, jene als Bratwurstjournalismus bezeichneten, aus Textbausteinen zusammengeklöppelten Elaborate, die zu Anlässen wie Karneval, Gemeindefesten, Jubiläen, Schützenfesten u.ä. unters wissbegierige Volk gebracht werden. Ferner gehört Berichterstattung über so genannte 'Kleinkriminalität' zum täglichen Brot der Lokalpresse. Raubüberfälle, Einbrüche, Schlägereien und so was. Für die Betroffenen selbstverständlich alles andere als klein, rein statistisch im Hinblick auf das große Ganze gesehen, meist schon. Weil Kriminalität aber so bald nicht aussterben wird, eine nie versiegende Quelle an Nachrichten.
Dienstag, 26. Januar 2016
Gerüchte, Retourkutschen, Kuhdung
Wer hat eigentlich letztes Jahr dieses Gerücht in die Welt gesetzt, dass jeder, der es nach Deutschland schaffe, an der Grenze von Frau Merkel mit Handschlag und Blumenkranz begrüßt würde, umgehend ein Haus oder eine Wohnung zugewiesen bekäme sowie einen Job, der mindestens 2.000 Euronen im Monat einbrächte? Aufmerksame Leser wissen, dass ich weiß Gott alles andere bin als ein Verschwörungstheoretiker. Aber wenn ich mir so ansehe, zu welchen Methoden man etwa in Russland so alles greift, um hier Unfrieden zu stiften, sicher auch als Retourkutsche für den Kurs des Westens in der Causa Ukraine, dann wundert mich gar nichts mehr.
Sonntag, 24. Januar 2016
Apartheid 2.0
Ein öffentliches Bad zu besuchen und, sei's aus Unkenntnis, aus Ignoranz oder schlicht in Ermangelung entsprechenden Textils, nicht in angemessener Badekleidung ins Wasser zu gehen, kann für die anderen eklig sein, keine Frage. Es hat per se weder etwas mit Rassismus noch mit Diskriminierung zu tun, Leute, die so handeln, auf das Verbotene ihres Tuns hinzuweisen und ihnen im Wiederholungsfall notfalls auch Konsequenzen anzudrohen, wenn's denn gar nicht anders geht. Entsprechende, schön in tastbarem Großdruck gehaltene Zettel hängen schon lange an der Kasse hiesiger Schwimmbäder. Ich hatte nur immer gedacht, solche Regeln gölten ausnahmslos für alle, und es sei letztlich schnurzpiepe, wer genau da fehlbekleidet baden ginge.
Samstag, 23. Januar 2016
Propheten und Jobkiller
Eine der dümmsten, geistfreisten und sinnlosesten Fragen, die überbezahlte und phantasielose Schlipsmichel in jenen weitgehend sinnlosen Veranstaltungen namens Vorstellungsgespräch einem stellen können, lautet: Wo sehen Sie sich in fünf bis zehn Jahren? Schon klar, sie wollen herausfinden, ob da jemand Ehrgeiz und Ambition hat, man will schließlich niemanden, der schon mit vierzig nichts anderes im Sinn hat als die verbliebene Zeit bis zur Armutsrente möglichst entspannt nach Hause zu juckeln. Ist in Ordnung, das Ansinnen, aus deren Sicht schon verständlich irgendwie. Allerdings kann es bei Lichte besehen auf diese Frage nur zwei einigermaßen vernünftige Antworten geben:
Dienstag, 19. Januar 2016
Glückwunsch nachträglich, Golfkrieg!
An den Beginn des zweiten Golfkrieges vor genau 25 Jahren und zwei Tagen erinnere ich mich sehr gut. Es war mein Geburtstag. Der Radiowecker sprang an und brachte Nachrichten. Das, was die Welt seit Monaten befürchtet hatte, war eingetreten: Die von den USA angeführte Koalition gegen Saddam Hussein hatte in der Nacht unter dem Namen Operation Desert Storm mit dem Bombardement des Irak begonnen. Zum ersten Mal seit dem Vietnamkrieg flogen westliche Mächte masssive, systematische Luftangriffe gegen ein anderes Land. Ohne zu ahnen, dass sich im ehemaligen Jugoslawien bereits weiteres Unheil zusammenbraute, hatte auch ich eine Zeitlang geglaubt, gehofft, das Thema Krieg sei nach gut 40 Jahren eines irrwitzigen kalten Krieges endlich mal bis auf weiteres vom Tisch.
Montag, 18. Januar 2016
An der Uni ist der Teufel los
Die Jugend von heute benimmt sich wieder mal daneben, vor allem an den Unis. An der ehrwürdigen Humboldt-Universität werden Professoren beschimpft, die es etwa wagen, ihren Studierenden die Lektüre von Immanuel Kant abzuverlangen. In Großbritannien, an der noch viel ehrwürdigeren University of Oxford (via Burks, danke!), reklamieren sie gar dreist Safe Spaces, Räume ohne Diskriminierung, Belästigung und Hassreden. Sie betreiben Watchblogs und bedienen sich gar Methoden aus dem politischen Untergrund. Potz Blitz, das war ja noch nie da! Oder vielleicht doch? Formulieren wir es einmal positiv: Diese jungen Menschen gedenken mitzureden, nehmen sich die Freiheit, ihr Missfallen über Teile des akademischen Lehrpersonals offen und lautstark kundzutun und nehmen sich das Recht, beim Curriculum mitzureden.
Samstag, 16. Januar 2016
Pralinenschachtel? Am Arsch!
Vor zirka zwanzig Jahren gab es mal diesen Film, in dem die grenzdebile Hauptfigur in regelmäßigen Abständen dabei zu sehen ist, wie sie, an einer Bushaltestelle sitzend, wildfremde Menschen volllabert. Unter anderem meint sie, also die Hauptfigur, das Leben sei wie eine Pralinenschachtel, man wisse nie, was man bekäme. Da legten damals viele Kinogänger und Videogucker nachdenklich das Haupt schief, um Nachdenklichkeit vorzutäuschen und nickten beifällig. Wie recht er doch hat! So einfach und so wahr. So viel Poesie! Jaja, es steckt tiefe Weisheit in den Worten auch eines vermeintlich simpel Gestrickten. Wie leicht vergisst man das doch.
(Das waren vermutlich dieselben, die immer diese gruseligen Alben von Pur gekauft haben. Oder Peter Maffays 'Tabaluga'-Platten. Und in Scharen ins 'Tabaluga'-Musical gerannt und danach ihren Mitmenschen mit den klebrigsüßen, infantilen Billigweisheiten vom Abreißkalender auf den Senkel gegangen sind. Vorher haben sie vermutlich noch einen Plüsch-Tabaluga gekauft.) Zurück zum Thema.
Dienstag, 12. Januar 2016
Ronny des Monats - Januar 2016
Schon wieder ist der Zehnte rum und es ist Zeit für die allmonatliche Ronny-Verleihung. Wegen der Ereignisse in der Kölner Silvesternacht mögen einige jetzt vielleicht denken, allein Gevatter Migrant mache hier noch Stress. Doch weit gefehlt! Auch Volxgenosse Ronny war in den letzten vier Wochen wieder tüchtig am Werk. Leider drohen seine Bemühungen im allgemeinen momentanen Getöse ein wenig unterzugehen und laufen Gefahr, nicht gebührend gewürdigt zu werden. Kopf hoch, Rettung naht. Ladies and Gentlemen, the nominees are:
Sonntag, 10. Januar 2016
Wullacken hilft
"Die völkisch-nationalistisch denkende und vor allem 'glaubende' Rechte und die demokratische Zivilgesellschaft können miteinander nicht mehr reden." (Seeßlen)
Es hilft nichts. In diesen aufgeheizten Zeiten ist es wohl besser, auch einmal die Klappe zu halten und nichts zu dem Thema zu schreiben, das im Moment so viele bewegt. Mit den Hetzern, die momentan ihren Weizen blühen sehen, gibt es kein Diskutieren. Also mal abtauchen, abwarten, bis der ärgste Qualm sich gelegt hat. Eines aber verursacht täglich mehr Übelkeit: Die Dreistigkeit und Verlogenheit, mit der exakt jene Konservativen und andere üblichen Verdächtigen, die normalerweise sofort "Genderwahn!" tröten, sobald von Gleichstellung nur periphär die Rede ist, sich nunmehr in die Positur von Frauenrechtlern werfen und so tun, als sei der Kampf für das unbedingte Recht der Frauen, "keinesfalls molestiert" zu werden (Gärtner), von jeher ihr heiligstes Streben gewesen.
Mittwoch, 6. Januar 2016
Schönes bleibt
Schönes bleibt - mit diesem Claim bewarb der WDR mal seinen Radiosender Nummer 4, der seit den Achtzigern Nordrhein-Westfalen mit Musik für Zielgruppen in fortgeschrittenem Alter beschallt. Lange Zeit war das Volkstümliches und Schlager, gnadenlos, rund um die Uhr. Inzwischen ist der Sender mit seinem Publikum gealtert. Also ist jetzt immer öfter Amtliches auf Englisch aus den Sechziger- bis Achtzigerjahren zu hören. Veränderung, Abschied und Neuanfang sind reizvoll und vermögen dem Leben eine gewisse Würze zu verleihen, keine Frage. Ebenso schön kann es sein, dass bestimmte Dinge im Leben sich nicht ändern. Ich muss zugeben, vor allem in zunehmendem Alter wächst der Sinn für so was.
Sonntag, 3. Januar 2016
Die Welt geht schon wieder unter
"Aber weil jede ältere Generation neu darin ist, alt zu sein, denkt jede von ihnen, als sei es das erste Mal: Mit der Jugend geht's echt abwärts." (Matthias Lohre)
Mal kurz Hand hoch: Wer erinnert sich noch an Tamagotchis? Für die, die das nicht mehr tun: Tamagotchis waren mal eine sehr kurzlebige Mode in den Neunzigern. Für die Jüngeren: Es handelte sich um eine Art digitales Haustier in Form eines taschenuhrgroßen Gerätes mit LCD-Anzeige. Man musste es per Knopfdruck füttern oder ihm Zuwendung geben, wenn es via Piepton zu mehr oder weniger zufälliger Zeit danach verlangte. Befolgte man brav die Kommandos des digitalen Tierchens, wuchs und gedeihte es, tat man das nicht, ging es irgendwann ein. Damals, vor zwanzig Jahren, der heißeste Scheiß auf den Gabentischen, heute muss man sich ducken, damit man beim Verlassen des 1-Euro-Ladens keins an den Kopf geworfen bekommt.
Samstag, 2. Januar 2016
Vorsätze und Rückblicke
Dagegen, zum neuen Jahr gute Vorsätze zu machen, ist ja prinzipiell nichts einzuwenden. Vorausgesetzt, es handelt sich nicht um diesen öden, puritanischen Selbstoptimierungs-Spießerkram. Es will mir nicht in den Kopf, wieso massenhaft Leute sich zu Neujahr etwas vornehmen, wovon sie eigentlich genau wissen, dass es ihr Leben definitiv unangenehmer machen wird, sie es daher höchstens vier Wochen lang durchhalten werden, sich somit nur unnötig unter Stress setzen und hinterher mit Sicherheit ein schlechtes Gewissen haben werden. Was soll das? Als regelmäßiger Schwimmer kann ich übrigens sagen, dass das keineswegs übertrieben ist. Jedes Jahr im Januar sind die Bäder brüllvoll, weil alle Welt gute Vorsätze macht. Ab Februar geht dann nach und nach alles wieder seinen gewohnten Gang.