Dienstag, 31. Oktober 2023

Erschlagen

 
Der neue 'Asterix'-Band 'Die weiße Iris' ist mehr als gelungen. Endlich!

Seitdem ich die 'Asterix'-Renaissance hier begleite, bin ich der Meinung, die Geschichte ist nicht das Problem, das Gerede, 'Asterix' sei "ein auserzählter Witz" (Arno Frank) habe ich immer für Blabla gehalten. 'Asterix' hat auch zu Réne Goscinnys Lebzeiten diverse gesellschaftliche Umbrüche verkraftet, eine wilde Zeit wie diese sollte eigentlich genügend Themen liefern. Das Problem trug für mich immer den Namen des Texters Jean-Yves Ferri. Der konnte mit dem ganzen Stoff sichtlich nichts anfangen, verhob sich ein ums andere Mal und machte hanebüchene handwerkliche Schnitzer. Hatte kein Gespür für Timing und Komposition, ihm unterliefen immer wieder derbe Logikfehler (ein aufmerksames Lektorat sollte so was eigentlich im Blick haben und korrigieren).

Sonntag, 29. Oktober 2023

Löchriges

 
Für das weitere Verständnis des folgenden ist es nötig zu wissen, dass ich beim Verrichten gewisser fäkaler Geschäfte gern für mich bin. Der Idee, dass gemeinsames Scheißen, am besten im Freien über einem offenen Erdloch und möglichst viele auf einmal, irgendwie gut für den Zusammenhalt und die seelische Entwicklung sei, habe ich nie viel abgewinnen können. Wenn möglich, suche ich mir Fazilitäten auf, in denen ich meine Ruhe habe. Von fremden Plätscher-, Plumps- und Furzgeräuschen fühle ich mich belästigt, vom Geruch ganz zu schweigen.

Samstag, 28. Oktober 2023

Vermischtes und Zeugs (LXV)


Ärztefortbildungen haben ja so einen gewissen Ruf weg. Auf Kosten eines Pharmaunternehmens ein Wochenende all inclusive im Wellnesshotel, zwischen zwei Golfründchen ein Stündchen Fachvortrag für die Fortbildungspunkte. Nein, nicht beleidigt sein, liebe Weißkittel, ich weiß, dass das Stereotype sind, die mit eurem harten Alltag nix zu tun haben. Andererseits: Lehrer hören sich auch seit Jahrzehnten an, im Prinzip bloß staatlich alimentierte Faultiere zu sein, die zwölf Wochen Urlaub im Jahr haben und wenn gerade keine Ferien sind, vormittags recht und nachmittags frei. Ist auch Quatsch.

Mittwoch, 25. Oktober 2023

Vanity Fair


Um mich mal selbst zu zitieren. Im März schrub ich über Sahra Wagenknecht:

"Vielleicht ist es hilfreich, sich klar zu machen, dass Sahra Wagenknecht keine Politikerin ist. Also in dem Sinne, dass sie tatsächlich konkret Politik machen will. Sie ist seit Jahren auf eigene Rechnung unterwegs. Als ewige Rebellin bespielt sie Talkshows, schreibt Bücher, hält Vorträge und kuschelt auch mit Rechten. Das Schlimmste, was ihr passieren könnte, wäre wirklich politische Verantwortung übernehmen zu müssen, etwa als Ministerin. Da wäre, wie einst bei Gatte Oskar, der Lack ganz schnell ab und der Job bald futsch. Und damit das auch bloß nicht passiert, hat sie sich ein cleveres Instrumentarium zurecht gelegt. Wann immer die Linke in den letzten Jahren auch nur in die Nähe von Sondierungen für eine Koalition geriet, verlautete aus ihrer Ecke sinngemäß so was:

Sonntag, 22. Oktober 2023

Jenseits der Blogroll - 10/2023

 
Es sind Zeiten, die einen an der Welt verzweifeln lassen. Da tötet eine Organisation, die sich explizit die völlige Auslöschung der Juden aufs Tapet geschrieben hat ("From the river to the sea"), über 1000 israelische Juden, und alles, was welchen, die ihren Zynismus vermutlich mit Abgeklärtheit verwechseln, dazu einfällt, ist: "Ja, aber die Israelis..." Es gab im 20. Jahrhundert schon einmal jemanden, der mehrfach ganz offen die Vernichtung der Juden in Europa als sein politisches Ziel verkündete. Damals soll in einigen Kreisen sehr gelacht worden sein. "Haha, wie soll das denn gehen? Der Komiker mit seinem lustigen Bärtchen wieder! Der macht bestimmt nur Spaß, der kleine Schreihals." Tja, dumm gelaufen, hat doch keinen Spaß gemacht, der Typ mit der Rotzbremse.

Samstag, 21. Oktober 2023

Wieder ganz Ohr


Die von 1993 bis 2004 produzierte, in Deutschland von 1995 bis 2004 ausgestrahlte Serie 'Frasier' bescherte mir einst viele frohe Stunden und belehrte mich Ignoranten darüber, dass Sitcoms mitnichten seichter Quark sein müssen, sondern höchst geistreiches, clever gemachtes Kunsthandwerk sein können. Ich kaufte DVDs, ich besitze sie heute noch.

Donnerstag, 19. Oktober 2023

Vermischtes und Zeugs (LXIV)


Die AfD gibt gerade eine allererste Kostprobe ihrer Regierungskunst: Hannes Loth, Bürgermeister von Sonneberg und erster AfD-Bürgermeister überhaupt, hatte im Wahlkampf kostenlose Kitas versprochen. Jetzt wurde ruchbar, dass die Kita-Gebühren in Sonneberg um 60 Prozent steigen werden. Auch weitere groß angekündigte Investitionen wie Sanierung von Feuerwehrhäusern und großzügige finanzielle Unterstützung von Vereinen fallen aus. Loths Begründung: "Rein finanziell sind wir pleite".

Sonntag, 15. Oktober 2023

Vorlesungen, Chuzpe, Lippenbekenntnisse

 
Dass ich die einst durchaus respektablen Nachdenkseiten schön länger nur mehr am Rande verfolge, sollte bekannt sein. Ich habe den Feed nach wie vor im Reader, aber meistens vergeht mir schon bei den reißerischen Überschriften die Lust aufs Weiterlesen. Jetzt aber stieß ich auf das Lesestück eines gewissen Jürgen Hübschen, das sogar für NDS-Maßstäbe ein Tiefpunkt ist. (Wer Hübschen so ist und was er so macht, erfahren wir übrigens nicht. Wer weiß, vielleicht ist er ja ein "ausgewiesener Nahost-Experte" oder hat sich "lange intensiv mit der Thematik befasst".) Schauen wir uns ein paar Schlüsselstellen seines Aufsatzes mit dem Titel 'Der neue Krieg in Nahost: Eine vorhersehbare Katastrophe' einmal genauer an:

Donnerstag, 12. Oktober 2023

Zehn Gedanken zu Israel


"Leute, denen der Nahe Osten normalerweise am Arsch vorbeigeht, die aber jedes Mal in helle Aufregung verfallen, wenn Israel involviert ist, und sei es am Rande, haben offenbar ein Problem mit Juden." (Hannes Stein)

Ja klar, man muss immer beide Seiten sehen und jeder Konflikt hat eine Vorgeschichte. Im Krieg gibt es nur Verlierer und alle sind immer ein bisschen mitschuld. Weiß ich. Dergleichen offensichtliches wie blatant dummes Geschwätz ist ja inzwischen quasi überall und wäre ein wenig leichter zu ertragen, käme es sich nicht so irre schlau, edgy und abgeklärt vor. Konnte man schon damals friedensbewegte Teppichtaschenmädels mit beeindrucken. Die Frage ist doch, wie man die beiden Seiten jeweils gewichtet. Und da ist aus meiner Sicht im Falle der Hamas-Angriffe auf Israel der Fall ziemlich klar:

Montag, 9. Oktober 2023

Vermischtes und Zeugs (LXIII)


Liebes Tagebuch! Ich hätte nie gedacht, dass das mal passieren würde, aber doch ist es geschehen: Ich kann eine Forderung Christian Lindners voll und ganz unterstützen. Ich bin übrigens sehr gespannt, wann die ersten Pannemänner um die Ecke kommen und den Israelis hochmoralische Vorträge halten, so von wegen Gewalt sei keine Lösung, im Krieg gebe es nur Verlierer und man müsse ja auch irgendwie die Vorgeschichte des Konflikts bedenken (will heißen: der Westen ist schuld!) und dass die Hamas ja quasi gar keine Wahl hatte.

Samstag, 7. Oktober 2023

Ronny des Monats - Oktober 2023


Finden Sie das auch so furchtbar? Dass irgendwelche Schmarotzer hier massenhaft angeschissen kommen und sich auf unsere Kosten die Zähne machen lassen? Ist aber kein neues Phänomen. In Ausgabe 4/1990 des SPIEGEL ist folgendes zu lesen:

"Ein besonders teurer Fall, gewiß, aber medizinische Hilfeleistung für DDR-Bürger ist längst keine Ausnahme mehr. Die AOK Berlin mußte in den vergangenen Wochen so häufig in Vorlage treten, daß ihr langsam die flüssigen Mittel ausgehen. [...] Aus Eigenmitteln können die Berliner Operationen und Brillen, neue Zähne und Grippemittel für die Besucher aus dem Osten nicht mehr bezahlen."

Donnerstag, 5. Oktober 2023

Gruselige Mischung


"Wir sind das Volk, und wir wollen, daß kein Gesetz sei; ergo ist dieser Wille das Gesetz, ergo im Namen des Gesetzes gibt's kein Gesetz mehr, ergo totgeschlagen!" (Georg Büchner, Dantons Tod)

Irgendwann muss das doch mal jemandem auffallen. Noch jeder Schweinediktator hat sich auf den 'Willen des Volkes' berufen. Oder darauf, nach selbigem zu handeln. Der Tweet zur deutschen Migrationspolitik zum Beispiel, den Elon Musk auf seiner persönlichen Spielwiese teilte, steht ihm als politische Meinungsäußerung selbstredend frei, offenbart aber sehr schön die Unreife, das Demokratiedefizit bzw. das mangelnde Verständnis für Politik, das Möchtegerndiktatoren wie er und andere Demokratieverächter unter der Fontanelle spazieren tragen und Gassi führen.

Dienstag, 3. Oktober 2023

Wahre Worte (70)


Heute: Robert Misik über die Krise des Westens

"Eine ewige Kompliziertheit ist es mit dem Westen: Er steht für die Idee der Freiheit, zugleich aber auch für Selbstverleugnung, Überheblichkeit und Verlogenheit. [...] Auf beiden Seiten des Eisernen Vorhanges gab es eine Diskrepanz zwischen dem Behaupteten und der Realität. »Der Westen« hielt Demokratie, Menschenrechte und Freiheit hoch und war zugleich Drahtzieher faschistischer Staatsstreiche wie in Chile und beging Kriegsverbrechen wie in Vietnam. [...] Heute ist die Idee des Westens längst durch die antiwestlichen Bewegungen im Westen selbst herausgefordert, also durch die Orbans, Höckes, Kickls und Trumps. Die geopolitische Dominanz des Westens ist sowieso schon untergraben, die ökonomische hat ein Ablaufdatum, und die liberale Demokratie wird von Innen in Trümmer gelegt. [...]