Noch in den 1980er, den Latzhosen- und Teppichtaschenjahren, war es, zumindest als Europäer, sehr einfach, Pazifist zu sein. Vielleicht war es sogar die einzig logische Konsequenz aus den herrschenden Bedingungen. Der nächste Krieg, so die vorherrschende Meinung, würde der letzte sein, es würde keine Sieger und Verlierer geben, bloß eine vernichtete Menschheit auf einem kaum mehr bewohnbaren Planeten. Der drohende Overkill durch die immer aberwitzigeren Atomwaffenarsenale auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs schien das ganze Konzept 'Krieg' ad absurdum geführt zu haben.
Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
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Dienstag, 28. Februar 2023
Vermischtes und Zeugs (XLIV)
Noch in den 1980er, den Latzhosen- und Teppichtaschenjahren, war es, zumindest als Europäer, sehr einfach, Pazifist zu sein. Vielleicht war es sogar die einzig logische Konsequenz aus den herrschenden Bedingungen. Der nächste Krieg, so die vorherrschende Meinung, würde der letzte sein, es würde keine Sieger und Verlierer geben, bloß eine vernichtete Menschheit auf einem kaum mehr bewohnbaren Planeten. Der drohende Overkill durch die immer aberwitzigeren Atomwaffenarsenale auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs schien das ganze Konzept 'Krieg' ad absurdum geführt zu haben.
Sonntag, 26. Februar 2023
Jenseits der Blogroll - 02/2023
Fast pünktlich zum traurigen Jubiläum des Ukraine-Krieges haben sich gestern zirka zehntausend wackere Friedensbewegte am Brandenburger Tor versammelt. Warum eigentlich nicht 350 Meter weiter an der russischen Botschaft? Egal. Frau Wagenknecht lud ja alle ein, die, so wörtlich, "reinen Herzens" seien. Erteilte also allen anwesenden Nazis und Rechten Absolution. Und unterstellte allen, die anderer Ansicht sind als sie, ein unreines Herz. (Die Spaltung! Die Spaltung!) Was letztlich bloß ein neuer Twist ihrer Strategie ist, alle, die, aus welchen Gründen auch immer, nicht auf ihrer "Verhandlungen, sofort!"-Linie liegen, infamerweise zu "Bellizisten" und "Kriegstreibern" zu stempeln. Man kann es mal wieder auch mit Herfried Münkler sagen: Wenn Politiker anfangen, pietistisch daherzureden, ist das ein sicheres Zeichen, dass etwas gewaltig faul ist.
Freitag, 24. Februar 2023
Petzi bei den Feministinnen
Wer sich freundlicherweise des öfteren mal hierherverirrt, weiß, dass ich einer der letzten bin, der etwas gegen eine gepflegte Feminismuskritik einzuwenden hat. So könnte man erwarten, dass auch ich einstimme in den Chor der Empörten über diese Meldestelle für Antifeminismus der Amadeu Antonio Stiftung, mit freundlicher Unterstützung des Bundesfamilienministeriums ("Petz-Portal"). Tue ich aber nicht. Mehr noch: Das komplett hysterische Geeimer ist nicht nur weitgehend substanzlos, sondern, wie so ziemlich alles hysterische Geeimer, auch ziemlich lächerlich.
Dienstag, 21. Februar 2023
Der Hundekackemann
Die heutigen, von Städten und Ländern betriebenen Theater, Orchester, Opernhäuser und Ballettkompagnien sind quasi Nachfolger der einst von absolutistischen Fürsten zwecks Repräsentation des Kunstsinns betriebenen Hofbetriebe. (Und weil wir hier in der Gegend einst so viele Fürsten hatten, haben wir immer noch so viele staatliche Kulturbetriebe, darunter öffentlich-rechtliche Rundfunkorchester.) Nur dass heute nicht mehr der Fürst sagt, wo es langgeht, sondern Satzungen, Verwaltungen und Gesetze.
Samstag, 18. Februar 2023
Kulturpessimismus im Sonderangebot
Es ist doch immer wieder herzig, wie man noch für jeden tatsächlichen und gefühlten Missstand die Jugend Von HeuteTM verantwortlich machen kann, mit der es jetzt aber endgültig so was von abwärts geht. 2022, so barmten Fahrlehrerverbände und TÜV-Verband, seien so viele Führerscheinkandidaten durch die praktische Prüfung geflogen wie noch nie. Zwei Prozent mehr als 2019, zehn Prozent mehr als 2013. Eine Erklärung hat man auch schnell parat: Die Jugend Von HeuteTM glotzt während des elterlichen Kutschiertwerdens nur mehr aufs Smartphone, anstatt sich, wie sich’s geziemt, für den hochkomplexen technischen Vorgang des Autofahrens zu interessieren. Aha.
Mittwoch, 15. Februar 2023
Manni, feste!
(kommentierte Ausgabe)
Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer haben die Tage ein Friedensmanifest verfasst, das binnen kurzem, wie es heißt, von nicht weniger als 69 Prominenten unterzeichnet wurde. Darunter illustre Namen wie Franz Alt nebst Gattin, Franziska Becker, Thilo Bode, Christoph Butterwege, Rainer Mausfeldt, Reinhard Mey nebst Gattin, Eugen Ruge, Hanna Schygulla, Günther Verheugen und andere. Offiziell vorgestellt werden soll das am 25. Februar bei einer Kundgebung am Brandenburger Tor in Anwesenheit von Unternehmensberater und Brigadegeneral a.D. Erich Vad, der schon des öfteren durch hanebüchene Fehleinschätzungen auffällig wurde.
Dienstag, 14. Februar 2023
Vermischtes und Zeugs (XLIII)
Was ich wieder einmal nicht verstehe: Lange vor der Wiederholungswahl in Berlin wurde ein Ergebnis prognostiziert, wie es am Sonntag eingetreten ist: Deutliche Gewinne für die CDU, FDP raus, Verluste für die Regierungskoalition, drohender Machtverlust der Regierungskoalition, und das obwohl der CDU-Kandidat angeblich über das Charisma eines verbogenen Schuhlöffels verfügt. Das hat man im wesentlichen so kommen sehen. Am Wahlabend dann: Drama, Baby, drama! Oh my goodness, dieses schockierende Ergebnis muss uns alle demütig machen! Oh ja, natürlich. Warum nicht mal so: Das war das erwartet schlechte Ergebnis. Meine Güte noch eins!
Sonntag, 12. Februar 2023
Ronny des Monats - Februar 2023
Der Februar, liebe Närrinnen und Narren, ist bekanntlich der Monat des Karnevals, aus dem ich mir nichts mache. Der Versuch, mich zu einer närrischen Veranstaltung zu schleifen, erfordert sehr schweres Gerät. Dennoch bin ich gezwungen, die grassierende Narretey zumindest mit einem Auge zu beobachten, weil sich da immer wieder welche für einen der begehrten Ronnys bewerben. Dieses Jahr wieder mit Erfolg. Und so sind auch wieder viele heiße Kandidaten auf der Longlist geblieben: Etwa der Reichsbürger in Neuruppin, der sich der Protestform des Nacktprotestes bediente. Was kommt da auf uns zu? Auch der Typ im niedersächsischen Sande, der dem Bürgermeister allen Ernstes mit einem Militärgericht drohte, hat heftig "Hier!" gerufen und sei erwähnt. Menge los mal wieder.
Mittwoch, 8. Februar 2023
Mind the gap!
Geschlecht ist eine Ursache für Lohnungleichheit. Das aber isoliert zu skandalisieren, wird das Problem nicht lösen.
Momentan wird wieder einmal viel über das Gender-Pay-Gap geredet. Immer noch skandalöse 18 Prozent weniger verdienten Frauen im Schnitt, heißt es. (Das bereinigte Gender-Pay-Gap, also jenes, aus dem Faktoren wie Teilzeitarbeit herausgerechnet sind, liegt seit vielen Jahren nur mehr im einstelligen Prozentbereich.) Erstaunlich ist, dass bei allen schlauen Analysen kaum je davon die Rede ist, dass nicht allein Geschlecht der große Graben ist, sondern auch, von welchem Wirtschaftssektor die Rede ist.
Montag, 6. Februar 2023
Schmähkritik des Tages (64)
Heute: Bernd Rheinberg über die Lebenslüge Russlands
"Russlands Selbstbewusstsein als Imperium, das auf dem Triumph über den Nationalsozialismus, dem Drachentöter-Nimbus gegen Hitler, dem Geschichtsbild der unbesiegbaren Nation gründet und gerade wieder bei den Stalingrad-Feierlichkeiten und auch jeden 9. Mai, dem »Tag des Sieges«, aufgerufen wird, ist eine Lebenslüge. Zwar hat die Sowjetunion unter immensen Opfern und Verlusten (rund 13 Mio. Soldatinnen und Soldaten) mit den anderen Alliierten tatsächlich das Dritte Reich niedergerungen. Aber der Roten Armee wäre das niemals gelungen ohne die Unterstützung der USA. Und diese Unterstützung war gewaltig. [...]
Samstag, 4. Februar 2023
KI-lling Jobs
Wer glaubt, diverse aktuelle Debatten seien etwas irre Neues, sollte sich vom Arzt auf Amnesie oder Demenz testen lassen. In den Achtzigern habe ich kurz bei einer Schülerzeitung mitgemacht. Deren Layout wurde noch komplett von Hand erledigt. Also Schreibmaschine, Tipp-Ex, Letraset, Schnippelbuch und die handgemachten, verschnörkelten, vornehmlich floralen Designbemühungen einer Mitredakteurin, die das wandelnde Klischee einer Ökotussi war: Wollsocken und Birkenstocks, Batiktuch mit Bommeln, Henna im Haar, John-Lennon-Nickelbrille auf der Nase und je nach Jahreszeit wollene oder leinene, auf jeden Fall irgendwie härene Oberbekleidung (unter der sich allerdings eine sehenswerte Oberweite verbarg #aufschrei!!! #sexismus!).