Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
Dienstag, 31. Mai 2016
Antirassismus im Sonderangebot
Es ist mittlerweile Routine, und sie geht ungefähr so: AfD-Grande lässt einen grenzwertigen Spruch fahren, worauf reflexhaft allgemeine Empörung von Medien und Netzöffentlichkeit einsetzt, plus der obligatorische Shitstorm. Es folgt das große dementier- und relativier-Limbo des übrigen Parteipersonals u.a. mithilfe z.T. hanebüchener bis peinlicher Erklärungen (Missverständnis! Unterstellung! Hatter nie gesagt! Mit der Maus ausgerutscht! Boateng ist voll super!). Das ist aber egal, weil es darum, und nur darum geht, Aufmerksamkeit oben zu halten und der mehr oder minder latent rassistischen Kernklientel zu signalisieren: Bei uns seid ihr richtig. Zwinker, zwinker, wir verstehen uns.
Sonntag, 29. Mai 2016
Pussies und Mullahs
Wir sind, wie Tom W. Wolf sehr richtig bemerkte, schon arge Pussies. Während französische Gewerkschafter der Welt gerade zeigen, wie man sich gegen ein als Reform getarntes Verarmungsprogramm wehrt, heulen bei uns nicht eben wenige schon herum, wenn mal ein paar Züge ausfallen. Ei, des gehd doch ned! Mer müsse doch schaffe. Weddbewebbsfähisch bleibe. Des gehörd doch verbohde, so was! Pussies sind die Deutschen, zumindest die deutschen Männer, ja angeblich auch, weil sie kollektiv zu Weicheiern geworden sind, die jetzt, da nordafrikanische Grapscher und Antänzer in Kohortenstärke ihr Unwesen treiben bei uns, nicht mehr in der Lage sind, ihre Frauen angemessen zu verteidigen. Also rumheulen, anstatt auch mal nen Satz heiße Ohren zu verteilen. Ey, machsu meine Ische an oder was? Isch mach disch Krankenhaus!
Donnerstag, 26. Mai 2016
Zwölf Thesen zur Wahl vom Sonntag (2)
(Fortsetzung von Teil 1)
7. Die bürgerliche Selbsttäuschung, so schlimm werde es schon nicht kommen, ist hochgradig gefährlich.
Man kann Georg Diez gar nicht genug zustimmen. Die bürgerliche Indifferenz, die Trägheit, die fehlende Entschlossenheit, die liberale Demokratie zu verteidigen, der vermessene Irrglaube, man könne eh nichts machen und so schlimm werde es schon nicht kommen, war im 20. Jahrhundert schon einmal fatal und droht es gerade wieder zu sein. Anders gesagt: Faschisten brauchen für ihren Aufstieg neben einer zerstrittenen, uneinigen Linken vor allem ein feiges, versagendes Bürgertum.
Dienstag, 24. Mai 2016
Zwölf Thesen zur Wahl vom Sonntag (1)
Natürlich gibt es gute Gründe, erleichtert zu sein (und ich bin es auch), dass der parteilose, aber von den Grünen unterstützte Alexander van der Bellen um Sackhaaresbreite noch österreichischer Bundespräsident geworden ist und nicht Norbert Hofer von der FPÖ. Allerdings ist die Angelegenheit zu knapp ausgegangen, als dass wirklich Grund zur Freude bestünde. Das ist eine Ansage, ein Ausrufezeichen, das allen übrigen Kräften in Europa als allerletzte Warnung dienen sollte. Wer weiß, wie die Sache ausgegangen wäre, wenn Ex-Kanzler Faymann nicht noch vor der Stichwahl zurückgetreten wäre.
Eine ganze Menge geht einem da durch den Kopf. Klar, die Sache ist ja auch ungeheuer vielschichtig. Einfache Erklärungen verbieten sich. Bruch- und Konfliktlinien, Unterschiede und Gemeinsamkeiten allerorten. Nicht weniger als zwölf mehr oder weniger zusammenhängende Thesen sind die letzten Tage so zusammengekommen bei mir. Vieles vielleicht vorläufig, ungeordnet und nicht ins Letzte ausgefeilt, teilweise vielleicht gar nicht mal sonderlich originell und überwiegend auf Österreich und Deutschland beschränkt. Work in progress eben. Man verstehe es also mehr als Selbstbedienungsladen, als gedanklichen Steinbruch. Viel zu lesen ist es allemal. Damit es keine Bleiwüste wird und nicht ganz so eitel rüberkommt, in zwei Teilen.
Freitag, 20. Mai 2016
Gewollt, nicht gekonnt (3)
Seit einiger Zeit lässt ein Saunaclub aus dem Rheinländischen aggressiv die Plakatwände dieser Gegend vollplakatieren ("Mama, was ist ein Saunaclub?" - "Da geht man hin, um zu schwitzen." - "Hä? Schwitzen ist doch voll doof. Warum geht man da extra hin?" - "Weil das gesund ist." - „Wieso?“ - "Frag Papa."). Klar, auch dem minimalst aufgeklärten Passanten erschließt sich sofort, dass bei einem Besuch dieses Etablissements die Benutzung eines finnischen Schwitzbades zwar eine Option, aber eher zweitrangig sein dürfte. Dafür sind die Goldlettern einen Tick zu fett und zu glöööklerhaft, die beiden im Portrait abgelichteten Models (Angestellte?) einen Tick zu nuttig zurechtgemacht. Das ganze Teil atmet neureiches Ludengeprotze. Wie eine getunte Corvette C4. Oder ein Benz-Coupé mit güldnen Speichenfelgen.
Mittwoch, 18. Mai 2016
Die Quotenmänner sollen's richten
Es ist gut dokumentiert und schwer zu bestreiten, dass es in Spitzen- und Führungspositionen einen deutlichen Männerüberhang gibt. Daraus aber nun zu schließen, Männer verdienten immer und überall mehr Geld als Frauen und seien auch sonst privilegiert wie nur was, ist hanebüchener Kokolores, der auch durch jahrzehntelanges, stoisches Wiederholen nicht richtiger wird. Gereon Asmuth fällt anscheinend immer noch darauf herein, wenn er behauptet, das treffe besonders auf Berufe zu, die :
Montag, 16. Mai 2016
Vermischtes. Mit Bilders.
Veranstaltungshinweis
Letzten Samstag gastierte die niederrheinische Pink-Floyd-Tribute-Band 'Meddle' im örtlichen, dicht gepackten (und gut geheizten) soziokulturellen Zentrum. Schon im letzten Jahr hatten sie mich mit ihrem Auftritt entzückt, bei dem unter anderem 'Dark Side Of The Moon' komplett gegeben wurde. Dieses Jahr wieder waren sie wie versprochen wieder da und spielten neben anderem 'Wish You Were Here' vollständig. Die Musiker beherrschen ihr Handwerk derart gut, dass man, die Augen geschlossen, zwischendurch fragen möchte: "Sind Sie das, Mr. Gilmour?" Nach knapp drei Stunden wundervoller Musik für gerade man einen Zehner verlässt man schweißnass und beseelt den Ort des Geschehens und guckt ringsumher in ausnahmslos glückliche Gesichter. Herzwärmend. So muss das.
Freitag, 13. Mai 2016
Car Crash TV mit Frau S.
Mist, jetzt hatte ich gedacht, die Ronnys des aktuellen Monats so weit abgefrühstückt zu haben und sogar geglaubt, es kehrte ein wenig Ruhe ein, da grätschen mir die Kollegen von GWUP schnöde dazwischen und machen mich auf Stephanie Schulz aufmerksam. Eigentlich könnte ich mich entspannt zurücklehnen im Bewusstsein, die sichere Trägerin des nächsten ersten Preises schon mal im Sack zu haben, aber ich kann nicht. Ich will diesen Fund der Welt nicht so lange vorenthalten, denn die ist einfach zu gut. Man geht wohl nicht zu weit, die sauerkrautblonde Lady den Mensch gewordenen feuchten Traum eines jeden Reichsbürgers und national Gesinnten zu nennen. Für alle übrigen dürfte sie eine schwer zu beschreibende Mischung aus gebleichter Prinzessin Leia, BDM-Führerin mit Tourettesyndrom und Blondinenwitz sein.
Mittwoch, 11. Mai 2016
Ronny des Monats - Mai 2016
Geübte Leser wissen es. Die zweite Woche eines jeden Monats ist Ronny-Zeit. Wobei ich dieses mal sagen muss, doch ein wenig enttäuscht gewesen zu sein. So richtig üble Kracher waren gar nicht dabei. Klar, es wird mal ein Demonstrant am Rande einer Demo aufgemischt und ich will das gewiss nicht verharmlosen, aber ich habe den Eindruck, da ging schon mal mehr. Was ist los? Lasst ihr nach oder verheimlicht die Pinocchiopresse uns am Ende was? Ja, es gab sogar echte Lichtblicke zu verzeichenen, wie die Verurteilung von Pegida-Mastermind Lutz Bachmann wegen Volksverhetzung. Der sächsischen Justiz wäre auch anderes durchaus zuzutrauen gewesen ("Wio lössen üns vom lings fo-siwwden Wesden nich vorschreiben, wie...").
Trotz allem hat es auch diesen Monat natürlich wieder für fünf Preisträger und einen Sonderpreis gereicht (wie gehabt, verweisen mit * versehene Links in die Untiefen von Facebook):
Sonntag, 8. Mai 2016
Großes Margot-H.-Nachruf-Bullshit-Bingo
"unbelehrbar"
"bis zuletzt"
"Unrechtsstaat"
"Unrechtsregime"
"eisern"
"mit eiserner Hand"
"Ideologin"
"Hardlinerin"
"starrsinnig"
"starrköpfig"
"verblendet"
"verbohrt"
"Realitätsverlust"
"realitätsfern"
"betonköpfig"
"bis zum Schluss"
Hab ich was vergessen?
Freitag, 6. Mai 2016
Schöner Scheitern
Ein gewisser Johannes Haushofer hat letztens ein wenig für Furore gesorgt, indem er einen Lebenslauf von sich veröffentlicht hat. In dem hob er nicht, wie üblich, seine Schokoladenseiten hervor, sondern listete all das auf, was so schief gegangen ist in seinem Leben. Sein Resümee: "Das meiste von dem, was ich angehe, scheitert." Sein Job: Professor in Princeton. Sein Ziel: Leuten Mut machen. Seht her, auch ich koche nur mit Wasser. Mir geht es letztlich auch nicht anders als euch. Keine uncharmante Idee auf den ersten Blick. Auf den zweiten ist das eine ziemliche Frechheit.
Dienstag, 3. Mai 2016
Fast wie beim Schweden
Wenn ich Zeit habe und mich die Sehnsucht nach handfestem Essen und Hausmannskost überkommt, dann schaue ich gern mal bei Krümmel in Bochum vorbei. Kennt fast jeder in der Gegend. Ein Metzgerei-Werksverkauf, der direkt an der A 40, im alten Schlachthof untergebracht ist. Kommt man nicht mitten in der Nacht (geöffnet ist ab fünf in der Früh), dann sollte man Geduld mitbringen, erst recht an einem Tag wie heute. Donnerstag ist Feiertag, da wollen viele nach dem Sauwetter der letzten Wochen endlich die Grillsaison einläuten. Sich mit Grillgut für mehrere hundert Gäste zu bevorraten, ist kein Problem hier. Genau das scheinen nicht wenige vorzuhaben. Mir schwant schon Böses, als ich kaum auf den Parkplatz komme. Nichts geht mehr. Parken ist nur, wenn einer rausfährt. Das dauert. Schon Herbert Knebel wusste, dass die allerschlimmste unter den Schlangen die Wurstthekenschlange ist.
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