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Dienstag, 5. August 2025

Sommerloch: Preußen in Weltall


"Weißt du noch", so frug ich mich die Tage selbst, "als du mit Begeisterung 'Mark Brandis'-Bücher gelesen hast?" Na, wer kennt noch Mark Brandis? 31 Bände mit den Abenteuern des Raumkadetten und späteren Piloten sind zwischen 1971 und 1987 erschienen. Die Originalausgaben aus dem Herder-Verlag waren sauteuer und in der Kinder- und Jugendbücherei waren sie andauernd ausgeliehen. Die einzige Chance für einen Schuljungen mit schmalem Taschengeld war Mutterns Mitgliedschaft im Bertelsmann-Buchclub. Da wurden immerhin zehn der Romane in fünf Doppelbänden für einen halbwegs bezahlbaren Preis verlegt. Ich trug Zeitungen aus. Irgendwann war meine kleine Sammlung komplett.

Donnerstag, 31. Juli 2025

Sommerloch: Orwell revisited


1946 erschien im 'Evening Standard' George Orwells berühmter Text über das Moon Under Water. Eine Phantasiereise durch einen idealen Pub, der aber nicht existiert. Das hat mich schon vor längerer Zeit auf die Idee gebracht, das auf die hiesige Institution der Kneipe zu übertragen. Weil Orwell ein grandioser Erzähler war, habe ich gar nicht erst versucht, seinen Stil zu kopieren. Mir ist sehr wohl bewusst, dass die Verhältnisse auf den Britischen Inseln nicht unbedingt vergleichbar sind. Britische Pubs sind, wiewohl im Einzelnen verschieden, im Prinzip ziemlich homogen. Dagegen herrschen hierzulande zum Teil erhebliche regionale Unterschiede. Eine hessische Weinschänke, ein bayerisches Wirtshaus, ein rheinländisches Brauhaus, auch eine Ruhrpott-Trinkhalle -- all das sind keine Kneipen im engeren Sinne. Das bedeutet nicht, dass es dort nicht auch schön sein kann und dass es keine Schnittmengen gäbe, im Gegenteil, nur ist es eben etwas anderes.

Donnerstag, 24. Juli 2025

Sommerloch: Separatoren-Sauerei


Mein längst verstorbener bayerischer Urgroßonkel verdiente seine Semmeln einst als Viehhändler. Einmal nahm er meinen Vater, der gerade zu Besuch war, mit in die Schlachthofkantine. Da gab es für kleines Geld ein Stammessen. Lüngerl mit Knödeln, Bruckfleisch, Herzragout oder saure Nierndl. Mitunter auch Stierbeutel. Oder man bediente sich für ein paar Groschen aus dem riesigen Schlachtkessel, der in der Ecke vor sich hin simmerte. Darin schwammen neben Innereien wie Lebern auch Rüssel, Pfötchen, Schwänzchen und Ohren. Vatern wandte sich mit Grausen, die versammelten Fleischer- und Viecherer-Gesellen lachten sich eins über den Saupreiß', den damischen, und hatten eine klare Meinung: Da hat einer absolut keine Ahnung, was für Leckerbissen so a Schweinderl, a Kaibi, a Kuah oder a Ochs’ so alles bereithält.

Dienstag, 15. Juli 2025

Sommerloch: Kinderspiel

 
Heuer wird das Brettspiel 'Monopoly' 90 Jahre alt. Inzwischen existieren gefühlte 250.000 Varianten davon. 2019 brachte Hersteller Hasbro eine gegenderte Version namens 'Miss Monopoly' heraus. Dabei  erhalten Spielerinnen qua Geschlecht automatisch ein paar Euros mehr, wenn sie über 'Los' gehen. Damit, wie der Hersteller sich erhofft, "die Gender-Pay-Gap-Debatte [...] in die Konversationen beim Spieleabend einfließt."  Meine Reaktion damals: Das meinen die jetzt nicht ernst, oder? Das ist doch ein Spaß! Da hat doch die komplette Marketingabteilung von Hasbro einen durchgezogen, ein paar Linien Nasenata geschnorchelt und einen Wettbewerb veranstaltet, wem wohl die dämlichste Monopoly-Variation einfällt, mit der sich trotzdem noch Geld verdienen lässt. Kann gar nicht anders sein.

Sonntag, 6. Juli 2025

Schmuseecke


Es gibt die nicht uncharmante Hypothese, dass es im Mainstream-Kino mittlerweile deswegen so züchtig, ja prüde zugeht, weil die filmische Darstellung sexueller Akte weitgehend an die Pornoindustrie ausgelagert worden sei, deren Hervorbringungen dank Netz inzwischen quasi frei für alle verfügbar seien. Analog könnte man sagen, in dieser Gesellschaft sei noch nie so wenig gestritten worden, seitdem handfeste Konflikte überwiegend in 'sozialen' Netzwerken stattfinden. Und so wie Pornografie nur am Rande mit Erotik zu tun hat, wird auch bei X (ex Twitter) et al. nicht wirklich gestritten im Sinne von: möge das bessere Argument gewinnen, sondern vor allem gehetzt, gepöbelt und beleidigt.

Montag, 30. Juni 2025

Sommerloch: Die Deppendekade


Die älteren werden sich erinnern: Vor einiger Zeit habe ich hier davor gewarnt, die Achtzigerjahre unnötig zu glorifizieren. Man sollte eh vorsichtig sein mit Nostalgie. Die ist eine mindestens genau so schlechte Ratgeberin wie Wut oder Angst. Von einem Spielentwickler las ich die Tage das folgende, nicht unkluge Diktum: "Der Satz, dass Videospiele früher besser waren, bedeutet eigentlich: Mein Leben war früher einfacher." Jetzt sind die Neunziger dran. Seit knapp 20 Jahren sind sie vorbei, daher werden sie jetzt wieder ausgebuddelt. Revival! Retro! Vintage! Heititei! Nun ja, wer glaubt, in der Kreativbranche sich schimpfenden Branche ginge es tatsächlich kreativ zu, glaubt auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten.

Montag, 9. Juni 2025

Der Terror-Topf


"Schlecht kochen ist keine Kunst, das kann jeder. Aber auch noch stolz darauf sein, das bringen nur deutsche und englische Hausfrauen fertig." (Siebeck)  

Die Achtziger seien schon geil gewesen, lautet das Motto von 'Glotzbuster' Stefan Ahlers. Dazu habe ich bekanntlich eine differenzierte Meinung. In einem Punkt bin ich allerdings recht undifferenziert: Das Essen war größtenteils schon arg scheiße (jedenfalls hier im Westen, über das spätere Beitrittsgebiet bin ich uninfomiert). Sofern man nicht jemanden des Kochens Mächtige:n in der Familie hatte oder in der gerade sich entwickelnden Sternegastronomie verkehrte. Glücklich, wer einen guten Italiener am Ort hatte. In den Siebzigern war es teilweise wohl noch schlimmer, aber daran erinnere ich mich nur mehr sehr dunkel. 

Samstag, 31. Mai 2025

Verschenkt


Die deutsche Comedyserie 'Doppelhaushälfte' kommt über gute Ansätze nicht hinaus. Leider.

Aus dem Umfeld kam vor einiger Zeit der dringende Rat an mich, ich solle mir unbedingt die Serie 'Doppelhaushälfte' ansehen, von der gerade die vierte Staffel ausgestrahlt wird. Allerfeinste Comedy sei das, gern auch brachial und überhaupt superwitzig. Also sah ich mir bei Gelegenheit ein paar Folgen per Mediathek an. So weit, so schön. Leider fand ich das kaum mal lustig. Funktionierte bei mir nicht recht irgendwie. Mehr als ein gelegentliches Grinsen vermochte mir das nicht zu entlocken. War ich voreingenommen? Nicht dass ich wüsste. Ich wollte das eigentlich gut finden. Oder sind es Humorlosigkeit und Verspanntheit des Alten Weißen MannesTM, die langsam Besitz ergreifen von mir?

Sonntag, 11. Mai 2025

Klops im Kopf


McDonald’s ist mir seit langem weitestgehend egal. Das Angebot reizt mich schlicht nicht. Eine Zeitlang meinten einst die Zechbrüder nach getanem Gelage immer, auf dem Rückweg von der Kneipe unbedingt noch einen 'Royal TS' zu sich nehmen zu müssen. Beim ersten Mal orderte ich auch einen und konnte die Begeisterung für das Teil nicht nachvollziehen. Fortan nahm ich immer einen Kaffee. Mein letzter Besuch, bei dem ich was gegessen habe, liegt nun schon über 10 Jahre zurück und mein Fazit war, dass es ungefähr so geschmeckt hat wie es in der Bude gerochen hat. Alles irgendwie salzigfettigsüßlich halt. Wer’s mag.

Donnerstag, 17. April 2025

Palim, palim! - 2025 Edition


"[Der] Begriff [Satire] ist längst zum Notausgang für alle jene Dieter Nuhrs und Jan Böhmermanns geworden, die erst anecken und aufregen wollen und dann »Satire« schreien, wenn mit der großen Aufregung große Ablehnung einhergeht." (Joachim Huber)

Während der Zeit, zu der ich diesen Planeten inzwischen besiedle, sind mehrere Wörter aus dem Sprachgebrauch recht unspektakulär verschwunden. Einmal, weil Sprache einen permanenten Wandel unterliegt und das ein völlig normaler Prozess ist. Heutige Jugendliche etwa haben ihre Jugendwörter (schreckliches Wort!) so wie wir damals unsere hatten und auch damals schüttelten Mitglieder voriger Generationen teils heftig die Köpfe über den allgemeinen Verfall von Sprache, Sitten und Kultur, der sich da vor ihnen auftat, wie das auch heute welche tun. Viel ändert sich da im Kern nicht.

Mittwoch, 2. April 2025

Haut aus Teflon


Gut möglich, dass es Gründe gibt, wieso der deutsch-dänische Mehrteiler 'Die Affäre Cum-Ex' ausgerechnet jetzt, ziemlich genau zum Ende von Olaf Scholzens Kanzlerschaft ausgestrahlt wird. Dazu noch im Nachtprogramm. Früher, vor den Zeiten der Mediatheken, konnte man das bedauerlich finden, heute entfällt das. Zum Glück. Um es vorweg zu nehmen: 'Die Affäre Cum-Ex' ist sehr gut gemachtes Fernsehen. Erhellend und aufklärend, ohne je dröge oder gar dokumentarisch zu werden, kurzweilig, ohne platt zu sein, dazu glänzend gespielt. Wer begreifen will, welches Ausmaß der Betrug an europäischen Steuerzahler:innen hatte und wie er vonstatten ging, sollte sich das ansehen.

Samstag, 22. März 2025

Immersion, ägyptisch


Im ehemaligen Stahlwerk Phoenix-West in Dortmund ist auch heuer wieder Immersion angesagt. Es geht ins Alte Ägypten. Klar, man kann da geteilter Meinung sein, ob und inwieweit es es adäquat ist bzw. der Volksbildung dient, Kunst und Weltkulturerbe dergestalt multimedial zu inszenieren. Von wegen Konserve und so. Nur macht echter Kram es nicht automatisch besser. Kann mich erinnern, dass 1980 mal ein paar Schätze aus dem Grab des Tutanchamun in Köln ausgestellt wurden. Abertausende quetschten sich da durch, um einen flüchtigen Blick auf das Buntmetall zu erhaschen. Da kann man natürlich fragen, ob und inwieweit die derartige Konfrontation mit 'Echtem' Reflexion und Bildung zuträglich war. Und wer hat schon immer die Gelegenheit, sich die Originale anzusehen?

Samstag, 8. März 2025

Global gebürstet


Bekanntlicht wurde der Journalist und Autor Thilo Mischke als Moderator der Sendung 'titel Thesen Temperamente' verhindert, weil er 2010 ein böses Sexbuch geschrieben hat namens 'In 80 Frauen um die Welt'. Ob das ein dummes Buch ist oder nicht, gar ein saudummes, lässt sich leider nicht mehr herausfinden, weil es nicht mehr aufgelegt wird. Antiquarisch werden angeblich Mondpreise aufgerufen. Mischke beharrt darauf es handele sich um Fiktion (ohne c). Es seien viele Erfahrungen eingeflossen, darunter auch eigene. Dann soll er noch dummes Zeug über Männer, Frauen und Vergewaltigungen gelabert haben. Was in der Art, was Angesoffene irgendwann um drei Uhr nachts labern. Dummerweise war es ein Podcast.

Samstag, 15. Februar 2025

Feuilleton, lokal


Es wäre noch höflich untertrieben, wenn man sagte, die Nachbarstadt verfüge über ein eher übersichtliches Kulturangebot. Daher hat sich dort irgendwann ein Kulturkreis gegründet, der in Eigenregie ein beeindruckendes Programm auf die Beine stellt. Konzerte, Vorträge, Ausflüge, Vernissagen. Alles privat und ohne öffentliche Hand, durch Spenden und (moderate) Mitgliedsbeiträge gestemmt. Dergleichen zivilgesellschaftliches Engagement rührt mich regelmäßig an.

Mittwoch, 5. Februar 2025

Die guten Dinge...


Herrreinspaziert und herzlich Willkommen bei Manufactum! Hier in der Nähe, in den Hallen der ehemaligen Zeche Waltrop, ist die Zentrale. Ikea für Oberstudienräte, Bioladen des Krimskrams. Da mein Brotmesser nur mehr Schrottwert hatte, erwarb ich ein vorzügliches, nicht zu teures Ersatzteil von Opinel, das auch durch den schwersten Vollwertklotz aus dem Bioladen hindurchgeht wie ein Laserschneider, ein Töpfchen hervorragende Wiener Rasierseife, büschen Kleinkram sowie 2-3 konservierte Fressalien und eine Kleinigkeit zum Verschenken. Natürlich kann man das alles auch online bestellen. Aber hier hat man’s eben alles live und in Farbe. Kann begutachten, in die Hand nehmen, probieren, riechen.

Freitag, 17. Januar 2025

Was mal ging


In den Achtzigern (die Älteren werden sich erinnern) bekam der Autohersteller Mitsubishi 1-2 Probleme, weil er sein Geländewagenmodell 'Pajero' genannt hatte. Das sollte rein phonetisch wohl irgendwie Assoziationen wecken an Draufgänger- und Abenteurertum, ist aber bloß ein spanischer Slangausdruck für Onanist. Und was soll man sagen? Jetzt bewarben sie in Panisch-Gartenkirchen anlässlich des alpinen Ski-Weltcups ihren Hausberg namens Wank mit dem Slogan "I LOVE WANK!", was wiederum ein englischer Slangausdruck für (cismännliche) Autoerotik ist. Sage noch einer, die Menschheit sei nicht lernfähig.

Sonntag, 12. Januar 2025

Zwischen den Jahren Konsumiertes - 2024/25


Gelesen: Pierre Martin: Madame le Commissaire und der verschwundene Engländer

Mit dem im Périgord ermittelnden Dorfgendarm Bruno ist es mir gegangen wie mit so vielen literarischen Serientätern. Eine Zeitlang schätze ich die Wiederkehr des Vertrauten durchaus. Als würde man sich regelmäßig mit alten Freunden treffen. Aber irgendwann nutzt sich halt alles mal ab und Vertrautes gerinnt zur Marotte. Bei Chef de Police Bruno wurde ich es zunehmend überdrüssig, dass ihm immer alles gelingt, er fast alles kann und er sich das, was er noch nicht kann, binnen kürzestem mühelos draufschafft. Der letzte auf Deutsch erschienene Band liegt noch immer ungelesen herum. Bei Gelegenheit mal. Da traf es sich, dass der werte Kollege mich mit 'Madame le Commissaire' auf eine weitere in Frankreich angesiedelte Krimiserie aufmerksam machte.

Sonntag, 22. Dezember 2024

Top Model. Bahn


Immer wenn es hieß, ein Modellbahnhersteller stünde vor der Pleite, gab mir das einen klitzekleinen Stich ins Herz. Wieder ein Stück Kindheit und ein Stück ihres Zaubers weg. Zuletzt war das 2015 bei der Firma Fleischmann der Fall, aber der Laden hat es wohl geschafft, wieder auf die Beine zu kommen. Natürlich sind Modellbahnhersteller schnöde Unternehmen wie alle anderen auch, die Gewinne machen müssen und wollen und eben irgendwann weg vom Fenster sind, wenn das nicht mehr der Fall ist. Irgendwie hat sich bei mir aber ein Rest des Kinderglaubens gehalten, dass Firmen, die die Menschheit mit so etwas Schönem bereichern, vielleicht doch etwas Besonderes sind. Ist natürlich Quatsch, aber völlig objektiv bin da bis heute nicht.

Donnerstag, 28. November 2024

Klima, Kippen, COVID


Kam mir die Tage so in den Sinn: Ist eigentlich mal aufgefallen, dass die Klima'debatte' starke Parallelen aufweist zur Debatte um die Schädlichkeit des Rauchens? Ist sicher schon jemandem aufgefallen. Aber ich höre und lese halt so selten davon.

Etwa seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist es wissenschaftlicher Konsens, dass ein klarer Kausalzusammenhang besteht zwischen Tabakrauch und dem Risiko für verschiedene Krebsarten, vor allem Lungenkrebs, dazu Herz- und Kreislauferkrankungen sowie diverse andere Gebresten. Etwas später stellte sich heraus, dass auch Passivrauchen nicht minder risikoreich ist. Das Argument "Wer keinen Krebs will, soll halt nicht rauchen, höhö! Hust!" entfiel also. Ab einem gewissen Punkt konnte kein Wissenschaftler, der ernst genommen werden wollte, das noch leugnen.

Montag, 18. November 2024

Delicatessen


Bei so genannten Delikatessen geht es oft gar nicht so sehr um Geschmack o.ä., sondern um Verfügbarkeit. Von Bismarck ist das Bonmot überliefert, wären eingelegte Heringe selten wie Kaviar, dann wären sie eine ebenso teure und gesuchte Spezialität. Austern waren vor der Erfindung moderner Kühltechnik gleichzeitig Luxusgut und Arme-Leute-Essen: An der Küste, wo die Mollusken massenhaft frisch verfügbar waren, war ihr Verzehr alltäglich. Im Binnenland waren sie ein rares Luxusessen, weil die empfindliche Ware während des Transports aufwändig mit Stangeneis gekühlt werden musste und ein erheblicher Teil unterwegs verdarb.