Posts mit dem Label Kultur werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Kultur werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Montag, 9. Juni 2025

Der Terror-Topf


"Schlecht kochen ist keine Kunst, das kann jeder. Aber auch noch stolz darauf sein, das bringen nur deutsche und englische Hausfrauen fertig." (Siebeck)  

Die Achtziger seien schon geil gewesen, lautet das Motto von 'Glotzbuster' Stefan Ahlers. Dazu habe ich bekanntlich eine differenzierte Meinung. In einem Punkt bin ich allerdings recht undifferenziert: Das Essen war größtenteils schon arg scheiße (jedenfalls hier im Westen, über das spätere Beitrittsgebiet bin ich uninfomiert). Sofern man nicht jemanden des Kochens Mächtige:n in der Familie hatte oder in der gerade sich entwickelnden Sternegastronomie verkehrte. Glücklich, wer einen guten Italiener am Ort hatte. In den Siebzigern war es teilweise wohl noch schlimmer, aber daran erinnere ich mich nur mehr sehr dunkel. 

Samstag, 31. Mai 2025

Verschenkt


Die deutsche Comedyserie 'Doppelhaushälfte' kommt über gute Ansätze nicht hinaus. Leider.

Aus dem Umfeld kam vor einiger Zeit der dringende Rat an mich, ich solle mir unbedingt die Serie 'Doppelhaushälfte' ansehen, von der gerade die vierte Staffel ausgestrahlt wird. Allerfeinste Comedy sei das, gern auch brachial und überhaupt superwitzig. Also sah ich mir bei Gelegenheit ein paar Folgen per Mediathek an. So weit, so schön. Leider fand ich das kaum mal lustig. Funktionierte bei mir nicht recht irgendwie. Mehr als ein gelegentliches Grinsen vermochte mir das nicht zu entlocken. War ich voreingenommen? Nicht dass ich wüsste. Ich wollte das eigentlich gut finden. Oder sind es Humorlosigkeit und Verspanntheit des Alten Weißen MannesTM, die langsam Besitz ergreifen von mir?

Sonntag, 11. Mai 2025

Klops im Kopf


McDonald’s ist mir seit langem weitestgehend egal. Das Angebot reizt mich schlicht nicht. Eine Zeitlang meinten einst die Zechbrüder nach getanem Gelage immer, auf dem Rückweg von der Kneipe unbedingt noch einen 'Royal TS' zu sich nehmen zu müssen. Beim ersten Mal orderte ich auch einen und konnte die Begeisterung für das Teil nicht nachvollziehen. Fortan nahm ich immer einen Kaffee. Mein letzter Besuch, bei dem ich was gegessen habe, liegt nun schon über 10 Jahre zurück und mein Fazit war, dass es ungefähr so geschmeckt hat wie es in der Bude gerochen hat. Alles irgendwie salzigfettigsüßlich halt. Wer’s mag.

Donnerstag, 17. April 2025

Palim, palim! - 2025 Edition


"[Der] Begriff [Satire] ist längst zum Notausgang für alle jene Dieter Nuhrs und Jan Böhmermanns geworden, die erst anecken und aufregen wollen und dann »Satire« schreien, wenn mit der großen Aufregung große Ablehnung einhergeht." (Joachim Huber)

Während der Zeit, zu der ich diesen Planeten inzwischen besiedle, sind mehrere Wörter aus dem Sprachgebrauch recht unspektakulär verschwunden. Einmal, weil Sprache einen permanenten Wandel unterliegt und das ein völlig normaler Prozess ist. Heutige Jugendliche etwa haben ihre Jugendwörter (schreckliches Wort!) so wie wir damals unsere hatten und auch damals schüttelten Mitglieder voriger Generationen teils heftig die Köpfe über den allgemeinen Verfall von Sprache, Sitten und Kultur, der sich da vor ihnen auftat, wie das auch heute welche tun. Viel ändert sich da im Kern nicht.

Mittwoch, 2. April 2025

Haut aus Teflon


Gut möglich, dass es Gründe gibt, wieso der deutsch-dänische Mehrteiler 'Die Affäre Cum-Ex' ausgerechnet jetzt, ziemlich genau zum Ende von Olaf Scholzens Kanzlerschaft ausgestrahlt wird. Dazu noch im Nachtprogramm. Früher, vor den Zeiten der Mediatheken, konnte man das bedauerlich finden, heute entfällt das. Zum Glück. Um es vorweg zu nehmen: 'Die Affäre Cum-Ex' ist sehr gut gemachtes Fernsehen. Erhellend und aufklärend, ohne je dröge oder gar dokumentarisch zu werden, kurzweilig, ohne platt zu sein, dazu glänzend gespielt. Wer begreifen will, welches Ausmaß der Betrug an europäischen Steuerzahler:innen hatte und wie er vonstatten ging, sollte sich das ansehen.

Samstag, 22. März 2025

Immersion, ägyptisch


Im ehemaligen Stahlwerk Phoenix-West in Dortmund ist auch heuer wieder Immersion angesagt. Es geht ins Alte Ägypten. Klar, man kann da geteilter Meinung sein, ob und inwieweit es es adäquat ist bzw. der Volksbildung dient, Kunst und Weltkulturerbe dergestalt multimedial zu inszenieren. Von wegen Konserve und so. Nur macht echter Kram es nicht automatisch besser. Kann mich erinnern, dass 1980 mal ein paar Schätze aus dem Grab des Tutanchamun in Köln ausgestellt wurden. Abertausende quetschten sich da durch, um einen flüchtigen Blick auf das Buntmetall zu erhaschen. Da kann man natürlich fragen, ob und inwieweit die derartige Konfrontation mit 'Echtem' Reflexion und Bildung zuträglich war. Und wer hat schon immer die Gelegenheit, sich die Originale anzusehen?

Samstag, 8. März 2025

Global gebürstet


Bekanntlicht wurde der Journalist und Autor Thilo Mischke als Moderator der Sendung 'titel Thesen Temperamente' verhindert, weil er 2010 ein böses Sexbuch geschrieben hat namens 'In 80 Frauen um die Welt'. Ob das ein dummes Buch ist oder nicht, gar ein saudummes, lässt sich leider nicht mehr herausfinden, weil es nicht mehr aufgelegt wird. Antiquarisch werden angeblich Mondpreise aufgerufen. Mischke beharrt darauf es handele sich um Fiktion (ohne c). Es seien viele Erfahrungen eingeflossen, darunter auch eigene. Dann soll er noch dummes Zeug über Männer, Frauen und Vergewaltigungen gelabert haben. Was in der Art, was Angesoffene irgendwann um drei Uhr nachts labern. Dummerweise war es ein Podcast.

Samstag, 15. Februar 2025

Feuilleton, lokal


Es wäre noch höflich untertrieben, wenn man sagte, die Nachbarstadt verfüge über ein eher übersichtliches Kulturangebot. Daher hat sich dort irgendwann ein Kulturkreis gegründet, der in Eigenregie ein beeindruckendes Programm auf die Beine stellt. Konzerte, Vorträge, Ausflüge, Vernissagen. Alles privat und ohne öffentliche Hand, durch Spenden und (moderate) Mitgliedsbeiträge gestemmt. Dergleichen zivilgesellschaftliches Engagement rührt mich regelmäßig an.

Mittwoch, 5. Februar 2025

Die guten Dinge...


Herrreinspaziert und herzlich Willkommen bei Manufactum! Hier in der Nähe, in den Hallen der ehemaligen Zeche Waltrop, ist die Zentrale. Ikea für Oberstudienräte, Bioladen des Krimskrams. Da mein Brotmesser nur mehr Schrottwert hatte, erwarb ich ein vorzügliches, nicht zu teures Ersatzteil von Opinel, das auch durch den schwersten Vollwertklotz aus dem Bioladen hindurchgeht wie ein Laserschneider, ein Töpfchen hervorragende Wiener Rasierseife, büschen Kleinkram sowie 2-3 konservierte Fressalien und eine Kleinigkeit zum Verschenken. Natürlich kann man das alles auch online bestellen. Aber hier hat man’s eben alles live und in Farbe. Kann begutachten, in die Hand nehmen, probieren, riechen.

Freitag, 17. Januar 2025

Was mal ging


In den Achtzigern (die Älteren werden sich erinnern) bekam der Autohersteller Mitsubishi 1-2 Probleme, weil er sein Geländewagenmodell 'Pajero' genannt hatte. Das sollte rein phonetisch wohl irgendwie Assoziationen wecken an Draufgänger- und Abenteurertum, ist aber bloß ein spanischer Slangausdruck für Onanist. Und was soll man sagen? Jetzt bewarben sie in Panisch-Gartenkirchen anlässlich des alpinen Ski-Weltcups ihren Hausberg namens Wank mit dem Slogan "I LOVE WANK!", was wiederum ein englischer Slangausdruck für (cismännliche) Autoerotik ist. Sage noch einer, die Menschheit sei nicht lernfähig.

Sonntag, 12. Januar 2025

Zwischen den Jahren Konsumiertes - 2024/25


Gelesen: Pierre Martin: Madame le Commissaire und der verschwundene Engländer

Mit dem im Périgord ermittelnden Dorfgendarm Bruno ist es mir gegangen wie mit so vielen literarischen Serientätern. Eine Zeitlang schätze ich die Wiederkehr des Vertrauten durchaus. Als würde man sich regelmäßig mit alten Freunden treffen. Aber irgendwann nutzt sich halt alles mal ab und Vertrautes gerinnt zur Marotte. Bei Chef de Police Bruno wurde ich es zunehmend überdrüssig, dass ihm immer alles gelingt, er fast alles kann und er sich das, was er noch nicht kann, binnen kürzestem mühelos draufschafft. Der letzte auf Deutsch erschienene Band liegt noch immer ungelesen herum. Bei Gelegenheit mal. Da traf es sich, dass der werte Kollege mich mit 'Madame le Commissaire' auf eine weitere in Frankreich angesiedelte Krimiserie aufmerksam machte.

Sonntag, 22. Dezember 2024

Top Model. Bahn


Immer wenn es hieß, ein Modellbahnhersteller stünde vor der Pleite, gab mir das einen klitzekleinen Stich ins Herz. Wieder ein Stück Kindheit und ein Stück ihres Zaubers weg. Zuletzt war das 2015 bei der Firma Fleischmann der Fall, aber der Laden hat es wohl geschafft, wieder auf die Beine zu kommen. Natürlich sind Modellbahnhersteller schnöde Unternehmen wie alle anderen auch, die Gewinne machen müssen und wollen und eben irgendwann weg vom Fenster sind, wenn das nicht mehr der Fall ist. Irgendwie hat sich bei mir aber ein Rest des Kinderglaubens gehalten, dass Firmen, die die Menschheit mit so etwas Schönem bereichern, vielleicht doch etwas Besonderes sind. Ist natürlich Quatsch, aber völlig objektiv bin da bis heute nicht.

Donnerstag, 28. November 2024

Klima, Kippen, COVID


Kam mir die Tage so in den Sinn: Ist eigentlich mal aufgefallen, dass die Klima'debatte' starke Parallelen aufweist zur Debatte um die Schädlichkeit des Rauchens? Ist sicher schon jemandem aufgefallen. Aber ich höre und lese halt so selten davon.

Etwa seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist es wissenschaftlicher Konsens, dass ein klarer Kausalzusammenhang besteht zwischen Tabakrauch und dem Risiko für verschiedene Krebsarten, vor allem Lungenkrebs, dazu Herz- und Kreislauferkrankungen sowie diverse andere Gebresten. Etwas später stellte sich heraus, dass auch Passivrauchen nicht minder risikoreich ist. Das Argument "Wer keinen Krebs will, soll halt nicht rauchen, höhö! Hust!" entfiel also. Ab einem gewissen Punkt konnte kein Wissenschaftler, der ernst genommen werden wollte, das noch leugnen.

Montag, 18. November 2024

Delicatessen


Bei so genannten Delikatessen geht es oft gar nicht so sehr um Geschmack o.ä., sondern um Verfügbarkeit. Von Bismarck ist das Bonmot überliefert, wären eingelegte Heringe selten wie Kaviar, dann wären sie eine ebenso teure und gesuchte Spezialität. Austern waren vor der Erfindung moderner Kühltechnik gleichzeitig Luxusgut und Arme-Leute-Essen: An der Küste, wo die Mollusken massenhaft frisch verfügbar waren, war ihr Verzehr alltäglich. Im Binnenland waren sie ein rares Luxusessen, weil die empfindliche Ware während des Transports aufwändig mit Stangeneis gekühlt werden musste und ein erheblicher Teil unterwegs verdarb.

Montag, 19. August 2024

Sommerloch: Parfum und Pahfühm


Es gibt zwei Arten von Duftwässerchen, beziehungsweise zwei Arten, welches zu tragen: Einmal Parfum, vornehm französisch ausgesprochen, und dann noch die breitdeutsch gesprochene Variante, das Pahfühm. Obwohl ich mir selbst nicht viel daraus mache, weiß ich ein gutes, im richtigen Maße appliziertes Parfum zu schätzen. Auch gegen ein dezent riechendes After Shave ist nichts zu sagen. Die Betonung aber liegt auf: Dezent. Eine Pest ist es nämlich, wenn vor allem Männer sich Pahfühm draufklatschen wie nicht gescheit. Wo immer so ein Stinkmorchel aufkreuzt, wird im Umkreis von zehn Metern Nasenschleimhaut zu Hornhaut, trüben sich die Linsen im Auge und die Milch wird sauer. Schwer geschlagen, wem ein ungnädiges Schicksal einen reservierten Platz im vollbesetzten Zug oder Flugzeug neben so einer Gasgranate beschert. Ein verstorbener Verwandter von mir, der sein Berufsleben im Bergbau zugebracht hatte, pflegte immer zu sagen: "Weißte Junge, der Gestank iss ja nich dat Schlimme. Dat Schlimme iss dat Brennen inne Augen."

Freitag, 9. August 2024

Gedrechselt ungehobelt


Man kann ohne Übertreibung sagen, dass der jetzt mit 88 Jahren verstorbene Rainer Brandt einen ebensolchen Einfluss auf die deutsche Alltagssprache hatte wie die geniale Disney-Übersetzerin Erika Fuchs. Brandt war in den 1960ern Autor bei der Berliner Synchron KG und sehr angeödet von Lippensychronitzität und philologisch exakten Übersetzungen. Er begann, Filme und Serien in 'Schnodderdeutsch' zu synchronisieren. Dazu verband er den 'hardboiled'-Slang eines Philip Marlowe mit hoher Sprachkunst und dem, was er um 1968 in Westberliner Kneipen, Diskotheken ("Opa, was ist eine 'Diskothek'?"), Haschlöchern, Bars und Rockertreffs so aufschnappte.

Sonntag, 21. Juli 2024

Sommerloch: Drachenfutter


Was eine simple Schokoladentafel über gesellschaftliche Verhältnisse aussagen kann

Interessant, wer oder was hier im heimischen Ruhrpott so alles von der Montanindustrie abhing. Letztens zum Beispiel geriet mir ein altes Bild einer Tafel Novesia Goldnuss in den Blick. Und schon kam die Kindheit wieder hoch. Die 'Goldnuss' war eine für die damalige Zeit sehr edel in grün-goldener Pappe verpackte Schokolade. Besonderer Clou war ein Sichtfenster aus Zellophan, das den Blick auf ein Stück der Tafel und die darin enthaltenen ganzen Nüsse freigab. Hier wird nicht geschummelt, sollte das wohl bedeuten. Auf jeden Fall aber: Das ist was besonderes, was anderes als die sandige Blockschokolade, die man mit dem Hammer essen muss. Eine Zeitlang gab es sogar die 'Garantie 27'. Wer weniger als 27 ganze Nüsse in der Tafel vorfand, konnte sie zurückschicken und bekam Ersatz plus Porto in Naturalien.

Donnerstag, 30. Mai 2024

Freie Leere


Beim Blick auf das, was an der Columbia University und anderswo abging, stellt sich durchaus die eine oder andere Frage. Wie etwa Christan Zaschke sie stellt: "Was wird dort eigentlich gelehrt? Wie kann es sein, dass diese Hochschulen eine Studentenschaft hervorbringen, die derart undifferenziert auf einen der kompliziertesten Konflikte der Gegenwart blickt? Ist es nicht, neben der Vermittlung von Fachwissen, die vordringlichste Aufgabe dieser Lehranstalten, ihren Studentinnen und Studenten beizubringen, wie man analysiert, abwägt und Schlussfolgerungen zieht?"

Donnerstag, 23. Mai 2024

Wahre Worte (75)


Heute: Matthias Warkus über Brianna Wiests Bestseller '101 Essays, die dein Leben verändern werden'

"Seit über zwei Jahren hält sich ein Buch ununterbrochen in den deutschen Sachbuch-Bestsellerlisten, das sieben Jahre alt ist, dessen Inhalt lieblos zusammengedroschener, skandalöser ideologischer Unsinn ist und das sich selbst widerspricht und wiederholt. Was aber auch egal ist, weil es kaum wegen seines Inhalts gekauft und vermutlich ohnehin gar nicht gelesen wird, oder wenn überhaupt, nicht mit besonderer Aufmerksamkeit. Damit stellt es eine konsequente Vollendung von Trends des letzten Jahrzehnts dar. Dieses Buch zu lesen, heißt, etwas über einen bestimmten geschichtlichen Moment zu lernen; über eine bestimmte Epoche des Social-Media-Kulturindustrie-Komplexes der westlichen Welt und ihre Insassen. [...]

Mittwoch, 15. Mai 2024

Was nicht stimmt (2)


"Leute, denen der Nahe Osten normalerweise am Arsch vorbeigeht, die aber jedes Mal in helle Aufregung verfallen, wenn Israel involviert ist, und sei es am Rande, haben offenbar ein Problem mit Juden." (Hannes Stein)

Nationalismus ist die bei Lichte betrachtet hochgradig bescheuerte Idee, aus dem kompletten Zufall, irgendwo zur Welt gekommen und in einem bestimmten Setting aufgewachsen zu sein, das man sich normalerweise nicht ausgesucht hat, irgendwas Bedeutsames ableiten zu wollen. Schlimmstenfalls, sich aufgrund dieser bloßen Lotterie als was besseres zu fühlen. Und diese fixe Idee auch noch für irgendwie 'ganz natürlich' zu halten.