Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
Samstag, 27. Dezember 2014
Grenzerfahrungen in der Konsumgesellschaft (6)
Alle Jahre wieder über den vorweihnachtlichen Konsumterror herumzumosern, mag verständlich sein und Spaß machen, ist aber auch nicht eben originell. Ich mache lieben Menschen gern eine Freude und finde diese immer allgegenwärtigeren Geschenkgutscheine zunehmend blöder (außer, es handelt sich um Einladungen zu wirklich schönen Dingen). Wenn ich weiß, dass sich jemand über das Erstandene ehrlich freut, dann nehme zuweilen das Konsumgetümmel auf mich. Ich hatte so weit alles beisammen fürs Fest, doch die liebe Frau M. drängte auf einen Besuch des neuen Riesenkonsumtempels, der vor kurzem in der Stadt eröffnet hatte.
Sonntag, 21. Dezember 2014
Der Wikinger an der Ecke
Wie bei uns in der Provinz doch einmal etwas Weltbewegendes passierte und niemand es bemerkte.
Bekanntlich komme ich aus und lebe in der Provinz. In der Provinz ist das so: Die was reißen wollen im Leben, sind schon als Kinder quasi permanent auf dem Sprung und hauen bei erster Gelegenheit ab in die große Welt. Die fängt bei uns in Münster oder Bochum an, je nach Richtung. Die, die bleiben, verinnerlichen schnell, dass im heimatlichen Kaff, allen Träumen und Ambitionen zum Trotze, höchstwahrscheinlich niemals etwas passieren wird, das irgendjemanden interessiert außer örtlichen Honoratioren und dem Redakteur des Lokalblättchens, der jeden Tag ein paar Seiten vollkriegen muss, und erwarten daher nicht viel. Und groß fragen tut man da auch nicht. Normalerweise ist das eine einigermaßen gesunde Einstellung, manchmal aber ist es ein Fehler.
Samstag, 22. November 2014
Mr Pickup im Anmarsch
Es ist ein schwer auszurottendes Missverständnis, dass die Befreiung unserer Sexualität in die allgemeine, frisch-fromm-fröhliche freie Liebe geführt hat. Sie hat lediglich neue Zumutungen geschaffen, die es zuvor so nicht gegeben hat. Michel Houellebecq hat schon 1994 scharfsichtig erkannt, dass es sich mit einer weitgehend liberalisierten Sexualität in etwa so verhält wie mit einer weitgehend liberalisierten Wirtschaft: Sie schafft Gewinner und Verlierer. Gewinner profitieren von der Lockerung moralischer Standards, indem sie eine Menge Spaß und Abwechslung haben können, ohne deswegen gesellschaftlich geächtet zu sein. Verlierer bleiben auf der Strecke, manchmal ein Leben lang, und bekommen von einer Begehrten allenfalls das Kompliment zu hören, ein echt netter Kerl zu sein. So was kann auf Dauer frustrieren.
Dienstag, 11. November 2014
Da geht was!
Kartoffelchips meide ich normalerweise. Nicht, weil ich sie nicht mag, sondern weil ich sie zu sehr mag. Einmal angefangen, kann ich meist nicht aufhören und schwuppdiwupp ist die ganze Tüte leer. Ich bin weiß Gott kein manischer Kalorienzähler, aber so eine große Tüte Chips hat leider nun einmal einen Energiegehalt wie ein frischer Uranstab und man muss ja nicht alles übertreiben. So habe ich nur welche im Haus, wenn ich mal ein paar Leute einlade. Eine Ausnahme von der Regel gibt es: Wenn ich in einer Stadt bin, in der englische Lebensmittel zu haben sind, sehe ich zu, dass ich einen großen Sack Walker's bekomme. Am liebsten die heilige Dreieinigkeit der Klassiker: Salted, Cheese & Onion, Salt & Vinegar.
Samstag, 8. November 2014
Opa Drachentöter
Es ist verbreitet und geht selbstverständlich völlig in Ordnung, ein Lebensthema zu haben und sich daran abzuarbeiten. Haben viele. Nur sollte man sich einen klaren Blick für die Dinge bewahren und nicht verkrampfen dabei. Bekommt man nämlich vor lauter Abarbeiten nicht mehr mit, dass die Welt sich weiterdreht, kann es überaus peinlich werden. Wie peinlich das werden kann, offenbarte Wolf Biermanns gestriger Auftritt vor dem Bundestag. Wer in den Achtzigern in Westdeutschland aufwuchs, erlebte Biermann als eine Art hauptberuflichen Ausgebürgerten, der sich vom Establishment als Paradeflüchtling herumreichen ließ. Sieh her, Bevölkerung der freien Welt! So geht man in dem Land, dessen Namen wir nicht nennen und das wir deswegen in Anführungsstriche setzen, mit Künstlern um.
Sonntag, 28. September 2014
Ich glotz' TV!
Irgendwann muss es ja raus. Wir haben schließlich alle so unsere Spleens, Macken und schwachen Seiten. Außerdem sind öffentliche Geständnisse ja sehr angesagt seit einiger Zeit. Also könnte ich zur Abwechslung auch mal was öffentlich gestehen. Und weil Sonntag ist, mache ich sogar zwei Geständnisse.
Geständnis Nummer eins: Ich besitze einen Fernseher und gucke tatsächlich noch Fernsehen. Auf dem Sofa, wie früher. Nicht dauernd, aber durchaus gern. Ich habe die Kiste nicht abgeschafft und werde es auch nicht tun. Seinen Fernseher abgeschafft zu haben, oft gepaart mit missionarisch vorgetragener Pauschalablehnung des Mediums, gilt in gebildeten Ständen ja als Zeichen besonderen Gebildetseins. Ist natürlich Quatsch, denn so ein Gepluster ist kein Zeichen von Bildung, sondern von Dünkelhaftigkeit und dafür, es aus irgendwelchen Gründen gewaltig nötig zu haben.
Montag, 22. September 2014
Kein Verlust
Bei der 'Süddeutschen Zeitung' darf nicht mehr kommentiert werden. Na und?
Nach dem stern hat auch die 'Süddeutsche Zeitung' vor einiger Zeit ihre Kommentarfunktion abgeschafft und man kann nur noch zu wenigen, ausgewählten Fragen Stellung nehmen. Ich finde das - ausgesprochen erholsam. Im Falle vieler besonders breitärschig und beleidigend auftretender Zeitgenossen kann ich mir, um ehrlich zu sein, auch eine gewisse Schadenfreude nicht verkneifen. Eine Zeitung ist ein asymmetrisches Medium mit nur minimaler Interaktivität. Man liest sie, bildet sich seine Meinung und fertig. Die Möglichkeit, mit einer Zeitung irgendwie in Dialog zu treten, gab es lange nur in Form von Leserbriefen, deren Auswahl und Kürzung die Redaktionen sich vorbehielten.
Samstag, 20. September 2014
Endlich. Shoppen. Können.
Seit ein paar Jahren gibt es in Dortmund ein Einkaufszentrum namens Thier-Galerie (der Name rührt daher, dass es auf dem Gelände der ehemaligen Thier-Brauerei steht). Dortmund hat gut eine halbe Million Einwohner, in der Galerie gibt es insgesamt 117 Geschäfte. Jetzt hat auch in meiner Heimatstadt nach gut zweijähriger Bauzeit ein nicht minder klotziger Konsumtempel eröffnet. Zum Vergleich: Mein Heimatstädtchen hat gut 115.000 Einwohner und in dem neuen Shoppingghetto befinden sich nicht weniger als 120 Geschäfte. Kawumm! Die umliegenden Städte können sich warm anziehen.
Sonntag, 14. September 2014
Tölen und Trottel
Immer wieder reizend, was aus Menschen wird, die so von der Menschheit enttäuscht sind, dass sie sich in eine absurde Liebe zu Tieren hineinsteigern, zum Beispiel zu Hunden. Dabei habe ich mit Hunden in der Regel kein Problem und komme mit fast allen zurecht. Gut, als ich zehn Jahre alt war, hat mich einmal ein Schäferhund, der im Park unserem Fußball hinterherjagte, versehentlich am Bein erwischt, weil das kleine Mädchen am anderen Ende der Leine nicht in der Lage war, ihn noch zu kontrollieren. Danach begegnete ich größeren Hunden ein paar Jahre lang eher reserviert, aber das ist längst überwunden. Sicher war es verantwortungslos, ein Kind einen so starken und offenbar kaum erzogenen Hund führen zu lassen, aber auf die Idee, alle Hundebesitzer deswegen über einen Kamm zu scheren, bin ich schon damals nicht gekommen.
Sonntag, 31. August 2014
Zur Verteidigung des Trolleykoffers
Zum Abschluss der Urlaubssaison eine kleine Apologie
Rollkoffer, auch Trolleys genannt, haben einen schlechten Ruf. Die Teile sind während der letzten Jahre zum Standardaccessoire jener Schlips-, Kragen- und Kostümbratzen geworden, die die ICEs und Flugzeuge dieser Welt in Legionsstärke bevölkern und die Nerven ihrer Umwelt nicht selten mit ihrem penetranten Wichtigsein maximalst strapazieren. Auch das Geräusch, mit dem er verzweifelt Schlaf suchende Anwohner von selbigem abhält, wenn er nächtens von vom Wochenendtrip heimkehrenden Partytouristen über das Katzenkopfpflaster Berliner In-Kieze gezerrt wird, ist für den Leumund des Trolleys nicht gerade hilfreich. Wer mit Trolley unterwegs ist, gilt entweder als karrierefixierter Schweinekapitalist oder als asozialer Ruhestörer.
Sonntag, 24. August 2014
Sendungsbewusst und von sich ergriffen
Gewiss, Typen, die vor Dummheit nur so stinken, die permanent auf Opiaten sein müssten, wenn Dummheit weh täte, weil sie sich sonst die ganze Zeit vor Schmerzen auf dem Boden wänden und sich auch keine Hemmungen auferlegen, die Welt daran teilhaben zu lassen, sind ärgerlich. Zwar gelten Jähzorn und Rachsucht als schwere Sünden, doch ist es selbstredend verzeihlich, wenn jemand Gewaltphantasien bekommt, der es mit einem dieser Intelligenz- und Empathieallergiker zusammentrifft - so lange es bei Phantasien bleibt, versteht sich. Doch so nervig solche Typen sein können, sie stechen vielleicht am unangenehmsten ins Auge, sind aber nicht das größte Problem. Man kann ja bekanntlich auf viele verschiedene Arten Unterschicht sein.
Sonntag, 17. August 2014
Reiseimpressionen (2)
Dachau
Wer nach Dachau kommt, will meist zur KZ-Gedenkstätte. Damit haben die Bewohner der Stadt sich inzwischen arrangiert. Sie ist weiträumig ausgeschildert, wie es im Verkehrsfunk immer heißt. Vor knapp 25 Jahren war ich schon einmal dort. Ein ehemaliger Schulfreund studierte damals in München und als ich ihn dort besuchte, sind wir mit der S-Bahn da hin gefahren. Es war ein trüber Wintertag, der Wind pfiff über das verlassene, weitläufige, verschneite Areal, auf dem wir fast die einzigen Besucher waren und die Krähen krächzten dazu. Die erhaltenen Gebäude waren so grau wie der Himmel und die Farbe blätterte ab. Die Ausstellung im Haupthaus war bescheiden und sah aus, als sei sie seit den Sechzigern nicht mehr überarbeitet worden. Trotzdem, die stille, ein wenig unheimliche Atmosphäre hat sich mir nachhaltig eingeprägt.
Reiseimpressionen (1)
Salzburg
Markartsteg, Fußgängerbrücke über die Salzach. Beim Bau haben sie damals einen Riesenfehler gemacht und für das Geländer eine Art Maschendrahtzaun verwendet. Nun konnten die Planer damals auch nicht ahnen, dass die Kombination Brücke plus gemeinhin als romantisch geltendes Ambiente von verliebten jungen Menschen irgendwann dafür genutzt werden würde, ihrer Liebe Ausdruck zu verleihen, indem sie namentlich gravierte oder bemalte Vorhängeschlösser an Brückengeländer hängen und den Schlüssel in den Fluss werfen. In Paris ächzen viele Brücken mittlerweile derart unter dem tonnenschweren Ballast, dass die eine oder andere einzustürzen droht und die Stadtverwaltung an die Vernunft des über alle Ohren verliebten Jungvolks appelliert. Man kann nur viel Erfolg wünschen.
Dienstag, 29. Juli 2014
Chronik einer Netzabstinenz (2)
Dienstag, 29. Juli
Am Ende ging es schneller als erwartet und ich will auch nicht unnötig langweilen. Nur froh, wieder online zu sein, tiefgründigeres alsbald wieder. Tja, sie haben es doch nicht geschafft. Die magische Marke von einer Woche Netzausfall haben sie um nur einen Tag gerissen. Wie der schon genannte Nachbar erzählte, waren heute zwei Techniker am äußeren Kabelschacht des Hauses zugange, weil der Anschluss, der ins Haus hineinführt, nicht richtig lag, fehlerhaft oder sonstwas war.
Sonntag, 27. Juli 2014
Chronik einer Netzabstinenz (1)
Aufmerksamen Lesern wird nicht entgangen sein, dass sich hier seit einigen Tagen nichts mehr getan hat und ich auch nicht auf freundliche Kommentare reagiert habe. Keine Sorge, es ist alles in Ordnung und mir geht es gut. Es liegt an meinem Internetprovider. Seit Mittwoch ist hier nämlich tote Hose. Weil die unendlichen Ressourcen des Netzes mir zurzeit nicht zur Verfügung stehen und ich von vielen Nachrichten abgeschnitten bin, fehlt es daher ein wenig an Aufhängern und Quellennachweisen für Postings zu aktuellen Themen. Interessant übrigens zu merken, wie sehr man mittlerweile am Netz hängt, wenn es mal nicht zur Verfügung steht, aber das ist ein anderes Kapitel.
Was ich tun kann, ist, den unterhaltsamen Gang der Ereignisse zu protokollieren, das ganze auf einem USB-Stick zu speichern und über andere Rechner ins Netz zu stellen. Mir ist klar, dass solche Chroniken meist selbstreferentielle Frustbewältigung sind. Wen so was nervt, soll's halt nicht lesen. Es ist ein Lebenszeichen.
Mittwoch, 16. Juli 2014
Doch ein Nachklapp: Kirchen und Dörfer
Auch ich war Täter
Das kommt davon, wenn man immer alles groß und gigantomanisch haben will. Bis jetzt wurden Siegesfeiern des DFB grundsätzlich am Sitz des Verbandes in Frankfurt am Main zelebriert. Die siegreichen Helden präsentierten die errungene Trophäe auf dem Römerbalkon, ließen sich von den auf dem Römerberg versammelten Fans huldigen und feierten ein wenig mit ihnen. Dann ging es rein ins Rathaus, Eintrag ins goldene Buch, kurzes geselliges Beisammensein, Gläschen Sekt und aus die Maus. Draußen gab es Bratwurst, Bier und Ebbelwoi fürs Volk, eventuell noch ein wenig Partybeschallung. Gemessen an der Monstersause vom Montag, war das so rührend provinziell wie die alte westdeutsche Bundesrepublik eben war. Es gibt Momente, da sehnt man sich danach zurück.
Dienstag, 15. Juli 2014
Abschließendes zur WM
Stolz? Worauf?
Was der WM-Titel mit mir zu tun hat? Nichts. Ich habe nicht den geringsten Anteil daran, dass am Sonntag 14 von 23 Jungmillionären mit 1:0 gewonnen haben. Worauf sollte ich also stolz sein? Eine Nationalmannschaft ist streng genommen nichts weiter als ein Allstar-Team aus jenen, die in der Liga am besten gespielt haben, gerade fit sind und einen deutschen Pass haben. Während eines Turniers ist es die Mannschaft, die ich anfeuere, wenn sie schön spielt und vielleicht auch gewinnt und über die ich mich ärgere, wenn sie verliert bzw. sich mit unbeholfenem Gemauer zum Sieg wurstelt. Alles weitere, zum Beispiel jetzt auf die Idee zu kommen, stolz zu sein, weil die Kicker einen Bundesadler auf dem Leibchen haben, scheint mir absurd.
Samstag, 12. Juli 2014
Die geplatzte Blase
Fußballbegeisterte sind sich uneins, an welchem Tag der brasilianische Fußball starb, der einmal der Goldstandard für die Welt war. Der 8. Juli 2014 war es jedenfalls nicht. Jener Abend, an dem eine respektabel und diszipliniert, keineswegs entfesselt auftretende deutsche Mannschaft, die nach einer halben Stunde selbst nicht mehr wusste, wie ihr geschah, die Seleção im heimischen Stadion in ihre Einzelteile zerlegte, war bloß der traurige Endpunkt eines langen Siechtums. Sterbehilfe, vielleicht gar Leichenfledderei. Der Niedergang hatte viel früher eingesetzt. Man kann streiten, wann genau. Für die einen am 5. Juli 1982, an dem Paolo Rossi im letzten Spiel der Zwischenrunde der besten Mannschaft aller Zeiten drei Tore verpasste. Für die anderen, zu denen ich mich zähle, am 21. Juni 1986.
Freitag, 11. Juli 2014
Grenzerfahrungen in der Konsumgesellschaft (5)
Sondernummer: Ach, Karstadt!
Ist es bloß der Lauf der Dinge? Führt der Weg mich einmal zu Karstadt, dann denke ich ein wenig wehmütig daran, dass der Laden früher fast immer meine erste Anlaufstelle war, wenn ich irgendetwas brauchte und wie wenig das jetzt noch der Fall ist. Meine Besuche während der letzten zehn Jahre lassen sich fast an den Fingern einer Hand abzählen. Der Alternativen sind inzwischen viele: Allein auf dem Heimweg von der Arbeit komme ich auf gerade drei Kilometern an einem wohlsortierten Verbrauchermarkt, einem Baumarkt, meinem Leib-und-Magen-Asia-Laden und an drei Discounterfilialen vorbei. Da lassen sich fast alle Notwendigkeiten des Alltags besorgen, alle haben massig kostenlose Parkplätze direkt vor der Tür, keine Rolltreppen und sind übersichtlich aufgeteilt.
Mittwoch, 2. Juli 2014
Liberale Namenssuche
Man mag sie ja für tot erklärt haben, aber die FDP gibt es tatsächlich noch. Momentan kursieren im Lande Liberallala Überlegungen, sich eventuell einen neuen Namen zu verpassen, um gleichsam noch einmal neu durchzustarten. Zu Recht, ventiliert Roland Nelles, denn: "Viele Wähler sehnen sich nach einer starken liberalen Partei." Hm, tja, mag sein. Vielleicht sogar auch ich. Ein wenig schon. Käme halt unter anderem darauf an, wie man Liberalismus so definiert in diesen Zeiten anlassloser Totalüberwachung. Debatten über klassisch liberale Themen wie etwa Bürgerrechte und Freiheit des Einzelnen in Zeiten der totalen Digitalisierung des Lebens, des entfesselten Kapitalismus und der Globalisierung wären schon wünschenswert.
Montag, 30. Juni 2014
Unterwältigt und genervt
Selbst schuld, ich hätte es wissen können. Nein, wissen müssen hätte ich es. Schließlich habe ich die Erfahrung schon gemacht. Extraschicht bei schönem Wetter kann toll sein, Extraschicht bei schlechtem Wetter ist Mist, immer. Habe mich trotzdem breitschlagen lassen mal wieder. Bin weich geworden, weil es Menschen gibt, die einem, wenn man es wagt, abzusagen, ihnen somit seine Gesellschaft für den Abend zu verweigern, die tellergroßen, tränenumflorten Kuhaugen zeigen und menschlich ganz doll enttäuscht sind. Also dackelte ich mit durch den Nieselregen, der zum Glück irgendwann aufhörte. Weil mein Idol Albert Schweitzer ist und mein Hobby Gutes tun.
Samstag, 28. Juni 2014
Vorrundenbilanz und kleine Presseschau
So, die Gruppenphase, die mit bis zu vier Spielen pro Tag auch beim ärgsten Fußballfan gewisse Ermüdungserscheinungen hervorzurufen vermochte, wäre überstanden und die Achtelfinals stehen an. Jetzt geht’s also richtig los, ohne Punkterechnerei, hopp oder topp. Zeit also für eine erste Zwischenbilanz, zumal ich mich ja letztens ein wenig festgelegt habe.
Freitag, 20. Juni 2014
Kabinenwanzen
2003 sind wir ja bekanntlich erstmals Weltmeister geworden. Genauer gesagt, die Fußball-Nationalmannschaft der Frauen. Ein kleiner Denkanstoß fürs Wochenende: Wie wären wohl die Reaktionen ausgefallen, was hätte der politische Gegner gesagt, wenn Kanzler Schröder sich damals in ähnlicher Weise zu den Damen in die Umkleide gedrängelt hätte wie das seine Nachfolgerin bei den Männern tut? Man weiß es natürlich nicht, aber ich vermute, der Vorwurf, er sei ein schlabbriger alter Saftsack, der sich nicht nur am Anblick junger, trainierter weiblicher Hardbodies ergehen, sondern das auch noch schamlos politisch ausnutzen wolle, dürfte hier und da zumindest im Raum gestanden sein. Das muss dieses berühmte Genderdings sein. Außerdem gab es damals noch so was wie einen politischen Gegner.
Sonntag, 15. Juni 2014
Grenzerfahrungen in der Konsumgesellschaft (4)
Obwohl dem Fußball durchaus zugetan, frage ich mich bekanntlich schon des Längeren, was Leute dazu treibt, anlässlich von Fußball-Welt- und Europameisterschaften ihre Autos mit diesen über die Maßen albernen Devotionalien in Landesfarben zu behängen wie nicht gescheit. Eigentlich wollte ich mich zu dieser Unsitte ja nicht mehr weiter äußern, denn ich glaubte, alles Nötige gesagt zu haben. Überflüssig zu sagen, dass ich eher meine rechte Hand in einen mit Volldampf laufenden Häcksler hielte, als meinem Auto so was anzutun. Wie dem auch sei, seit gestern weiß ich, was Menschen so tief sinken lässt. Es ist nicht etwa Patriotismus, wie man vielleicht meinen sollte, weit gefehlt! Es ist vielmehr weibliche List und Tücke, es sind jene Waffen der Frauen, gegen die kein entsprechend veranlagter Mann mit einem schlagenden Herzen in der Brust etwas auszurichten vermag.
Donnerstag, 12. Juni 2014
Lasset das Ausblenden beginnen!
So, das Bier kaltgestellt, den Grill angeworfen, alle, die lächerliche Fanartikel am Körper tragen und auf einmal zu großen Fans mutieren, des Umfeldes verwiesen, das Gehabe der FIFA-Bonzen gnädig ignoriert - es geht lo-hos! Wie immer die große Frage: Wer wird es denn nun? Im festen Bewusstsein, dass Tipps eigentlich nie eintreten, lege ich mich dennoch mal ein wenig fest:
Samstag, 7. Juni 2014
Ausblenden ist alles
Mit dem Fußball ist es wie mit allen schönen Dingen, die irgendwann von Geschäftemachern zum Produkt geadelt werden, das es möglichst gewinnbringend zu verkaufen gilt. Es wird größer, härter, bunter, marktschreierischer und es zieht Korrupte an wie das Licht die Motten. Die FIFA war bis in die Achtziger eine größtenteils namenlose Ansammlung älterer Herren, die vielleicht käuflich waren, aber wenigstens nicht weiter störten. Man veranstaltete alle vier Jahre eine WM, schraubte gelegentlich ein wenig am Regelwerk herum und der Präsident saß beim Eröffnungs- und Endspiel auf der Ehrentribüne neben dem Staatsoberhaupt, um die Spiele für eröffnet zu erklären. Ansonsten begegnete einem der Verein noch in Sportgeschäften, wenn offizielle FIFA-Bälle feilgeboten wurden.
Montag, 2. Juni 2014
Mittags. Pause am Rande des Ruhrpotts
Oder besser: Mein Problem mit Kantinen
Er nun wieder. Der Kiezneurotiker ist schuld, dieser Berliner Motzkopp. Hat mich auf den Trichter gebracht. Friederike Kroitzsch hat auf ihrem LandLebenBlog zu einer Blogparade eingeladen. Wer möchte, kann ihr bis zum 27. Juni ein Foto mailen (oder mehrere), das etwas darüber erzählt, wie man seine Mittagspause verbringt und ein paar Zeilen dazu schreiben. Schöne Idee, wie ich finde. Mache ich gern mit. Wer selbst einen Blog hat, ist eingeladen, etwas darüber zu schreiben, das dann bei ihr verlinkt wird. Auch eine schöne Idee. Da mache ich doch auch mit.
Ein Mittagesser bin ich schon lange nicht mehr. Zwar esse ich gern gut, aber dummerweise pflege ich nach einer ordentlichen Mahlzeit für längere Zeit in eine Art Fresskoma zu fallen. Muss ich nicht haben. Kann daran liegen, dass mein Organismus eher auf Nachteule gepolt ist. Wenn es im Sommer heiß ist, käme ich erst recht nicht auf die Idee, mir in der Mittagshitze noch etwas Warmes einzupfeifen. Normalerweise frühstücke ich solide, esse abends in aller Ruhe warm und rette mich mittags mit etwas Mitgebrachtem über den Tag. Mögen Ernährungsexperten meinetwegen rummoppern, aber so funktioniert's für mich nun einmal am besten.
Montag, 26. Mai 2014
Drei Fragen am Rande
Sagt mal, Politiker,
geht’s noch? Was ist denn in euch gefahren? Der Blitz beim Scheißen? Eigentlich hatte ich ja geglaubt, die Forderung, den morgendlichen Schulbeginn zu verschieben, wenn Deutschland bei der WM um 22:00 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit spielt, sei auf dem Mist dieser hysterischen Supereltern gewachsen. Also denen, die grundsätzlich hochbegabten Nachwuchs in die Welt setzen, stillend die Latte-Macchiato-Läden des Landes flächendeckend verstopfen und glauben, mit dem Zeitpunkt der Geburt ihrer Thronfolger habe das Universum sich gefälligst ausschließlich um sie und ihre überzogenen Ansinnen zu drehen.
Montag, 12. Mai 2014
Geräuschmuseen, sinnlich
Geht das? Werd ich es noch erleben, Sweetheart? Kriegt man das hin? In Deutschland einem Sonntagnachmittag verbringen zu können, ohne irgendwo was auf die Ohren zu bekommen? Leidet die Welt an einem kollektiven akustischen horror vacui? Als würde es nicht reichen, dass für diesen jung gebliebenen Besserverdiener aus der Gegend ein Sonntag offenbar kein Sonntag ist, wenn er nicht mindestens zwanzig Mal die Straße, an der ich wohne, mit seiner Harley rauf- und runterbollert, dass die Tassen im Schrank klappern, nein. Auch Museen, früher einmal Stätten der kontemplativen Ruhe, sind längst nicht mehr sicher vor den Geräuschemachern. Denn Radau gehört inzwischen immer öfter zum Konzept.
Mittwoch, 7. Mai 2014
1982 - der Sündenfall
Anfang der Achtziger war eine Mehrheit der europäischen Öffentlichkeit sich einig darüber, dass Krieg als Mittel der Politik ausgedient hatte. Die Friedensbewegung dominierte große Teile des politischen Diskurses. In Deutschland kamen die Grünen erstmals in den Bundestag, Kanzler Schmidt stürzte am Ende über den NATO-Doppelbeschluss. Es schien klar, dass der nächste Krieg im Zeitalter des aberwitzigen Rüstungswettlaufs der Supermächte und des nuklearen Overkills ein totaler und entgrenzter werden könnte, der das Ende der Menschheit bedeutet hätte. Überdies trugen die Amerikaner noch an ihrem Vietnam-Trauma, das sie zurückschrecken ließ, ihre Truppen in Kampfeinsätze zu schicken.
Donnerstag, 17. April 2014
Die Mär vom deutschen Billigesser
Zur Abwechslung ein wenig Statistik
Die Deutschen, heißt es immer mal wieder, gäben europaweit mit am wenigsten für Lebensmittel aus. Außerdem seien Lebensmittel hierzulande im internationalen Vergleich viel zu billig. Wir seien eine Nation von Schnäppchenjägern, kniepig und gnadenlos immer auf der Suche nach den paar Cent weniger. Auf Kosten der Wertschätzung von Lebensmitteln und des braven kleinen Einzelhändlers um die Ecke, zu gleichzeitigem Nutz und Frommen sinitstrer Billigheimer. In anderen Ländern, da sei das natürlich ganz anders: Dort verstehe man zu genießen, spiele gutes Essen eine ungleich größere Rolle als bei uns und daher gäben die Menschen dort auch größere Teile ihres Einkommens für Fressalien aus.
Montag, 14. April 2014
Der Soundtrack der Republik
"Downcasting people for their taste in music is close-minded. Except when their taste in music sucks."
Da ist man mal ein paar Tage nicht da (die etwas längere Sendepause in diesem Theater war übrigens einer mehrtägigen Fortbildung und einem gut gebuchten Wochenende geschuldet - sorry fürs Nichtankündigen), und schon kommen einem die lieben Kollegen zuvor. Bereits seit längerem brennt mir das Bedürfnis unter den Nägeln, ein paar Zeilen beizusteuern zu diesem gruseligen Trubel um Helene Fischer, der die Nation mehr und mehr im Würgegriff hat. Und, was passiert? Kommen einem gleich zwei Blogger mit derart wundervollen Beiträgen zum Thema um die Ecke, dass dem kaum etwas hinzuzufügen bleibt. Ein wenig Senf dazu mag ich mir allerdings dann doch nicht ganz verkneifen.
Samstag, 5. April 2014
Musikalische Jubiläen (1)
Es gibt diese Knackpunkte im Leben. Diese Momente, in denen einem klar wird: Scheiße, das war's jetzt wohl mit der Kindheit, der Jugend, dem Jungsein, endgültig. Sie kommen plötzlich, gern unerwartet, und man hat das sichere Gefühl, dass das Leben soeben unwiederbringlich ein anderes geworden ist. Zum Beispiel, wenn die erste große Liebe in die Brüche gegangen ist. Oder später, wenn der Arzt einem zum ersten Mal ans Herz legt, es mal ein wenig ruhiger angehen zu lassen. Oder wenn man irgendwann feststellt, dass der Job einen so müde macht, dass man am Wochenende lieber seine Ruhe hat und ausschläft, um wieder Kraft zu tanken, anstatt auf die Piste zu gehen. Während gleichzeitig die verrenteten Eltern, die sich zum Glück bester Gesundheit erfreuen, es ordentlich krachen lassen und länger aufbleiben als man selbst.
Dienstag, 25. März 2014
Satire a'la Bourgeoisie
Ist es das Alter? Manchmal verstehe ich's einfach nicht mehr und fürchte, langsam zu einem humorlosen, moralinsauren Mucker zu werden, was ich nie im Leben wollte. Eine Weile hielt sich Kai Twilfers Buch 'Schantall, tu ma die Omma winken!' ziemlich weit oben auf den Bestsellerlisten. Weil mir Bestseller normalerweise so egal sind wie die Essgewohnheiten von Supermodels, bekomme ich so was immer nur am Rande mit. Registriert habe ich es, weil mehrere gleichaltrige Leute aus meinem Umfeld, darunter durchaus gebildete, intelligente und anständige Menschen, von dem Buch als einem der lustigsten schwärmten, das sie seit langem gelesen hätten. Zu Weihnachten bekam ich es von einer lieben alten Freundin geschenkt. Am Wochenende habe ich es endlich zur Hand genommen und fühle mich zur zweiten Buchrezension binnen einer Woche genötigt.
Sonntag, 23. März 2014
Wann ist ein Haus ein Hohes Haus?
Roger Willemsens Buch über den Deutschen Bundestag in Zeiten der Alternativlosigkeit
(S. Fischer Verlag) |
Montag, 10. März 2014
Öl ins Feuer
"In der Ukraine sieht das so aus: Die Bösen wollen das Land für ihren Staat, und die Guten wollen den Markt für ihre Wirtschaft und ihre Medien. Die Bösen drohen mit Soldaten, und die Guten locken mit Geld. Ihre Soldaten schicken die Guten lieber nach Afrika, weil das, wie Gerd Müller von der CSU im 'Morgenmagazin' sagt, schließlich ein 'Chancen- und Wachstumskontingent' ist. Da ist noch was zu holen, dafür bringen wir die Freiheit." (Georg Seeßlen)
Man darf davon ausgehen, dass nur wenige wirklich einen Krieg des Westens, also der NATO, wegen der Krim wollen. Zu denen, die es wirklich drauf ankommen lassen würden, gehören: Pro-westliche, von westlichen Marktradikalinskis und von superreichen Oligarchen geförderte Kräfte in der Ukraine, angeführt von Profiteuren wie der Gasmillionärin Julia Timoschenko und dem ehemaligen Preisboxer Vitali Klitschko. Die schrecken auch nicht davor zurück, sich notfalls zu Antisemiten und Faschisten ins Bett zu legen, gegen die Putins gelenkte Oligarchen-Geheimdienst-Demokratur sich ausnimmt wie ein Kindergeburtstag.
Freitag, 7. März 2014
Frau L. und ihr Leiden an der Gegenwart
In der Kunst und damit auch in der Literatur ist so ziemlich alles erlaubt. Wenn zum Beispiel ein Romanautor das Innenleben eines psychopathischen Massenmörders aus der Ich-Perspektive rekonstruieren will, dann ist das selbstverständlich legitim, weil unterschieden werden muss zwischen Erzähler- und Autoren-Ich. Dass diese Grenze längst nicht immer eindeutig zu ziehen ist, versteht sich von selbst, weshalb im Zweifel für den Angeklagten zu entscheiden ist. So war seinerzeit der Freispruch Jonathan Meeses, bei allen Bauchschmerzen, die man aus guten Gründen deswegen haben kann, im Sinne der Kunstfreiheit letztlich berechtigt, weil bei seinen Performances, die man mögen kann oder nicht, niemals wirklich klar ist, wer da gerade spricht.
Samstag, 1. März 2014
Mein Volksbegehren
Ein sonderlicher Partylöwe war ich nie. Und erst recht kein 'Clubgänger', wie die jungen Leute das heute ja nennen. Meine bisherigen Besuche in solchen Etablissements lassen sich an den Fingern einer Hand abzählen. Was daran so toll sein soll, nach einer Gesichtskontrolle in finsterster Nacht in ein finsteres Verlies voller Aufgedonnerter eingelassen zu werden oder auch nicht, dort jene Nacht zum Tage zu machen, indem man grotesk zu endlosem, presslufthammerlautem Umz!-Umz!-Umz!-Gewummse herumzappelt oder betont lässig mit einem zu teuren Drink in der Hand an der Bar lehnt, dabei andauernd auf seine Lässigkeit zu achten und gleichzeitig abzuchecken hat, was so geht, war mir von jeher ein Rätsel. Muss ich auch nicht verstehen, so was. Und so lange solche Geisterbahnen in sorgsam verschlossenen Räumen und unter Ausschluss der Öffentlichkeit veranstaltet werden, soll's mir herzlich egal sein.
Freitag, 28. Februar 2014
Grenzerfahrungen in der Konsumgesellschaft (3)
Es ist schon eine Weile her, da sind hier zwei Beiträge (1, 2) erschienen, in denen ich meiner Fassungslosigkeit Ausdruck verlieh, in die einige Erscheinungen der modernen Konsumgesellschaft auch den diesbezüglich schon recht abgestumpften Zeitgenossen noch zu stürzen vermögen. Das funktioniert aber auch von der anderen Seite her. Man könnte sagen, wer die Menschen derart schamlos für dumm verkaufe und sie derart plump um ihr Bares ankobere, bekomme am Ende auch die Kunden, die er verdiene. Nicht vergessen werden sollte aber auch, dass es leider das in der Regel schlecht entlohnte Verkaufspersonal ist, das diesen Schlamassel am Ende nicht selten ausbaden muss, obwohl es am wenigsten dafür kann.
Gemeinhin heißt es ja, Männer, bei denen der liebe Gott bei weniger als einem Meter siebzig das Wachstum für beendet erklärt hat, hätten es oft ganz besonders nötig. Vor ein paar Wochen begegnete ich so einer Zierde unseres Geschlechts, als ich in der hiesigen Filiale eines großen Multimediaverramschers einen jungfräulichen USB-Stick besorgen wollte. Dann kam er, eine um einen Kopf größere weibliche Begleitung am Händchen wie an der Leine hinter sich herschleifend. Ob sie wohl schon ihr Häufchen gemacht hatte?
Sonntag, 23. Februar 2014
Parfum und Pahfühm
Bei Männern gibt es zwei Arten von Duftwässerchen, beziehungsweise zwei Arten, welches zu tragen: Einmal Parfum, vornehm französisch ausgesprochen, und dann noch die breitdeutsch gesprochene Variante, das Pahfühm. Obwohl ich mir selbst nicht viel daraus mache, weiß ich ein gutes, im richtigen Maße appliziertes Parfum an einer Frau durchaus zu schätzen. Auch gegen ein dezent riechendes After Shave beim Manne ist nichts zu sagen. Die Betonung aber liegt auf: Dezent. Eine Pest ist es nämlich, wenn Männer sich Pahfühm draufklatschen wie nicht gescheit. Wo immer so eine lebende Stinkbombe aufkreuzt, werden im Umkreis von zehn Metern umgehend alle Nasenschleimhäute zu Hornhaut, trüben sich die Linsen im Auge und die Milch wird sauer. Schwer geschlagen all jene, denen ein ungnädiges Schicksal einen reservierten Platz im vollbesetzten Zug oder Flugzeug neben so einem Stinkmorchel beschert. Ein verstorbener Verwandter von mir, der sein Berufsleben im Bergbau zugebracht hatte, pflegte immer zu sagen: "Weißte Junge, der Gestank iss ja nich dat Schlimme. Dat Schlimme iss dat Brennen inne Augen."
Samstag, 22. Februar 2014
Endlich! Deutsche nicht mehr sauber
Aus. Vorbei. Endlich. Die deutschen Sportler sind nicht mehr per se sauber. Die positive Dopingprobe der Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle - selbstverständlich nur ein Einzelfall, wie hektisch betont wird - sollte das meist unterschwellig verbreitete, patriotische Journalistenmärchen beendet haben, nach dem 'unsere' Jungs und Mädels bei Olympia und anderen Großereignissen andauernd gegen eine Welt aus pharmakologisch optimierten Cyborgs antreten müssten. Alles Schlampen außer der deutschen Mutti. Auch so kann man sich Niederlagen schön reden.
Zu Zeiten des Kalten Krieges wurde im Westen eifrig an der Legende gestrickt, im Leistungssport träten saubere, rotwangige, bundesrepublikanische Vereinsamateure gegen staatlich aufgespritzte Profisportroboter aus der DDR an und konnten daher eigentlich nur verlieren. So wurde jede Goldmedaille, die man dem bösen östlichen Sportimperium abtrotzte, als kleiner Sieg Davids gegen Goliath befeiert. Das war schon damals so falsch wie verlogen. Dass auch in Westdeutschland systematisch gedopt wurde, ist mittlerweile gut dokumentiert. Die gesamtdeutsche Sportberichterstattung indes hat dieses alte Narrativ einfach übernommen und auf das Muster Deutschland gegen die gedopte Welt übertragen. Was nur wenige bemerkt zu haben scheinen: Ob gedopt wird, hängt nicht von der Nationalität ab, sondern allein davon, wie spektakulär und vor allem wie lukrativ eine Sportart ist.
Sonntag, 26. Januar 2014
Alle Jahre wieder
Die belagerte Hofburg
Es gibt Dinge, für die mir jegliches Verständnis abgeht. Karneval zum Beispiel. Oder die Wiener Ballsaison. Mag daran liegen, dass ich eh ein ausgemachter Tanzmuffel bin, aber öffentlich inszenierte, prunkvolle Bälle, auf denen man bis in den frühen Morgen steife Kleidung tragen und noch steifere Etikette einhalten muss, sind nicht meine Welt. Auch werde ich den Eindruck nicht los, dass viele dergestalt Feiernde ihr Gewalze nicht etwa diskret im Stillen zelebrieren (was ja noch ginge), sondern sich an so einem Abend für was ganz Besonderes zu halten scheinen und daher Bewunderung und Bestauntwerden für sich reklamieren von den nicht eingeladenen Zaungästen. Wenn das so sein sollte, liegt das vermutlich an der höfischen Tradition solcher Veranstaltungen. Ich will das natürlich nicht verbieten oder so was, Blödsinn. Nur fehlt mir eben jeglicher Sinn dafür. Kann sein, dass ich ein kompletter Ignorant bin. Oder es liegt daran, dass ich kein Wiener bin.
Sonntag, 19. Januar 2014
Gedanken zu einem überbewerteten Kraut
Glaubt man Fallbeispielen, wie sie früher immer in Drogenaufklärungs-Traktätchen oder in alten Politik- oder Sowi-Schulbüchern zu lesen waren, dann ist der eine, leichtfertige Zug an der Haschischzigarette auf der Party das Tor zur Hölle. Wer da nicht standhaft nein sage, der verfiele ratzfatz auch Sister Morphine und hinge hastdunichtgesehen an der Nadel, so wurde gedroht. Wer einmal neugierig am hingehaltenen Joint nuckele, der würde bald schon gezwungen sein, bei rapide fortschreitendem körperlichem Verfall seine Brötchen mit dem Ausrauben alter Damen oder dem Verhökern geklauter Autoradios zu verdienen, hieß es. Oder gar damit, gewisse Teile seines Körpers in übel beleumundeten Gegenden feilzubieten, bevor ihm lang vor der Zeit Freund Hein auf einer Bahnhofstoilette die Eieruhr um die Ohren hauen würde.
Sonntag, 12. Januar 2014
Wenn Toleranz verdächtig wird
Was den Umgang mit Minderheiten aller Art angeht, waren es vor allem zwei, drei Maximen, die mir in den letzten Jahrzehnten dabei geholfen haben, halbwegs entspannt durchs Leben zu gehen. Erstens: Es ist reichlich zweitrangig, welchen Geschlechts, welcher Hautfarbe und Herkunft ein Mensch ist oder welche sexuelle Orientierung er hat. Viel wichtiger ist die Frage, ob jemand ein Schwachkopf ist oder nicht. Zweitens: Die allermeisten Angehörigen gesellschaftlicher Minderheiten wollen mitnichten das christliche Abendland mit einer klandestinen Agenda unterwandern und erwarten weder Bewunderung noch gesonderte Aufmerksamkeit, erst recht keine roten Teppiche oder Extrawürste, sondern eigentlich nur, dass man sie möglichst unbehelligt und ohne großes Bohei ihr Leben leben lässt. Und drittens: Mein Horizont, meine Wertvorstellungen sind nicht absolut und haben daher nicht für alle zu gelten.
Sonntag, 5. Januar 2014
Hast du Sorgen, hau den Migranten!
Wie gut, dass wir Horst Seehofer haben. Als einziger der etablierten Politiker traut er sich, mahnende Worte zu sprechen, angesichts der osteuropäischen Apokalypse, die uns ins Haus steht. Heerscharen von rumänischen und bulgarischen Migranten werden nach der Öffnung der Grenzen in unsere Städte einfallen. Sie werden um unsere Häuser streifen, unsere Mülltonnen durchwühlen, uns das Essen vom Tisch klauen und sich in ihrem heimtückischerweise fremden Idiom in einer Tour über nichts anderes austauschen als darüber, wie sich hier am leichtesten Sozialleistungen abgreifen lassen.
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