Samstag, 30. September 2023

Migrantisches (2)


Angst vor dem Spiegelbild

Globalisierung bedeutet, Kapital, Waren- und Geldströme möglichst unbehindert um die Welt zirkulieren zu lassen. Durch moderne Logistik, gemeinsame Wirtschaftsräume, Abbau von Zöllen und Reisebeschränkungen. Aber auch Menschen zirkulieren freier denn je. Seit dem Fall des eisernen Vorhangs 1990 kamen große Zahlen Arbeitsmigranten aus den armen ost- und mitteleuropäischen Ländern nach Westeuropa und übernahmen mehr oder minder bereitwillig Arbeiten, die Westeuropäer nicht akzeptierten zu Löhnen, die Westeuropäer nicht akzeptierten. Westliche Kapitalisten profitierten vom Lohngefälle, die mittel- und osteuropäischen Volkswirtschaften von den Devisen, die ins Land kamen.

Donnerstag, 28. September 2023

Migrantisches (1)

 
Sie kommen!
 
Zu den größten Fehlern, die man so begehen kann, gehört es, Menschen, oder schlimmer, ganze Gruppen von Menschen a priori zu unterschätzen bzw. für dümmer bzw. naiver zu halten als sich selbst. Was die momentane 'Migrationsdebatte' daher so komplett unerfreulich macht, ist nicht nur, erstens, die allgemeine Menschenverachtung, die inzwischen aus so vielen ganz offen herausquillt, sondern auch, zweitens, eine euro- bzw. germanozentrische Arroganz, die bei vielen spürbar ist und, drittens, eine generelle Unfähigkeit, wenn kein Unwille, in größeren Zusammenhängen zu denken und sich lieber in irgendwelchen imaginierten 'Festungen' einzuigeln.

Dienstag, 26. September 2023

Vermischtes und Zeugs (LXII)


Die Saison des FC Bayern München verspricht interessant werden. Kahn und Salihamidžić haben ja Thomas Tuchel verpflichtet, weil Julian Nagelsmann es gewagt hatte, mit dem FCB zwei Spieltage lang nur Zweiter zu sein und deswegen gefeuert wurde. In Tuchel glaubte man, den bestmöglichen Trainer gefunden zu haben, der zu kriegen war. Leider gilt Tuchel als schwieriger Charakter, der sich bisher noch mit jeder Vereinsführung angelegt hat (Anruf in Dortmund, Paris und London genügt). Auch in München scheint es bereits zu knirschen. Stellt sich ferner raus: Der noch heißere Kandidat wäre eigentlich der in Leverkusen tätige Xabi Alonso gewesen. Mein Tipp: Irgendwann knallt's, Tuchel wird die Saison in München nicht überstehen, ein Teil des weiterhin zu zahlenden Nagelsmann-Gehalts übernimmt momentan eh der DFB und Alonso wird noch in der laufenden Saison aus Leverkusen herausgekauft.

Sonntag, 24. September 2023

Jenseits der Blogroll - 09/2023


Die Links und Fundstücke des Monats. In letzter Zeit fühlte man sich ja als nördlich des Weißwurstäquators Siedelnder ein wenig in die Vergangenheit versetzt. Als es noch durchaus salonfähig war, Witze zu machen über retardierte bayerische Bazis und Dörfler. Kennen se den? Wie sind die Bayern entstanden? Bevor Hannibal über die Alpen zog, sagte er: "Fuß- und Geschlechtskranke liiinks um!" Huhu, was haben wir gelacht! Dennoch, in der Causa Aiwanger war ein Anflug dieses Gefühls wieder da, diese Ahnung, dass 'Mia san mia!' eben nicht nur eine leere Floskel ist. Was mitunter in fast schmerzhaftem Kontrast steht zu der oft herrlichen Landschaft und dem großen sozialen Engagement, wie es etwa während der Flüchtlingskrise 2015 zu sehen war.

Freitag, 22. September 2023

Farbenspiele, Winkelzüge

 
"Patriot -- diese wunderbare Mischung aus Patriarch und Idiot." (Volker Pispers)

Wenn man dort, wo man sich gern staatstragend und seriös geben will, so richtig ins Klo greift, ist das immer doppelt lustig. Nehmen wir die CDU. Die kam ja jetzt auf die Idee, sich ein frisches neues Image zu verpassen. Und wählte als neue Parteifarbe ausgerechnet türkis. Wegen frisch und so. Weil das Merkelsche Orange vermutlich zu woke war oder sonstwie zu bunt oder so. Also türkis. Türkis, wie sich das einst ihr österreichisches Pendant ÖVP vom korrupten, rechtspopulismusoffenen Slimfit-Kanzlerwindei Sebastian Kurz hatte verpassen lassen. Der mit der FPÖ koalierte. Wer hier Schatten sehen will, die vorauseilen oder eine Parallele, kann sie behalten.

Dienstag, 19. September 2023

Wahre Worte (69)


Heute: Stefan Sasse über den Medienhass an den politischen Rändern

"An den Rändern links wie rechts ist die Ablehnung »der Medien« bereits seit Langem, wenn nicht sogar schon immer, ein zentraler Teil der politischen Strategie und der eigenen Identität. Ich erinnere mich noch an meine eigene deutlich linke Phase, in der ich davon überzeugt war, dass die »Mainstream-Medien« alle effektiv gleichgeschaltet, nicht vertrauenswürdig und in einem permanenten Kampagnenmodus seien. Die NachDenkSeiten hatten darauf ja quasi ihre ganze Existenz aufgebaut. Heute kriecht diese Haltung zunehmend in das bürgerliche Spektrum. Was früher einmal den Rändern vorbehalten war, ist bei der CDU zunehmend offizielle Strategie geworden. Das Feindbild Medien, ganz besonders natürlich das der Öffentlich-Rechtlichen, ist absolut besorgniserregend und passt leider ins Muster der rechten Kräfte weltweit. Es ist zerstörerisch für die Demokratie und wird am Ende […] auch nur denjenigen nützen, die die Demokratie ablehnen. Die Bürgerlichen rufen hier Geister, die sie nicht mehr loswerden werden." (19. September 2023)

Sonntag, 17. September 2023

Vermischtes und Zeugs (LXI)


Gute 30 Jahre dauerte es meiner Erinnerung nach, das Rauchen weitgehend aus dem öffentlichen Leben zu verbannen. Anfang der Neunziger traten immer mehr Antirauch-Aktivisten nicht mehr gesprächsbereit, sondern kompromisslos in der Öffentlichkeit auf. Ab 2010 wurden immer mehr Rauchverbote durchgesetzt. Lege ich die durchschnittliche Lebenserwartung zugrunde, habe ich in meinem Alter also noch 20-30 Jahre moderaten Fleisch- und Alkoholkonsum vor mir, bis das verboten wird. Könnte sich ausgehen. Oder die vegetarischen/veganen Imitate werden so gut, dass man sie irgendwann eh nicht mehr vom Original unterscheiden kann.

Mittwoch, 13. September 2023

Grüße vom Murmeltier

 
Ungefähr alle zehn Jahre erscheint eine SPIEGEL-Titelgeschichte über den desaströsen Zustand der deutschen Schulen. Dort wird von jeher das hiesige Schulleben in so drastischen Farben gemalt, dass man sich fragt, wie wir es damals überhaupt geschafft haben, Lerninhalte, die die Anforderungen von Topfschlagen überstiegen, intellektuell zu wuppen. Weil damals zu unserer Zeit waren die Schulen ja auch schon lost. Ebenfalls rund alle zehn Jahre kommen welche mit Vorschlägen um die Ecke, wie man deutsche Schüler dazu kriegen könnte, endlich die "unangemessene, lottrige, zerrissene oder freizügige" Kleidung abzulegen und sich ordentlich anzuziehen.

Sonntag, 10. September 2023

Vermischtes und Zeugs (LX)


Es ist schon verwunderlich, in welchem Maße die deutsche Journaille immer noch nicht begreift, dass man Rechten mit klassischen journalistischen Mitteln nicht beikommt und jeder Versuch in diese Richtung zum Scheitern verurteilt ist. Die Rechte hat nämlich im Umgang mit Medien ein perfektes, quasi unknackbares Catch-22 konstruiert, bei dem sie immer gewinnt: Bekommen sie Gegenwind, wird damit ihr Opfer- und Widerstandsnarrativ bedient. Dann beklagen sie unter allgemeinem Applaus ihrer an Fakten weitgehend uninteressierten Anhängerschaft weinerlich, von den 'Systemmedien' ganz böse diffamiert zu werden. Gelingt es ihnen hingegen, ein Interview oder eine Talkshow zu trollen, werden sie von ihrer Anhängerschaft ebenfalls gefeiert, weil sie’s den 'Systemmedien' aber mal so richtig gezeigt haben.

Samstag, 9. September 2023

Ronny des Monats - September 2023


Verehrte Lesende, da ich momentan beruflich recht eingespannt bin und ich den Kopf meist nicht freihabe, gibt es lediglich eine unillustrierte Sparversion der allmonatlichen Ronny-Verleihung. Aus den genannten Gründen könnte es auch passieren, dass hier eine Zeitlang nicht in gewohnter Frequenz gebloggt wird, mal sehen.

Dienstag, 5. September 2023

Canossagänge


Felix Klein, Beauftragter für Jüdisches Leben und Antisemitismus in Deutschland, hat Hubert Aiwanger einen Besuch der Gedenkstätte Dachau dringend anempfohlen. Aha. Und was soll das bringen? Bei allem Respekt vor den Opfern und der Arbeit, die dort geleistet wird, geht mir schon seit längerem auf den Keks, dass welche offenbar glauben, Menschen mehr oder minder zwangsweise eine KZ-Gedenkstätte besichtigen zu lassen, würde wie ein Allheilmittel gegen Rassismus und Antisemitismus irgendeine mirakulöse Wirkung haben, Bösnickeln Bekehrungserlebnisse bereiten, sie von argen Saulussen in fromme Paulusse verwandeln.

Samstag, 2. September 2023

Spaßige Kasse - The Sequel


Weil mein Wappentier bekanntlich ein Brontosaurus ist, der kurz vor dem großen Asteroideneinschlag noch genüsslich auf einer halben Tonne Blattwerk herumkaut, habe ich natürlich immer noch nicht das Geldinstitut gewechselt. So bin ich nach wie vor Kunde der örtlichen Spaßkasse, obwohl die mir in den letzten Jahren mehr und mehr Gründe geliefert hat, unzufrieden zu sein. Unter anderem ihre Geschäftspolitik, die offenbar dem Prinzip folgt: Service runter, Gebühren rauf. Letztens wollte ich eine höhere dreistellige Summe Bargeldes meinem Sparbuch überantworten. Ja, ich weiß, Sparbücher haben nur noch alte Leute und großzügige Ignoranten wie ich, die wegen der Kombination aus Inflation und quasi Nullzinsen unbedingt Geld verschenken wollen, aber das soll hier nicht unser Thema sein.