Heute: Heike Holdinghausen über Dressurreiten bei den Olympischen Spielen
Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
Mittwoch, 7. August 2024
Wahre Worte (76)
Heute: Heike Holdinghausen über Dressurreiten bei den Olympischen Spielen
Donnerstag, 23. Mai 2024
Wahre Worte (75)
Heute: Matthias Warkus über Brianna Wiests Bestseller '101 Essays, die dein Leben verändern werden'
"Seit über zwei Jahren hält sich ein Buch ununterbrochen in den deutschen Sachbuch-Bestsellerlisten, das sieben Jahre alt ist, dessen Inhalt lieblos zusammengedroschener, skandalöser ideologischer Unsinn ist und das sich selbst widerspricht und wiederholt. Was aber auch egal ist, weil es kaum wegen seines Inhalts gekauft und vermutlich ohnehin gar nicht gelesen wird, oder wenn überhaupt, nicht mit besonderer Aufmerksamkeit. Damit stellt es eine konsequente Vollendung von Trends des letzten Jahrzehnts dar. Dieses Buch zu lesen, heißt, etwas über einen bestimmten geschichtlichen Moment zu lernen; über eine bestimmte Epoche des Social-Media-Kulturindustrie-Komplexes der westlichen Welt und ihre Insassen. [...]
Montag, 8. April 2024
Wahre Worte (74)
Heute: Andreas Bock über die Dauerklage von den fehlenden 'Echten Typen' im Fußball
"Alle paar Wochen jammert irgendein Ex-Profi, dass die echten Typen im Fußball aussterben. [...] Ihre Erzählung ist immer die gleiche: Früher, als sie gespielt haben, wäre das, was heute passiert, niemals möglich gewesen. Früher hätte man sich dies oder jenes nicht gefallen lassen. Denn früher da gab's ja Echtetypen, also sie selbst, und weil's die heute nicht mehr gibt, läuft es nicht nur beim FC Bayern, sondern auch in der Nationalmannschaft und eigentlich überall in der Gesellschaft beschissen. [...]
Donnerstag, 22. Februar 2024
Wahre Worte (73)
Heute: Leo Fischer über die FDP
"[Die] FDP wird nicht gewählt, um Reformen durchzusetzen, Bürger*innenrechte zu stärken oder Steuern zu senken. Sie wird gewählt als glänzender Goldsand im Getriebe, als ständiges Veto eines Industriekapitals, das noch im Jahr 3000 so wirtschaften möchte, als sei 1980. Sie wird gewählt, um Netzwerke zu festigen, Lobbypapiere in Gesetzestexte zu gießen und befreundete Start-ups mit Regierungsaufträgen zu versorgen. Die Partei ist insofern auch unabhängig von einer Stammwähler*innenschaft: Gewählt zu werden ist nur eine Frage des Marketings. Christian Lindners Durchbruch verdankt sich einer wohlfinanzierten Instagram-Kampagne, die jungen Wähler*innen vormachte, er habe für sie Perspektiven im Gepäck. Die FDP hat keine Wähler*innen, sie hat Finanziers.
Dienstag, 5. Dezember 2023
Wahre Worte (71)
"Seit längerem schon frage ich mich, warum Witzshirts meinen Widerwillen wecken, denn eigentlich zeugt es von Edelmut, seine Mitmenschen unterhalten zu wollen. Es tritt nur schnell ein Ermüdungseffekt ein: nach einmaliger Lektüre. Auf offener Straße mögen solche T-Shirts ja noch auszuhalten sein, in Büros und anderen Zwangs- wie Zufallsgemeinschaften nicht. Niemand sollte die Kollegen für die Dauer des gemeinsam verbrachten Tages ununterbrochen mit demselben Oneliner konfrontieren und mangels neuen Stoffs in der nächsten Woche eventuell schon wieder. Und im Zugabteil möchte ich nicht ständig »Als Gott mich schuf, wollte er angeben« auf dem Bauch des Gegenübers lesen.
Dienstag, 18. Juli 2023
Schmähkritik des Tages (68)
Heute: Kollegiales zum Thema Bundesjugendspiele
"[Wenn] ich lese, es »sei zudem eine wichtige Erfahrung, dass andere auf manchen Gebieten besser sind, der Umgang mit Misserfolgen sei auch ein wichtiger Lerninhalt.«, dann denke ich: »Um den sportlichen Kindern zu zeigen, dass andere Kinder noch sportlicher sind als sie, müssen unsportliche Kinder verpflichtet werden, ihre Unsportlichkeit unter Beweis zu stellen.« Dann das ist jedenfalls, was passiert.
Montag, 26. Juni 2023
Schmähkritik des Tages (67)
Heute: Leo Fischer über den Erfolg der AfD
"Die bürgerlichen Analysen sind sich einig: Man darf rechtsextreme Politik nicht den Rechtsextremen überlassen! Sie finden es schade, dass die von ihnen gewünschte Politik von einer Partei vertreten wird, die rechtsextrem ist; sie empfehlen, diese Politik von einer bürgerlichen Partei machen zu lassen, denn so wird daraus automatisch bürgerliche Politik. Die 20 Prozent der Wahlbevölkerung, die rechtsextreme Einstellungen hegen, müssen wieder eingefangen werden – indem andere Parteien AfD-Forderungen umsetzen. Denn sonst, so die Warnung, werden diese Menschen mit rechtsextremen Einstellungen rechtsextrem! Wenn hingegen die bürgerliche Politik die rechtsextremen Bedürfnisse dieser Menschen erfüllt, werden sie nicht mehr der AfD zulaufen, sondern einer bürgerlichen Partei, die rechtsextreme Politik macht. Was dabei der Gewinn sein soll, wird nicht erklärt. [...]
Samstag, 13. Mai 2023
Schmähkritik des Tages (66)
Heute: Bernhard Torsch über den Kampf der Rechten gegen angebliche 'Frühsexualisierung'
Freitag, 31. März 2023
Schmähkritik des Tages (65)
Heute: Georg Seeßlen über Melange
"Was die Positionen von Sahra Wagenknecht, Alice Schwarzer und ihren Anhänger*innen anbelangt, so geht meine Reaktion übers »Anderer-Meinung-Sein« deutlich hinaus. [...] Es bildet sich da, meiner bescheidenen Meinung nach, keine Diskursgemeinschaft, die nach Möglichkeiten zum Frieden sucht, sondern eine hybride, bewusstlose und ein klein wenig clowneske Gemeinschaft, die fatal an »Querdenker« und »Coronaleugner«-Szenen erinnert, das Rechte und das Linke quergestrickt, die Verschwörungsphantasmen und die schwarzbraunen Immerdabeis, die berechtigte Opposition zur hegemonialen Mainstreamerzählung und der sektenhafte Bruch mit dem Common Sense, die Forderung nach Gehör und die Taubheit gegenüber Einwänden, die Mischung aus Aggression und Opferstatus, die Verbindung humanistischer Anliegen mit geradezu zynischem nationalem Interesse -- diese Melange entzieht sich meiner Vorstellung von kritischem Denken." (taz, 29.03.2023)
Montag, 6. Februar 2023
Schmähkritik des Tages (64)
Heute: Bernd Rheinberg über die Lebenslüge Russlands
"Russlands Selbstbewusstsein als Imperium, das auf dem Triumph über den Nationalsozialismus, dem Drachentöter-Nimbus gegen Hitler, dem Geschichtsbild der unbesiegbaren Nation gründet und gerade wieder bei den Stalingrad-Feierlichkeiten und auch jeden 9. Mai, dem »Tag des Sieges«, aufgerufen wird, ist eine Lebenslüge. Zwar hat die Sowjetunion unter immensen Opfern und Verlusten (rund 13 Mio. Soldatinnen und Soldaten) mit den anderen Alliierten tatsächlich das Dritte Reich niedergerungen. Aber der Roten Armee wäre das niemals gelungen ohne die Unterstützung der USA. Und diese Unterstützung war gewaltig. [...]
Freitag, 25. November 2022
Schmähkritik des Tages (63)
Heute: Stefan Reinecke über Friedrich Merzens Sieg über das Bürgergeld
"Friedrich Merz behauptet, dass die Union den »Kern des Bürgergeldes« zerstört habe. Die CSU, die in der Debatte durch besonders unschöne Hetze gegen Arbeitslose auffiel, klopft sich auf die Schulter und bescheinigt sich, »schwere Systemfehler« beim Bürgergeld gestoppt zu haben. Wenn man recht versteht, hat die Union mit ihrem tapferen Widerstand gerade noch so verhindert, dass die Mittelschicht in der Bundesrepublik ab dem 1. Januar ihre Jobs kündigt und es sich in der sozialen Hängematte gemütlich macht. Wer sich so wuchtig selbst lobt, scheint es nötig zu haben." (taz, 22. November 2022)
Sonntag, 16. Oktober 2022
Schmähkritik des Tages (62)
Heute: Stefan Gärtner über Bildungsgeschwätz
"Wären alle so gebildet, wie das die Rede von der Bildungsrepublik meinen müsste, um kein Geschwätz zu sein, würden sie vielleicht Fragen stellen, die nicht ins Konzept passen, nach Besitz, Macht und wie das zusammenhängt und ob ein Geländeporsche wirklich mehr als eine Geschmacklosigkeit ist, und wenn der Karosseriebaumeister aus der DDR, bei dem ich zu meinen Oldtimerzeiten Stammgast war, mir ungefragt mitteilte, das wisse ich doch sicher, dass die Schulbildung in der DDR besser gewesen sei, hatte er insofern recht, als die Bildungsrepublik mit dem Wissen beginnen müsste, worauf die Gesellschaft, in der man lebt, beruht. Die westliche Antwort, die ungefähr «Rechtsstaat» und «Freiheit» lautet, unterschlägt nämlich, was im Osten Grundwissen war: dass Herrschaft unmittelbar mit der Verfügung über die Produktionsmittel zu tun hat. Aber weder kann man alles wissen, noch soll sich eins für alles interessieren, etwa dafür, wie aussichtslos das mit der grünen Marktwirtschaft ist." (WOZ, 18. September 2022)
Mittwoch, 7. September 2022
Schmähkritik des Tages (61)
Heute: Leon Igel über BWL-Studenten
Hier. (FAZ, 21. August 2022)
(Der Artikel ist recht kurz, mehr eine Glosse, und schnell gelesen. Daher würden längliche Zitate nicht recht lohnen. Weiß auch nicht, wie es da mit dem Urheberrecht aussieht. Lieber nichts riskieren)
Samstag, 6. August 2022
Schmähkritik des Tages (60)
Heute Robert Misik über Online-Mobs und Appeasement
"In Österreich wurde eine Ärztin vom rechtsextremen Impfgegner-Mob in den Tod gehetzt. Lisa-Maria Kellermayr hatte sich von Beginn der Covid-19-Pandemie an um Patienten gekümmert, sie hatte ganz praktische Behandlungserfahrungen gesammelt, als Anfangs alle noch im Blindflug unterwegs waren, sie hatte damit auch eine gewisse Prominenz erlangt, war dann den Covid-Leugnern und Impfgegnern ein Dorn im Auge. Sie erhielt Hassmails, Morddrohungen, in denen ihre Todesart in den grellsten Farben und explizit ausgemalt wurde. Die Polizei nahm sie nicht ernst und fraternisierte noch mit dem Mob. [...]
Sonntag, 3. Juli 2022
Schmähkritik des Tages (59)
Heute: Slavoj Žižek, kontrast-mittel.org und Wiglaf Droste über das Problem der Linken in Kriegszeiten im Allgemeinen und die Zeitschrift 'Konkret' im Speziellen.
"Ein Linker, der »Verständnis« für Russland zeigt, ist mit jenen Linken vergleichbar, die vor dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion die deutsche »antiimperialistische« Rhetorik gegen Großbritannien ernst nahmen und sich für Neutralität im Krieg Deutschlands gegen Frankreich und Großbritannien einsetzten. Wenn die Linke hier versagt, ist das Spiel für sie aus." (Der Freitag, 1. Juli 2022)
Sonntag, 3. April 2022
Schmähkritik des Tages (58)
Heute: Leo Fischer über den Niedergang der Linken
"[Selbst] hartgesottene Stammwähler*innen fragen sich, ob die Partei in ihrem jetzigen Zustand überhaupt in die Parlamente sollte, so völlig richtungslos zeigt sie sich. Da ist natürlich der Krieg, der jahrzehntelang gehegte Überzeugungen in Frage stellte - wie »Friedenspolitiker« auseinanderfallen, die Verständnis für jedes beliebige diktatorische Regime haben, solange es bloß nicht der Nato angehört, konnte man mit heißer Scham beobachten. [...]
Donnerstag, 24. März 2022
Schmähkritik des Tages (57)
Heute: Leo Fischer über Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine
"Soeben ist Gerhard Schröder von seiner Spezialoperation aus Moskau zurückgekommen. Spötter meinen, die Reise habe vor allem den Bedürfnissen seines Privatvermögens gegolten. [...] Sein alter Erzrivale Lafontaine hingegen ist aus der Linkspartei ausgetreten, seiner eigenen Gründung. Sie sei ihm nicht mehr »friedenspolitisch« genug, womit er wahrscheinlich meint, dass es auch noch Vertreter der Partei gibt, die nicht eins zu eins die Kremlpropaganda nachplappern. Jetzt sind sie beide, Schröder und Lafontaine, zuguterletzt auf ihr publizistisches und unternehmerisches Glücksrittertum heruntergefallen; skurrile Gestalten, denen man kaum anmerkt, dass sie vor 20 Jahren noch Berge versetzt haben; [...]
Donnerstag, 10. Februar 2022
Schmähkritik des Tages (56)
Heute: Jan Feddersen über die "einst noble" NGO Amnesty International
"Ein Fünftel der israelischen Bürger*innenschaft ist nicht jüdisch - und eine Fülle von arabischen Bürger*innen geht qua Bildungsaufstieg den Marsch durch die Institutionen, sie werden Ärzt*innen und so weiter. [...] An israelischen Stränden gibt es keine jüdisch separierten Teile; dort sieht man arabische Familien, deren Frauen häufiger als hierzulande in Burka herumlaufen.
Freitag, 14. Januar 2022
Schmähkritik des Tages (55)
Heute: Arno Frank über 'Die fabelhafte Welt der Amélie'
"Willkommen in »Die fabelhafte Welt der Amélie« mit neckischem accent aigu, einem hollywoodhaften Bilderbuch-Paris, wo selbst kleine Kellnerinnen sich traumschöne Appartements leisten können und immer irgendwo Sehenswürdigkeiten in der weichgezeichneten Gegend herumstehen.
In Erinnerung hatte ich die klebrige Niedlichkeitsmusik von Yann Tiersen, eine »starke Frau«, die murmeläugige Audrey Tatou als kindliche Göttin ihres Quartiers, mit schwarzen Herrenwinkern und ausreichend Freizeit, vermittels ausgeklügelter Streiche ihren Mitmenschen das Leben in etwas Märchenhaftes zu verwandeln.
Donnerstag, 23. Dezember 2021
Schmähkritik des Tages (54)
Heute: Joachim Schulz über die "fiesen Balladen" von Phil Collins
"Das ist klanggewordene Folter, der Soundtrack eines Jahrzehnts, in dem die Hoffnungen der Achtundsechziger gestorben sind und Kohl, Thatcher, Reagan der Menschheit den Neoliberalismus brachten! Musik für Mädchen mit Dauerwelle und Jungs in Sakkos mit Schulterpolstern, die heute in Reihenhäusern leben und feuchte Augen kriegen, wenn der Gute-Laune-Sender, den sie immer hören, 'We don’t need another hero' spielt, weil sie das an einen warmen Abend im August 85 erinnert, an dem sie mit ihrer Clique ins Freibad von Groß Deppenstedt eingestiegen sind und unerhörterweise nackt gebadet haben!" (taz, 7.12.2021)