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Mittwoch, 13. Oktober 2021

Strukturwandel, manifest (2)


Preisfrage: Woran erkennt man, dass eine Stadt/ eine Region definitiv auf dem absteigenden Ast ist?

Versuch einer Antwort: Unter anderem am Ausmaß des pathetisch-nostalgischen Boheis, der um eine vermeintliche Identität veranstaltet wird und mit dem man sich gegen den Abstieg zu stemmen versucht (anders als etwa in Berlin, wo man Chaos und Ranz einfach für sexy ausgibt). Der Getränkemarkt meines Vertrauens wurde vor kurzem aufwändig umgebaut und auf Ruhrpott getrimmt. Kassenzone wie eine Lohnhalle. Das Tor zum Leergutlager ist wie ein Stollen gestaltet. Und dann diese Deko hier:

Samstag, 2. Oktober 2021

Spaßige Kasse

 
Vor vielen, vielen Jahren, liebe Kinder, als das Wünschen noch geholfen hat, wurde der Onkel aus Überzeugung Kunde der örtlichen Sparkasse. Ihm gefiel die Idee der Gemeinnützigkeit. Es gab ein großes Filialnetz, in der kleinen Zweigstelle bei ihm um die Ecke ward er bald persönlich und mit Namen bekannt. Die freundlichen Damen und Herren dort haben ihm immer nett und kompetent geholfen, auch als es finanziell eine Zeitlang finster aussah bei ihm. Sparkasse, das war mal Bank in sozial, das Geldhaus, wo Menschen aus Fleisch und Blut alten Muttchen die Rente auszahlten, wenn die mit den neumodischen Automaten nicht recht klar kamen.

Samstag, 31. Juli 2021

Reiseimpressionen (11)


Schau an, es gibt ihn also noch. Jan Cux, jenen semmelblonden Mützenmann und Maskottchen der Gemeinde Cuxhaven, nebst seiner Gespielin Cuxi. Die beiden zierten damals, als Autoaufkleber noch nicht weitgehend verpönt und nicht so dezent waren wie heute meist, die Hecks so einiger Autos. Das war nicht nur Souvenir, sondern auch Statement: Wir sind bodenständig. Wir brauchen keine Pauschalreisen, wir bleiben im Land. Wir schippern auch nicht per Fähre auf eine der Nordseeinseln mit Mondpreisen im Laden. Nein, wir machen drei Wochen Deich. Den rauf- und runterradeln. Hafengucken. Krabbenkutterfahren. Wattwandern. Strandkorb sitzen. Kugelbake kucken. Tagesausflug nach Helgoland machen (früher gern auch wegen der günstigen Zigaretten und der billigen Butter). Dann wieder Strandkorb. Bei gutem Wetter. Sonst Ölzeug.

Dienstag, 29. Juni 2021

Am Wegesrand (3)

 
Was es nicht alles gibt... Die allgemeine Krise der Printmedien scheint die Kreativität der Blattmacher keineswegs zu bremsen. Ich glaube, eine Woche später lag an der gleichen Stelle der Quengelwarenzone ein Yogamagazin aus. Kann mich täuschen, war abgelenkt. Immerhin habe ich jetzt eine Idee, in welchen Safe spaces und Snoezelenräumen Annalena Baerbock vermutlich ihre PR-Leute und ihren Berater*innenstab (Stab! Phallokratie! Buhhh!) rekrutiert hat.

Dienstag, 9. März 2021

Am Wegesrand (2)


Mit zunehmendem Alter pflegt man sich ja zuweilen im wohligen Glauben zu suhlen, schon so einiges gesehen zu haben. Dennoch gibt es immer wieder Dinge, oft en passant am Wegesrand, die auch den geübten Erdenbewohner in Erklärungsnöte zu bringen, um nicht zu sagen, vor Rätsel zu stellen vermögen. Und nein, die Rede ist nicht von flüchtig-neumodischem Tüdelkram aus dem Dunstkreis von Jugendkulturen. Da ist Provokation Programm, gehört das zum Konzept und man tut gut daran, das tunlichst achselzuckend zu ignorieren.

Samstag, 27. Februar 2021

Urban & fresh livin'

 
Die Ferienwohnung, die der geliebte Arbeitgeber für mich zwecks Dienstreise angemietet hat, hört auf einen Namen. Früher, als man mit der Familie im Sommer drei Wochen lang in Norddeich festsaß und sich langweilte, weil Norddeich gar keinen Sandstrand zum Burgenbauen hatte, gab es so was wie 'Pension Heidemarie' oder Wohnungen, die 'Seeblick' hießen und alles sah aus wie in den Sechzigern. Hier und heute, in der in die sanften Hänge des Teutoburger Waldes geschmiegten ostwestfälischen Provinz ist das freilich ganz anders. Meine temporäre Hütte steht für mondänes, urbanes, zeitgemäßes Wohnen.

Sonntag, 31. Januar 2021

Sentimental Journey (2)


Das ging ja fix. Nicht mal einen Monat nach meiner letzten Stippvisite am Haus meiner Kindheit und Jugend ist schon die Baustelle eingerichtet und es wird entkernt. Arenberg 21.

Dienstag, 29. Dezember 2020

Sentimental journey


In dem Haus auf den Bildern habe ich als Kind und Pubertant von 1976 bis 1987 gewohnt. Baujahr 1928. Die Straße weist eine heftige Steigung auf. Der Name Arenbergstraße, im Volksmund hier meist nur 'Der Arenberg' genannt, hat damit aber nichts zu tun, sondern mit dem Haus Arenberg. Meine Heimatstadt gehörte von 1803 bis 1811 zum Herzogtum Arenberg, bevor sie 1811 erst zum Großherzogtum Berg, 1814/15 dann zur preußischen Provinz Westfalen kam. Der Bauherr des Hauses war was Höheres beim Rentamt derer von Arenberg. Das war bis Ende der 1970er in einer Villa unten an der Straßenecke untergebracht, von wo aus die diversen Besitzungen und Ansprüche verwaltet wurden.

Dienstag, 22. Dezember 2020

Am Wegesrand

 
Da stand er. Im Herbst an der Straße. Opel Manta B. In wasweißichnicht-metallicgrün. Unrestauriert, aber auch unverbaut. Keine breiten Radkästen, nirgendwo Spoiler, Bodykits, Lufthutzen, Sidepipes oder sonstiger Zinnober. Keine neongrelle Lackierung, keine Kenwood- oder Yokohama-Aufkleber. Wie in Rüsselsheim vom Band gerollt. Seltenheit, so was. Klar, man soll nicht alles symbolisch aufladen, aber hier kam die Vergangenheit hoch.

Samstag, 5. September 2020

Grenzerfahrungen in der Konsumgesellschaft (25)


Wechselt man das Wohnquartier und gehört man nicht zu den dergestalt Betuchten im Lande, die problemlos alles anfallende Handwerkliche gegen entsprechende Zahlungen an entsprechend Qualifizierte auslagern können, dann ist der Besuch eines Baumarkts so gut wie unumgänglich. Bei mir sind es dann drei geworden. Weil immer noch was fehlte. Der letzte Hohlraumdübel leider verbogen war. Nein, es waren vier. Weil das von der Rolle abgemessene Lautsprecherkabel sich doch als zu kurz herausgestellt hat.

Montag, 31. August 2020

Sommerloch: Sie sind unter uns (1)


Heute: The Eye - der ICE-Hypnotiseur

Wer immer geglaubt hat, Superhelden mit ihren übermenschlichen Fähigkeiten seien bloß eine Erfindung der amerikanischen Populärkultur und somit reine Fiktion, möge sich nicht täuschen. Auch in unserem Alltag tummeln sich entsprechend begabte Menschen. Nur sieht man es ihnen nicht auf den ersten Blick an. Daher muss man sie zu erkennen wissen. Nehmen wir zum Beispiel The Eye, den ICE-Hypnotiseur (das Schöne an der Sache ist ja, dass man als Entdecker den Namen auswählen darf).

Dienstag, 18. August 2020

Wahl in da Hood


Was gibt's Neues? Nun, der Walarten sind viele. Der Blauwal, der Finnwal, der Pottwal, der Buckelwal und so weiter und so weiter. Hier in NRW wird jetzt wieder der nur alle vier Jahre auftretende Kommunalwal gesichtet. Bruhahahaha! Kleine Reminiszenz an den jüngst verstorbenen Fips Asmussen, konnte ich mir nicht verkneifen. Wiewohl die Sache eine gemähte Wiese für den Amtsinhaber von der Union sein dürfte, ist es wieder einmal exakt eine politische Kraft, die wirklich Farbe in die Sache bringt.

Freitag, 17. Juli 2020

Werbestrategie


Einiges fällt einem erst auf, wenn man zu Fuß daran vorbeigeht. Diese orange Litfasssäule etwa steht schon recht lange da. Nur hatte ich nie registriert, dass die nicht nur den Mitbewerber nennt, sondern quasi dazu auffordert, den Laden, vor dem sie steht, besser gleich links liegen zu lassen.

Sonntag, 31. Mai 2020

Normalität, eingeschränkte


Re: voriger Post, letzter Absatz

Fürs Schwimmen muss man sich anmelden, in Kneipen und Restaurants Namen und Adresse hinterlassen. Lästig. Und nicht immer datenschutzkonform (beim Verlassen eines Ladens konnte ich der am Eingang offen ausliegenden Liste problemlos Namen, Adresse und Telefonnummer der attraktiven jungen Dame, die nach mir den Laden betreten hat, entnehmen - üben wir noch). Aber trotzdem...

Donnerstag, 7. Mai 2020

Tour de Trasse


Die Schwimmbäder sind immer noch zu und Laufen haben meine Gelenke und Sehnen mir schon früher übelgenommen, als ich noch weniger war. Bleibt also nur, wie bereits erwähnt, das getreue Fahrrad aus dem Schuppen zu holen zum Trassenradeln. Früher bildeten hier Zechenbahnen, auf denen vornehmlich Kohle und Koks zu Kanälen und Kraftwerken transportiert wurden, ein zweites, nicht zugängliches Eisenbahnnetz. Seit dem Ende der Kohleförderung werden die Trassen nach und nach zu Radwegen umgebaut. Auf denen lässt es sich entspannt radeln, da Eisenbahnen, die keine Zahnradbahnen sind, nur Steigungen im Promillebereich bewältigen können. Außerdem bekommt man reizvolle Einblicke, weil man sozusagen durch die Hinterhöfe fährt.

Dienstag, 24. März 2020

O tempora Corona! (2)


Als hätte man‘s geahnt. Sonntag noch mal mit der lieben U. und dem lieben S. ein Stündchen durch die schöne Haard spaziert. Mit Sicherheitsabstand, versteht sich. Man sieht sich ja kaum noch. Am selben Abend dann: Ab Montag ist so was nur noch zu zweit gestattet.

Sonntag, 26. Januar 2020

No crap in OB


Hui, wie die Zeit vergeht. IQ war in den frühen Neunzigern eine der Bands, die noch tapfer die Idee hochhielten, dass Rockmusik mehr sein kann als drei Minuten, drei Akkorde und Chart- oder Bikerclubtauglichkeit. Übernächstes Jahr feiern sie 40jähriges Bühnenjubiläum. Vierzig! Kommt mir fast wie vorgestern vor, dass der liebe S. mir zum Geburtstag die CD-/DVD-Box zum 20jährigen Jubiläum geschenkt hat. Gestern also in Oberhausen. Wie üblich bei Konzerten dieses Genres, ist ein gut gemischtes, recht gesetztes Publikum zwischen 16 und 75 Jahren anwesend. Das macht vieles entspannter.

Montag, 25. November 2019

Been there, did that


Ein weiteren Eintrag abgehakt, der sich vermutlich auf irgendeiner dieser diese Wichtigtuer-Listen findet mit den tausend Dingen, die man angeblich unbedingt erledigt haben muss als hipper Individualistendödel, bevor man abkratzt, will man nicht überall unten durch sein (Nr. 15: Auf der Toilette des angesagtesten Clubs in London Sex mit Wildfremden haben - Nr. 344: Silvester auf dem Times Square - Nr. 449: Auf dem Eiffelturm eine Dosis Nasenata reinziehen - Nr. 941: Bei Sonnenuntergang am Hafen von Manila Street Food mampfen, zusammen mit Ihren gleichermaßen sagenhaft erfolgreichen und zu Tode gelangweilten Sackgesicht-Freunden, die auch alle nicht arbeiten müssen und nicht wissen, wohin mit ihrer Kohle). 

Montag, 4. November 2019

Kulturimperialismus


Ganz harmlos fing es vor ein paar Jahren an. Mit einem Oktoberfest. Geh, hab dich doch net so, ist doch alles nur Gaudi. Haben sie gesagt damals. Jetzt kommen sie in Scharen über den Weißwurstäquator angeschissen und fangen an, sich unserer Innenstädte zu bemächtigen. Dabei ist das doch eine ganz andere Kultur! Ist das schon die große Umvolkung? Wann werden sie uns überfremdet haben? Wann werden sie uns zwingen, Lederhosen und Dirndl zu tragen? Schnackseln sie schon unsere Frauen? Wacht!!!!1!Endlich!!1!! AUF!111!1

Mittwoch, 14. August 2019

Reiseimpressionen (10)


Deutschlands Esoterik-Vizehauptstadt

Ich schrieb‘s schon vor einigen Jahren: Der einst mondäne, als 'Meran des Nordens' gehandelte Kurort Bad Reichenhall hat ein wenig zu kämpfen, seit Kuren von den Krankenkassen nur mehr sparsam vergeben werden und die Reichen und Schönen längst andere Destinationen ansteuern zwecks Wellness. Aber man gibt nicht klein bei. So machen sie in aggressivem Salzmarketing. Nehmen Puffpreise als Eintritt für ihre Therme. Verhökern handgebrochenes 'Ur-Salz' für Apothekenpreise. Und es siedeln sich zunehmend Esoteriker und andere Scharlatane in der Stadt an. Mag Murnau am Staffelsee Deutschlands Esoterik-Hauptstadt sein, dann dürfte Reichenhall inzwischen dicht auf Platz zwei folgen.