Montag, 10. April 2017

Babys, Bonzen und Bomben


Faszinierend, was so ein wenig Kawumm zu ändern vermag. Seit Freitag wissen wir, was es braucht, um den Irren von Washington, den Dödel im Weißen Haus, gegen den sich sogar der chronisch überforderte George W. Bush ausnimmt wie ein Intellektueller, den Faschisten neuen Typs, den notorischen Lügner und Busengrapscher, den Meister der Fake News und der alternativen Fakten mit der Konzentrationsspanne einer sedierten Amöbe, in einen allseits geachteten, ernstzunehmenden Staatenlenker zu verwandeln: Sechs Tote und 59 Marschflugkörper vom Typ BGM-109 Tomahawk (je 500 kg Sprengstoff, kolportierter Stückpreis: je nach Ausstattung 600.000-1,6 Mio. US$, es ist aber zu vermuten, dass der Hersteller Raytheon über Mengenrabatt mit sich reden lässt).

Die Dinger werden deswegen so gern eingesetzt, weil sie, erstens, die eigenen Leute nicht gefährden und, zweitens, von chirurgischer Präzision sind, wie es heißt. Mit so einer Cruise Missile könne man aus mehreren tausend Kilometern Entfernung ein scheißendes Kaninchen von der Wiese fegen, ohne dass irgendjemand etwas bemerken würde. Dumm nur, dass es mit der legendären Präzision möglicherweise doch nicht so weit her zu sein scheint. Von 59 abgefeuerten Tomahawks sollen weniger als die Hälfte ihre Ziele getroffen haben. Der Verbleib der übrigen ist unklar. Wer weiß, vielleicht waren die in Syrien verballerten Exemplare noch Bestände aus dem Kalten Krieg, die kurz vor dem Verfalldatum waren und dringend wegmussten, ehe die Garantie ablief. Ursprünglich waren die Tomahawk-Marschflugkörper mit Atomsprengköpfen ausgerüstet, da kommt es halt auf ein paar Meter nicht an.

Baschar Al-Assad hat sich als bombardierungswürdiger Bösnickel qualifiziert, indem er angeblich Giftgas unter anderem gegen Kinder eingesetzt hat, gegen "wunderschöne Babys", wie El Donaldo, der von jeher ein besonders humanistisches Menschenbild pflegt, wörtlich betonte. "Ja, sagt da der Mann in der Armani-Uniform aus der Redaktion der SÜDDEUTSCHEN, wenn sie wenigstens hässlich gewesen wären. Aber wunderschöne Babys, das geht gar nicht!" (Ulrich Gellermann) Nun möge man mich nicht falsch verstehen, Giftgas ist weiß Gott kein Spaß oder etwas, über das man einfach so zur Tagesordnung übergehen könnte, im Gegenteil. Wieso aber nun ein gerüttelt Teil westlicher Medienschaffender und Politiker, die Trump noch am Donnerstag für den Super-GAU der amerikanischen Politik hielten, ihm wegen dieses Angriffes plötzlich fast einhellig applaudiert, erschließt sich erst auf den zweiten Blick.

Zumal so einiges dafür spricht, dass Trumps Raid erstens militärisch sinnlos (die syrischen und russischen Streitkräfte auf der Basis waren vorab gewarnt), zweitens völkerrechtswidrig war (dem Angriff ist keiner auf die USA vorausgegangen, der UN-Sicherheitsrat hat kein Mandat für den Waffeneinsatz erteilt) und drittens gegen die US-Verfassung verstößt (der Kongress wurde übergangen). Aber das ist egal, nur Kleingeister halten sich mit solchen Detailfragen auf. In den Internationalen Beziehungen gilt seit ein paar Jahrzehnten schon, der mit der dicksten Wumme bestimmt die Richtlinien und hat im Zweifel recht. Für Donald Trump gilt seit Freitag: "Seht, er bombt, er ist doch kein Irrer, sondern ein ganz normaler US-Präsident!" (Bernd Pickert)

"Hatte nicht Trump vor dreieinhalb Jahren, als Assads Regierungsarmee erstmals Giftgas einsetzte und Hunderte Menschen brutal ermordete, eine regelrechte Twitter-Kanonade auf „unseren sehr dummen Anführer“ abgefeuert und Obama davor gewarnt, Syrien anzugreifen? „Wenn Sie das tun, werden viele sehr schlimme Sachen passieren, und vom Kampf haben die USA nichts!“, mahnte Trump damals. In den Folgejahren polemisierte er gegen die „betrügerische Hillary“, deren Auslandsengagements die Gefahren für die Heimat nur vergrößert hätten." (Karl Doemens)

Im Westen ist man, wie es aussieht, sehr erleichtert darüber, dass Trump augenscheinlich zur Vernunft gekommen ist, will heißen: seine isolationistischen und Putin-freundlichen Flausen drangegeben hat und transatlantisch wieder Business as usual einzuziehen scheint. Wenn das mal kein Holzweg ist. Der Mann hat mitnichten eine Kehrtwende hingelegt. Die andere Botschaft hinter der Aktion vom Freitag lautet nämlich: Wenn ein Donald Trump beliebt, die Waffen sprechen zu lassen, dann ist auf Gedöns wie Völkerrecht und Parlamente geschissen. Und wenn das eine Art Blaupause sein sollte dafür, wie es in Zukunft vonstatten gehen soll, wenn die USA weltweit im Namen der Menschlichkeit agieren, dann würde ich es mir noch einmal gründlich überlegen, das für eine gute Nachricht zu halten.



5 Kommentare :

  1. Dieser Hang zum moralischen "regime change" ist schon seit Jahren ein Problem, immer ungeschlachter tapst der Westen im Namen des Guten in der Welt umher.
    Seit dem Kalten Krieg ist offenbar in Vergessenheit geraten, daß es dazugehört, sich auch mit üblen Zeitgenossen zu arrangieren, wenn das Scheitern desselben unkontrollierbare Gefahren birgt.
    Womöglich brauchen die westlichen und östlichen Gesellschaften einfach mal wieder ordentlich Muffe unterm Allerwertesten, um diese einfache politische Erkenntnis neu zu entdecken.
    Neu ist das allerdinbgs nicht, es war schon mehrfach die existenzielle Bedrohung, die Ost und West zur Vernunft gebracht hat, dieser Konflikt erinnert an Korea 1953, auch damals war es ein übergriffiger Westen und ein sturer und skrupelloser Osten, der die Krise auf die Spitze trieb.
    Interessant auch die damaligen Spätfolgen, in Verbindung mit der Kubakrise hat das zu einer starken Erosion der Glaubwürdigkeit der westlichen und östlichen Politführungen geführt, was wiederum die Gegenbewegungen der 60er förderte.

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  2. Absatz 4 und 6 beinhalten wichtige Informastionen für interessierte Bürger.

    Solche Petitessen werdem vom dt. Mainstream geflissentlich ignoriert.

    Ebenso die Informations-Petitessen aus russischen Quellen, die belegten, das das zuvor in die Luft geflogene Giftgaslager den Dschihadisten zuzuordnen sei.

    RT berichtete darüber, also Putins Propaganda nach NATO-Lesart.

    Dazu berichtet RT, das nun US-, GB- und jordanische Einheiten (Bodentruppen) in Südsyrien eingefallen sind, von Jordanien aus.

    Es soll gegen den IS, aber auch die syrische Armee gehen, vor allem gegen iranische Milizen.

    The Donald macht Ernst, er hatte angekündigt die Dschihadisten (IS et al) vernichten zu wollen.

    Die Zeche zahlen die Zivilisten, die Kinder, die Kranken die Alten, auf Generationen hinaus, weil The Donald die Geister, die seine Vorgänger riefen, mit Feuer bekämpfen will. Ein echter Cowboy halt.

    Und dazu noch unsere blonde Kriegsjule.

    Damals fragten wir unsere Eltern, warum sie sich von den Nazis in den Krieg jagen ließen, warum sie nichts gegen KZ's machten, gegen Gestapo, SS. Wir bekamen keine Antwort.

    Heute weiss ich, warum es damals klappte. Denn es scheint wieder zu funktionieren. Auch Dank eines Kornelius, eines Joffe, einer Will et al.

    Vor allem Dank eines Volkes, das auch heute immer noch mehrheitlich "seine Ruhe haben" will.

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  3. Für mich macht President Trump bis jetzt nur zwei Fehler.Zwei Mal Geldverweigerung bei "Plannend Parenthood & bei" UNPFA".Die humane Reduction der Weltbevölkerung wird viel Leid und Kriege verhindern.

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    1. Wie wärs mit dem" Kaufman Plan"? Z.b. in Afrika/Indien.

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  4. Info für Roland und andere Interessierte." X-Hamster.com "unterstützt mit einem Link den Spendensupport für Plannend Parenthood.Bei jährlichen Cliks von einigen Millionen sollten die fehlenden 75 Millionen Dollar(von Trump gesperrt) schnell kompensiert sein.Danke X-Hamster.

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