Hoppla, längst schon wieder Zeit für die allmonatliche Linksammlung. Es wird einigen nicht entgangen sein, dass ich trotz einiger Bedenken an dem Begriff 'Verschwörungstheorie' festhalte (wenngleich ich mich bemühe, ihn nicht allzu inflationär zu verwenden). In linken Kreisen (was immer das genau ist) gibt man ja gern etwas auf seine Auf- und Abgeklärtheit. Daher geht mir diese auch dort immer mehr anzutreffende Wagenburgmentalität gehörig auf den Zeiger. Dieser Hang, es sich ganz einfach zu machen, indem man sagt, jeder, der etwas vom Mainstream Abweichendes sage, gelte sofort als Verschwörungstheoretiker. Neben einer in meiner Wahrnehmung steigenden Unfähig- bzw. Unwilligkeit, Ambivalenzen und Zwischentöne auszuhalten, stört mich zunehmend, dass im politischen Diskurs offenbar das Prinzip um sich zu greifen scheint, der Feind eines Feindes sei automatisch ein Freund.
Keine Frage, 'der Westen' bzw. 'die westlichen Demokratien' haben so einiges auf dem Kerbholz und kein Recht, sich als alleinige Richter über Richtig und Falsch aufzuspielen. Es stimmt, dass vermeintlich 'neutrale' Medien, darunter auch öffentlich finanzierte, zuweilen alles andere als neutral sind, sondern Propaganda verbreiten. Und es ist ebenfalls nicht von der Hand zu weisen, dass in der Politik manipuliert und gelogen wird, dass die Balken sich biegen (vgl. jüngst die Causa Skripal). Alles richtig (war aber auch noch nie wirklich anders). Daraus aber nun die Konsequenz zu ziehen, etwa Wladimir Putin zum Underdog mit ausschließlich guten Absichten und zum unschuldigen Opfer des finsteren Westens zu stilisieren, ferner zu meinen, westliche Propaganda bekämpfe man am besten damit, indem man ihr nicht minder erlogene Propaganda anderer Provenienz entgegenhält - zum Beispiel, indem man 'Russia Today' als total seriöse Quelle ausgibt - und dann hofft, ein Mix aus beidem käme der Wahrheit am nächsten, halte ich für einen gefährlichen Holzweg. Minus und minus ergibt eben nicht immer plus.
Genug der Vorrede. Michael Butter erinnert daran, dass Verschwörungstheorien inzwischen zu einem Riesengeschäft geworden sind.
Gewohnt gut informiert und unaufgeregt: Stefan Sasse über die Technik des Dogwhistling, mit der Rechte schon seit einigen Jahrzehnten die Grenzen des Sagbaren immer weiter in ihre Richtung verschieben.
Zum Nachlesen und Archivieren: Das Dokument der Schande.
Neben Georg Seeßlen gehört der in Linz lehrende Robert Pfaller für mich zu den lesenswertesten Beobachtern aktueller Entwicklungen um uns herum. Pfaller belässt es nicht dabei, Symptome von 'Political Correctness' oder 'Gouvernantenpolitik' zu identifizieren und bildungsbürgerlich kulturpessimistisch in die Tonne zu treten, wie es seit einiger Zeit so schick ist. Er fragt nach den Ursachen des ganzen, die er in der neoliberalen Wende seit dem Ende der 1970er sieht.
Kultur. Eine zeitgemäße Interpretation des Märchens von Hänsel und Gretel.
Die Tennisspielerin Andrea Petkovic über ihr Hobby (Filme). Nicht weltbewegend, aber nahbar und menschlich. Hat mich irgendwie berührt.
Zur Auflockerung ein bisschen Musik. Mogwai aus Schottland. Post-Rock für die, die es nicht so haben mit Lyrics und den üblichen Songstrukturen. Hier live und aushilfsweise mit der großartigen Cat Myers am Schlagzeug.
Neues aus der Blogosphäre. Was treiben eigentlich, so frug ich mich letztens, H. & H. Finkeldey so, seitdem 'Kritik und Kunst' schaderweise eingestellt wurde? Bei tell tun sie mit, und das freut mich sehr.
Thorsten Schumann alias 'Der Doctor' hatte sein Fünfjähriges -- Glückwunsch!
Die 'Salonkolumnisten' sind in dieser Peergroup nicht unumstritten, das ist mir bewusst. Mir ist es jedoch lieber, es geht mal kontrovers zu als wenn etwas zur Rundumwohlfühl-Filterblase wird. Sagen wir salomonisch, es gibt Licht und Schatten dort. In erstere Kategorie gehört definitiv die Serie 'Mythenjäger'. Der jüngste Beitrag befasst sich mit dem angeblichen Bienensterben und klärt auf, warum das Mumpitz ist.
Auch die Online-Ausgabe der hiesigen Lokalzeitung hat seit längerem eine Kommentarfunktion. Da tummelt sich Tag für Tag gefühlt die gleiche Handvoll Meinungshaber. Die Mehrheit favorisiert für das meiste, das so vorfällt hier inne Provinz Lösungen, die auch Teile der AfD (eine rechtsextreme, in Teilen rechtsradikale Partei, deren Mitglieder zur Weinerlichkeit neigen, wenn sie kritisiert werden) und ihr Nahestehende empfehlen würden. Die Minderheit versucht tapfer gegenzuhalten und hat inzwischen sogar einen Watchblog aufgemacht. Köstlich!
Abteilung Kulinarik. Warum das Getue um Omas Küche ein Missverständnis ist.
Bei intro.de war letztens das Rezept für jene Pastasauce zu finden, die die Mobster im Film 'Good Fellas' im Knast sich zubereiten und genüsslich einpfeifen. Sieht äußerst vielversprechend aus.
Was für einer mag Butter sein?
AntwortenLöschenEinerseits konzediert er, „die NSA spioniert uns alle aus“, andererseits schränkt er ein, „aber die Enthüllungen haben nicht offengelegt, dass die NSA irgendwelche geheimen Ziele verfolgte“. Er akzeptiert die Spionage einerseits, aber andererseits bestreitet er die geheime Absicht. Hm.
Was für einer mag er sein?
@Wolf-Dieter Busch
Löschen"Was für einer mag er sein?"
Lässt sich aus dem Text nicht wirklich entnehmen. Dazu muss man vielleicht sein Buch gelesen haben und das erklärt aus meiner bescheidenen Sicht den Artikel: Der ist nämlich schlicht SEO-Werbung dafür;-)
Gespickt mit ein paar Buzz-Wörtern wie NSA und VT, schon kommen die Klicks und ggf. der Entschluss, dieses Buch zu kaufen. So beim Lesen des Artikels scheint der Verfasser selbst etwas mit dem Thema VT zu spielen und ähnlich wird´s auch mit dem Buch sein, viel Stoff und nichts Genaues weiss man nicht. Die ganzen anderen Dinge über Verschwörungstheoretiker wie das Pippi-Langstrumpf-Prinzip und das Argumente solche erst recht bestätigen, sind doch Allgemeinplätze. Dafür bedarf es weder des Artikels noch des Buchs.
Beim Bienensterben sehe ich das subjektiv so, dass die ganzen Pestizide/Insektizide und ähnlich wie bei grösseren Tieren das Zerstören der Lebensräume durch unseren Flächenverbrauch mehr und mehr verdrängt werden. Eventuell spielt auch das Klima bereits hinein. Ich freue mich jedenfalls jedes Jahr wieder über die Erdbienen in unserem garten und lasse neben den Obstblüten auch überall etwas Blumenwiese stehen, damit sich diese Nahrung holen können. Noch haben wir auch Fledermäuse, Schwalben und einiges anderes "Viehzeug" in unserem Dörfchen - trotz allem vielleicht auch nur ein Idyll auf Zeit...
Ich freue mich ja aufrichtig für die Bienen. Meine persönliche Langzeitstudie (mit Hilfe meiner Windschutzscheibe) erweckt aber bei mir den Eindruck, dass die Zahl der Insekten in den letzten Jahrzehnten ganz gewaltig zurückgegangen ist. Und da Luft- und Gewässerverschmutzung ebenfalls sehr stark zurück gegangen sind, richtet sich mein Verdacht auf die Landwirtschaft. Aber ich bin nur ein Laie und liege möglicherweise völlig falsch.
AntwortenLöschenNun ja, eigene Beobachtungen mit empirischen Erkenntnissen gleich zu setzen, ist immer problematisch ("Ist mir egal, ob Homöopathie gar nicht wirken kann, ich kenne Leute, die... - wer heilt, hat recht."). Man sollte sich vielleicht auch die Landschaft links und rechts der Straßen anschauen. Wenn ich früher, bis in die Neunziger, auf der A 2 gen Ostwestfalen tuckerte, war da viel Grünland. Heute ist da ab Hamm alles mit irgendwelchen Auslieferungslagern und Logistikzentralen zubetoniert. Da würd ich mich als Insekt auch nicht wohlfühlen.
Löschen@WDB: Keine Ahnung. Ein gehirngewaschenes Mietmaul, das von CIA/Goldman Sachs/George Soros üppig bezahlt wird vielleicht?
Ja, die Garde der gestandenen Putinologen und Adepten mehr östlicher Bild-Zeitungen, sind schon eine bemerkenswerte Klientel. Irgendwie, muss da so ein Ding im Hirn hängen, dass man nur das Gleiche einer anderen Seite benutzen muss, - und dann wird alles besser. Ich lieb dabei immer so die alten Aufreger, über den hiesigen Qualitätsjournalismus. Was will man machen? Den mit noch schlechterer Qualität erlegen zu wollen, ist eine Logik, wo ich Schwierigkeiten habe, sie nachvollziehen zu können.
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