Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
Donnerstag, 31. August 2017
Mehr als Aschenputtel
Vor 20 Jahren, am 31. August 1997, verstarb die ehemalige Prinzessin Diana bei einem Autounfall. Das ist politisch relevanter als es scheint.
Selbstverständlich weiß ich, wo ich war und was ich tat, als die Nachricht vom Tode der damaligen Ex-Prinzessin Diana mich ereilte. Es war ein Samstagabend, ich saß daheim auf der Couch und hatte eine Bierflasche in der Hand. Ich war relativ früh von einem mäßig unterhaltsamem Spieleabend (ich kenne eigentlich keine anderen) heimgekehrt und wollte mir zur Wiederholung des 'Aktuellen Sport-Studio' noch ein oder zwei Kaltgetränke geben, als es passierte: "Die in Paris verunglückte Prinzessin Diana ist den Folgen ihrer Verletzungen erlegen. Mehr in Kürze" - so in etwa hieß es in der Einblendung. Meine Reaktion: Aha. Tragisch. Alt ist sie nicht geworden. Friede ihrer Seele. Immerhin, für die Hinterbliebenen wird wohl irgendwie gesorgt sein. Damit war der Fall für mich so weit erledigt.
Montag, 28. August 2017
Fundstück: Venceremos, Amigos!
Die stets unbestechliche Titanic-Humorkritik brachte mich dorthin. Die vierteilige Dokumentation 'Die phänomenalen Amigos' ist zwar nicht auf YouTube zu sehen, dafür aber in der ARD-Mediathek (Teil 1 - Teil 2 - Teil 3 - Teil 4). Und man weiß nicht, ob man es nun mit der hessischen Variante von 'This Is Spinal Tap' zu tun hat oder mit einem wirklich ernst gemeinten Portrait. Letzteres kann einfach nicht sein, meint man immer wieder, während man sich's gibt. Denn dafür sind die Lobhudeleien auf das ungelenke Schlagerduo einfach zu sehr over the top, die Bratwurstjournalismus-Phrasen aus dem Off zu platt, als dass ein Redakteur mit einem Rest an Berufsethos das noch durchwinken könnte. Oder ist das am Ende doch ernst gemeint? Ganze vier Teile à 45 Minuten über "zwei schlimmst frisierte, herbstliche Brüder aus dem Hessischen, die neben dem Beruf simpelste Schlager schreiben"? (Titanic, ebd.)
Samstag, 26. August 2017
Hüben und drüben - U.S. Edition
Man kann, wenn man mag, durchaus Parallelen ziehen zwischen Donald Trump und Ronald Reagan. Letzterem ist es während des Wahlkampfes 1979 gegen Jimmy Carter gelungen, die bis dahin eher unpolitischen evangelikalen Christen der USA zu mobilisieren und als Wählerreservoir für die Republikaner zu erschließen. Seither hat ein religiöser Rollback in der US-Politik stattgefunden. Kaum ein Kandidat für ein öffentliches Amt, zumindest bei den Republikanern kann es sich erlauben, bei jeder Gelegenheit seine christliche Gesinnung unter Beweis zu stellen und vorzugeben, beseelt Gottes Willen zu vollstrecken. Stimmen gegen Einflussnahme, so ging der Deal.
Dienstag, 22. August 2017
Deutscher Herbst 1992
Vor genau einem Vierteljahrhundert, am 22. August 1992, begann ein enthemmter faschistischer Lynchmob in Rostock-Lichtenhagen, angefeuert und beklatscht von einer Horde Gaffer und Mittäter im Geiste, mit Bockwurst und Bier versorgt von fliegenden Händlern und, vergessen wir das nicht, materiell wie ideologisch aufgerüstet von westdeutschen Neonazi-Kadern, erstmals im großen Maßstab gegen die vorzugehen, die er für schuld an seinem gefühlten oder realen Elend hielt: Die in der Zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber (ZAst) im so genannten 'Sonnenblumenhaus' untergebrachten Asylbewerber und im selben Haus lebende, ehemalige vietnamesische 'Vertragsarbeiter'. Vier Tage dauerte das an und wie durch ein Wunder wurde kaum einer der Bewohner verletzt, obwohl die marodierenden Horden sich maximale Mühe gegeben hatten, auf Menschenleben minimale Rücksicht zu nehmen.
Sonntag, 20. August 2017
Foodblog London
An die 17.000 Restaurants und um die 4.500 Pubs soll es 2015 in London gegeben haben. Menge Auswahl. Warum, so frug ich mich jetzt, hier nicht mal ein paar von denen empfehlen, die ich so getestet und für gut befunden habe bislang? Als kleine Hilfe für den Fall, dass jemand demnächst mal nach in die, trotz aller Berliner Bemühungen, einzige echte Weltstadt Europas kommen sollte. Den erstmaligen Besucher mag überraschen, dass man in London vergleichsweise billig herumkommen kann. Eine Day Travel Card für die Tube ist für £ 8.00 zu haben, und an einer der teuersten Einkaufsstraßen der Welt, etwa der Oxford Street, kosten die Sandwiches bei Marks & Spencer keinen Penny mehr als überall anders. Hinkommen? Wer nicht an Flugangst leidet und auf den Anblick der White Cliffs verzichten kann, bekommt Flüge, die günstiger sind als so manche innerdeutsche Zugfahrt. Leider ist Übernachten meist ein teurer Spaß. Es sei denn, man hat kein Problem damit, im Hostel mit 12 besoffenen Australiern auf dem Zimmer zu liegen. Aber das ist ein anderes Kapitel.
Freitag, 18. August 2017
Zum Saisonstart
Wie und warum wird man eigentlich Fan eines bestimmten Fußballvereins? Aus Familientradition? Weil der beste Freund/die beste Freundin auch Fan ist? Weil man irgendwann mal mitgeschleppt wird zu einem Spiel. Man irgendwo dazugehören will? Bei mir war's ein langweiliger Samstagnachmittag im Jahre 1989. Meine hier gelegentlich erwähnte Sympathie für die Dortmunder Borussia war eine arg späte Liebe. Als Ruhrpöttler musst du dich entscheiden. Farbe bekennen. Butter bei die Fische tun. Herne-West oder Lüdenscheid-Nord? Notorischen Underdogs wird noch Anhängerschaft zum VfL Bochum, zu Rot-Weiß Essen oder den Zebras aus Duisburg gestattet, aber seitdem die nicht mehr die Bundesliga bevölkern, reduziert sich's hier vornehmlich auf die Gretchenfrage: Schwarzgelb oder blauweiß?
Mittwoch, 16. August 2017
Reiseimpressionen (7)
Undenkbares
Bis vor ein paar Jahren galt: Wer vom europäischen Kontinent per Flieger nach England wollte, und qua Geiz oder mangels dicker Hose nicht First Class gebucht hatte, tat sehr gut daran, den Flughafen London-Heathrow nach Möglichkeit zu meiden. Nach Heathrow flog nur, wer nicht anders konnte. Das alte Terminal 1, in dem die meisten innereuropäischen Flüge abgewickelt wurden, war ein dusterer, abgerockter Moloch mit endlosen Gängen und kryptischer Personenführung. Hatte man endlich sein Gepäck wieder, konnte durchaus noch ein Fußmarsch von 15-20 Minuten vor einem liegen. Entsprechende Erfahrungen brachten mich dazu, über mehrere Jahre die Dienste des als Fluggesellschaft getarnten Leutezusammenpferchers easyJet in Anspruch zu nehmen. Zumal es sich vom Miniflughafen Dortmund recht kommod reisen und die knappe Stunde in der engen Mühle sich aushalten ließ.
Dienstag, 8. August 2017
Ronny des Monats - August 2017
Bevor es hier in eine einwöchige Sommerpause geht, noch schnell die fällige Ronny-Verleihung für August. Man muss beizeiten daran erinnern, dass Ronny und Konsorten nicht nur gegen alles Frrremdrrrassige aktiv sind, sondern auch gegen alles, was sie als Links ausmachen. Und weil Ronny und Co. normalerweise schon ziemlich weit rechts stehen, kann da eine ganze Menge zusammenkommen. Nehmen wir den G20-Gipfel in Hamburg, über den hier ja einigermaßen ausführlich berichtet worden ist. Natürlich war die Gewalt, zu der es gekommen ist, nicht in Ordnung. Die Reaktionen aus gewissen Kreisen allerdings auch nicht. Bernhard Torsch hat dankenswerterweise einige Screenshots aus diversen Facebookgruppen gesammelt, die illustrieren, wie gewisse Leute sich das Vorgehen gegen die Randalierer von Hamburg so vorstellen. Ein paar Kostproben:
Sonntag, 6. August 2017
Bourgeoise Besseresser/in
Denise Snieguole Wachter verdingt sich beruflich als 'Genussredakteurin' bei der Zeitschrift 'Stern'. In dieser Funktion ist sie - öhöm, öhöm - "für Kulinarik zuständig" und nach eigenem Bekunden "hungrig auf alles, was mit gutem Essen und köstlichem Wein (und auch anderen Getränken) zu tun hat". Nicht die schlechtesten Voraussetzungen also. Überdies verfügt sie offenbar über die magische Gabe der Bilokation. Mit anderen Worten: Sie kann sich zweiteilen. Anders ist es nämlich nicht zu erklären, wieso sie selbstgemachte Gemüsechips als leckere und gesunde Alternative zu Kartoffelchips anpreist, um im nächsten Moment zu warnen, Gemüsechips seien keinen Deut besser als Kartoffelchips und daher mit genau so viel Vorsicht zu genießen.
Freitag, 4. August 2017
Kultureller Käse
Der bayerische Obazda ist, sofern ich recht informiert bin, ursprünglich eine Möglichkeit, Camembert, Brie oder anderen Schimmelkäse, der ein wenig 'drüber' ist, genießbar zu machen. Irgendwer hatte herausgefunden, dass ein Matsch aus überreifem Käse, Butter, gehackter Zwiebel, edelsüßem Paprika und eventuell etwas Kümmel hervorragend zu Bier und Brezn passt. Dass aus Resteverwertungen Spezialitäten werden, ist übrigens etwas durchaus Alltägliches. Und etwas Sympathisches, weil es darum geht, nichts wegzuwerfen. Das hiesige Hühnerfrikassee ist nichts anderes als eine Möglichkeit, das weitgehend geschmacksfreie Fleisch, das nach dem Auskochen von einem alten Suppenhuhn übrig ist, in etwas Essbares zu verwandeln. Genauso wie der französische Coq au vin. Ein coq ist weder ein Brathähnchen (poulet) noch ein Masthuhn (poularde), sondern ein alter Hahn, der, ähnlich seinem weiblichen Pendant, dem Suppenhuhn, seinen Dienst getan hat und in den Topf wandert, wo er zunächst in kräftigem Wein mariniert und dann lange auf kleiner Flamme weichgeschmort wird.
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