Sonntag, 17. Dezember 2017

Unheilige Allianzen


Die im wesentlichen hiesige '#Aufschrei'-Debatte hat sich weitgehend folgenlos totgelaufen. Gut, vielleicht nicht völlig. Die Sensibilität für unpassende Bemerkungen und Übergriffe mag hier und da gestiegen sein, will ich nicht völlig ausschließen. Aber sonst? Wir haben ein verschärftes Sexualstrafrecht. Aber nicht wegen '#aufschrei!', sondern weil die Kölner Silvesternacht 2015/16 von einem rechten, autoritätsgeilen Lynchmob gekapert wurde. Und sie ist auch an ihrer eigenen argumentativen Maßlosigkeit gescheitert. Einem überwiegenden Teil der Bevölkerung mag offenbar eine Logik nicht einleuchten, die einen anzüglichen Spruch auf eine Stufe stellen will mit einer vollzogenen Vergewaltigung. So als ob jemand, dem man aus 100 Metern Entfernung "Ey, willste inne Fresse, oder was?" hinterhergerufen hat, sich als  Gewaltopfer hinstellt.

Ähnlich, da lehne ich mich mal aus dem Fenster, wird es mit der 'MeToo'-Debatte passieren. Auch hier scheint das anfänglich riesige Empörungspotenzial sich langsam abzunutzen. (Unter anderem, weil es auch hier eine Menge Trittbrettfahrer/innen gibt, denen vor allem um ihr bisschen Aufmerksamkeit bestellt ist und die sich zum Opfer sexueller Gewalt hinstellen, weil sie sich vor 20 Jahren mal von einem Typen, der ihnen unsympathisch war, ein wenig zu lange angeglotzt gefühlt haben.) Was schade wäre, denn etwa einem Harvey Weinstein werden ja keine Ausrutscher oder doofen Grenzüberschreitungen am Rande vorgeworfen, sondern wirklich üble Dinge. Zumal die jüngsten Enthüllungen von Salma Hayek zeigen, was für eine Macht dieser Weinstein bis vor kurzem gehabt haben muss. Man darf Hayek so viel zutrauen, dass sie selbstverständlich darüber nachgedacht haben wird, ihr Frida Kahlo-Projekt woanders zu realisieren, aber man kam an Harvey Weinstein offenbar nicht vorbei, er bzw. sein Einfluss war überall.

Sicher, es ist problematisch, dass es mindestens zwei völlig unterschiedliche Wahrnehmungen gibt. Die einen bestehen darauf, immer und überall (sexuelle) Gewalt zu sehen und zu erleiden, die anderen fragen sich, was daran eine Gewalttat sein soll, wenn jemandem ein Herrenwitz rausrutscht. Dann gibt es Leute, die Wert darauf legen, um Himmels Willen kein Opfer zu sein, andere wiederum können gar nicht genug Opfer sein, weil weniges so viel Aufmerksamkeit bringt heutzutage. Die einen halten es für einen nicht hinnehmbaren rassistischen Exzess, wenn eine Uni-Cafeteria sich erdreistet, ein vietnamesisches Sandwich nicht exakt nach Originalrezept zu verabfolgen oder finden, es gehe die Welt unter, wenn irgendwo nicht alle der inzwischen zahlreichen Gender-Zuschreibungen nicht ein exakt auf ihren Bedürfnisse zugeschnittenes Scheißhaus vorfindet, die anderen verstehen das Problem nicht recht.

"Das Volk erträgt es aber nicht, täglich darüber belehrt zu werden, dass es zu 49 Prozent aus (mindestens) potenziellen Verbrechern und zu 51 Prozent aus arglosen Opfern bestehe, für die eine kleine, aber alleswissende Avantgarde durch lautestmögliches Geschrei immerzu »das Schweigen brechen« müsse." (Thomas Fischer)

In Bezug auf ihre Anlässe ist die MeToo-Debatte weder unberechtigt noch überzogen. Das Irritierende ist aber, dass sie dort maßlos ist, wo Differenzierung geboten wäre, und sie sich exakt dort verengt, wo es nötig wäre, aufs große Ganze zu schauen. Es ist bedauernswert, dass all die Wochen seither keine tiefergehenden Erkenntnisse gebracht haben, die über die Formel 'Männer sind Schweine' hinausgeht. Eine Schande aber ist, dass vor lauter Viktimisierung und Dämonisierung der Kern des Problems nicht genannt wird, der wie der weiße Elefant für alle sichtbar mitten im Raum steht, über den aber niemand reden will. Und das sind nun einmal jene Macht- und Ausbeutungsverhältnissen, die entstehen und blühen, wenn Produktionsmittel so verteilt sind, wie sie in Hollywood eben verteilt sind.

"Es ist wie im Krieg: wer die Butter hat, wird frech." (Tucholsky)

Bedaure, aber man wird der Sache garantiert nicht HerrIn werden, wenn man nicht bereit ist, darüber zu reden und statt dessen alles mit der verbrecherischen Raubtiernatur von Männern erklären will. Und sich damit begnügt, ohne Verfahren als Täter abgestempelte im Tonfall höchster moralischer Empörung zu ächten bzw. aus der Gemeinschaft der Gerechten auszustoßen. Ebenfalls keine Lösung wäre es, einfach nur mehr Frauen in Positionen a'la Weinstein/Spacey et al. zu hieven. Weil es leider auch miese Frauen gibt, die in entsprechender Position entsprechend mies agieren würden. Deren Opfer dürften sich dann anhören, Frauen würden so etwas nie tun, und wenn doch, dann nur aus Notwehr oder als verdiente Rache am Patriarchat, und jetzt möge man bitte mal aufhören zu jammern. Mehr wäre nicht gewonnen. Zu hoffen, potenzielle künftige Täter werden sich jetzt zweimal überlegen, was sie tun, angesichts der abgepresster öffentlicher Bußakte und wirtschaftliche Zerstörung von Existenzen, ist bestenfalls naiv. Gewalt entsteht und passiert, wo Macht ist, die sich nicht rechtfertigen muss. Wer die MeToo-Debatte allein aufs Sexuelle reduziert und nicht über Machtverhältnisse reden will oder, noch wichtiger, über Reichtumsverteilung, wird am Ende Faschismus bekommen

"Längst ist klar: Gesellschaftliche Veränderungen lassen sich nicht im Kampf von Frauen gegen Männer, sondern nur miteinander erreichen. Wer Frauen gegen Männer ausspielt, festigt überholte Bilder von Mann und Frau. Im partnerschaftlichen Alltag gibt es den liebevollen Mann genauso wie die liebevolle Frau, und es gibt ihn, den bösen Mann, aber auch sie, die böse Frau. […] [An] den Grundfesten wird nicht gerüttelt, nicht an der ungehemmten neoliberalistischen Ausbeutung insbesondere der Schwächeren, nicht an ungeniertem Ausspielen von Mehrheiten gegen Minderheiten und von Minderheiten gegen Minderheiten, nicht an der findigen Aushöhlung der Gleichberechtigung der Geschlechter, nicht an der finsteren Reproduktion konservativer Leitbilder von Frau und Mann." (Kurt Starke)

Besorgniserregend jedenfalls die unheiligen Allianzen, die sich da bilden, wo nicht schon längst gebildet haben. Die #Aufschrei!-Empörung bot massenhaft Rassisten die Chance, ihren Rassismus als quasifeministische Verteidigung der Frauen auszugeben (natürlich nur 'unserer' Frauen). Wer alles herunterbricht auf den Gegensatz 'Männer = Täter – Frauen = Opfer', trägt zum gesellschaftlichen Fortschritt absolut nichts bei, sondern perpetuiert ein Menschenbild, wie es der IS auch nicht besser hinbekommen würde (wenngleich die Konsequenzen andere sein mögen). Und wer fordert, alles, was von irgendwem theoretisch als anstößig empfunden werden könnte, aus dem öffentlichen Raum zu entfernen, ist auf seine Weise dem Prinzip 'Entartete Kunst' eventuell näher als ihm lieb ist.



17 Kommentare :

  1. Die Besetzungschouch ist so alt wie Hollywood. Zu diesem Ritual gehören aber immer zwei: Der Mann, der seine Macht ausnutzt, um Sex zu bekommen. Und die Frau, die ihren Körper einsetzt, um Karriere zu machen und Millionen als Filmstar zu scheffeln. Es ist ein widerliches Spiel, aber so scheint die Traumfabrik bis in unsere Tage zu funktionieren. Just say NO. Arbeite mit Produzenten und Regisseuren, die dieses Spiel nicht mitmachen.

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  2. Dass Männer grosse Arschlöcher gegenüber Frauen sein können, dass habe ich selbst in der Kleinfamilie erlebt, in der ich aufgewachsen bin und ebenso die körperliche Gewalt, die ich von beiden Seiten erfahren habe, sozusagen als präventives Frühstück. Darin gab es leider keine Differenzen. Prügel sind eben Prügel.

    Was mich inzwischen mehr als irritiert, dass zu den sexuellen Übergriffen von bekannten Hollywood- Schauspielern, - Regisseuren und auch von Politikern jetzt auch noch der Vorwurf der absichtlichen Vernichtung der bürgerlichen Existenz von Frauen hinzukommt, wenn sie sich nicht sexuell willig verhalten haben.

    Mir ist selbstverständlich klar, das, wenn man in die Niederungen der bürgerlichen Gesellschaft hinabsteigt, dass die Wahrscheinlichkeit in ihrem Sumpf sehr schnell unterzugehen und zu ersticken ziemlich gross ist.

    Und so traue ich dieser bürgerlichen Gesellschaft eben nur das zu, was sie sich selbst zu ihrer Selbsterhaltung als Ziel gesetzt hat und wo sie plötzlich zu ihrem eigenen Nutzen endeckt, dass der Schmutz in der eigenen Hütte Programm sein könnte, wenn sonst keine Perspektiven mehr anzubieten sind.

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  3. „Etwa einem Harvey Weinstein werden ja keine Ausrutscher oder doofen Grenzüberschreitungen am Rande vorgeworfen, sondern wirklich üble Dinge“ – Anschuldigung ≠ Überführung.

    Was die gute Salma Hayek vorträgt, steht erst mal unsubstantiiert im Raum: mit dem Tode bedroht? Von einem Typ mit Geld wie Heu? Das soll ich jetzt glauben oder was?

    Du notierst zutreffend, dass die #metoo-Welle überbordet; du notierst unzutreffend, der Anlass sei ernst. Ist er nicht, war er nie und wird er nie sein.

    All die Stories, die ich mitgekriegt habe, waren Berichte von Damen mit berufsbedingt einstudiertem Gesichtsausdruck, und was sie da beschrieben, ist – trocken – „Ficken gegen Job“. Eine Spielart der Prostitution. Gegen die ich nichts einwenden kann, jedenfalls fällt mir keine juristische Norm ein, sondern allenfalls bürgerliche Moral, die disponierbar ist.

    Erbärmlich ist, dass die jetzt aus den Löchern gekrochen kommen und lamentieren. Sorry, genau so sehe ich es.

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  4. Es sollte dem Normalbürger nicht darum gehen, sexuelle Übergriffe zu bestaunen, sich sodann zu echauffieren oder die Vorkommnisse zu bagatellisieren.

    Es sollte ebenfalls nicht darum gehen, die asozialen Netzwerke zu 95% mit verbaler Scheiße jeglicher Art zu fluten, was aber immer passiert, weil es ein Reflex ist, den das Internet unterstützt.

    Es geht um organisierten Machtmissbrauch, der so alt wie die Menschheit ist.

    Kein Aufschrei bei Kinderprostitution, bei Zwangsprostitution, bei "akzeptier weniger Lohn oder Job weg - kannste dir aussuchen!".Weil all das nicht von Schauspielerinnen jahrelang durchlitten werden muss.

    Diese #metoo - Kampagne ist nicht zufällig losgetreten worden. Sie begann mit einem Artikel von Ronan Farrow, der Artikel wurde durch NBC (sic!) zunächst abgelehnt

    Die erste Veröffentlichung wurde sodann von Trump-Vertrauten für ihre Zwecke genutzt.

    Weil H. Weinstein mehr als nur ein notgeiler Verbrecher ist, sondern bestens in der US Finanzwelt und den Democrats vernetzt ist.

    Hierzu näheres bei Voltairenet.org: http://www.voltairenet.org/article198978.html

    Man muss den Artikel nicht glauben. Einige Leser werden vermutlich hyperventilieren.

    Geboten wäre derzeit: Jahrzehntelang unter der Decke gehaltener Machtmissbrauch sollte schnellstens von einem Gericht bewertet werden, zumindest das, was davon noch justiziabel ist.

    Fakt scheint zu sein:

    Die Vorfälle werden als Vehikel für einen politischen und gesellschaftlichen Krieg in den USA genutzt, der viel erreichen wird, aber ganz sicher nicht "den Sumpf trocken legen" (Wahlkampfspruch D.J. Trump) wird.

    Die schräge Begleitmusik, die aus Millionen Kommentaren, Meinungen, "Zug-Aufspringern", selbsternannten Rächern, Kampf-Feministinnen usw auf twitter, FB et al entstand, sollte möglichst umfassend ignoriert werden.

    Aber das fällt wohl vielen Menschen sehr schwer.

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  5. Hervorragender Artikel, hervorragender Link auf Thomas Fischer.
    Im Fazit würde ich Fischer allerdings widersprechen, die psychologischen Punkte mögen eine Rolle spielen.
    Da aber ähnliche linksrassistische Verhaltensmuster auch beim Umgang mit Migranten und Homosexuellen erkennbar sind, hat es wohl nicht primär was mit Mann und Frau zu tun.
    Die neue Rechte ist Nachfolgerin der klassischen Rechten, aber was ist mit den Kommunisten? Der Kommunismus ist tot, aber wo ist das kommunistische Potenzial geblieben?
    Die Verhaltensmuster von früheren Kommunisten und heutigen Idenditätslinken sind erstaunlich ähnlich:

    Beide haben Lieblingsgruppen, die unverrückbar und pauschal als die Guten gelten, die Kommunisten hatten die Arbeiter und Bauern, die Linksidenditären die Frauen und die Minderheiten.
    Beide, Kommunisten und linke Idenditäre, sind auf der Suche nach dem besseren Menschen.
    Beide hassen niemanden so sehr wie den Abweichler in den eigenen Reihen.
    Beide verstecken sich hinter der Maske des Guten.

    Mein Tip wäre, daß es sich bei der idenditätspolitik um den historischen Nachfolger des Kommunismus handelt.

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    1. Kleine frage: was meinst Du mit »identitätslinken«?

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    2. @Mechthild Mühlstein
      Diejenigen Linken, die links nur noch darüber definieren, für bestimmte Idenditäten einzutreten. Meistens für Frauen, Migranten und Homosexuelle, manchmal auch für Juden.
      Zumindest behaupten sie dieses, bei näherem Hinsehen ist es eher ein Eintreten für bereits privilegierte Frauen, Migranten und Homosexuelle. Denjenigen Mitgliedern der genannten Gruppen, die echte Schwierigkeiten haben, wird tatsächlich eher die kalte Schulter gezeigt, im Fall der Zwangsprostitution ist der heutige Feminimus sogar der schlimmste Feind der betroffenen Frauen.
      Natürlich gibt es auch Idenditätslinke, die eigentlich echte linke/liberale Werte haben, aber denkfaul sind und den idenditären Quatsch einfach nachplappern.

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    3. "Mein Tip wäre, daß es sich bei der idenditätspolitik um den historischen Nachfolger des Kommunismus handelt."

      Scherzfrage: Wie kann etwas ein Nachfolger von etwas sein, was es noch nie gegeben hat? Und wer macht eigentlich diese sogenannte Identitätspolitik? Da muss doch jemand dran drehen ausser den üblichen Aktivisten und woher nimmt man dann die Gewissheit, dass es sich um Identitätslinke/ linke Identitäre handelt?

      Zum Thema selbst - Das diese #metoo-Kampagne aufgebauscht und ausgenutzt wird, steht ausser Frage.

      Was nicht ausser Frage steht, sondern als Kern über dem einzelnen Fall Weinstein/Hayek: Wieso muss sich eigentlich ein Mensch verkaufen, um seine Ziele zu erreichen?

      Ob das jetzt eine Schauspielerin/ ein Schauspieler für eine Rolle ist oder die unten erwähnten Beachboys - es ist nie eine freiwillige Beziehung, sondern es hängt immer etwas Existenzielles dran und ist damit also Zwang, der von einer Seite ausgenutzt und missbraucht wird. Daran ändern auch Ausdrücke wie "Ficken gegen Geld" nichts, denn wenn es eine andere Möglichkeit gäbe, dann würden weder die einen noch die anderen ihre Körper verkaufen.

      #aufschrei und #metoo sind dabei lediglich die Symptome unserer Zeit, die aus jedem noch so kleinen Hasenpups über die sozialen Netzwerk eine scheinbar wahnwitzige Kampagne aufplustern, gerne auch interessengelenkt wie hier. Daher ploppen diese irgendwann auch einfach wieder so in sich zusammen, da es nur Nervenfutter für Voyeuristen ist und die Welle von einem gehypten Event zum nächsten schwappt, während die tieferen Hintergründe verborgen bleiben.

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  6. Auf Bali kaufen sich australische Omas ihre Befriedigung mit einheimischen Beachboys.Wir mussten uns die halbe Nacht das Gerammel anhören.Am Anfang sehr anregenden für meine Süsse und mich.Mit der Zeit nur noch Schlafraubend.War auch "Ficken gegen Job bzw. Geld".

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  7. Letztens habe ich mich mit einer soziologiestudentin über das thema unterhalten. Die erzählte, daß es in den USA inzwischen feministische strömungen gäbe, die wirklich alles als »übergriffig« bewerten, nicht nur eine einladung auf ein kaltgetränk, sondern auch völlig harmlose dinge, wie tür aufhalten, grüßen oder auch nur anlächeln - bei denen fällt das alles schon fast unter »vergewaltigung.« In dem gespräch waren wir uns sehr schnell einig, daß man so nicht zusammenleben kann - und daß wir das auch nicht wollen.

    Zur #aufschrei-debatte habe ich damals nichts geschrieben, weil mir das so lächerlich erschien: eine junge journalistin will einen alternden politiker abends an einer hotelbar interviewen, der hat darauf aber kein bock, weil er schon angeschickert ist und erzählt ihr was von trinkfestigkeit und daß sie »ein dirndl schon ausfüllen könne«. Ich will nichts verharmlosen, aber da wäre es schlauer gewesen, den kerl auszulachen. Ich hätt dem gesagt, daß er mal besser in sein weinglas gucken soll, weil da bekanntermaßen wahrheit drin ist.

    Bei Sofern es stimmt, was im Tagesspiegel steht, scheint es im fall von Salma Hayek weniger um sexismus zu gehen, sondern um abhängkeiten. Der Weinstein hat machtverhältnisse benutzt. So etwas begegnet vielen abhängig beschäftigten in ihrem berufsaltag, unter umständen auch ganz ohne sexuelles vorzeichen.

    Man nennt das mobbing. Das kommt überall vor, wo menschen in irgendeiner form abhängig beschäftigt sind und betrifft männer und frauen gleichermaßen.

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    1. Einfach joggen im Park scheint bereits zu reichen für eine Ladung Pfefferspray.
      Das Fiese ist ja, dass es meistens nicht darum geht, Menschen, hier Frauen wirklich stärker zu machen, sie in die Lage zu setzen, sich zu behaupten, sondern dass meist nach staatlichen Autoritäten gerufen wird, autoritär mit Verboten operiert wird bzw. welche gefordert werden und die (Netz-) Öffentlichkeit mit moralischem Druck vor den Karren gespannt wird.

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  8. @Siewurdengelesen
    Gegenscherzfrage:
    Warum ist Kommunismus eigentlich so oft das, was in der Theorie hätte werden sollen und so selten das, was in der Praxis wurde und auch so hieß? Beim Neoliberalismus ist man da von links bei weitem nicht so kulant, obwohl die genauso argumentieren könnten (und es auch tun).

    Und wer macht die Idenditätspolitik? Natürlich die Juden, der Mossad und die Freimaurer.
    Oder es ist einfach nur so wie bei vielen ideologischen Kräften- ein Milieu, das sich in vielen politischen Breichen befindet, fließend übergeht von extremen, über radikale und gemäßigte Kräfte, über den innerlinken hin zum allgemeinen mainstream, und dort dann in abgeschwächter Form ankommt und z.T. umgesetzt wird.

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  9. Identitätspolitik - die ist 'in linken Kreisen' m.E. mittlerweile so etwas von tot, weil sie mehr spaltet als den damit eingebundenen Gruppen Vorteile bringt. Der Bezug der Nachfolge der Identitären als ehemalige Kommunisten - nicht des Kommunismus - lässt sich daher nicht daraus ableiten.

    Dieser Identitätsquatsch wurde inzwischen so von der gleichnamigen Gruppe, den Friedenswichteln, Pegida und anderen übernommen, dass solche Aktionen wie die der Europa-Anhänger oder Feministen usw. eher noch die harmloseren Auswüchse sind. Das diese trotzdem immer etwas an sich haben von Judäischer Volksbefreiungsfront und Volksbefreiungsfront von Judäa aus "Das Leben des Brian" - so what?!

    Wenn dieser Mist nicht so hochgetrieben würde, hätte es doch ausser der eigentlichen Nachricht niemanden interessiert, dass Hayek von Weinstein sexuell genötigt wurde für eine Rolle. Es ist ja wie o.a. nicht so, dass es das nur in der Filmindustrie gibt, sondern dieses Verkaufenmüssen zieht sich durch alle Lebensbereiche.

    Andererseits denke ich mir so ein wenig, dass es gar nicht so ungern gesehen wird, wenn sich die Menschheit neben Schoppen und den Details der allerneuesten Technikartikel mit solchen 'Kampagnen' befasst. Gib dem Affen etwas Zucker, dann kümmert er sich schon nicht um anderen Kram.

    Das ist aber mittlerweile nicht mehr explizit links, innerlinks oder bis hin zum allgemeinen Mainstream, sondern das ist Mainstream, dass für alles und jeden sich einer berufen fühlt zum Starten einer Kampagne.

    GEZ-Verweigerer röhren für eingesperrte Nichtzahler, Feminismus, Gender usw. s.o., andere gerieren sich als Abendlandverteidiger - so findet halt jedes Töpfchen sein Deckelchen.

    Was da allerdings explizit kommunistisch angelehnt sein soll, wenn jeder gerade das in die sozialen Medien kräht und/oder Initiativen startet, wozu und wofür er sich berufen fühlt, kapiere ich nicht;-)

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  10. @Siewurdengelesen
    Da bist du optimistischer als ich, ich halte die IP nicht für tot. Der Einfluß in Deutschland mag geringer sein als in den USA oder Skandinavien, aber als tot würde ich sie nicht bezeichnen.
    Ein wesentliches Problem der IP besteht darin, daß sie die politische Linke lähmt, obwohl deren kapitalismuskritische Inhalte dringend benötigt werden.

    Zustimmung, da geht es z.T. auch um teile und herrsche, aber die IP hat auch direkte inhaltliche Auswirkungen, sie führt und trägt bei zu Benachteiligungen großer Bevölkerungsgruppen.
    Richtig ist auch, daß es nicht nur die bösen Linken sind, sondern der gesamte mainstream, aus den Reihen der Linken kommt mittlerweilen soar der größte Widerstand gegen die IP.
    "Explizit kommunistisch" ist die IP nicht angelegt, was die Inhalte angeht. Aber es gibt verblüffende Parallen bei den Denkstrukturen und Verhaltensmustern.

    Der gleiche Haß auf Abweichler, die gleiche Ablehnung des (Werte-)Liberalen, der gleiche Dogmatismus, das gleiche grobschlächtige und gruppenbezogene Denken in gut und böse.

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  11. Siewurdengelesen2. Januar 2018 um 20:29

    "ich halte die IP nicht für tot."

    Das läuft vielleicht so nach dem Motto: Der König ist tot, es lebe der König.

    Spätestens beim Nach-#metoo namens "Time´s up" ist beim besten Willen nicht mehr viel Linkes dabei und so ähnlich verhält es sich mit vielem in dieser Richtung.

    Was dieses als kommunistisch empfundene Denken betrifft, so ist das für mich bei vielen ein Irrtum des Aufgefasstwerdens. Das Dogmatische mögen schon die alten Betonköpfe als kommunistisch angesehen und bezeichnet haben, aber so richtig kommunistisch ist das m.E. nicht, erst recht nicht in Marx´schen Sinne.'

    Gerade dieses jeder nach seinen Möglichkeiten und Neigungen, ohne dabei anderen etwas aufzwingen zu wollen, ist der Sinn des Kommunismus. Das bis da auch nicht alles mit Eiapopeia und alle haben sich lieb läuft, gehört halt dazu. Und das gab es bisher noch nicht und selbst beim Sozialismus ist nach der Teit des Krieges und der Stalin-Ära vieles verpasst worden, was den Systemen angehängt wird, diese aber immer nur so gut sind wie die Ausführenden.

    Der eigentlich befruchtende und treibende progressive Streit linker Bewegungen ist halt im Moment eben diese Diskutierei um des Kaisers Bart bei völlig belanglosen Dingen, während gerade in Bezug auf die zunehmenden rechten Tendenzen unserer Zeit viel Wesentliches auf der Strecke bleibt.

    tl;dr

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  12. @Siewurdengelesen
    Um Marx gehts natürlich nicht, aber um das, was die Marxisten daraus gemacht haben. Das ist schon recht ähnlich, weil es ein innerer Streit ist, der so alt ist wie die Linke selber. Schon die Pariser Kommunarden konnten ein Lied davon singen, nach kurzer Blüte übernahmen die eigenen Extremisten das Sagen und Schicht wars.
    Ich habe kein Problem damit, das als realen Kommunismus und Sozialismus zu bezeichnen und einen Unterschied zu theoretischen Ideen zu machen.

    Auch kann man das als nicht links bezeichnen, ist ja tatsächlich faschistoides Denken mit drin. Wobei es aber schon immer eine enge Verwandtschaft zwischen rechten und linken Kollektivisten gab, definiert als solche, denen ihr Kollektivismus wichtiger ist als dessen Inhalt.

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