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Montag, 11. Dezember 2017
Blödmannsverein Borussia 09
Es sieht so aus, als müssten Fans und Aktionäre des Ballspielverein Borussia Dortmund KGaA sich auf eine lange Durststrecke einstellen, während der der Verein in Zukunft allenfalls um die Tabellenmitte herumdümpeln wird. Der am Sonntag als neuer Trainer verpflichtete Peter Stöger ist sicher ein prima Kerl, doch dürfte auch ihm selbst klar sein, dass er noch weniger ist als eine Verlegenheitslösung. Stand halt gerade am Gang rum, nachdem er vom 1. FC Köln ebendort hingestellt worden war. Der FC hatte zuvor, vor allem dank des nunmehr in China kickenden Topscorers Anthony Modeste, einen Höhenflug bis in die Europa League hingelegt und wurde danach binnen weniger Monate, ebenfalls unter Stögers Regie, ans Tabellenende duchgereicht. Man fragt sich, ob im ganzen großen Trainerstab des BVB nicht irgendwo ein Jugend- oder Nachwuchstrainer frei war, der wenigstens ein paar Monate hätte übernehmen können, bis man sich zumindest ein paar andere Kandidaten angegeschaut hätte.
Schon Peter Bosz war nicht gerade ein Wunschkandidat. Das wäre Lucien Favre gewesen, aber der stand gerade nicht zur Verfügung. Bosz wurde angepriesen, weil er von Ajax Amsterdam kam. Ajax aber ist, wie die gesamte niederländische Liga, bei allem gebotenen Respekt, längst bloß noch ein Schatten früherer Größe. Als die Gegner in der Bundesliga sich einmal auf Bosz' starres System eingestellt und zudem bemerkt hatten, dass die Borussen mangels Personal quasi ohne Abwehr spielten, ging es nur noch bergab. Doch wäre es unfair, Bosz allein die Schuld am Niedergang jenes Vereins zu geben, der noch vor Monaten zu den besten Europas gezählt wurde. Der Mann hat im Rahmen seiner Möglichkeiten agiert und die waren eben nicht besonders üppig.
Die Krise beim BVB hat eine lange Vorgeschichte und es ist der Vereinsführung um Watzke und Zorc anzulasten, dass sie über Jahre einfach weitermachten. Der Club war 2013 on the brink of glory, dann verlor man gegen Bayern München das Finale der Champions League, den DFB-Pokal und die Meisterschaft. Danach verließen immer mehr unverzichtbare Kräfte die Borussia dorthin, wo mehr Ruhm und Titel winkten. Die Bayern hatten den BVB schon zuvor systematisch per Transfer geschwächt, aber nun gab es kein Halten mehr. Nach Sahin, Kagawa, Götze und Lewandowski ging noch Hummels, man trennte sich auf unwürdige Weise von Kuba, danach ließ man noch Gündogan gen Manchester ziehen. Einen solchen Exodus von Topleuten übersteht auf Dauer keine Mannschaft. So viele Talente, wie es da bräuchte, kann auch ein unbestrittener Meister seines Fachs wie Sven Mislintat nicht auftreiben. Ach ja, der ist ja auch schon weg. Zu Arsenal. Als Höhepunkt muss das absurde Sommertheater um den Weggang von Ousmane Dembelé nach Barcelona gelten, den er zuvor mit einem infantilen Trainingsstreik erzwungen hatte.
Das Problem scheint, dass Zorc und Watzke offenkundig nicht in der Lage sind, Spitzenleute dauerhaft zu halten. Die braucht man aber, wenn man eine Spitzenmannschaft sein will. Immer nur Work in progress geht nicht. Warum ist das so beim BVB? Weil die eher mäßig attraktive Ruhrpottmetropole Dortmund nicht glamourös genug ist für die verwöhnten Jungkicker? Blödsinn, Städte wie Liverpool und Manchester haben auch einen eher herben Charme. Nein, das ist so, weil sich die BVB-Chefetage von abgezockten Jungmillionarios auf der Nase herumtanzen lässt und jene Verträge, die sie höchstselbst mit den Spielern aushandelt, nicht ernst zu nehmen scheint. Dadurch ist die Geschäftsstelle an der B 1 nach und nach zu einem Kramladen verkommen, in dem sich jeder sich nach Lust und Laune bedienen kann. Spieler zu verkaufen! Top Qualität! Laufender Vertrag spielt keine Rolle, könnwa drüber reden! Wer will noch mal, wer hat noch nicht? Sie entschuldigen das immer, indem sie sagen, einen Spieler, der wirklich wegwolle, den könne man eben nicht wirklich halten. Aha. Wieso nicht?
Es stimmt einfach nicht, dass eine Vereinsführung einem impertinenten Gebaren wie dem Monsieur Dembelés völlig hilflos gegenüber stünde. Wo wäre das Problem gewesen, ihn nachdrücklich an seinen gültigen Vertrag zu erinnern sowie an die Verpflichtungen, die sich daraus ergeben und die von ihm als Profi gefälligst einzuhalten sind? Sinngemäß dürfte das etwa gewesen sein: Er hat regelmäßig zum Training zu erscheinen und zu spielen, sobald der Trainer ihn aufstellt oder einwechselt, und dann bitteschön 100 Prozent zu geben. Sofern er weder krank noch verletzt ist, versteht sich. Ob er das ist oder nicht, darüber entscheiden nicht irgendwelche eingeflogenen Privatdoktoren, sondern eigens qualifizierte Mannschaftsärzte und Physiotherapeuten. Und wenn er das nicht tut? Nicht zum Training erscheint, lustlos auf dem Platz rumstochert? Dann wird er eben auf die Tribüne gesetzt. Dort versauert er dann, wenn's sein muss, so lange, bis sich garantiert kein anderer Verein mehr für ihn interessiert und er sich seinen Wechsel zu Barca sonstwohin schieben kann. Mit jedem Spiel, das er ausgelassen hätte, wäre sein Marktwert gesunken. Hart? Nun ja, Profifußball ist nirgens ein Streichelzoo und die Gegenleistungen sind schließlich auch nicht von Pappe.
Ähnlich könnte es mit Thomas Tuchel gelaufen sein. Den hat man im Sommer entlassen, ohne einen adäquaten Ersatz für ihn zu haben und obwohl seine Bilanz untadelig war. Sicher, Tuchel ist kein einfacher Zeitgenosse, ein vergrübelter Nerd, ein wenig charismatischer Klemmbretttyp. Einer, der darauf besteht, dass seine fein austarierten Trainings- und Taktikpläne akribisch umgesetzt werden. Doch wusste man das vorher genau und holte ihn exakt deswegen. Tuchel riskierte auch, sich bei den Spielern unbeliebt zu machen. Etwa, indem er ihnen strenge Diätpläne verordnete. Kann es sein, dass weniger das Zerwürfnis zwischen ihm und Watzke der Grund für seine Demission war, sondern, dass die Spieler nicht mehr mochten und gegen ihn intrigierten? Übung darin, der Vereinsführung auf der Nase herumzutanzen, wird jedenfalls ausreichend vorhanden gewesen sein.
3 Kommentare :
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Solide Analyse. Danke! Kleine Ergänzung: Klopp, von Mainz 05 kommend (muss ich halt noch mal erwähnen - Pubertät never ends), hat aus dem Abstiegskandidaten BVB ab 2008 den Deutschen Meister und CL-Finalisten gemacht. Mit seinem Abgang 2015 (letztes Spiel: Pokalfinale) begann der schleichende Niedergang, den ein anderer guter Mainzer (Tuchel) nur bremsen, aber nicht aufhalten konnte. Jetzt ein Österreicher (!) vom größten Tabellenschlusslicht seit Tasmania. Die große Ära des BVB wird 2018 nach zehn Jahren endgültig vorbei sein. Sorry. Welcome to Leverkusen and Wolfsburg.
AntwortenLöschenSo sieht's wohl aus. Keine Ahnung, wann es die nächste Chance geben wird.
LöschenObwohl kein Fussballfan finde ich, dass die Typen nicht nur inkompetent, sondern auch immer häßlicher werden. Kloppo war da schon eher ein regelrechtes Seniornmodel....
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