Donnerstag, 24. Mai 2012

Wie versprochen: Eine Lobeshymne


Es gibt Anblicke, die fräsen sich förmlich ins Gedächtnis ein. "Die Weltpremiere! Und Tschüss auf Mallorca" - so drohte RTL einmal vor Jahren die Ausstrahlung einer viertklassigen Eigenproduktion an. Allzu inflationär werden abgeschmackte Jubelattribute verbraten a'la: "atemberaubend!", "brillant!", "Meisterwerk!", "Meilenstein!", "Sternstunde!" oder "bahnbrechend!". Im Fall der BBC-Serie Sherlock sind sie ausnahmsweise angemessen. Sherlock ist allerbestes Fernsehen auf der Höhe der Zeit und seinen Möglichkeiten. Die Abenteuer des soziopathischen Superdetektivs und seines getreuen Dr. Watson in die Gegenwart zu verlegen, ist eine radikale und großartige Idee, die dem Altbekannten jeden musealen Staub gründlichst aus der Jacke schüttelt.

Mittwoch, 23. Mai 2012

Filme im Original


Sie sterben nicht aus. Kommt ausnahmsweise etwas wirklich sehenswertes im hiesigen Fernseh, das das Einschalten der Glotzmaschine lohnt und das ursprünglich nicht deutschsprachig ist, kommen sie aus ihren Löchern geschissen: Die Huchwiegebildeten, die bei so einer Gelegenheit mit der Zuverlässigkeit eines Schweizer Uhrwerks und in mehr oder weniger leicht herablassendem Tonfall sogleich darauf hinweisen, sie sähen sich fremdsprachige Filme ja grundsätzlich nur im Original an.

Dienstag, 22. Mai 2012

Return of the Tabubrecher


"Seine Thesen sind nur ein Mix aus Statistik und Vorurteilen" (Nils Minkmar, FAZ, 21.5.2012)

Zu Sarrazin fällt mir nichts ein. Der Mann hat seine Fangemeinde und er wird sie auch dieses Mal bestens bedienen. Bei seinen brüllvollen Lesungen wird es wieder zugehen wie in der Schalker Nordkurve. Auf den Kern heruntergebrochen, leiert der Ex-Bundesbanker eigentlich immer nur die gleichen zwei Thesen herunter: 1. Früher war alles besser, 2. Es steht schlimm um Deutschland. Dabei sind seine Thesen in all ihrer Schlichtheit gar nicht so sehr das Problem, sondern das Getöse, das seine Anhänger veranstalten. Einen Vorteil hat die ganze Sache diesmal: Das, was uns in nächster Zeit ins Haus steht, kommt nicht mehr überraschend.

Samstag, 5. Mai 2012

Schluss mit dem Doktor-Getue!


Bundeskanzler a.D. Helmut Kohl ist bekanntlich über alle Maßen stolz auf seinen Doktortitel. "Für Sie bin ich der Herr Doktor Kohl!", pflegte er in bräsigem Pfälzisch zu blaffen, wenn es galt, sich bei unbotmäßigen Pressbengels Respekt zu verschaffen. Er erinnerte dabei an eine späte Kopie von Heinrich Manns Diederich Heßling, der das auch gern tat. Dass sich im Übrigen hartnäckig das Gerücht hält, Umfang und wissenschaftliche Bedeutung von Kohls Doktorarbeit - dass sie unter Verschluss gehalten wird, ist wirklich ein Gerücht - verhielten sich antiproportional zu der Bedeutung, die er selbst der Sache zugemessen hat, verleiht der Sache eine zusätzliche pikante Note.