Freitag, 30. September 2016

Of Mice and Women


Es ist ja nicht so, dass ich es nicht ärgerlich fände, mich teils auch fremdschämte, wenn Männer sich unangemessen aufführen, aber einen Skandal vermag ich darin meist nicht zu sehen. Ich komme da nicht ganz mit: Vergleichsweise junge Frau und allein erziehende Mutter tritt in eine Partei ein, in der in großen Teilen noch die Alten Säcke das Sagen haben, die vielleicht die Partei mit der größten Dichte an Alten Säcken ist. Was im übrigen kein Staatsgeheimnis ist. Alte Säcke unter anderem, die ohne rot zu werden beklagen, ihre Partei sei sozialdemokratisiert. Die Frau macht in dieser Partei ziemlich schnell eine ziemlich steile Karriere und wundert sich dann, dass die Alten Säcke sich exakt so benehmen wie Alte Säcke sich halt so benehmen. Was hat sie erwartet? Geht sie auf der Kirmes auch immer in die Geisterbahn und beschwert sich hinterher, das sei ja gar kein Streichelzoo? Haben Manuela Schwesig und Heiko Maas schon das #teamjennabehrends ins Leben gerufen bzw. sich einem angeschlossen?

Dienstag, 27. September 2016

Debatten abwürgen leicht gemacht


"Ist schon Kommunismus oder darf ich mich wieder hinlegen?" (Doris Akrap)

Keine Frage, über Erbschaftssteuer zu reden ist notwendig und überfällig angesichts der Besitzverhältnisse im Lande. Das lässt Don 'Im Gegensatz zu euch Mieter-Losern besitze ich Wohneigentum, historische Ölbilder, silberne Teekannen und Rennräder und habe auch sonst alles richtig gemacht im Leben - erwähnte ich übrigens schon, dass eure Armut mich ankotzt?' Alphonso deswegen gleich über Enteignung der von Vorfahren und ihm gestapelten Assets herumbarmen und quasi schon die Weltrevolution vor der Tür stehen sehen. Kann man machen, muss man sich andererseits aber die Frage gefallen lassen, wieso dann Erwerbsarbeit, die ja immer noch die Basis dafür ist, sich, so man über keines verfügt, ein vererbbares Vermögen aufzubauen, im Verhältnis zum Erben so viel stärker besteuert wird.

Sonntag, 25. September 2016

O'zapft war!


"Für Wirtschaftstheoretiker der neoliberalen Schule ist das Oktoberfest ein einziger Horror. Hans-Werner Sinn, der frühere Leiter des ifo-Instituts, dürfte hyperventilieren vor Schreck, wenn er an die Wiesn denkt. Schließlich ist dort so gut wie alles anders, als es sich die neoliberale Ideologie so vorstellt: Die ganze Unternehmung ist extrem erfolgreich, obwohl sie von der öffentlichen Hand - der Stadt München - veranstaltet wird. Es gibt keinen freien Marktzugang, denn es kann keineswegs jeder, der Lust drauf hat, Geschäfte auf der Theresienwiese machen." (Franz Kotteder)

So denn, sie haben es geschafft. Haben mich breitgeschlagen. Und ich habe mich lassen. Letztes Jahr um diese Zeit noch gespöttelt über den hiesigen Ableger des größten Massenbesäufnisses des Planeten, dieses Jahr saß ich selbst im Zelt, habe gegessen, gezecht, gefeiert. So kann's gehen. Zu meiner Entlastung kann ich immerhin anführen, dass ich das im Gegensatz zu schätzungsweise 90 Prozent der übrigen Anwesenden nicht in irgendeinem Trachtenfummel getan habe, sondern in gewöhnlicher Kleidung. Erstens, weil ich nicht über so etwas verfüge, zweitens, weil ein bisschen gegen den Strom halt sein muss. Auch Lenin war im Hofbräuhaus und durchaus angetan. Außerdem ist, siehe die oben zitierten Ausführungen Kotteders, nicht alles schlecht an der Wiesn.

Donnerstag, 22. September 2016

Zeigt her eure Befunde!


"If you need a role model you are a dick." (Charlie Brooker)

In den USA und in Österreich scheint man uns in einem Punkt definitiv voraus zu sein. Dort hat man neuerdings die Gesundheit amtierender bzw. ein Amt anstrebender Politiker als politische Größe entdeckt. Hillary Clintons Schwächeanfall und die Nachricht von ihrer Lungenentzündung nutzte ihr Rivale Donald Trump in gewohnter Weise dazu, zu beweisen, dass er nicht nur der Präsidentschaftskandidat mit dem monströsesten ökonomischen Sachverstand, den schlichtesten Lösungen und dem Längsten aller Zeiten ist, sondern auch der allergesündeste von allen. Auf die naheliegende Idee, dass eine Ochsentour wie ein Wahlkampf inklusive Vorwahlkämpfe einem Menschen von Ende sechzig schon mal an die Kraft gehen kann und so jemand sich dann halt mal was wegholt, kommt freilich keiner mehr. Nein, wer die mächtigste Militärmacht der Welt regieren will, hat gefälligst in jeder Hinsicht perfekt zu sein. Man muss weiß Gott kein Anhänger Hillary Clintons sein, um diese Entwicklung bedenklich zu finden.

Dienstag, 20. September 2016

Schmähkritik des Tages (3)


Heute: Ralf Sotscheck und Malte Kreutzfeldt über Hinkley Point C

Letzte Woche hat die britische Premierministerin Theresa May endgültig grünes Licht gegeben für den Bau des Kernkraftwerks Hinkley Point C, des ersten neuen Reaktors in Großbritannien seit 20 Jahren. Obwohl Atomenergie, im Gegensatz zu den erneuerbaren Energien, die nur linksgrüne sozialistische Spinner gut finden, bekanntlich eine saubere, beherrschbare und vor allem irre wirtschaftliche Art der Stromerzeugung ist, muss auch im Mutterland des Kapitalismus und der Privatisierungsfans seltsamerweise der Staat mit ein paar Pfund einspringen:

Samstag, 17. September 2016

Wenn ich ein Rechter wär'...


… dann wäre meine kleine Welt immer ganz einfach, denn ich wüsste immer, wer schuld ist. In der Nacht zu Samstag ist das Auto der AfD-Vorsitzenden Frauke Petry (4 Kinder) ausgebrannt. Man geht von Brandstiftung aus, der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen. Darauf hinzuweisen, dass derlei Sachbeschädigung nicht nur als Mittel der politischen Auseinandersetzung komplett inakzeptabel ist, sollte sich von selbst verstehen. Auch dass bei dem Brand kein Mensch zu Schaden gekommen ist, darf man sehr wohl als gute Nachricht an der Sache verbuchen.

Donnerstag, 15. September 2016

Gastronomie 4.0


Nix zu machen, Foodbloggen, also schreiben über Restaurants, ist nicht so meins. Klar, ich esse gern gut und würde dann und wann gern ein wenig Werbung machen für Läden, in denen gute Leute ordentliches, faires,  gutes Essen bereiten und servieren. Habe ich auch 2-3 Mal versucht, reizt mich aber irgendwie nicht. Keine Ahnung, wieso. Vielleicht wegen meiner immer noch tiefsitzenden Abneigung gegen Leute, die Leben für so rasend interessant halten, dass sie ihr Essen mit dem Handy knipsen und sich hernach wichtigtuerisch umsehen. Möglicherweise auch, weil ich, total Old School, essen als Privatsache betrachte und sich irgendwas bei mir dagegen sträubt, das mit der ganzen Welt zu teilen, wie das ja gerade von den ganzen hippen Start Ups propagiert wird, die ihrerseits nicht daran denken, irgendwas zu teilen. Was soll’s, mögen das Geschreibsel übers Essen halt die erledigen, die‘s lieber machen und besser können als ich. Das Themenspektrum hier deucht mir eh schon breit genug.

Montag, 12. September 2016

Ronny des Monats - September 2016


Aaah, ich mag es, wenn man auf mich hört. Mir gehorcht. Gibt mir so ein Gefühl von Macht und Einfluss. Letzten Monat habe ich ja die AfD ermuntert, sich doch mal ein bisschen mehr ins Zeug zu legen, damit es bei der allmonatlichen Ronny-Verleihung endlich für einen Spitzenplatz reicht. Was soll ich sagen? Ich wurde erhört. Prompt hat die Chefin persönlich einen rausgehauen, der sie diesen Monat - Spoileralarm! - souverän und unangefochten auf den ersten Platz katapultiert. Glückwunsch, geht doch! Aber auch die restlichen Preisträger sind einmal mehr nicht ohne. Ladies and Gentlemen, die Ronnys dieses Monats:

Samstag, 10. September 2016

Facebook und die Moral


Es gibt diese Momente, in denen die Neunziger wieder ganz nahe zu sein scheinen. In denen einen als Europäer Anwandlungen überkommen, den Amis ihre beschissene, klebrige, verklemmte Heileweltmoral genüsslich und mit Anlauf dorthin schieben zu wollen wo es sehr dunkel ist und immer dunkler wird. Bevor es irgendwann dann wieder hell wird. Dieses oberflächlich grinsende, friedhofsöde, zum Kotzen harmonische Vorstadt-Reinheitsideal, das alles Lebendige, Widersprüchliche unter einer dicken Schicht Zuckerguss begräbt. Wie sie der Welt in einer Tour unterjubeln, dass Minderjährige vom zehntelsekundenkurzen Anblick einer unbedeckten weiblichen Brust irreparablen Schaden nähmen, es aber offenbar völlig unproblematisch finden, dieselben Minderjährigen dem Anblick von Rambos auszusetzen, die ganze feindliche Armeen wegmetzeln.

Freitag, 9. September 2016

Ich bin ein Bayernversteher


- na ja, meistens jedenfalls

Dass die Unterscheidung in links und rechts als politische Klassifizierung weitgehend untauglich geworden sei, wird vornehmlich gern von Rechten und Kryptofaschisten behauptet. Um damit die Grenzen zu verwischen. Ach komm, auch wir sind doch irgendwie ein Stück weit links, lautet der fiese Subtext, ist eh alles ein Brei. Wir sind doch nicht wirklich rechts. Das ist nicht nur schlicht falsch, weil link etwas anderes ist als links, sondern auch ein alter Hut. So war ja auch die SPD in ihren Hochburgen zu ihren Hochzeiten, etwa dem Ruhrgebiet der Siebziger, niemals sonderlich progressiv, geschweige denn links. Zumindest nie so, wie sie von rechtskonservativen Linkenfressern, die hinter jeder Straßenlaterne die Weltrevolution dräuen sahen, stilisiert wurde.

Montag, 5. September 2016

Phantasiereichsbürger


Das muss der Neid ihm lassen, diese Erfahrung hat Kollege gnaddrig mir voraus. Er ist tatsächlich zwei 'Reichsbürgern' live in echt und in Farbe begegnet. Also jenen Gestalten, die die Bundesrepublik  Deutschland für eine privatwirtschaftliche GmbH halten und sich als Bürger des Deutschen Reiches wähnen. Weil es bekanntlich nie einen völkerrechtlich bindenden Friedensvertrag gegeben hat. Könnte man schließlich auch daran erkennen, dass es hierzulande nur 'Personalausweise' gäbe, wo doch Staaten gar kein 'Personal' hätten. Denken Sie mal drüber nach. Päng, päng! Na, dämmert's? Sie können daher bei einer der inzwischen zahlreichen Parallelregierungen, gegen Gebühr versteht sich, voll echte Reichsdokumente erstehen, die einen übrigens ordentlich zu privilegieren versprechen.

Samstag, 3. September 2016

Sonntag des Zorns


So denn, morgen ist der große Tag endlich da. Ab morgen werden wir uns alle noch umgucken. Dieser Sonntag wird in die Geschichte eingehen. Da wird nämlich die AfD von Meckpomm aus endgültig ihren großen Marsch durch die Institutionen antreten. (So viel übrigens zum Thema, Wahlen veränderten nichts.) Bitte da ein wenig um Verständnis, aber mir beginnt schlicht nichts mehr einzufallen zu dem Verein. Was soll man noch sagen? Es heißt ja oft, man müsse die Sorgen und Nöte dieser Leute ernst nehmen. Ja, schön, versuche ich. Und? Was, wenn die Sorgen und Nöte dieser Leute auf einer teils wahnhaft verzerrten Wahrnehmung der Welt beruhen? Welche dann von politischen Karrieristen und Abenteurern instrumentalisiert wird? Da hilft argumentieren eben nicht mehr, daran prallt so ziemlich alles ab.