Donnerstag, 29. April 2021

Frag' ja nur

 
(1) Golden Girl

Wenn Sie mal Interesse haben, den Preis als 'Goldene Blogger*in' einzuheimsen, machen Sie es einfach wie die diesjährige Preisträgerin Teresa Bücker. Stoppeln Sie eine Wordpress-Seite zusammen, auf die Sie sechs dünnliche Essays stellen und beweihräuchern Sie sich ansonsten vor allem mal selbst. Ehrlich, ich verstehe das nicht. Klar, Quantität ist nicht gleich Qualität, aber in jedem Chiamsamen-Tofuschnitzel-Veganecupcakes-Muttiblog steckt mehr Arbeit, Hingabe, Talent, Geist und Inhalt als darin. Vielleicht ist da auch was durcheinander geraten und Frau Bücker sollte eigentlich den Preis als 'Beste(r) Blogger*in ohne Blog' bekommen. Aber den haben bereits 'Joko und Klaas für ihre "15 Minuten" bei 'ProSieben' gekriegt.

Montag, 26. April 2021

Liefers' Dienste

 
Soso, die Meinungsfreiheit ist also wieder mal in Todesgefahr. Mindestens. Der Meinungskorridor wird eingeengt! Wehe, wehe! Leute, bitte! Hier wird ein feuchter Furtz eingeengt. Menschen haben öffentlich dumme Sachen gesagt und müssen sich dafür Kritik gefallen lassen. Und? Pardon, aber mehr geäußerte Meinung als heute war nie. Niemand, der nicht beleidigt und pöbelt, wird staatlicherseits sanktioniert dafür. Wird halt nur immer schwieriger im allgemeinen Meinunghaben und Durcheinanderblöken noch irgendwie gehört zu werden. Das ist eher das Problem. Dass ein paar Honks sich wie immer dazu versteigen, Gewalt- und Morddrohungen vom Stapel zu lassen, ändert nichts daran.

Samstag, 24. April 2021

Jenseits der Blogroll - 04/2021


Bevor wir zu den diesmonatigen Links und Fundstücken kommen, gestatte man mir ein paar Worte zu der höchst verpeilten Aktion #allesdichtmachen, die schon jetzt als einer der größten Erfolge der Querdenkerszene gelten kann:

Was an der Aktion irritiert, ist weniger, dass da Kulturschaffende, die, nebenbei, überwiegend zum gut etablierten und teils öffentlich-rechtlich versorgten Establishment ihrer Zunft gehören, sich satirisch mit der Corona-Politik der Regierung auseinandersetzten, sondern vielmehr die überwiegend hanebüchene Flachheit dessen, was da als Satire verkauft wurde. Man greift zum guten alten Mittelchen der Hyperbel, vulgo: der grotesken Überzeichnung ("Dann macht halt alles dicht!") und erwartet -- ja, was genau eigentlich? Dass reihenweise Leute unter der Last der Erkenntnis zusammenbrechen? "Oh mein Gott, was für ein Narr ich autoritätshöriges Schlafschaf doch war die ganze Zeit!", oder was? Es gibt Laienkabarettgruppen, die schon für Ambitionierteres von der Bühne gepfiffen wurden.

Donnerstag, 22. April 2021

Ligen lernen


So, die Gründung der milliardenschweren Fußball-Superliga aus zwölf unabsteigbaren Teams, darunter sechs aus der Premier League, wäre also nach nicht einmal einer Woche schon wieder vom Tisch. Ging ja flott. Das nenne ich doch mal eine hochprofessionell eingestielte Sache. Ich versteige mich zur Behauptung, jeder mittlere Angestellte, der seine Projekte so betriebe wie die höchstbezahlten Blitzbirnen, die das in den Sand gesetzt haben, zöge schon längst beim Jobcenter Nummern.

Montag, 19. April 2021

Schmähkritik des Tages (47)

 
Heute: Friedrich Küppersbusch über Sahra Wagenknechts Buch 'Die Selbstgerechten'

"Weltklassepointe: Wagenknecht bashed Linksidentitäre als »skurrile Minderheiten ... mit irgendwelchen Marotten« - und kaum setzt der erwartbare Furor ein, zieht sie ihren iranischen Vater nebst Migrationshintergrund aus der Frise und kontert klassisch linksidentitär. Wie man denn bei ihrer Herkunft Kritik üben könne? Wagenknechts Virtuosität im Spalten ist so fruchtbar – wenn es gegen »die da oben« losgeht - wie toxisch - wenn sie im eigenen Lager wütet. Deshalb gerann ihr die »Sammlungsbewegung« zur Sekte. »Sozialismus, aber national« ist NPD in sexy Netzstrümpfen, nicht jedes Hufeisen bringt Glück." (taz, 11.4.2021)

Samstag, 17. April 2021

Der gute Flic von Saint-Denis


Kurz vor Weihnachten brachte ein werter Mitblogger, wie ich ein Freund des guten Lebens, mich auf Martin Walkers Kriminalromane um den französischen Dorfpolizisten Bruno. Inzwischen habe ich alle Bände durch. Ein vorläufiges Fazit.


Was erwartet man, was kann man erwarten von einer Romanserie, die mit der Zuverlässigkeit eines Schiffsdiesels vor sich hin tuckert, die nunmehr bei Band 12 angelangt ist und von der demnächst Band 13 erscheinen wird? Schlüsselromane Flaubertschen oder Houellebecqschen Ausmaßes im Jahrestakt sicher nicht. Man sucht und bekommt das Gewohnte, wie wenn man alte Freunde wiedersieht, vertraute Gesichter und Orte. Die Routine beim Lesen wächst mit der Schreibroutine des Autors. Ist das handwerklich sauber gemacht, wird man gut unterhalten und verblödet auch nicht dabei. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Dienstag, 13. April 2021

Die Zerstörung des Spargels

 
Endlich! Endlich beginnt das, was ich hier seit Jahren immer wieder schreibe (etwa hier, hier und hier), im Mainstream anzukommen: Das Tamtam um das glipschige, geschmacksarme, Böden auslaugende Liliengewächs ist reichlich sinnfrei. Und anderen ungefragt mit seiner saisonalen Spargelfresserei auf den Dömmel zu gehen, nervt erst recht. Spargelkritik scheint nunmehr die Mitte der Gesellschaft zu erreichen. Zeit war's. Nimm dies, Spachgel!

Sonntag, 11. April 2021

Ronny des Monats - April 2021

 
Es wird wieder Zeit für die allmonatliche Ronny-Verleihung. Und was unser Verteidigungsministerium ist, das sorgt dafür, dass der Nachschub nicht ausgeht. Die Bundeswehr ist dabei, eine Regionale Sicherungs- und Unterstützungskompanie Mecklenburg-Vorpommern aufzustellen und bewirbt dies unter der Bezeichnung "Freiwilliger Wehrdienst im Heimatschutz". Und knüpft dabei, neben der Verwendung des kontaminierten Begriffs 'Heimatschutz' sowie an Traditionen aus der Weimarer Republik an. Keine Ahnung, wieso mir gerade die Wörter 'Bock' und 'Gärtner' im Kopf herumspuken. Man darf also gespannt sein.
 
Natürlich fiel auch dieses Mal wieder vieles hinten runter wie Pöbeleien und Steinewerfereien in Halle oder NS-Flaggen auf einer Baustelle in Frankfurt. 

Freitag, 9. April 2021

Fare well, Duke!

 
Nein Bonetti, hier muss ich ausnahmsweise widersprechen: Der Beziehungsstatus, in den Elizabeth II. von England nunmehr übergegangen ist, heißt nicht 'Single', sondern 'Witwe'. Ich bin alles andere als Monarchist und der Ansicht, die blaublütige Bande und diverse gekrönte Häupter hatten lange genug Gelegenheit, den Kontinent einigermaßen anständig zu regieren und überwiegend vergeigt. Vielleicht waren es nach der Aufklärung die modernen Massenmedien, die den Aristokraten endgültig den Nimbus genommen und offenbart haben, was sie wirklich waren und sind: Ziemlich durchschnittliche Leute, denen die Geschichte nicht zu unrecht eine überwiegend repräsentative Rolle zugewiesen hat.

Donnerstag, 8. April 2021

Taxi nach nirgendwo

 
Ist ihm nicht zu wünschen, aber es könnten für meinen alten Kumpel A. bald schwere Zeiten anbrechen. Der Mann bewegt sich seit uber 25 Jahren im Taxigewerbe. Erst Nebenjob als Funker in der Zentrale. Ein paar Jahre später bekam er einen Bandscheibenvorfall und konnte nicht mehr als Rettungsassistent arbeiten. So machte er seine Ortskenntnisprüfung und wechselte auf den Fahrersitz. Wollte er eigentlich nur für den Übergang machen, bis sich ein anderes fand, so der Plan. Jetzt karriolt er seit gut 20 Jahren durch die Gegend. Immer die Nachtschicht, zwölf Stunden, von 18 Uhr bis sechs in der Früh. Muss man für geboren sein.

Montag, 5. April 2021

Der Lenz ist da

 
Lange habe ich keinen Blick mehr getan in Deutschlands nach eigenem Bekunden auflagenstärkste Zeitung. Von allen Corona-Komikern ist mir Anselm Lenz der liebste. Während antisemitische Krawallschachteln wie Hildmann und Wendler bloß dumpf rumnerven, platzen Lenzens Texte nur so vor Sprachwitz und Kreativität. Auch in der neuesten Ausgabe des 'Demokratischen Widerstand' enttäuscht er nicht. "DEUTSCHLAND STEHT AUF!", so knallt einem in Dicklettern die Überschrift des Leitartikels entgegen. (Moment mal, an was erinnert mich das gleich? Ach ja, ich habs!) Richtig zur Sache geht es dann in der Fortsetzung auf Seite 12:

Samstag, 3. April 2021

Duisburger Nächte

 
Wer glaubte, nach dem 0 : 6 gegen Spanien (wir berichteten) sei der vorläufige Tiefpunkt hiesiger nationaler Fußballkunst erreicht, sah sich am Mittwochabend eines Anderen belehrt. Mit 1 : 2 verloren Jogis Jungs in Duisburg gegen Fußballgigant und Favoritenschreck Nordmazedonien. Wie fängt man da an? Am besten, indem man versucht, der Sache Positives abzugewinnen:

Dem DFB und der von ihm betreuten Fußball-Nationalmannschaft der Herren muss man attestieren, vieles richtig zu machen zur Zeit. Dank deren Arbeit dürfte nämlich die Boykottkampagne gegen die absurde, für 2022 angesetzte Weltmeisterschaft in Katar ein voller Erfolg werden. So das Nationalteam sich überhaupt qualifiziert, dürften auch die schwarzrotgeilsten Hardcore-Fans und Kfz-Beflagger nur wenig geneigt sein, sich bei Glühwein und Lebkuchen irgendwelche verzweifelten Grottenkicks anzutun. Es sei denn, sie haben eine masochistische Ader.