Sonntag, 20. Oktober 2024

In großem Stil


Das zutiefst Perverse an der momentan propagierten 'verschärften' Migrationspolitik, vulgo "im großen Stil abschieben!", die einzig und allein mit dem Ziel betrieben wird, rassistische Schreihälse irgendwie zu beruhigen (was aber nicht funktionieren wird), ist, abgesehen von ihrer Verlogenheit, dass sie mit gnadenloser Konsequenz die falschen trifft. Ist aber eigentlich auch sonnenklar. Angenommen, Sie als Behördenleiter bekämen Abschiebequoten aus dem zuständigen Innenministerium vorgesetzt. Die müssten sie dann liefern. Wen würden Sie eher abschieben, um die Quote vollzukriegen?

Dienstag, 15. Oktober 2024

Vermischtes und Zeugs (XCIII)


Jetzt soll im Rahmen eines großen Sparprogramms bei den Öffentlich-rechtlichen der Sender 3sat hinten runterfallen, so ist zu hören. Während man bei ARTE früh begriffen hat, dass Kultur nichts Elitäres ist und Kultur und Zugänglichkeit (und sogar Spaß!) sich keineswegs ausschließen müssen, kommt 3sat mir, so ich denn mal reinschaue, meist vor wie verfilmtes FAZ-Feuilleton der Neunziger, Fernsehen für Klischeestudienräte Deutsch (Sek. II) in ellenbogenverstärkten Tweedjackets, die stets betonen, den Fernseher nur zum Nachrichten- und 'Kulturzeit'-Gucken zu nutzen. Ein letztes Refugium des klassischen Bildungsbürgertums mit Regalen voller Suhrkamp-Bände.

Sonntag, 13. Oktober 2024

Ronny des Monats - Oktober 2024


Irgendwann während der letzten Wochen ist es passiert. Ich habe einen Sinneswandel vollzogen. Jahrzehntelang habe ich allergisch reagiert auf Forderungen nach Schlussstrichen. So von wegen, man müsse doch endlich mal einen Schlussstrich unter dieses Nazi-Elend ziehen und nach vorne schauen und so. Inzwischen bin ich überzeugt, dass so ein Schlussstrich hier und da wirklich nicht schlecht wäre. Wenn zum Beispiel die AfD mal einen solchen ziehen und aufhören würde, andauernd Nazikram aufzukochen, wäre das ein echter Fortschritt.

Freitag, 11. Oktober 2024

Bekloppt.


"Verrat, Sire, ist nur eine Frage des Datums." (Talleyrand)

Einige mögen insgeheim gehofft haben, Jürgen Klopp wechsele nach seiner Auszeit zu einem hoffnungslos abgeranzten Unterligaclub in der Provinz. Mit Aschenplatz und Stehplatzbutze, deren Kabinen noch in dem Zustand sind, wie sie einst vom Reichssportbund gebaut wurden. Die nach Schweißmauken und Vorhaut müffeln und wo nur kaltes Wasser aus den Duschen kommt. Wenn überhaupt. Kein Geld aber viel Herz. Den Laden würde das nappagesichtige Motivations- und Mentalitätsmonster mit den 42 Zähnen dann binnen weniger Jahre erst in die zweite, dann in die erste Bundesliga und dann mindestens ins Europa League-Finale führen. 

Dienstag, 8. Oktober 2024

Lest we forget (8)


Gestern vor einem Jahr ermordeten so genannte 'Kämpfer' der Terrororganisation Hamas über tausend Israelis, überwiegend Zivilisten, verschleppten Hunderte, von denen die meisten noch in Geiselhaft sich befinden, folterten und vergewaltigten zahlreiche Frauen. Dieser Terrorakt wurde nicht nur von Muslimen in aller Welt, auch in Deutschland, überschwänglich gefeiert. Bald darauf, nachdem der erste Schrecken sich gelegt hatte, begannen Redaktionen und Universitäten mit Relativierungen und Schuldumkehr, es kam und kommt zu grotesken propalästinensischen Demos meist junger Menschen, von denen nicht wenige einem Regime, wie es der Hamas vorschwebt, als erste zum Opfer fallen würden.

Sonntag, 6. Oktober 2024

Astro-Quark, öffentlich-rechtlich


(Vorerst nur in Österreich. Aber warten wir mal ab.)

Es sollte unter aufgeklärten Menschen Konsens sein, dass Astrologie Nonsens im Quadrat ist. Dass das zuweilen irre schlau daherkommt und viel Geld damit verdient wird, ändert daran nichts. Nun bin ich astronomischer Laie, aber ich würde sagen, dass die einzigen Himmelskörper, die einen nachweisbaren Einfluss auf unser Leben auf der Erde haben, die Sonne und der Mond sind. Die Sonne wegen Wärme, Energie and all that Jazz, der Mond wegen Gezeiten. Und es soll Menschen geben, die bei Vollmond schlecht schlafen. Schon die Planeten des Sonnensystems, die nach astronomischen Maßstäben direkt vor der Haustür liegen, können uns komplett egal sein.

Donnerstag, 3. Oktober 2024

Ostfrust ad nauseam


Der nächste bitte! Im Tagesspiegel-Interview mit Gregor Gysi wird angekündigt, selbiger rede in selbigem über "die Fehler des Westens nach der Wiedervereinigung". Entschuldigung, mir wird gerade schlecht. Ich kann es echt nicht mehr hören. Der Westen hat dies, der Westen hat jenes und die Treuhand und überhaupt, alles ganz schlimm, die böse NATO, der arme Putin! Basta cosi! Ich lese dergleichen nicht mehr. Nicht gut für meinen Blutdruck. Das Alter, Sie verstehen. Außerdem kommt da eh immer nur dasselbe. Wir wurden kolonisiert, plattgemacht, betrogen, man hat uns alles genommen, das Volk wurde nicht gefragt, grein, grein, grein. Und an absolut allem ist der Westen schuld.

Sonntag, 29. September 2024

Vermischtes und Zeugs (XCII)


Versteht jemand das Trara um Heißluftfritteusen? Ist ja nicht so, dass ich mich Neuem gegenüber grundsätzlich verschlösse. Ich wäre sogar durchaus entzückt, wenn die Dinger das täten, wofür sie angepriesen werden wie der Stein der Weisen. Zum Beispiel Pommes frites fast so lecker wie aus dem Ölkessel, aber mit kaum Fett. Mit so was kann man mich durchaus kriegen. Freund von mir ist ein Riesenfan der Geräte und hat daher eine. Letztens sollte es Fritten geben. Weil wir zu viert waren, gab er eine ganze 750g-Tüte TK-Pommes in den Apparillo. Der brauchte für die Ladung um die 25 Minuten und machte einen Lärm wie ein Düsenjet. Das Ergebnis: Die Dinger pappten zusammen, waren letschert und kaum knusprig. Hätte jeder Backofen in derselben Zeit besser gemacht.

Freitag, 27. September 2024

Re: Erfurt


"Keine Toleranz -- woher denn auch? --, keine Bildung und damit keine Herzensbildung. Nur ein Gefühl dafür, wie man Angst verbreiten und sich wichtigmachen kann. Und das wunderbare Gefühl, als kleiner Mann diesen schlappen Staat zum Zittern zu bringen, bis man wieder einen eigenen, faschistischen Staat fertig gebracht hat, in dem man dann die Regeln selbst aufstellt." (Manfred Krug, 2000)


Man kann fefe nur beipflichten: Wie doof sind diese Kindsköpfe von der AfD eigentlich? Die Stimmen ihrer antidemokratischen Hardcore-Fans haben die doch eh sicher. Die lassen dem Verein in schönster trumpistischer Manier im Zweifel alles durchgehen und jubeln dann immer noch frenetisch. Gingen sie rational vor, dann müssten die Blaunen jetzt eigentlich an jene Leute heran, die unschlüssig sind, ob sie AfD wählen sollen, weil sie von den unübersehbaren unseriösen Tendenzen (noch) abgeschreckt sind. Man wäre also gut beraten gewesen, bis zur 'Machtergreifung' seriös und staatstragend aufzutreten (merke: von Adolf lernen, heißt siegen lernen).

Donnerstag, 26. September 2024

Zu Tode gesiegt?


Man mag zu ihnen stehen wie man will, aber dazu, die Grünen ernsthaft und aus ehrlicher Überzeugung für ideologiegetriebene Faschisten zu halten, gehört ein Ausmaß an Verpeiltheit, das sich nur schwer in Worte fassen lässt. Oder man macht das aus Kalkül, um den durch diverse Krisen dauerüberforderten Bequemmichel vom eigenen Faschismus und den eigenen Machtergreifungs- und Aufräumphantastereien abzulenken. Zumal das Beispiel Trump zeigt: Blödsinn, der nur oft und beharrlich genug wiederholt wird, wird irgendwann von ausreichend großen Teilen der Gesellschaft geglaubt.

Dienstag, 24. September 2024

Jenseits der Blogroll - 09/2024


So denn, Zeit für die monatliche Tour des Force durch die Weiten des Netzes. Das Superwahljahr Ost ist überstanden und wir wissen nun: In drei Bundesländern des Beitrittsgebietes ist ungefähr die Hälfte aller Wähler:innen entweder dafür, Putin die Ukraine auf dem Silbertablett zu servieren oder massenhaft Ausländer rauszuschmeißen. Oder beides. Das könnte sehr übel werden für diese Teile des Landes. Aber "[schuld] sind dann wieder die da oben und nicht die da unten, welche rechtsradikales Gedankengut in sich tragen und faschistische Parteien wählen." (Chris) Und wie bitter Ihnen wieder unrecht getan wird, den armen Naziwählern! Denn:

Sonntag, 22. September 2024

Vermischtes und Zeugs (XCI)


Fällt das nur mir auf? Nach dem Tod Willy Brandts 1992 wurden sehr schnell jede Menge Straßen, Plätze, Schulen etc. nach ihm benannt. Zumindest hier in NRW. Helmut Schmidt hat es immerhin zum Namenspatron einer Uni gebracht. Bei Helmut Kohl aber scheint es irgendwie ganz finster auszusehen. Die hiesige Partei (Achtung, Satire!) hat wohl im Stadtrat mal den Vorschlag gemacht, einen der hässlichsten Plätze der Innenstadt, einen Parkplatz mit eher so gemischt schöner Bebauung drumherum, nach Birne zu benennen. Ist wohl irgendwie im Sande verlaufen.

Donnerstag, 19. September 2024

Volkes Wagen


"Die Zahl der Kunden, die sich ein Auto um 100.000 Euro leisten könnten, sei begrenzt, sagte Habeck der »Welt« in einem Doppelinterview mit VW-Chef Diess. »Wenn Sie 2025 kein E-Mobil für unter 20.000 Euro anbieten, dann werden Sie - so fürchte ich - im Markt scheitern.« Dann müsse sich VW konzentrieren auf Porsches und SUV und sei nicht mehr Volkswagen. »Dann bieten Sie nur noch Premiumwagen an und müssten sich in PW umbenennen«" (Quelle)

Montag, 16. September 2024

Ronny des Monats - September 2024


"Hüte dich vor den Ideen des Merz!" (Volksweisheit)

Es ist Herbst in Deutschland und es gibt keine Parteien mehr, es gibt nur noch "Ausländer raus!". Vorläufige Erkenntnisse aus einer Woche politischem 'Diskurs': Ausländer sind schuld an der Situation in Schulen, Universitäten, Krankenhäusern, Arztpraxen und auf dem Wohnungsmarkt (Merz). Über die Asylpolitik soll gefälligst das Volk entscheiden und nicht Gerichte (Söder) - wo kämen wir auch hin, wenn in im vielbesungenen Rechtsstaat Gerichte sich erdreisteten zu befinden, was rechtens ist? Ach ja, und nicht jeder SS-Mann war ein Verbrecher (Chrupalla). Aber man darf ja niiiichts mehr sagen in diesem Land.

Freitag, 13. September 2024

Vermischtes und Zeugs (XC)


Der vormoderne Obskurantismus diverser Rechter (was nicht bedeutet, dass sie nicht schlau wären), ihre klappspatige Lust auf Gleichschritt und Schurigeln offenbart sich zum Beispiel in einer Twitter-Diskussion wie dieser: Da wird Stephan Anpalagan, der auf Sri Lanka geboren wurde, aber als Säugling mit seinen Eltern nach Deutschland gekommen ist, sich also den Ort seines Aufwachsens nicht aussuchen konnte, nahegelegt, er solle doch in seine 'Heimat' zurück, wenn er Deutschland nicht liebe.

Mittwoch, 11. September 2024

Wahre Worte (77)


Heute: Nils Minkmar über Journalismus und Alltag

"Aus Gründen [...] habe ich in den letzten Wochen viel Zeit als Besucher in einer Berliner Klinik verbracht. Diese Welt war mir neu, ich kam nur mit meinen persönlichen Vorurteilen. Und mit zig gelesenen Artikeln und betrachteten Dokus im Kopf, die natürlich die anprangerungswürdigen Ausnahmen beleuchten, nicht den Alltag. Meine Vorbehalte über Apparatemedizin und Massenbetrieb lösten sich rasch auf. [...]

Docs und Pflegekräfte sind mal biodeutsch, mal nicht -- genau wie ihre PatientInnen. Die ermüdende Frage, wer woher kommt, spielt in der Klinik keine Rolle. Ich nahm einige Mahlzeiten zwischen den Beschäftigten ein und hörte normale Arbeitsplatzwitze, aber nichts von dem dauernden Untergangsgeheule rechter oder auch betont linker Medien. Mein Eindruck war, dass die Leute ihren Job gut und gerne machen und mit ihrem Leben zufrieden sind. Vielleicht ist es an vielen Stellen im Land so -- aber als Journalist kann man das nicht abbilden. Man würde sofort der naiven Affirmation bezichtigt und verdächtigt, die wahren Probleme der Menschen zu ignorieren. Oder die Sorgen, die noch kommen. Oder die Nöte der anderen. Dabei sind dauernde Angst und die Verkennung, dessen, was in Europa gut ist, wirksame Treibstoffe für die Höckes und Wagenknechts dieser Republik." (Der siebte Tag, 08. September 2024)

Samstag, 7. September 2024

Made in Germany


"Die Migration wirft Probleme auf, sie ist hier aber nicht das entscheidende Problem. Die Islamisten werden sich ermutigt fühlen, dass ein Volk über Nacht durch einen Täter in völlige Unruhe geraten ist. Sie werden das wiederholen. Es muss ja gar kein Migrant sein. Die Islamisten könnten auch einfach jemanden herschicken." (Gerhart Baum)

Das Widerlichste an der kurrenten Migrations'debatte' ist ja, dass 90 Prozent der Politik sich offenbar entschieden haben, sich von "der Partei, die an Naziideologie anknüpft" (Baum, ebd.) am Nasenring durch die Arena schleifen und jegliche Humanität fahren zu lassen (in der Hoffnung, die Partei verschwände dann wieder), und es nur mehr darum geht, wie man Zuwanderern das Leben am nachhaltigsten zur Hölle machen kann. Dass Gevatter Migrant, vorzugsweise in seiner gefährlichsten Form als 'unkontrollierter Massenmigrant' an allem schuld ist, hat natürlich auch den Vorteil, dass man nicht auf Migrationsprobleme Made in Germany gucken muss. Eine kleine Auswahl:

Dienstag, 3. September 2024

Elf Thesen zu Sonntag


"Die endgültige Teilung Deutschlands - das ist unser Auftrag." (Präambel des TITANIC-Impressums)

92 Jahre nachdem im 'NS-Mustergau' Thüringen zum ersten Mal eine Landesregierung von der NSDAP angeführt wurde und auf den Tag genau 85 Jahre nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen ist zum ersten Mal seit 1945 eine rechtsextreme Partei in einem deutschen Parlament stärkste Fraktion geworden. Obwohl dieses Ergebnis keineswegs aus heiterem Himmel kam, ist das definitiv eine echte Zäsur. Auf gar keinen Fall aber ist das ein 'Rechtsruck', wie jetzt allenthalben behauptet wird. Da hat weder was geruckt noch ist da was überraschend gekommen. Es ist exakt das passiert, was sich seit vielen Jahren abzeichnete und womit seit langem zu rechnen war.

Sonntag, 1. September 2024

Vermischtes und Zeugs (LXXXIX)


In meiner bescheidenen Heimatstadt hat die Polizei die Tage einen Mann erschossen, der in einem Mehrfamilienhaus bei einem Streit mit einem Messer herumgefuchtelt hat. In Siegen wurden bei einem Messerangriff in einem Linienbus drei Menschen verletzt. Wir sollten unbedingt das Asylrecht noch weiter verschärfen, dann sind wir bestimmt sicher vor diesen Messermännern. Ach, der getötete Randalierer war Deutscher? Und die Täterin von Siegen ebenfalls Deutsche und eine Frau? Egal, nicht so wichtig. Passiert nun mal. Geht ja nicht um Sicherheit, sondern darum, Rassismus anzuheizen.

Donnerstag, 29. August 2024

Re: Messerstecher


Auf der Schönholzer Heide, / Da jab's 'ne Keilerei
Und Bolle, jar nich' feige, / War mittenmang dabei.
Hat's Messer rausgezogen / Und fünfe massakriert.
Aber dennoch hat sich Bolle / Janz köstlich amüsiert.
(Volksweise)


Auch wenn man Gewalt tendenziell ablehnt, sollte man wissen, wovon man redet. Noch mehr sollte man das, wenn man Gewalt rundheraus befürwortet, wenn nicht gar einfordert. Nach den teils tödlichen Messerangriffen der letzten Zeit häufen sich ja Forderungen wie die Polizei müsse härter durchgreifen, Messerangreifer "einfach wegballern", ihnen "einfach mal, zack, ins Bein schießen". Oder man hört Äußerungen wie: "Ich besorg mir jetzt nen Waffenschein und eine Knarre!", und so weiter. Dass das alles nicht so einfach ist, sieht man an diesem Video (Dank an fefe) der Deutschen Polizeigewerkschaft*.

Dienstag, 27. August 2024

Fakten, Angst, Humor


Man kann nur mehr schlecht umhin, der AfD zu gratulieren, wenn auch widerstrebend. Sie schafft es inzwischen locker, Politik und Medien nach Belieben vor sich herzutreiben, ihre Rhetorik dominiert den politischen Diskurs. Alle Parteien, mit Ausnahme der so gut wie irrelevanten Linken, sind mangels Rückgrat, aus taktischem Kalkül oder aus Angst vor dem Pöbel größtenteils bereit, "unkontrollierte Migration" als Problem Nummer eins und deren weitestgehende Begrenzung als wichtigste Aufgabe auszugeben.

Sonntag, 25. August 2024

Jenseits der Blogroll - 08/2024


Zu dem Schrecklichen, das vorgestern in Solingen geschehen ist, habe ich bereits 2016 das gesagt, was ich zu sagen habe. Mehr muss nicht. Zu glauben, Rechte und Nazis hätten da irgendwelche Lösungen anzubieten, ist gaga. Rechte können nicht als hetzen, Stimmung machen, utopische Forderungen stellen ("Grenzen dicht!", "Alle abschieben!!!") und schlimmstenfalls Mobs aufstacheln, deren Gewalt im Zweifel Unschuldige trifft. Es bleibt dabei: Solange man sich halbwegs darauf einigen kann, dass ein totales Kontrollregime a'la China, flächendeckende Kameraüberwachung und/oder ein kompletter Polizeistaat keine gangbaren Alternativen sind, wird ein Restrisiko bleiben. Leider.

Donnerstag, 22. August 2024

Vermischtes und Zeugs (LXXXVIII)


Dass grotesk klotzige Autokarikaturen wie der 'RAM 1500' auch hierzulande immer mehr in Mode kommen, finde ich komplett nachvollziehbar. Ich meine, hey, jetzt, da noch der letzte Rentner so eine SUFF-Kalesche fährt, muss man der Welt eben irgendwie anders mitteilen, dass man es gewaltig nötig hat. Letztes Jahr sah ich auf der A 9 bei Ingolstadt solch einen Kinderkiller, dessen Halter noch in Frakturschrift "FUCK YOU, GRETA!" auf die Heckklappe foliert hatte. Die Konföderiertenflaggen und das sächsische Kennzeichen rundeten den Gesamteindruck für mich stimmig ab. Nicht, dass ich Vorurteile habe...

Montag, 19. August 2024

Sommerloch: Parfum und Pahfühm


Es gibt zwei Arten von Duftwässerchen, beziehungsweise zwei Arten, welches zu tragen: Einmal Parfum, vornehm französisch ausgesprochen, und dann noch die breitdeutsch gesprochene Variante, das Pahfühm. Obwohl ich mir selbst nicht viel daraus mache, weiß ich ein gutes, im richtigen Maße appliziertes Parfum zu schätzen. Auch gegen ein dezent riechendes After Shave ist nichts zu sagen. Die Betonung aber liegt auf: Dezent. Eine Pest ist es nämlich, wenn vor allem Männer sich Pahfühm draufklatschen wie nicht gescheit. Wo immer so ein Stinkmorchel aufkreuzt, wird im Umkreis von zehn Metern Nasenschleimhaut zu Hornhaut, trüben sich die Linsen im Auge und die Milch wird sauer. Schwer geschlagen, wem ein ungnädiges Schicksal einen reservierten Platz im vollbesetzten Zug oder Flugzeug neben so einer Gasgranate beschert. Ein verstorbener Verwandter von mir, der sein Berufsleben im Bergbau zugebracht hatte, pflegte immer zu sagen: "Weißte Junge, der Gestank iss ja nich dat Schlimme. Dat Schlimme iss dat Brennen inne Augen."

Samstag, 17. August 2024

Auf Reisen (14)


Corvey

Die 840 gegründete Abtei Corvey bei Höxter war eine der reichsten Abteien im Heiligen Römischen Reich und der Abt gehörte zu den Reichsfürsten. Das karolingische Westwerk der Abteikirche hat die Zeiten weitgehend im Originalzustand von 870 überdauert. Der Innenraum und die Kaiserkirche im Obergeschoss wirken nicht besonders spektakulär, aber man sollte sich vorstellen, dass im 9. Jahrhundert die allerwenigsten Menschen in dieser frisch zwangschristianisierten Gegend, in der es, anders als hinter dem ehemaligen Limes, keinerlei römische Bauwerke gab, jemals in ihrem Leben einen Steinbau gesehen haben, erst recht keinen mehrgeschossigen. Denen muss diese Kirche wie das achte Weltwunder vorgekommen sein.

Mittwoch, 14. August 2024

Ronny des Monats - August 2024


So, entgegen eventueller Befürchtungen war die Jury auch diesen Monat nicht untätig und hat wieder fünf plus eine:n Preisträgeri:innen zusammenbekommen. (Ich gendere, um Rechte zu ärgern.)

Samstag, 10. August 2024

Vermischtes und Zeugs (LXXXVII)


Sobald auch nur vorsichtig diskutiert wird, eine Strafe zu lockern, sehen nicht wenige Konservative die totale Anarchie gekommen. Wenn jetzt geplant wird, schwarzfahren zu entkriminalisieren, dann heißt das nicht, dass man einfach schwarz fahren kann, ohne irgendwas befürchten zu müssen. Man würde halt nicht mehr in den Knast kommen, was meist eh nur nach vielen Jahren und vielen Wiederholungstaten passiert. Zumal Haft bei Bagatelldelikten fast ausschließlich Arme trifft, die sich die Tagessätze einer Geldstrafe nicht leisten können. (Merke: Menschen mit ausreichend finanziellen Mitteln können sich’s meist nett machen.)

Freitag, 9. August 2024

Gedrechselt ungehobelt


Man kann ohne Übertreibung sagen, dass der jetzt mit 88 Jahren verstorbene Rainer Brandt einen ebensolchen Einfluss auf die deutsche Alltagssprache hatte wie die geniale Disney-Übersetzerin Erika Fuchs. Brandt war in den 1960ern Autor bei der Berliner Synchron KG und sehr angeödet von Lippensychronitzität und philologisch exakten Übersetzungen. Er begann, Filme und Serien in 'Schnodderdeutsch' zu synchronisieren. Dazu verband er den 'hardboiled'-Slang eines Philip Marlowe mit hoher Sprachkunst und dem, was er um 1968 in Westberliner Kneipen, Diskotheken ("Opa, was ist eine 'Diskothek'?"), Haschlöchern, Bars und Rockertreffs so aufschnappte.

Mittwoch, 7. August 2024

Wahre Worte (76)


Heute: Heike Holdinghausen über Dressurreiten bei den Olympischen Spielen

"Wenn ZDF-Kommentator Hermann Valkyser den häufig propellerartig drehenden, häufig schief gehaltenen Schweif der Stute Gold-Stute Dalera bei der Qualifikation am Freitag nicht für ein problematisches Zeichen für Stress und Verspannung hielt, oder ihr zum Teil offenes Maul, mit dem sie sich gegen Paraden (also der Einwirkung der Reiterin mit Zügeln, Schenkeln und Gesäß) wehrte -- dann hätte er wenigstens erklären müssen, warum nicht. [...]

Samstag, 3. August 2024

Sommerloch: Werte Wespen!

 
Wir müssen reden. Ich verstehe euch ja in vieler Hinsicht. Etwa, dass ihr dauernd auf Nahrungssuche seid. Alles roger, sind wir alle, irgendwie. Weil ihr aber im Gegensatz zu unsereins keinen Supermarkt habt, müsst ihr, wie die meisten Tierarten, halt gucken, wo es gerade was zu spachteln gibt. So weit, so schön. Wir wollen alle leben. Ich sollte auch erwähnen, dass ich im Gegensatz zu anderen meiner Artgenossen keine Panikattacken kriege, wenn ich eine von euch bloß von weitem sehe, weder gegen eure doofe Stecherei allergisch bin noch sonst irgendwie Angst habe vor euch. Erst recht nicht vor eurem anorektischen 'Biene Maja in böse'-Look. Wir könnten also wunderbar nebeneinander her existieren auf diesem Planeten. Wenn, ja wenn ihr euch nicht so steindumm anstelltet.

Mittwoch, 31. Juli 2024

Sommerloch: Narratives


Eric Hobsbawm (1917-2012) prägte den Begriff der 'erfundenen Tradition'. Sein wichtigstes Beispiel: Schottische Clan Tartans. Diese Karomuster, so hieß es immer, seien viele Jahrhunderte alt und jedem Schotten wohlbekannt. So habe ich es auch noch im Englischunterricht gelernt. Hobsbawm entlarvte das als Humbug. Die Tartans waren eine Erfindung des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Ähnliches lässt sich über die deutschen Regionaltrachten sagen. Auch deren Tradition reicht nur bis ins 19. Jahrhundert und nicht bis in unvordenkliche Zeiten. Zwar gab es im Mittelalter Amts- und Standestrachten, aber die Idee, eine bestimmte uniforme Kleidung zu tragen, weil man irgendwo herkommt, war unbekannt.

Montag, 29. Juli 2024

Jenseits der Blogroll - 07/2024


Mann, Mann, Mann, da wäre vor lauter Gesportel und Sommerloch doch glatt der monatliche Streifzug durchs Netz unter die Räder geraten. Obwohl, so viel Sommerloch ist heuer gar nicht. Ist auch ohne EM und Olympische Spiele weiß Gott genug los auf der Welt. Also, auf den letzten Metern des Monats, die Links und Fundstücke:

Freitag, 26. Juli 2024

Sommerloch: Halbkritisches zu Olympia (3)


Meine früheste olympische Erinnerung datiert von 1972. Ich war als knapp Dreijähriger mit meinen Eltern und einer befreundeten Familie im Urlaub auf Texel. Mein Vater hatte extra den familieneigenen transportablen Telefunken-Schwarzweißfernseher mitgeschleppt. Also theoretisch war das Gerät transportabel. Das heißt, es hatte einen Griff. Aber man brauchte viel Kraft. Nachdem die Apparatur einige Minuten vorgeglüht hatte (nicht ausgeschlossen, dass die verbaute Bildröhre bereits zum Aufspüren feindlicher Bomberverbände gedient hatte), sah ich, wenn auch verschwommen, folgendes: Unter Trompetengeschmetter trugen junge Frauen in knielangen Dirndln Kissen mit Medaillen zu einem Siegerpodest. Die Medaillen wurden dann welchen für was umgehängt. Wenn ich fragte, hieß es: "Pscht!"

Dienstag, 23. Juli 2024

Schöner Döner


Irgendwie scheint heuer das Jahr des Döners angebrochen zu sein, der mit gewürztem Schnetzelfleisch, Salat und mit alles und scharf gefüllte Fladen zur Schicksalsspeise der Deutschen sich zu mausern. Dem Bundespräsidenten fiel letztens nix besseres ein als zum Staatsbesuch in der Türkei allen Ernstes einen Dönerspieß anzuschleppen. Die CDU Heilbronn wollte um des Stadtbildes willen die Dichte an Dönerläden begrenzen und die SPD als Wahlkampfgag eine Dönerpreisbremse bei drei Euro einführen. Die Linke forderte 4,50 Euro. Jetzt bin ich alles andere als ein Marktradikaler und habe keine Probleme mit Regulierungen oder auch mit Eingriffen in den Markt, wenn es spürbaren Nutzen bringt. Aber hier so: Wie bitte?

Sonntag, 21. Juli 2024

Sommerloch: Drachenfutter


Was eine simple Schokoladentafel über gesellschaftliche Verhältnisse aussagen kann

Interessant, wer oder was hier im heimischen Ruhrpott so alles von der Montanindustrie abhing. Letztens zum Beispiel geriet mir ein altes Bild einer Tafel Novesia Goldnuss in den Blick. Und schon kam die Kindheit wieder hoch. Die 'Goldnuss' war eine für die damalige Zeit sehr edel in grün-goldener Pappe verpackte Schokolade. Besonderer Clou war ein Sichtfenster aus Zellophan, das den Blick auf ein Stück der Tafel und die darin enthaltenen ganzen Nüsse freigab. Hier wird nicht geschummelt, sollte das wohl bedeuten. Auf jeden Fall aber: Das ist was besonderes, was anderes als die sandige Blockschokolade, die man mit dem Hammer essen muss. Eine Zeitlang gab es sogar die 'Garantie 27'. Wer weniger als 27 ganze Nüsse in der Tafel vorfand, konnte sie zurückschicken und bekam Ersatz plus Porto in Naturalien.

Donnerstag, 18. Juli 2024

Kommt halt drauf an


Natürlich darf Satire alles, aber es kommt halt immer darauf an, wer Witze über wen macht. Nach unten, oder besser: gegen Migranten, sind inzwischen so ziemlich alle Geschmacksgrenzen gefallen. Längst nicht nur aus der AfD wird verkündet, Eingewanderte "entsorgen" zu wollen. Öffentlich-rechtlich bestallt, darf Dieter Nuhr fröhlich die Hundepfeife blasen und zur zweitbesten Sendezeit (sonntags kurz vor dem Heiagehen) Witzchen über rammelgeile Türken reißen oder die mit dezent fischigem Syltaroma versetzte rhetorische Frage stellen, ob man Messermänner nicht einfach einschläfern könnte.

Montag, 15. Juli 2024

Vermischtes zur Eh-Em (VIII) - Füüünaaalööö!


(Falls es jemanden interessiert, wie ein Wort mit drei Ü und drei Ö aussieht.)

So denn, die EM ist überstanden, die Fußballhasser dürfen aufatmen und wir haben einen würdigen Sieger. Bei allem Mitgefühl für England-Fans, die der Meinung sind, nach knapp sechzig Jahren sei es langsam mal Zeit für einen zweiten großen Titel gewesen, muss man sagen, dass der Titelgewinn der Spanier in sportlicher Hinsicht absolut in Ordnung geht. Die spanische Mannschaft war über das ganze Turnier hinweg die beste, hat als einzige alle Spiele gewonnen. Wer sich Fußballfan schimpft, aber nicht in der Lage sieht, das zu akzeptieren und der spanischen Mannschaft zu gratulieren für ihre Leistung, sollte überlegen, ob Fußballgucken wirklich das richtige Hobby ist für ihn. Und wer 'aus Prinzip' zu England gehalten hat, um es den betrügerischen Iberern mal so richtig zu zeigen, sollte vielleicht darüber nachdenken, langsam mal erwachsen zu werden.

Sonntag, 14. Juli 2024

9/11 2.0?


Bekanntlich hat jemand versucht, den US-amerikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung zu erschießen. Der Schütze selbst wurde vom Secret Service erschossen, mindestens eine weitere Person kam ums Leben, mehrere weitere wurden verletzt. Trump selbst hat knapp und leicht verletzt überlebt. Hämische Kommentare oder Anspielungen auf Vincent van Gogh, mögen sie einem auch auf der Zunge liegen, bringen aber nichts. Ebenfalls müßig ist wohlfeiles Herummoralisieren wie "Er hat eine Dosis der eigenen Medizin verabreicht bekommen, hö hö." Auch das mag im ersten Moment verständlich sein, bringt aber ebenfalls niemanden weiter.  

Donnerstag, 11. Juli 2024

Vermischtes zur Eh-Em (VII) - halbes Finale


Und noch eine Viertelfinal-Nachlese

Ich wiederhole mich. Wenn es einen Fußballgott gibt und so was wie Gerechtigkeit, dann wird am Sonntag Álvaro Morata, Kapitän der spanischen Nationalmannschaft, die silberne Trophäe in den Himmel über Berlin recken. Das spanische hat als einziges Team von Anfang an überzeugt und auf jeden Gegner eine Antwort gefunden. Am Dienstag haben sie es es geschafft, die Franzosen - sichtlich über ihren Zenit hinaus, aber immer noch mit individueller Klasse en masse - nach frühem Führungstor und Ausgleich komplett abzumelden und nur mehr hinterherlaufen zu lassen. Auch Kylian Mbappé hat erst in der 86. Minute seinen ersten Schuss aufs gegnerische Tor zustande gebracht. Muss man erst mal hinbekommen.

Mittwoch, 10. Juli 2024

Ronny des Monats - Juli 2024


EM-Zeit ist auch Ronny-Zeit. Davon, dass Leute wie Maxe Krah und Bernd Höcke (beide AfD) zu Protokoll gaben, dass sie das Gekicke nicht interessiere, da Mannschaft nicht deutsch genug, sollte man sich nämlich nicht blenden lassen. Ronny und Co. sind flexibel genug, auch zu Schwarzrotsenf einen nationalen Orgasmus zu kriegen. Hauptsache Vaterland. Auch dem rechten Framing, die aktuellen Deutschlandfarben seien ja die republikanischen und daher, im Gegensatz zu Schwarzweißrot, total unverdächtig und okidoki, sollte man ebenfalls nicht auf den Leim gehen. Remember Wirmer-Flagge?

Sonntag, 7. Juli 2024

Vermischtes zur Eh-Em (VI) - Viertelfinale erledigt

 
Es ist das eingetreten, was zu befürchten war: Die beiden Mannschaften sind ins Halbfinale getrudelt, die sich bloß langweilig, leidenschafts- und ideenlos weiter verwaltet haben (Frankreich) bzw. sich trotz mittelmäßigster Leistungen als "untoter Turnierzombie" (Philipp Köster) durchgewurstelt haben (England). Das ist natürlich weder verboten noch verwerflich, das hat die BRD schon öfter so gemacht und sich dafür dann zur 'Turniermannschaft' geadelt. Es ist nur schade um den Sport. Natürlich ist es, wie gesagt, Quatsch zu erwarten, dass eine Mannschaft in einem Turnier von Anfang bis Ende brillant aufspielt, aber zumindest ein, zwei Spiele sollten meiner Ansicht nach dabei sein, bei denen man denkt: Wow, da haben die Champions auf dem Platz gestanden.

Mittwoch, 3. Juli 2024

Vermischtes zur Eh-Em (V) - Achtelfinalbilanz


Die Achtelfinals wären überstanden. Nicht-Fußballaffine können sich auch freuen: Die Spieltage werden seltener.

Das Team des sympathischen multilingualen Bergvölkchens im Südwesten hat die Italiener humorlos mit 2 : 0 nach Hause geschickt. Auch ohne den pomadigen Auftritt der Azzurri hätte ich mir eine gewisse Schadenfreude nicht verkneifen können. Die Engländer sind wieder einmal angetreten nach dem Motto "Wir werden das hier schon gewinnen, weil wir den ganzen Kram schließlich mal erfunden haben". Und verließen sich darauf, dass ein paar geniale Einzelaktionen genügen würden. Was ja auch irgendwie geklappt hat. Wenn es mit rechten Dingen zugeht, sollte gegen die eingangs erwähnten Schweizer aber Endstation sein. Sollte.

Dienstag, 2. Juli 2024

Die nächste Zeitenwende


Falls wir dann noch am Leben sein sollten und Ihre Enkelkinder Sie dereinst fragen, wann genau die Welt endgültig verrückt geworden ist und warum Sie nichts dagegen getan haben, können Sie jetzt eine klare, eindeutige Antwort geben: Es ist am 1. Juli 2024 passiert. Durch einen Putsch eines obersten Gerichts. Es war ein Montag. Merken Sie sich am besten, was Sie an diesem Tag gemacht haben. Durchaus möglich, dass Sie auch danach mal gefragt werden.

Sonntag, 30. Juni 2024

Kein Zufall


Bislang kannten wir so was nur von siechen Päpsten, zuletzt Johannes Paul II. Oder von sowjetischen Apparatschiks, die qua Greisenalter gesundheitlich bereits so angeschlagen waren, dass sie ihre immer rareren öffentlichen Auftritte nur noch mit stärksten Medikamenten durchstanden. Und obwohl allen klar war, das geht eigentlich nicht mehr, wurde die Fassade um jeden Preis aufrecht erhalten. Die mürben Potentaten abgeschirmt, gestützt. Alles in Ordnung, nur eine Erkältung, wird schon wieder. Und bei der späten Elizabeth II. war man, bei allem Respekt vor ihrer Rüstigkeit, doch erleichtert, dass Monarchen heutzutage nur mehr eine zeremonielle Rolle spielen und auch als grenzdemente Gaga-Opas bzw. -Omas nicht allzuviel kaputtmachen können.

Freitag, 28. Juni 2024

Jenseits der Blogroll - 06/2024


Die Links und Fundstücke des Monats, werte Lesende. Die Nachricht der letzten Tage war sicherlich, dass Julian Assange wieder frei ist. Ich muss gestehen, mit dem Fall nie so wirklich klargekommen zu sein. Einerseits war das natürlich ein Versuch staatlich-militärischer Stellen, ein Exempel zu statuieren. Der Umgang mit ihm war eine Schande, ihn ohne Prozess zehn Jahre eingebuchtet zu halten, zivilisiert sich nennender Länder nicht würdig. Man mache sich da nichts vor: Der Deal, der ihn jetzt auf freien Fuß gebracht hat, war kein Akt der Humanität, sondern ist nur zustande gekommen, weil die richtigen Leute (endlich) zu dem Schluss gekommen sind, ihn weiter eingesperrt zu lassen, habe keinen weiteren Nutzen mehr.

Donnerstag, 27. Juni 2024

Vermischtes zur Eh-Em (IV) - Vorrundenbilanz


Die Vorrunde wäre glücklich überstanden. Zeit für eine erste Zwischenbilanz.

Der überwiegend gruselige letzte Gruppenspieltag ordnete das 1 : 1 der DFB-Elf gegen die Schweizer ein bisschen ein. Die Franzosen mühten sich gegen die Polen zu einem Unentschieden. Und die Niederländer haben von den Österreichern gar eine Niederlage kassiert. ÖFB-Trainer Rangnick lieferte zwei Erkenntnisse. Erstens sollte der Unfug, bevölkerungsärmere Länder hätten tendenziell schwächere Teams, womit die Österreicher sich lange selbst blockiert haben ("Schaun's, mir san a kleines Land…"), endgültig vom Tisch sein. Und zweitens zeigt das Beispiel, was für ein Kokolores das Gerede ist von wegen, ein Nationaltrainer habe ja quasi keinen Einfluss auf die Entwicklung seiner Mannschaft und sei mehr so ein Gute Laune-Onkel, der bloß ein wenig Stimmung machen kann.

Montag, 24. Juni 2024

Vermischtes zu Eh-Em (III)


So langsam nimmt das Public Viewing auch hier in der Provinz Fahrt auf. Schon Stunden zuvor sind dekorierte Fans in der Stadt unterwegs. Zum Glück lärmen sie nicht. Zumindest nicht vor dem Spiel. Wobei ich bei den meisten dekorierten Frauen den Eindruck nicht loswerde, denen geht es gar nicht um das Spiel, sondern die sehen darin bloß einen Anlass, sich mit schwarzrotsenfenen Accessoires maximal aufzumascheln. Kann mich natürlich täuschen. Und wieso man nach einem Unentschieden noch stundenlang wild hupend durch die Gegend fahren muss, als habe man gerade den Titel geholt, erschließt sich mir nicht wirklich.

Sonntag, 23. Juni 2024

Opa und der Krieg


"Mit den falschen Selbstgewissheiten derjenigen, die sich für bessere, stets auf der richtigen Seite befindliche Menschen halten, ist aus dem Nationalsozialismus nichts zu lernen." (Götz Aly)

Es sind Zeiten, da läuft man mitunter Gefahr, sich beim Kopfschütteln ein Schleudertrauma einzuhandeln. Jetzt haben sie wieder was gefunden, das sie Robert Habeck anhängen können. Hat der Mann es doch tatsächlich gewagt, die Nation nicht frühzeitig und vollumfänglich darüber informiert zu haben, dass sein Urgroßvater eine NS-Größe war, gar mit Joseph Goebbels befreundet gewesen sein soll. Ja, also wirklich, schlimm aber auch! Wie kann er nur, der Ungut? Da sieht mans wieder! Das ist umso dämlicher in einem Land, das zu seiner Vergangenheit gelinde gesagt kein wirklich einfaches Verhältnis hat und in dem Stimmen, man solle das Vergangene doch bitte endlich mal ruhen lassen, nie völlig verstummt sind.

Donnerstag, 20. Juni 2024

Vermischtes zur Eh-Em (II)


Die Regelung, dass jetzt nur noch die Mannschaftskapitäne mit dem Schiedsrichter reden dürfen, ist ein wahrer Segen. Das ist im Rugby übrigens schon ewig so und die einzig tolerierten Antworten auf Ansagen des Schiris sind "Yes Ma'am" bzw. "Yes Sir". Dämlich-pubertäre Rudelbildung, unwürdiges, lächerliches und nerviges Reklamieren und Feilschen bei jeder Bagatellentscheidung -- all das hat schlagartig ein Ende. Welche Wohltat! Sollte unbedingt sofort in allen Verbänden und Ligen eingeführt werden. Einzig erkennbarer Nachteil: Wenn der Torwart Kapitän ist, macht der echt Kilometer.  

Montag, 17. Juni 2024

Fragen über Fragen


Der Berliner Abgeordneten Tuba Bozkurt (Grüne) ist bei einer Fragestunde im Berliner Abgeordnetenhaus anlässlich des Todes des Polizisten Rouven Laur ein Spruch entfleucht, der mit Mitte, Ende zwanzig gut und gerne auch mir hätte entfleuchen können. Nur, dieser Unterschied ist nicht völlig unwichtig, war ich mit Mitte, Ende zwanzig kein Abgeordneter und stand nicht vergleichbar im Lichte der Öffentlichkeit.

Sonntag, 16. Juni 2024

Vermischtes zur Eh-Em (I)


Ist es nicht wieder herrlich? Semmelt Die MannschaftTM zwischen den Turnieren nicht jeden Gegner mit mindestens viernull vom Platz, geht die Welt unter und wir haben ein weiteres Indiz für den unaufhaltsamen Niedergang Deutschlands. Der Bundestrainer ist dann ein Idiot und imbeziler Ranzdepp, der keine Ahnung vom Fußball hat und den verwöhnten Jungmillionärsnieten, die gar nicht wissen, was Arbeit ist, nicht genügend in den Hintern tritt (fun fact: England hat in der Vorbereitung 0 : 1 gegen Island verloren). Legt die Truppe aber einen einigermaßen überzeugenden Auftritt hin wie jetzt gegen die schottische Mannschaft, dann ist plötzlich Sommermärchen, man Titelkandidat und quasi schon Europameister.

Donnerstag, 13. Juni 2024

Vermischtes und Zeugs (LXXXVI)


"Falls ihr euch fragt, wie ich mich auf die Heim-EM so vorbereite: Ich sitze gerade nur mit schwarz-rot-gold-farbenen Hawaiiketten bekleidet vor meiner Laube, aus den Boxen dröhnt Gigi D'Agostino, während ich das Halb-und-halb-Hack roh und mit den Händen aus der Plastikverpackung esse und mein dressierter Schäferhund Thor mir mit einer Tattoomaschine im Maul »DIE MANNSCHAFT POWERED BY COCA COLA« auf die Stirn fräst, ehe er dann in der Halbzeit meinen nächsten Sylturlaub anhand der Brückentage im kommenden Jahr planen darf. Insofern: Alles wie immer. Falls mich wer besuchen will, kommt doch gern vorbei." (11freunde)

Dienstag, 11. Juni 2024

D-Day, 80 Jahre später


"Dies ist ein Krieg der Motoren und der Oktanzahl. Ich erhebe mein Glas auf die amerikanische Autoindustrie und die amerikanische Ölindustrie." (Josef Stalin)

Es ist Mode geworden und auch Teil der Lebenslüge Russlands, den US-amerikanischen Beitrag zum Sieg über Hitlerdeutschland schlechtzureden oder zu bagatellisieren. Weil: Amerikaner = böse Imperialisten. Sicher, die Sowjetunion hatte die höchsten Verluste an Soldaten und Zivilisten zu erleiden, nicht zuletzt, wegen der deutschen Vernichtungskriegsdoktrin, von der viele andere eroberte Länder weitgehend verschont geblieben sind. Auch waren die für die Amerikaner verlustreichsten Schlachten im Westen 1944f. nicht vergleichbar mit den Massakern im Osten. Aber ohne die amerikanischen Lieferungen aus dem Leih- und Pachtgesetz (Lend-Lease Act) hätte Stalin den Krieg vermutlich 1942 verloren.

Sonntag, 9. Juni 2024

Ronny des Monats - Juni 2024


Es ist wieder Ronny-Time, liebe Lesende. Man sollte meinen, Topfavoriten seien Charlotte-Sophie, Beatrice, Justus, Justus, Wilhelm Jr., Bernadette-Eloise, Nathan, Albert-Benjamin, Justus und Justus, die auf Sylt so richtig schön einen draufgemacht haben. Aber erstens ginge das am Kern des Problems vorbei, denn Sylt ist längst überall und zweitens ist diese "wohlstandsverwahrloste Arschlochgesellschaft mit privilegierten Werber-Gesichtern, adretter Crypto-Bro-Attitude & schmucken Identitärenbraut-Faces" (Asmuth/Baeck/Fromm) hier bereits gesondert und ausführlich gewürdigt worden. Mehr wäre definitiv zu viel der Ehre für diese selbst ernannten Elitebratzen.

Donnerstag, 6. Juni 2024

Verkadert

 
Uiuiui. Jetzt haben doch zwanzig Prozent der Befragten bei einer von Bundestrainer Nagelsmann "Scheißumfrage" genannten solchen angegeben, sie hätten gern eine weniger diverse deutsche Nationalmannschaft. Genauer gesagt: Sie fänden es gut, wenn wieder mehr Weißhäutige den Adler auf der Brust trügen. Jetzt kann man sichs einfach machen und sagen: Nun ja, knapp achtzig Prozent sagen halt was anderes, so what? Und Thema durch.

Montag, 3. Juni 2024

Vermischtes und Zeugs (LXXXV)

 
Das Problem mit bislang noch jeder deutschen Partei rechts der CDU: Sie wurden alle zu Magneten für Neonazis, Revisionisten, Hobbyhistoriker, selbstbesoffene Spinner und im Leben gescheiterte Glücksritter auf der Suche nach einem Einkommen. Die haben den Laden irgendwann übernommen. Andere europäische Rechtsparteien drängen Schritt für Schritt in die bürgerliche Mitte und machen den Konservativen auf ihrem Terrain Konkurrenz. Die AfD hat sich mit jeder ihrer Häutungen (von Lucke zu Petry zu Meuthen zu Weidel/Chrupalla) weiter radikalisiert. Und wundert sich jetzt, dass SS-Verharmlosungen bei Rechten in Frankreich und Italien, wo die SS den einen oder anderen Flurschaden angerichtet hat und man von irgendwelchen Schlussstrichen mal so gar nichts wissen will, eher minder gut ankommen.  

Samstag, 1. Juni 2024

Heavy Metal Football


Ich frage mich ja immer wieder, was in den Marketingabteilungen diverser deutscher Unternehmen so vor sich geht und welche Arzneien dort gereicht werden. Bei der Firma Rheinmetall ist man sich vielleicht sogar bewusst, als Waffenhersteller nicht so den allersupersten Ruf in der deutschen Öffentlichkeit zu genießen. Waffenschmieden gelten nicht wenigen als amoralische Mordors, die mit dem Töten von Menschen Geld scheffeln. Verständlich, dass die was an ihrem Image ändern wollen. Aber wie kommen die dann auf die Idee, ausgerechnet nächster Hauptsponsor von Borussia Dortmund werden zu müssen und damit einen größeren Teil der Fans in Gewissenskonflikte zu stürzen?

Donnerstag, 30. Mai 2024

Freie Leere


Beim Blick auf das, was an der Columbia University und anderswo abging, stellt sich durchaus die eine oder andere Frage. Wie etwa Christan Zaschke sie stellt: "Was wird dort eigentlich gelehrt? Wie kann es sein, dass diese Hochschulen eine Studentenschaft hervorbringen, die derart undifferenziert auf einen der kompliziertesten Konflikte der Gegenwart blickt? Ist es nicht, neben der Vermittlung von Fachwissen, die vordringlichste Aufgabe dieser Lehranstalten, ihren Studentinnen und Studenten beizubringen, wie man analysiert, abwägt und Schlussfolgerungen zieht?"

Dienstag, 28. Mai 2024

Zeitweiliges Bündnis 2.0?


"Arendts Analyse ist zeitgebunden, aber was sie insbesondere über die Gruppe der »Elite« zu sagen weiß, die sie neben dem radikalen und gewaltbereiten Mob sowie den bindungslosen Massen als Produkt des Zerfalls der Klassengesellschaft ausmacht, ist erstaunlich aktuell." (Markus Linden)

Wenn Menschen, die es im Leben in mehrfacher Hinsicht nicht leicht hatten und haben, etwa im Hinblick auf soziale Herkunft, Bildung oder berufliche Chancen, sich beduselt und im Chor zu rassistischen, menschenfeindlichen Parolen hinreißen lassen, dann offenbart das gewiss einen Mangel an Herzensbildung und Empathie, kann aber auch ein Ventil sein. Wer sich in prekären Jobs immer einer Reservearmee aus Zuwanderern gegenüber sieht, hat mitunter ein anderes Verhältnis zu Migration als jemand, der einigermaßen abgesichert und privilegiert seine Semmeln verdient bzw. sie gar nicht erst verdienen muss.

Samstag, 25. Mai 2024

Jenseits der Blogroll - 05/2024


Wieder ist es Zeit für einen Blick durchs Netz. Zwei so bahnbrechende wie erschütternde Erkenntnisse überkamen uns in letzter Zeit: Erstens, dass die AfD nicht nur in Teilen eine Ansammlung von Neonazis und Faschisten ist, sondern in Teilen auch von korrupten Faschisten, Neonazis und Koofmichs, teils mit besten Kontakten ins befreundete Ausland und/oder Vorstrafenregister. Zweitens: Rassistische Naziparolen grölende Prolls gibt es nicht nur unter ostdeutschen Bürgergeldbeziehern, sondern auch unter künftigen Machern und Entscheidern. Etwa im Pony Club auf Sylt. (Warum muss ich gerade daran denken? Egal) Man stelle sich meine Überraschung vor. Merke: Auch der Alk im Schampus macht auf Dauer doof.

Donnerstag, 23. Mai 2024

Wahre Worte (75)


Heute: Matthias Warkus über Brianna Wiests Bestseller '101 Essays, die dein Leben verändern werden'

"Seit über zwei Jahren hält sich ein Buch ununterbrochen in den deutschen Sachbuch-Bestsellerlisten, das sieben Jahre alt ist, dessen Inhalt lieblos zusammengedroschener, skandalöser ideologischer Unsinn ist und das sich selbst widerspricht und wiederholt. Was aber auch egal ist, weil es kaum wegen seines Inhalts gekauft und vermutlich ohnehin gar nicht gelesen wird, oder wenn überhaupt, nicht mit besonderer Aufmerksamkeit. Damit stellt es eine konsequente Vollendung von Trends des letzten Jahrzehnts dar. Dieses Buch zu lesen, heißt, etwas über einen bestimmten geschichtlichen Moment zu lernen; über eine bestimmte Epoche des Social-Media-Kulturindustrie-Komplexes der westlichen Welt und ihre Insassen. [...]

Dienstag, 21. Mai 2024

Vermischtes und Zeugs (LXXXIV)


Die Ukraine hatte Atomwaffen, war nach 1990 die zweitgrößte Atommacht der Welt. Und weil der Westen von jeher Russland plattmachen wollte, hat er 1994 dafür gesorgt, dass die Ukraine ihr Kernwaffenarsenal an Russland abgibt. Gegenleistung: Eine Sicherheitsgarantie Russlands. Ergebnis: bekannt. Was von 'Verhandlungen' mit Russland und von russischen 'Sicherheitsgarantien' zu halten ist: ebenfalls bekannt.

Samstag, 18. Mai 2024

Verbot tut not


Natürlich wäre es verfrüht, der AfD das Totenglöcklein zu läuten oder sich in irgendeiner Form irgendwie zu früh zu freuen. Doch verdichten sich in letzter Zeit die Anzeichen, dass der Verein langsam echte Probleme bekommt wegen dem, was bislang noch jeder rechten Partei in Nachkriegsdeutschland letztlich das Genick gebrochen hat: die übersteigerten Egos und die Raffgier einzelner Mitglieder. Was Knallchargen wie Kahr, Bystron, Gnauck et al. da abziehen, würde als Drehbuch für eine Räuberpistole vermutlich von jeder Redaktion abgelehnt, weil zu doof.

Mittwoch, 15. Mai 2024

Was nicht stimmt (2)


"Leute, denen der Nahe Osten normalerweise am Arsch vorbeigeht, die aber jedes Mal in helle Aufregung verfallen, wenn Israel involviert ist, und sei es am Rande, haben offenbar ein Problem mit Juden." (Hannes Stein)

Nationalismus ist die bei Lichte betrachtet hochgradig bescheuerte Idee, aus dem kompletten Zufall, irgendwo zur Welt gekommen und in einem bestimmten Setting aufgewachsen zu sein, das man sich normalerweise nicht ausgesucht hat, irgendwas Bedeutsames ableiten zu wollen. Schlimmstenfalls, sich aufgrund dieser bloßen Lotterie als was besseres zu fühlen. Und diese fixe Idee auch noch für irgendwie 'ganz natürlich' zu halten.

Samstag, 11. Mai 2024

Ronny des Monats - Mai 2024

 
Im Moment ist ja so einiges los. Die Statistik darüber, welche Parteimitglieder Opfer von tätlichen Angriffen wurden, führen die Grünen souverän an. Das nimmt nicht weiter Wunder in einer Zeit, in der nicht nur rechte, sondern auch so genannte 'bürgerliche' Parteien (die ja immer auch für sich in Anspruch genommen haben, eine gewisse Anständigkeit zu vertreten) die letzten Hemmungen in den Wind schießen und so munter wie faktenfrei auf die Grünen eindreschen. Das macht etwas mit der Stimmung im Land. Denn das Eindreschen erfolgt längst nicht mehr nur verbal. 2023 wurden Mitglieder der Grünen mit Abstand am häufigsten Opfer von Gewalt.

Mittwoch, 8. Mai 2024

Markt und Vielfalt


Können wir bitte mit dem Unfug aufhören, Privatisierung und Kapitalisierung führten immer zu mehr Wettbewerb und Vorteilen für die Kunden? Danke. Wenn etwa das zuständige Ministerium Lizenzen für das Betreiben von Bahnstrecken im Nahverkehr ausschreibt und Firma X den Zuschlag erhält, dann führt das nicht zu Vielfalt, sondern diese Firma bekommt das Recht, die Strecke für eine bestimmte Zeit monopolistisch zu bedienen. Was ist daran Wettbewerb? Den einzigen Wettbewerb, den ich erkennen kann, ist dass verschiedene Anbieter versuchen, sich irgendwie gegenseitig zu unterbieten. Der Kunde hat da gar nichts von. Weder werden die Tickets billiger noch verbessert sich der Service signifikant.

Sonntag, 5. Mai 2024

Vermischtes und Zeugs (LXXXIII)


In Taiwan haben sie einen cleveren Weg gefunden, sich vor Angriffen Chinas zu schützen. Mit einem digitalen Schutzschild. Der staatseigene Chiphersteller TSMC (Taiwan Semiconductor Manufacturing Company) gilt momentan als wichtigstes Unternehmen der Welt, weil fast alle Mikrochips da hergestellt werden. TSMC hat einen Weltmarktanteil von bis zu 90 Prozent und ist dem Rest der Welt in Sachen Knowhow meilenweit voraus. Fiele deren Produktion weg, hätte die Weltwirtschaft, auch die chinesische, ganz schnell ein gewaltiges Problem. Alle TSMC-Mitarbeiter haben eine Green Card und würden im Falle einer Invasion rechtzeitig in die USA ausgeflogen. Die Chinesen bekämen nur die menschenleeren Fabriken, mit denen sie aber nichts anfangen könnten.

Freitag, 3. Mai 2024

Shitty future

 
Natürlich ist mir bewusst, dass mein Festhalten am Bargeld eher irrational ist. Bargeldlos hat nur Vorteile, das wissen wir doch spätestens seit den Neunzigern, "als Visa in einer strunzdummen TV-Werbung klargestellt hat, dass nach einem Tauchgang im Meer nur diejenige am Strand eine neue Sonnenbrille bezahlen kann, die unterm Badeanzug eine Kreditkarte am Popo kleben hat." (Koopman) Überhaupt ist, wer noch verkeimtes Bares nutzt, doof und stinkt. Andere Länder sind da längst viel weiter und lachen sich über die rückständigen Deutschen wieder einmal einen Ast und was weiß denn ich.

Dienstag, 30. April 2024

Vermischtes und Zeugs (LXXXII)

 
Die Supermarktpreise in Österreich seien, so ist zu erfahren, in letzter Zeit sehr stark gestiegen, und niemand wisse so recht, warum. Hm. Könnte es sein, dass auch der österreichische Einzelhandel von einem Kartell aus einer Handvoll Anbietern (Hofer/Aldi, Schwarz/Lidl, Billa, Spar, ...) beherrscht wird, die nur mehr wenig Konkurrenz und daher bei der Preisgestaltung weitgehend freie Hand haben? Frag ja nur. Könnte man ja mal recherchieren.

Sonntag, 28. April 2024

Verrat!

 
Es soll ja mal Zeiten gegeben haben, da wären Landesverräter nach einem sehr kurzen Prozess vor das nächste Peloton gestellt und füsiliert worden. Da können diverse AfDler ja echt von Riesenglück sagen, in diesen linksgrünwoken Zeiten zu leben, könnte man da fast sagen. Spaß beiseite: Können wir uns endlich darauf einigen, dass man die AfD so wenig 'inhaltlich stellen' kann, weil sie entweder absolut alles zu Triumph über die 'Altmedien' oder die 'Altparteien' umschneidet oder sich als deren Opfer inszeniert, wie ihr die Spionage- und Korruptionsvorwürfe gegen Bystron und Krah wirklich etwas anhaben werden.

Donnerstag, 25. April 2024

Jenseits der Blogroll - 04/2024

 
Schon wieder ist der Monat fast herum und es ist Zeit für die Fundstücke des Monats. Bitte anschnallen, es ist wieder einiges zusammen gekommen.

Politik. Robert Misik zur 'Aufarbeitung' der Corona-Maßnahmen. Ich denke, der letzte Halbsatz des ersten Absatzes erklärt einiges.

Dienstag, 23. April 2024

Soziale Blähungen


Der Investigativjournalist Jörg Pilawa hat jetzt ein mutiges Experiment an sich selbst vollzogen: Wie lebt es sich eigentlich so von diesem Bürgergeld? Dazu hat er eine Woche lang von 137 Euro gelebt, dem anteiligen Bürgergeld-Regelsatz. Man sollte fairerweise erwähnen, dass sein Resumee nicht in etwa lautete: Na ja, ist schon hart, auf einmal jeden Euro umdrehen zu müssen, wenn man das nicht gewohnt ist (so wie ich). Aber geht schon irgendwie, wenn man sich ein wenig am Riemen reißt und auch mal einfach nur Pellkartoffeln mit Quark isst. Nein, Pilawa gab offen zu, die Härten unterschätzt und sich für seine Vorurteile geschämt zu haben. Das ist zweifellos honorig, aber auch ein wenig dünne.

Sonntag, 21. April 2024

Prioritäten und andere Heucheleien


Immer, wenn es heißt, etwas geschehe nur zum Schutz der Kinder, ist höchstwahrscheinlich Heuchelei im Spiel. In Bayern versucht die Verbotspartei CSU gerade, die teilweise Cannabis-Legalisierung zu torpedieren. Weil: Kinderschutz. Die Kinder! Denkt denn niemand an die Kinder??? Dieselben aber, die sich da so heldenhaft für den Schutz von Kindern vor einer ganz schlimmen Droge ins Zeug legen, propagieren den massenhaften Konsum von alkoholischen Getränken als großes Kulturgut. Und wenn exakt die Leute, die beim Thema Cannabis nur das Kindeswohl im Sinn haben, die Einführung einer Kindergrundsicherung verhindern, dann ist das Wohl der Kinder scheinbar doch nicht so wichtig. Man muss eben Prioritäten setzen.

Mittwoch, 17. April 2024

Django in Duisburg

 
Nach wie vor ist der von Götz George gespielte Kommissar Horst Schimanski der bei weitem beliebteste 'Tatort'-Ermittler. Ungefähr während meiner Adoleszenz, von 1981 bis 1992, ging er in Duisburg auf Verbrecherjagd. Wir fieberten damals immer jeder neuen Folge entgegen und am Montag auf dem Schulhof wurde das Gesehene gründlich aufgearbeitet. In der wohlgeordneten Beamtenwelt des 'Tatort' gab es plötzlich einen klassischen Hard Boiled Detective. Gebrochener Typ mit kaputtem Privatleben, einst selbst auf dem Weg in eine Verbrechenerkarriere, der ein Problem mit Autoritäten und Dienstvorschriften hatte, soff und andauernd "Scheiße!" sagte. Was sich nicht gehörte. Das hatte es in einer deutschen Produktion so noch nicht gegeben. Ein echter Tabubruch.

Sonntag, 14. April 2024

Ronny des Monats - April 2024

 
Es ist für mich nicht nachvollziehbar, wieso vor allem die bürgerlichen Medien auf die Idee kommen können, das 'Duell' zwischen Mario Vogt (CDU) und BjörnBernd Höcke (AfD) allen Ernstes als 'Erfolg' für ersteren zu verkaufen. (Voigt brüstete sich während des 'Duells' übrigens damit, Flüchtlinge härter zu drangsalieren als ein AfD-Landrat, just sayin'.) Sie tappen damit, wie weite Teile des bürgerlich/konservativen Lagers, in die Falle, die AfD für einen regulären politischen Gegner zu halten, der sich im gleichen politischen Koordinatensystem bewegt wie sie selbst. Dieser Fehler wurde vor knapp 100 Jahren schon einmal begangen. Man kann also daraus lernen, wenn man nur möchte.

Donnerstag, 11. April 2024

Vermischtes und Zeugs (LXXXI)


Angenommen, Sie wohnen in Bayern, zum Beispiel in Aschheim, und Sie kämpfen seit Jahren vergeblich für einen Spielplatz am Ort. Neuerdings gibt es da einen genialen Life Hack: Einfach einen Cannabis-Club eröffnen bzw. die Eröffnung eines Cannabis-Clubs beantragen, und Sie können gar nicht so schnell gucken wie Sie auf einmal einen Spielplatz vor der Tür haben. Weil: Die Kinder!! Denkt denn niemand an die Kinder?!

Montag, 8. April 2024

Wahre Worte (74)


Heute: Andreas Bock über die Dauerklage von den fehlenden 'Echten Typen' im Fußball

"Alle paar Wochen jammert irgendein Ex-Profi, dass die echten Typen im Fußball aussterben. [...] Ihre Erzählung ist immer die gleiche: Früher, als sie gespielt haben, wäre das, was heute passiert, niemals möglich gewesen. Früher hätte man sich dies oder jenes nicht gefallen lassen. Denn früher da gab's ja Echtetypen, also sie selbst, und weil's die heute nicht mehr gibt, läuft es nicht nur beim FC Bayern, sondern auch in der Nationalmannschaft und eigentlich überall in der Gesellschaft beschissen. [...]

Freitag, 5. April 2024

Pöhlen im Pott


Als Ulrich Borsdorf, damals Direktor des Essener Ruhrlandmuseums und Dozent an der dortigen Uni, Anfang der Neunziger vorschlug, die 1986 stillgelegte Zeche Zollverein (genauer gesagt, die Schachtanlagen 1/2/8 und XII) zum Industriedenkmal zu machen, archäologisch zu erschließen und das Ruhrlandmuseum von Rüttenscheid in die entsprechend umzubauende Kohlenwäsche von Schacht XII unterzubringen, waren die Reaktionen eher weniger euphorisch. Mehr so gemischt. Wie soll dattenn gehen? Spinnerei! Und überhaupt. Auch wir StudentInnen (so die damals korrekte Schreibung) hatten unsere Zweifel.

Mittwoch, 3. April 2024

Aliso (?)


Im Westen der nahe gelegenen Stadt Haltern am See lag einst ein römisches Militärlager, mit dem die Flussschifffahrt (zwei mal drei Konsonanten in einem Wort, wow!) auf dem Fluss Lippe gesichert werden sollte. Man geht davon aus, dass das Lager das zeitweise Hauptquartier von Lucius Quintilius Varus war, dessen Legionen im Jahr 9 n. Chr. im Teutoburger Wald, wie man lange annahm, von Germanen unter dem Kommando von Arminius vernichtet wurden. Ob es sich bei dem Halterner Lager um das bei Cassius Dio (Cass. Dio 54, 32, 4) und Tacitus (Tac. ann. 2, 7) erwähnte Lager Aliso handelt, konnte bislang noch nicht zweifelsfrei belegt werden.

Sonntag, 31. März 2024

Vermischtes und Zeugs (LXXXI)

 
Bei Verlautbarungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung frage ich mich inzwischen immer öfter, wieso der Verein sich nicht konsequenterweise umbenennt in Deutsche Spaßbremsenvereinigung. Jetzt sollen wir also nur noch ein Ei pro Woche verzehren. Soso. Aha. Jetzt kann man natürlich diskutieren über ethische Aspekte von Massentierhaltung. Angst vor Bevormundung habe ich übrigens nicht, denn die Empfehlungen der DGE sind ungefähr so bindend wie eine Sonntagspredigt. Was daran so miefelt, ist das dahinterliegende Denken, nur ein möglichst langes Leben sei auch ein gutes Leben und das wiederum sei nur mit Verzicht und Askese zu erreichen.

Freitag, 29. März 2024

Große Klappe


Vielleicht fing das Problem 2012 an. Da haben sie hier nämlich die A 40 drei Monate lang vollgesperrt. Für Nicht-Ruhris ist das vielleicht erklärungsbedürftig: Die A 40, früher B 1, danach eine Zeitlang A 440, führt von Duisburg nach Dortmund und zurück. Sie ist für alle, die mit dem Auto unterwegs sind, die Aorta des Ruhrpotts. Und wer sich hier auskennt, versucht sie zu umfahren. Wer aus nördlicher Richtung kommend, gen Essen und Duisburg will, fährt noch heute reflexartig in Bochum-Riemke ab, nimmt die Abkürzung durch die Stadt und spart sich so ein paar Kilometer dieser Horrorautobahn.

Dienstag, 26. März 2024

Jenseits der Blogroll - 03/2024

 
Die letzte Woche des Monats ist angebrochen, Zeit für die Links und Fundstücke. Es wird eventuell auffallen, dass immer weniger zum Thema Russland/Ukraine dabei ist, obwohl der Krieg vor unserer Haustür mit unverminderter Härte weitergeht. Es ist nur so, dass mir im Moment viel zu viel Meinung auf allen möglichen Seiten im Spiel ist und es für die korrekte Einordnung mehr braucht als Bauchgefühl, nämlich militärisches und militärstrategisches Wissen, das ich nicht habe. Was ich einigermaßen sicher sagen kann, habe ich bereits gesagt: Aufgrund seiner gigantischen Fehleinschätzung, die Ukraine in einem kurzen Handstreich hopsnehmen zu können, hat Putin, unabhängig vom Ausgang dieses Krieges, die geostrategische Lage Russlands auf lange Sicht dramatisch verschlechtert.

Samstag, 23. März 2024

Leibchenschmerzen


Adidas und der deutsche Fußball, das war 70 Jahre lang untrennbar, quasi ein und dasselbe. Gegründet auf dem 'Wunder von Bern'. Das Ex-NSDAP-Mitglied Adolf 'Adi' Dassler war Schuhfabrikant in mittelfränkischen Herzogenaurach. Bruder Rudi, ebenfalls ehemaliges Parteimitglied, mit dem er sich zerstritten hatte, hatte eine eigene Firma namens 'Ruda' gegründet, die er bald in 'Puma' umbenannte. 1954 bot Adi Dassler Bundestrainer Sepp Herberger an, die Nationalmannschaft mit Schuhen auszurüsten, die von ihm erfundene Schraubstollen hatten. Der Coup soll, so will's die Fama, Herbergers Truppe im Finale den entscheidenden Extragrip auf dem schweren, nassen Rasen des Wankdorfstadions verschafft haben.

Mittwoch, 20. März 2024

Vermischtes und Zeugs (LXXX)


2022 wurden in Deutschland 423 tödliche Arbeitsunfälle registriert. Über 90 Prozent davon betrafen Männer. Statistisch gesehen ist also bei durchschnittlich 230 Arbeitstagen im Jahr alle 1,8 (Arbeits-) Tage ein Mann durch einen tödlichen Arbeitsunfall ums Leben gekommen. Ist es okidoki, da von 'Androziden' zu reden oder ist das frauenfeindlich? Oder eh was ganz anderes, weil die doofen Kerle schließlich selbst schuld sind, da sie ja niemand zwingt, so gefährliche Mistjobs zu machen?

Sonntag, 17. März 2024

Rosige Zeiten


Wer sich heute mit dem Oeuvre des vor einigen Jahren verstorbenen Flachwitz-MGs Fips Asmussen befasst, stellt schnell fest, dass zwei Schwerpunkte seines Schaffens im Abwerten von Ehefrauen und im Herziehen über männliche Homosexuelle lagen. Nun muss ich als Mitglied der Generation X ehrlicherweise gestehen, dass derlei Witzeleien zu unseren Adoleszenzjahren noch ganz gut funktionierten. Aus Sicht des kleinbürgerlich sozialisierten Provinzheteros trugen Schwule am liebsten rosa, verkleideten sich gern als Frauen, machten immer Heititei, hießen Detlef, hörten Opern und Marianne Rosenberg, waren von Beruf zu 90 Prozent Friseure, Flugbegleiter oder Visagisten. Überprüfen konnten wir das freilich nicht, denn die lebten ja alle in Köln oder München und bei uns versteckten sie sich meist.

Donnerstag, 14. März 2024

Vermischtes und Zeugs (LXXIX)

 
Erinnert sich noch jemand an das Fiasko von Florenz? Einhundert Tage vor der WM 2006 unterlag die deutsche Fußballnationalmannschaft nach einem weltmeisterlichen Auftritt der Gastgeber gegen die italienische mit 1 : 4. Fußballdeutschland war sich einig: Mit dieser schandbaren Gurkentruppe brauchte man gar nicht erst anzutreten. Man forderte den Kopf des Trainers. Klinsmann raus! Klinsmann blieb. Die folgende Weltmeisterschaft sollte als 'Sommermärchen' ins kollektive Bewusstsein eingehen.

Montag, 11. März 2024

Ronny des Monats - März 2024


Und? Haben Sie's gemerkt? Das Abendland geht mal wieder unter. Deutschland schafft sich weiter ab. In Frankfurt und anderen großen Städten wurden einzelne Straßen anlässlich des Ramadan entsprechend geschmückt. Die Reaktionen der üblichen Milieus, die schon Krämpfe kriegen, wenn einer irgendwo "Schöne Feiertage!" wünscht statt "Eine gesegnete und besinnliche Deutsche Weihnacht Ihnen und Ihrer Sippe!", waren entsprechend. Frage mal so: Würden ähnlich heftige Shitstorms losgetreten, wenn Kommunen zu Chanukka/Sukkot/Purim etc. dekorierten?

Freitag, 8. März 2024

Meinen und anderes


Ein zunehmendes Problem an der uns durch diverse Online-Medien umgebenden Nachrichtenflut ist für mich, dass ich mich permanent gedrängelt bis genötigt fühle, mir sofort eine Meinung zu allem möglichen zu bilden. Dabei bin ich noch nicht mal groß in ‚sozialen‘ Medien unterwegs, sondern meist nur als Zaungast, TikTok ist mir bislang nur durch Zufall passiert. Auf dem Handy als Werbung. Ich weiß nicht viel, aber das immerhin: Wenn mir einer erzählt, ich solle meine Nachrichten unbedingt aus 'alternativen Medien' holen, denn dort sei, anders als in den notorisch lügenden 'Systemmedien', der wahre Jakob unterwegs, dann werde ich das garantiert nicht tun.

Dienstag, 5. März 2024

Vermischtes und Zeugs (LXXVIII)


Die strategischen Vorteile von Rechten: Sie haben keinerlei Skrupel, zu lügen, zu leugnen und zu vergröbern, sie haben keine Probleme, taktische Bündnisse mit wem auch immer einzugehen, wenn es dem Fortkommen dient. Linke hingegen grenzen sich -- Volksfront von Judäa! -- so lange von anderen ab, bis sie als irrelevantes Häufchen Schreihälse in der Ecke stehen. Daran ist nicht der Kapitalismus schuld.

Samstag, 2. März 2024

Teilrasiert, nass

 
Seit ungefähr dreißig Jahren trage ich einen gestutzten Vollbart. Mein vordringlicher Grund, auf Gesichtspelz umzustellen war damals Bequemlichkeit. Ich vertrug Trockenrasieren nicht und hatte mich daher nass rasiert. Da ich aber einer der ärgsten Morgenmuffel war und immer auf den allerletzten Drücker unterwegs (was sich altersbedingt inzwischen deutlich gelegt hat), nicht selten auch verkatert, waren die Resultate meiner Nassrasuren mitunter wenig gründlich, nicht selten auch blutig. Dann war mir als Nutzer von Systemrasierern schon bald klar geworden, dass es sich bei den Herstellern von Mehrfachklingen nicht um Bart- sondern um Halsabschneider handelt, deren Geschäftsmodell ich nicht weiter unterstützen wollte.

Mittwoch, 28. Februar 2024

Was nicht stimmt


"Was stimmt mit dieser Kulturbranche nicht?", fragt David Baum sich. Die Frage ist berechtigt. Spätestens seit der gruseligen Abschlussveranstaltung der diesjährigen Berlinale am Sonntag. Was war geschehen?

"Während der Preisverleihung gab es Statements, die angeblich als Kritik an der israelischen Politik in Gaza und im Westjordanland gemeint waren, aber durch die Verwendung der falschen Begriffe Genozid und Apartheid klangen wie die Kürzel antisemitischer Propaganda. Niemand reagiert, niemand widerspricht mit Macht. Im Saal herrscht, so wirkt es auf den Aufnahmen, der gemütliche Konsens derer, die immer schon wussten, was alles an diesem kleinen Land Israel falsch ist, was es besser mal täte und sein ließe." (Nils Minkmar)

Montag, 26. Februar 2024

Vermischtes und Zeugs (LXXVII)


Zu einem verbreiteten Missverständnis: Dass man als Demokrat viele Meinungen 'aushalten' muss, stimmt zweifellos. Das bedeutet aber nicht, dass alle immer alles unbegrenzt zu tolerieren haben. Wenn welche nur mehr rumnerven, ein Stachel im Arsch sind, weil sie inhumanen Mist labern, der niemanden weiterbringt außer sie selbst und ihr Gefolge, dann haben auch Demokraten alles Recht dazu, die rote Karte zu zeigen und zu sagen: So liebe Leute, das wars jetzt hier für euch. Wir haben euren Standpunkt vernommen, ihr durftet ihn ausgiebig kundtun und könnt euch jetzt bitte vom Acker machen, vielen Dank.  

Samstag, 24. Februar 2024

Jenseits der Blogroll - 02/2024

 
Die Links und Fundstücke der Woche. Was mir generell so auffällt: Zwar glaube ich nicht an Humbug wie 'Nationalcharakter', kann aber nicht ganz umhin, einen äußerst unangenehmen Wesenszug als besonders in Deutschland verbreitet zu verorten: Die völlige Unfähigkeit, trotz allem Spaß am Leben zu haben. Und zwar einfach nur so, nicht auf Kosten anderer und obwohl es, o Schreck und Graus, mit der Welt in vieler Hinsicht definitiv gerade nicht zum Besten steht. Da sind Leute, die haben materiell alles erreicht, was man nach kleinbürgerlicher Vorstellung so zu erreichen hat. Job, Häuschen, Ehe, Kinder, Autos, Urlaub. Und trotzdem den ganzen Tag nur am moppern. Wenn das Moppern sie wenigstens auf eine schräge Art glücklich machte, dann könnte man sagen: Nun ja, jedem sein Hobby, und sei es noch so schräg. Scheint aber nicht so zu sein.

Donnerstag, 22. Februar 2024

Wahre Worte (73)

 
Heute: Leo Fischer über die FDP

"[Die] FDP wird nicht gewählt, um Reformen durchzusetzen, Bürger*innenrechte zu stärken oder Steuern zu senken. Sie wird gewählt als glänzender Goldsand im Getriebe, als ständiges Veto eines Industriekapitals, das noch im Jahr 3000 so wirtschaften möchte, als sei 1980. Sie wird gewählt, um Netzwerke zu festigen, Lobbypapiere in Gesetzestexte zu gießen und befreundete Start-ups mit Regierungsaufträgen zu versorgen. Die Partei ist insofern auch unabhängig von einer Stammwähler*innenschaft: Gewählt zu werden ist nur eine Frage des Marketings. Christian Lindners Durchbruch verdankt sich einer wohlfinanzierten Instagram-Kampagne, die jungen Wähler*innen vormachte, er habe für sie Perspektiven im Gepäck. Die FDP hat keine Wähler*innen, sie hat Finanziers.

Sonntag, 18. Februar 2024

Neues vom Iwan - Und wenn die Ukraine verliert?

 
"Russland, ein überaltertes Land, verheizt gerade eine ganze Generation junger Männer. Offensichtlich sind die politischen Ziele des Krieges so wichtig, dass man bereit ist, diesen Preis zu bezahlen." (Carlo Masala)

Um Wladimir Putin für einen Mörder zu halten, braucht es keinen Fall Nawalny. Putin hat als Oberbefehlshaber der russischen Streitkräfte seit Februar 2022 wohl um die 100.000 Soldaten in den Tod geschickt und um die 200.000 verwunden und verstümmeln lassen. Wozu? Weil er das hehre Ziel verfolgt, die Welt von ein paar ukrainischen Banderaspinnern zu befreien? Sicher doch. Denn merke: niedere Motive hat grundsätzlich immer nur der 'Wertewesten'. Wieso sonst? Um jenem Westen einen Denkzettel zu verpassen und die geostrategische Position Russlands zu verbessern? Hat ja super funktioniert bislang. Schweden und Finnland sind jetzt in der NATO (plus 1.500 Kilometer Grenze), die strategisch wichtige Schwarzmeerflotte besteht fast nur noch aus Wracks und liegt im Hafen fest, der Westen modernisiert gerade seine Armeen einmal komplett durch und sagt danke.

Samstag, 17. Februar 2024

Vom Sofa (2)


5.000 sollen es dieses Mal gewesen sein. Das ist deutlich weniger als beim letzten Mal. Allerdings regnete es. Und es sollte nicht vergessen werden, dass die Veranstalter vom Bündnis 'Es REicht' inzwischen eine ganze Reihe kleinerer Veranstaltungen auf die Beine gestellt haben. Ziel ist, dass die AfD hier im Kreis nicht mehr offiziell im öffentlichen Raum auftreten kann, ohne dabei zumindest gestört zu werden. Und da scheint man inzwischen auf einem guten Weg. 

Mittwoch, 14. Februar 2024

Vermischtes und Zeugs (LXXVI)

 
Wenn eine Kassiererin mich bei Netto an der Kasse nach der Deutschland-Card fragt und mich der Schalk im Nacken reitet, dann zeige ich meinen Ausweis. Sorgt zuverlässig für Heiterkeit. Ich liebe es, Menschen ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Auch immer nett: Werde ich von einer jungen Frau nach meinem Namen gefragt, sage den und bekomme als Reaktion auf meinen Nachnamen: "Rose? Das ist aber ein schöner Name!" (was gar nicht so selten passiert), dann antworte ich schon mal: "Gute Frau, da gibt es jetzt eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: Der Name wäre noch zu haben. Die schlechte: Sie müssten mich heiraten." Funktioniert eigentlich immer. Also das mit der Heiterkeit. Immerhin.

Sonntag, 11. Februar 2024

Ronny des Monats - Februar 2024


Können wir bitte endlich aufhören mit diesem "Man muss die AfD inhaltlich stellen"? Nein, das muss man nicht. Das geht nämlich gar nicht. Weil diese Leute nach dem Vorbild Donald Trumps den Diskurs einfach verweigern. Wenn Chrupalla in der Talkshow auf dem Stühlchen sitzt und ins Schwimmen gerät, dann wird das hinterher von 50 AfD-eigenen und -nahen YouTubern jenseits aller Fakten einfach zum glänzenden Sieg umgeschnitten. Und wenn das nicht reicht, stimmt Frau Weidel noch das ganz große Mimimi von den bösen 'Systemmedien' an. Die AfD 'inhaltlich' stellen zu wollen, ist wie gegen die sprichwörtliche Taube Schach zu spielen: Sie wird alle Figuren umwerfen, aufs Brett kacken und danach herumstolzieren, als habe sie gewonnen. Sinnlos also.

Freitag, 9. Februar 2024

What the...?

 
Es gibt diese Situationen, da stehst du da und denkst: "Was war DAS denn jetzt bitte?". Oder, weltläufiger: "What the hell...?". Was war geschehen? Nun, der Blogger Ihres Vertrauens wurde die Tage vom Lokalblättlein daran erinnert, dass für mein Geburtsjahr die Frist für den Tausch der alten Führerscheine in das neue EU-Format, das diese trübe Welt ganz gewiss ein wenig heller, schöner und friedlicher machen wird, seit Ende Januar abgelaufen sei. Drakonisches drohe jenen, die es leichtfertigerweise wagten, weiter mit der alten grauen oder rosa Flebbe durch die Weltgeschichte zu kutschieren. Von Fahren ohne Führerschein war da die Rede. Wir alle erinnern uns mit Schrecken an das grausige Schicksal eines Marco Reus.

Montag, 5. Februar 2024

Moderne Reliquien


Bei Thomann, Deutschlands größtem Online-Instrumentenhändler, ist eine in Mexiko hergestellte Fender Telecaster ab 750 Euro zu bekommen. Je nach Ausführung können durchaus auch ein paar Tausender fällig werden. Gibson Les Paul-Gitarren sind so ab 1.400 Euronen aufwärts erhältlich. Das sind erstaunlich stabile Preise: In den Achtzigern klampfte ich als Schüler mäßig begabt auf der Gitarre herum, träumte aber gleichwohl heftig von der Fender Stratocaster im Schaufenster einer örtlichen Musikalienhandlung. Dafür hätte ich damals um die 1.500 D-Mark zusammenkratzen müssen. Schwierig, wenn man nebenbei noch den Ehrgeiz hat, eine Plattensammlung aufzubauen.

Freitag, 2. Februar 2024

Das einzig Stetige


"Wer allzuviel umarmt, der hält nichts fest." (Hofmannsthal)

Wenn in einer Mensa oder einer Kantine eine vegetarische oder vegane Option gefordert wird, was nur einen geringen Prozentsatz der Bevölkerung abbildet: Aufschrei von wegen Zwangsbeglückung und grüntotalitäre Erziehungsdiktatur! Wenn die Politik gegen eine Erbschaftssteuer agiert, die nur einen sehr geringen Prozentsatz der Bevölkerung beträfe: Na ja, muss man schon verstehen, irgendwie. (Ja, der Vergleich hinkt ein wenig, denn von Essen sind wir alle jeden Tag sehr real umgeben, während Erbschaftssteuern im Alltag der meisten Menschen eher abstrakt bleiben.)

Mittwoch, 31. Januar 2024

Vermischtes und Zeugs (LXXV)


Die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) hat jetzt den World Mayor Award der City Mayors Foundation zur Bürgermeisterin des Jahres 2023 bekommen, und zwar für "für ihren selbstlosen Einsatz für ihre Stadt und deren Bürger", wie es in der Laudatio heißt. Eine Kommunistin! Geht es wieder los? Ist das der neuerliche Beginn des Langen Marsches? Der Kulturrevolution 2.0? Werden sie uns wieder alles nehmen, uns enteignen und ins Gulag stecken, wo nur noch der heiße Atem der Kosaken uns wärmen wird? Linke, die sich selbstlos um reale Sorgen realer Menschen kümmern! Was kommt als nächstes? Pünktliche Züge bei der Deutschen Bahn?

Sonntag, 28. Januar 2024

Jenseits der Blogroll - 01/2024


Vorab: Die letzten Wochen waren ja geprägt von einer der größten Demonstrationswellen, die das Land bis dato gesehen hat. Ich bin mitgegegangen und werde das bei nächster Gelegenheit wieder tun. Ich demonstriere da nicht für die Ampel, sondern gegen die Pläne der AfD, die nun dankenswerterweise offen und nicht mehr wegdiskutierbar zutage liegen. Keine Ahnung, was daran falsch sein soll. Wie die meisten anderen, bin ich auch der Meinung, dass die Demos bloß ein Anfang sind, aber ein wichtiger. Es geht zunächst einmal darum, der AfD und ihren Anhängern den Zahn zu ziehen, sie stünden für irgendwie für 'das Volk', sprächen für die 'schweigende Mehrheit'. Und das scheint sogar zu funktionieren, wie die Unruhe in den Reihen des Vereins zeigt.

Donnerstag, 25. Januar 2024

Best of both Worlds


Dass Eisenbahnen früher staatlich und Eisenbahner Beamte waren, hatte seinen Grund. Ursprünglich waren Bahnen privatwirtschaftliche Kinder des Frühkapitalismus. Einzelne Unternehmen, die auf eigene Rechnung fuhren. Die erste deutsche Eisenbahn, die zunächst zwischen Nürnberg und Fürth verkehrende Königlich privilegierte Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft, war eine Aktiengesellschaft. Staatlich wurden Bahnen erst später.

Dienstag, 23. Januar 2024

Vermischtes und Zeugs (LXXIV)


Angeblich ist 'Skill Based Hiring' der neueste brüllheiße Scheiß in der Recruiting-Szene. Im Gegensatz zum 'Degree Based Hiring', wo es auf Abschlüsse und Qualifikationen ankäme, liege beim 'Skill Based Hiring', so ist zu erfahren, der Fokus auf 'Mad Skills', was auch möglichst verrückte Hobbys sein könnten. "Beispiele für sogenannte Mad Skills sind etwa, dass man regelmäßig tauchen oder klettern geht, im Improvisationstheater spielt, Geocaching betreibt oder Schach spielt.", so Karriereexpertin Gaby Wasensteiner. Gut, unter abgefahrenen bzw. 'verrückten' Hobbys würde ich in Zeiten, in denen jeder zweite Siebtklässler volltätowiert ist, eher so Giftnatternzucht, Crossdressing, Wettkampf-Nasepopeln, 20fach-ultra-Triathlon oder so verstehen. Zumal das natürlich auch ein bisschen ungünstig ist, halten einen dergleichen zeitraubende Hobbys doch davon ab, 24/7 für seine Arbeit 'zu brennen', jederzeit 'vollen Einsatz' zu zeigen und immer 'alles fürs Team' zu geben.

Samstag, 20. Januar 2024

Vom Sofa


Die bescheidene Heimatstadt kommt vom Sofa. 12.000 Menschen sollen es laut Schätzung der Polizei gewesen sein. Erst auf dem Marktplatz, später auf dem Rathausplatz. Das wären ca. 10 Prozent der Bevölkerung. Hamburger Verhältnisse - läuft. Alles friedlich und freundlich. Besser noch: Die AfD hat hier bei der letzten Kommunalwahl 11 Prozent der Stimmen bekommen. Also sind wir mehr, und zwar deutlich mehr. Danke an Peter Gerwinat, das Bündnis 'Es REicht', alle anderen Organisatoren und alle, die da waren.

Donnerstag, 18. Januar 2024

Sozialstaats-Blamegame


Das Framing, Naming und Blaming der vergangenen Jahrzehnte war insofern erfolgreich, als dass vielen als erstes faule, überversorgte Arbeitslose in den Sinn kommen, wenn irgendwo die Rede ist von 'ausuferndem Sozialstaat'. Dass Sozialstaat aber weit mehr ist als Arbeitslosengeld, fällt regelmäßig unter den Tisch, und man hat den Verdacht, nein, man kann kaum anders als zu denken: Das soll auch so sein.

Sonntag, 14. Januar 2024

Vermischtes und Zeugs (LXXIII)


"Es gibt drei Dinge, die sich nicht vereinen lassen: Intelligenz, Anständigkeit und Nationalsozialismus. Man kann intelligent und Nazi sein. Dann ist man nicht anständig. Man kann anständig und Nazi sein. Dann ist man nicht intelligent. Und man kann anständig und intelligent sein. Dann ist man kein Nazi." (Gerhard Bronner)

Peter Sloterdijk war lange Mitglied des Vereins Deutsche Sprache e.V. Nachdem nun ruchbar wurde, dass VDS-Vorständin Silke Schröder bei der Wannseekonferenz 2.0 zugegen war, kündigte er seine Mitgliedschaft umgehend. Das ist natürlich zu begrüßen. Trotzdem: Ist dem Mann tatsächlich erst jetzt aufgefallen, dass der Laden eine Ansammlung überwiegend reaktionärer, teils rechtsoffener Ewiggestriger ist, deren Vorstandsmitglied Schröder regelmäßig für den AfD-nahen ‚Deutschland-Kurier‘ schreibt? Ein echter Blitzmerker, will mir scheinen.

Freitag, 12. Januar 2024

Ronny des Monats - Sonderausgabe


"Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen." (Primo Levi)

Dieses Mal, liebe Lesende, ein Novum. Es gibt keine Top 5, keine warmen Worte zur Einleitung und auch keinen Ehrenronny. Das ist praktischerweise gar nicht nötig, denn was sich da in Potsdam in Schlagdistanz des Wannsees im handlichen Tagungsformat getroffen hat, nimmt einem viel an Recherchearbeit ab. Dank der Recherche von correctiv.org wissen wir, was für eine Geisterbahn aus Rechten, Ganzrechten und Nazis mit einem österreichischen Faschohipster und Führer der 'Identitären Bewegung' als Hauptreferenten dort über das beriet, was nach einer Machtergreifung mit dem Land passieren soll. Im Kern geht es um Errichtung eines völkischen Ethnostaates mittels Massendeportationen.

Montag, 8. Januar 2024

Bauern und Bonzen

 
"Das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) hat im Sommer zwei interessante Zahlen  veröffentlicht. Die erste: Das durchschnittliche Einkommen in der Landwirtschaft ist im Wirtschaftsjahr 2021/2022 um mehr als 32 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Im Wirtschaftsjahr 2022/23 gab es nach Angaben des Deutschen Bauernverbands sogar ein Plus von 45 Prozent. Die zweite interessante Zahl des BZL: Fast die Hälfte der Einkommen in der Landwirtschaft stammen aus öffentlichen Geldern.“  (Markus Becker)

Damit ist eigentlich schon alles gesagt, sollte man meinen. Man könnte noch ergänzen: Bauern jammern, wenn die Ernte schlecht war, weil dann die Erträge niedrig sind, und wenn die Ernte gut war, jammern sie auch, weil dann die Preise im Keller sind. Ansonsten: Zu hell, zu dunkel, zu warm, zu kalt, zu nass, zu trocken. Und: Bauern bekommen schon ab dem fünften Lebensjahr zu kleine Schuhe angezogen, damit sie beizeiten lernen zu jammern und zu klagen. Sicher, auch für andere (Klein-)Unternehmer ist das Glas grundsätzlich immer halbleer, alles wird immer schlimmer, es lohnt sich ja eigentlich kaum mehr, das alles. Man ist quasi dauerhaft am Bettelstab. Und schuld sind 'Die da oben'. Höre ich seit Jahrzehnten. Alles immer schlimmer, da können der dickste Benz und der modernste Fuhrpark vor der Tür stehen.

Samstag, 6. Januar 2024

Schätzelein

 
In Essen habe ich von 1990 bis 1996 studiert. Wiewohl die Stadt mit nie Heimat geworden ist, hängen doch einige Erinnerungen dort. Außerdem fiel mir ein, dass ich den zu recht berühmten Domschatz bloß ein Mal und sehr flüchtig in Augenschein genommen habe. Da ich ein paar Tage frei hatte, und es am Freitag zur Abwechslung mal nicht pausenlos schüttete wie aus Eimern, bot sich eine kleine Reise in die Vergangenheit an. Drei liebe Menschen, mit denen ich schon lange zu tun habe, wollten sich anschließen. Die Vorzeichen für einen netten, anregenden Tag standen also gut.

Donnerstag, 4. Januar 2024

Vermischtes und Zeugs (LXXII)


In letzter Zeit liest man immer öfter die Frage: Was wären Sie lieber, Boomer oder GenZ? Entschuldigung, wie war das? Natürlich GenZ! Beim Aufstehen knackt es nicht überall, man fühlt sich auf Partys nicht schon um 23 Uhr todmüde, man muss nicht andauernd zum Arzt und nicht täglich Tabletten nehmen, benötigt noch keinen teuren Zahnersatz, muss als Digital Native keinen jungen Rotzlöffel um Hilfe bitten, wenn das Internet nicht geht, sondern kann das selbst, man verträgt noch Alkohol und auch die Knie zwicken nicht beim Treppensteigen. Dafür muss man sich mit nervenden Alten rumärgern und kriegt später keine Rente. Alles eine Frage der Prioritäten.