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Donnerstag, 22. Februar 2024

Wahre Worte (73)

 
Heute: Leo Fischer über die FDP

"[Die] FDP wird nicht gewählt, um Reformen durchzusetzen, Bürger*innenrechte zu stärken oder Steuern zu senken. Sie wird gewählt als glänzender Goldsand im Getriebe, als ständiges Veto eines Industriekapitals, das noch im Jahr 3000 so wirtschaften möchte, als sei 1980. Sie wird gewählt, um Netzwerke zu festigen, Lobbypapiere in Gesetzestexte zu gießen und befreundete Start-ups mit Regierungsaufträgen zu versorgen. Die Partei ist insofern auch unabhängig von einer Stammwähler*innenschaft: Gewählt zu werden ist nur eine Frage des Marketings. Christian Lindners Durchbruch verdankt sich einer wohlfinanzierten Instagram-Kampagne, die jungen Wähler*innen vormachte, er habe für sie Perspektiven im Gepäck. Die FDP hat keine Wähler*innen, sie hat Finanziers.

Dienstag, 5. Dezember 2023

Wahre Worte (71)


Heute: Hans Mentz über Witzshirts

"Seit längerem schon frage ich mich, warum Witzshirts meinen Widerwillen wecken, denn eigentlich zeugt es von Edelmut, seine Mitmenschen unterhalten zu wollen. Es tritt nur schnell ein Ermüdungseffekt ein: nach einmaliger Lektüre. Auf offener Straße mögen solche T-Shirts ja noch auszuhalten sein, in Büros und anderen Zwangs- wie Zufallsgemeinschaften nicht. Niemand sollte die Kollegen für die Dauer des gemeinsam verbrachten Tages ununterbrochen mit demselben Oneliner konfrontieren und mangels neuen Stoffs in der nächsten Woche eventuell schon wieder. Und im Zugabteil möchte ich nicht ständig »Als Gott mich schuf, wollte er angeben« auf dem Bauch des Gegenübers lesen.

Dienstag, 18. Juli 2023

Schmähkritik des Tages (68)


Heute: Kollegiales zum Thema Bundesjugendspiele

"[Wenn] ich lese, es »sei zudem eine wichtige Erfahrung, dass andere auf manchen Gebieten besser sind, der Umgang mit Misserfolgen sei auch ein wichtiger Lerninhalt.«, dann denke ich: »Um den sportlichen Kindern zu zeigen, dass andere Kinder noch sportlicher sind als sie, müssen unsportliche Kinder verpflichtet werden, ihre Unsportlichkeit unter Beweis zu stellen.« Dann das ist jedenfalls, was passiert.

Montag, 26. Juni 2023

Schmähkritik des Tages (67)


Heute: Leo Fischer über den Erfolg der AfD

"Die bürgerlichen Analysen sind sich einig: Man darf rechtsextreme Politik nicht den Rechtsextremen überlassen! Sie finden es schade, dass die von ihnen gewünschte Politik von einer Partei vertreten wird, die rechtsextrem ist; sie empfehlen, diese Politik von einer bürgerlichen Partei machen zu lassen, denn so wird daraus automatisch bürgerliche Politik. Die 20 Prozent der Wahlbevölkerung, die rechtsextreme Einstellungen hegen, müssen wieder eingefangen werden – indem andere Parteien AfD-Forderungen umsetzen. Denn sonst, so die Warnung, werden diese Menschen mit rechtsextremen Einstellungen rechtsextrem! Wenn hingegen die bürgerliche Politik die rechtsextremen Bedürfnisse dieser Menschen erfüllt, werden sie nicht mehr der AfD zulaufen, sondern einer bürgerlichen Partei, die rechtsextreme Politik macht. Was dabei der Gewinn sein soll, wird nicht erklärt. [...]

Samstag, 13. Mai 2023

Schmähkritik des Tages (66)


Heute: Bernhard Torsch über den Kampf der Rechten gegen angebliche 'Frühsexualisierung'
 
"Lange hatten rechte und rechtsextreme Kräfte nach einem Thema gesucht, mit dem sie die gesellschaftliche Liberalisierung skandalisieren können - in der herbeiphantasierten »Frühsexualisierung« unschuldiger Kinderlein haben sie es gefunden. Das Geraune von der »Frühsexualisierung« entpuppt sich oftmals als projektiver Ausdruck der eigenen Phantasien. An einer Lesung von Männern und Frauen in Drag vor Kindern ist objektiv nichts sexuell oder gar erotisch. Kinder ab vier Jahren, an die sich die Münchner Lesung richten sollte, betrachten Trans-Personen nicht mit der verklemmten Geilheit erwachsener rechter Politiker, sondern eben mit Kinderaugen.

Freitag, 31. März 2023

Schmähkritik des Tages (65)


Heute: Georg Seeßlen über Melange

"Was die Positionen von Sahra Wagenknecht, Alice Schwarzer und ihren Anhänger*innen anbelangt, so geht meine Reaktion übers »Anderer-Meinung-Sein« deutlich hinaus. [...] Es bildet sich da, meiner bescheidenen Meinung nach, keine Diskursgemeinschaft, die nach Möglichkeiten zum Frieden sucht, sondern eine hybride, bewusstlose und ein klein wenig clowneske Gemeinschaft, die fatal an »Querdenker« und »Coronaleugner«-Szenen erinnert, das Rechte und das Linke quergestrickt, die Verschwörungsphantasmen und die schwarzbraunen Immerdabeis, die berechtigte Opposition zur hegemonialen Mainstreamerzählung und der sektenhafte Bruch mit dem Common Sense, die Forderung nach Gehör und die Taubheit gegenüber Einwänden, die Mischung aus Aggression und Opferstatus, die Verbindung humanistischer Anliegen mit geradezu zynischem nationalem Interesse -- diese Melange entzieht sich meiner Vorstellung von kritischem Denken." (taz, 29.03.2023)

Montag, 6. Februar 2023

Schmähkritik des Tages (64)


Heute: Bernd Rheinberg über die Lebenslüge Russlands

"Russlands Selbstbewusstsein als Imperium, das auf dem Triumph über den Nationalsozialismus, dem Drachentöter-Nimbus gegen Hitler, dem Geschichtsbild der unbesiegbaren Nation gründet und gerade wieder bei den Stalingrad-Feierlichkeiten und auch jeden 9. Mai, dem »Tag des Sieges«, aufgerufen wird, ist eine Lebenslüge. Zwar hat die Sowjetunion unter immensen Opfern und Verlusten (rund 13 Mio. Soldatinnen und Soldaten) mit den anderen Alliierten tatsächlich das Dritte Reich niedergerungen. Aber der Roten Armee wäre das niemals gelungen ohne die Unterstützung der USA. Und diese Unterstützung war gewaltig. [...]

Freitag, 25. November 2022

Schmähkritik des Tages (63)

 
Heute: Stefan Reinecke über Friedrich Merzens Sieg über das Bürgergeld

"Friedrich Merz behauptet, dass die Union den »Kern des Bürgergeldes« zerstört habe. Die CSU, die in der Debatte durch besonders unschöne Hetze gegen Arbeitslose auffiel, klopft sich auf die Schulter und bescheinigt sich, »schwere Systemfehler« beim Bürgergeld gestoppt zu haben. Wenn man recht versteht, hat die Union mit ihrem tapferen Widerstand gerade noch so verhindert, dass die Mittelschicht in der Bundesrepublik ab dem 1. Januar ihre Jobs kündigt und es sich in der sozialen Hängematte gemütlich macht. Wer sich so wuchtig selbst lobt, scheint es nötig zu haben." (taz, 22. November 2022)

Sonntag, 16. Oktober 2022

Schmähkritik des Tages (62)


Heute: Stefan Gärtner über Bildungsgeschwätz

"Wären alle so gebildet, wie das die Rede von der Bildungsrepublik meinen müsste, um kein Geschwätz zu sein, würden sie vielleicht Fragen stellen, die nicht ins Konzept passen, nach Besitz, Macht und wie das zusammenhängt und ob ein Geländeporsche wirklich mehr als eine Geschmacklosigkeit ist, und wenn der Karosseriebaumeister aus der DDR, bei dem ich zu meinen Oldtimerzeiten Stammgast war, mir ungefragt mitteilte, das wisse ich doch sicher, dass die Schulbildung in der DDR besser gewesen sei, hatte er insofern recht, als die Bildungsrepublik mit dem Wissen beginnen müsste, worauf die Gesellschaft, in der man lebt, beruht. Die westliche Antwort, die ungefähr «Rechtsstaat» und «Freiheit» lautet, unterschlägt nämlich, was im Osten Grundwissen war: dass Herrschaft unmittelbar mit der Verfügung über die Produktionsmittel zu tun hat. Aber weder kann man alles wissen, noch soll sich eins für alles interessieren, etwa dafür, wie aussichtslos das mit der grünen Marktwirtschaft ist." (WOZ, 18. September 2022)

Mittwoch, 7. September 2022

Schmähkritik des Tages (61)

 
Heute: Leon Igel über BWL-Studenten

Hier. (FAZ, 21. August 2022)

(Der Artikel ist recht kurz, mehr eine Glosse, und schnell gelesen. Daher würden längliche Zitate nicht recht lohnen. Weiß auch nicht, wie es da mit dem Urheberrecht aussieht. Lieber nichts riskieren)

Samstag, 6. August 2022

Schmähkritik des Tages (60)

 
Heute Robert Misik über Online-Mobs und Appeasement

"In Österreich wurde eine Ärztin vom rechtsextremen Impfgegner-Mob in den Tod gehetzt. Lisa-Maria Kellermayr hatte sich von Beginn der Covid-19-Pandemie an um Patienten gekümmert, sie hatte ganz praktische Behandlungserfahrungen gesammelt, als Anfangs alle noch im Blindflug unterwegs waren, sie hatte damit auch eine gewisse Prominenz erlangt, war dann den Covid-Leugnern und Impfgegnern ein Dorn im Auge. Sie erhielt Hassmails, Morddrohungen, in denen ihre Todesart in den grellsten Farben und explizit ausgemalt wurde. Die Polizei nahm sie nicht ernst und fraternisierte noch mit dem Mob. [...]

Sonntag, 3. Juli 2022

Schmähkritik des Tages (59)

 
Heute: Slavoj Žižek, kontrast-mittel.org und Wiglaf Droste über das Problem der Linken in Kriegszeiten im Allgemeinen und die Zeitschrift 'Konkret' im Speziellen.

"Ein Linker, der »Verständnis« für Russland zeigt, ist mit jenen Linken vergleichbar, die vor dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion die deutsche »antiimperialistische« Rhetorik gegen Großbritannien ernst nahmen und sich für Neutralität im Krieg Deutschlands gegen Frankreich und Großbritannien einsetzten. Wenn die Linke hier versagt, ist das Spiel für sie aus." (Der Freitag, 1. Juli 2022)

Sonntag, 3. April 2022

Schmähkritik des Tages (58)


Heute: Leo Fischer über den Niedergang der Linken


"[Selbst] hartgesottene Stammwähler*innen fragen sich, ob die Partei in ihrem jetzigen Zustand überhaupt in die Parlamente sollte, so völlig richtungslos zeigt sie sich. Da ist natürlich der Krieg, der jahrzehntelang gehegte Überzeugungen in Frage stellte - wie »Friedenspolitiker« auseinanderfallen, die Verständnis für jedes beliebige diktatorische Regime haben, solange es bloß nicht der Nato angehört, konnte man mit heißer Scham beobachten. [...]

Donnerstag, 24. März 2022

Schmähkritik des Tages (57)

 
Heute: Leo Fischer über Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine

"Soeben ist Gerhard Schröder von seiner Spezialoperation aus Moskau zurückgekommen. Spötter meinen, die Reise habe vor allem den Bedürfnissen seines Privatvermögens gegolten. [...] Sein alter Erzrivale Lafontaine hingegen ist aus der Linkspartei ausgetreten, seiner eigenen Gründung. Sie sei ihm nicht mehr »friedenspolitisch« genug, womit er wahrscheinlich meint, dass es auch noch Vertreter der Partei gibt, die nicht eins zu eins die Kremlpropaganda nachplappern. Jetzt sind sie beide, Schröder und Lafontaine, zuguterletzt auf ihr publizistisches und unternehmerisches Glücksrittertum heruntergefallen; skurrile Gestalten, denen man kaum anmerkt, dass sie vor 20 Jahren noch Berge versetzt haben; [...]

Donnerstag, 10. Februar 2022

Schmähkritik des Tages (56)

 
Heute: Jan Feddersen über die "einst noble" NGO Amnesty International

"Ein Fünftel der israelischen Bürger*innenschaft ist nicht jüdisch - und eine Fülle von arabischen Bürger*innen geht qua Bildungsaufstieg den Marsch durch die Institutionen, sie werden Ärzt*innen und so weiter. [...] An israelischen Stränden gibt es keine jüdisch separierten Teile; dort sieht man arabische Familien, deren Frauen häufiger als hierzulande in Burka herumlaufen.

Freitag, 14. Januar 2022

Schmähkritik des Tages (55)


Heute: Arno Frank über 'Die fabelhafte Welt der Amélie'

"Willkommen in »Die fabelhafte Welt der Amélie« mit neckischem accent aigu, einem hollywoodhaften Bilderbuch-Paris, wo selbst kleine Kellnerinnen sich traumschöne Appartements leisten können und immer irgendwo Sehenswürdigkeiten in der weichgezeichneten Gegend herumstehen.

In Erinnerung hatte ich die klebrige Niedlichkeitsmusik von Yann Tiersen, eine »starke Frau«, die murmeläugige Audrey Tatou als kindliche Göttin ihres Quartiers, mit schwarzen Herrenwinkern und ausreichend Freizeit, vermittels ausgeklügelter Streiche ihren Mitmenschen das Leben in etwas Märchenhaftes zu verwandeln.

Donnerstag, 23. Dezember 2021

Schmähkritik des Tages (54)


Heute: Joachim Schulz über die "fiesen Balladen" von Phil Collins

"Das ist klanggewordene Folter, der Soundtrack eines Jahrzehnts, in dem die Hoffnungen der Achtundsechziger gestorben sind und Kohl, Thatcher, Reagan der Menschheit den Neoliberalismus brachten! Musik für Mädchen mit Dauerwelle und Jungs in Sakkos mit Schulterpolstern, die heute in Reihenhäusern leben und feuchte Augen kriegen, wenn der Gute-Laune-Sender, den sie immer hören, 'We don’t need another hero' spielt, weil sie das an einen warmen Abend im August 85 erinnert, an dem sie mit ihrer Clique ins Freibad von Groß Deppenstedt eingestiegen sind und unerhörterweise nackt gebadet haben!" (taz, 7.12.2021)

Dienstag, 2. November 2021

Schmähkritik des Tages (53)


Heute: Thomas Laschyk über Impfen und Nicht-impfen

"Wie ihr selbst tausendfach in die Kommentarspalten brüllt: Ihr habt das Recht, euch nicht zu impfen. Ja, das stimmt. Das ist auch schon der endgültige Gegenbeweis, dass ihr diskriminiert werdet wie im Dritten Reich, ihr egozentrischen, rücksichtslosen Jammerlappen. Wir haben übrigens auch das Recht, euren Lügen zu widersprechen. Euer Geschrei und euer hasserfülltes Gejammer ändert aber nichts an der Realität und den Fakten. Impfungen sind sicher und sie wirken ziemlich gut. Ihr werdet nicht diskriminiert, wenn ihr freiwillig keine Impfung bekommt und der Rest der Gesellschaft nicht nur ohne euch, sondern aktiv gegen euch arbeiten muss, um Risikogruppen vor Corona zu schützen.

Montag, 16. August 2021

Schmähkritik des Tages (51)

 
Heute: Christian Schachinger über alte weiße Männer

"Ab einem gewissen Zeitpunkt wünscht sich der alte weiße Mann bekanntlich nicht nur, dass seine Generation ruhig die letzte sein könne. Nach ihm die Sündenflut und der Weltenbrand. Etwas Besseres als man selbst wird sowieso nicht nachkommen. Betrachtet man die aktuelle Klimasituation mit Waldbränden, Trockenheit, Tornados oder Hochwasser, scheint es nicht einmal so abwegig zu sein, dass sich dieser Wunsch erfüllt. Zudem erhofft sich der alte weiße Mann, dass sich sein langsam weniger bis überflüssig werdendes Testosteron einmal noch in einen sexuell unwiderstehlichen Botenstoff verwandeln möge.

Mittwoch, 21. Juli 2021

Schmähkritik des Tages (50)

 
Heute: Matthias Eberling über Mansplaining

"Das ungefragte Erteilen guter Ratschläge ist in Deutschland zum Volkssport geworden. Es wird gerne unter dem Begriff Mansplaining abgebucht, aber ich finde, die Frauen sind genauso unerträglich. Themen wie Gesundheit und Ernährung spreche ich in ihrem Beisein erst gar nicht an, weil ich mir die dummbräsigen, selbstgerechten Stehgreifreferate ersparen möchte." (Kiezschreiber, 21. Juli 2021)