Samstag, 12. Mai 2018

Ronny des Monats - Mai 2018


Prolog: Das große Mimimi

Spätestens seit den Tagen Thilo Sarrazins praktizieren Rechte einigermaßen erfolgreich folgende Diskursstrategie: Menschenverachtende bis faschistische Äußerung trifft auf Widerstand und wird kritisiert. Reaktion: Da sitzen die wahren Faschisten! Wir werden verfolgt, unterdrückt und unsere Meinungsfreiheit wird beschnitten. Da sieht mans mal, was vom hochtrabenden Toleranzgefasel der Linken zu halten ist, schluchzbuhu! Via Opferrolle soll das Äußerungsrecht der Meinungsfreiheit nach und nach umgedeutet werden zur Zustimmungspflicht. "Weil ein Opferstatus jede Aggression, jede noch so maßlose Forderung und jede demokratie- und menschenfeindliche Haltung zur Notwehr adelt." (dame.von.welt) Interessant ist nun, wie sehr das inzwischen fruchtet und wie das zunehmend im bürgerlichen Lager salonfähig zu werden beginnt.

"Wenn man zusammenfasst, was man zuletzt über Meinungsfreiheit gelernt hat, dann sieht deren perfekte Verwirklichung in etwa so aus: Alle dürfen stets alles sagen, jede Bühne steht jedem offen, ohne Redaktion, Moderation. Egal, wie grässlich oder töricht, niemand darf darauf reagieren oder es kritisieren, ja, Meinungen dürfen sich nicht einmal aufeinander beziehen, da das wiederum die Meinungsfreiheit beschränkte. Danach ist donnernder Applaus vorgeschrieben – man applaudiert ja nicht der Meinung, sondern dem erhebenden Faktum, in einem Land mit Meinungsfreiheit zu leben." (Leo Fischer)

Jan Böhmermann, den ich übrigens als Satiriker nach wie vor für überschätzt halte, bzw. seine Redaktion hat keine Todes- oder Abschusslisten erstellt, sondern importierbare Listen zusammengestellt, mit denen sich Twitterkonten von Nutzern blocken lassen, die sich besonders im Sinne der Aktion 'Reconquista Internet' hervorgetan haben. Das hat mit totalitär mal so überhaupt nichts zu tun. Dafür zu sorgen, sich rechten Müll nicht antun zu müssen, ist, wie Lalon Sander richtig bemerkt, so sehr das gute Recht jedes einzelnen wie es das Recht etwa einer AfD ist, Twitter-Konten von Nutzern zu sperren, die ihr nicht passen (was sie auch selbstverständlich tut). Ist das Diskursverweigerung? Meinethalben. Wieso auch nicht? Rechte verweigern von jeher eh jeden Diskurs. Denn ihnen ist nicht an Diskutieren gelegen, sondern daran, jegliche Diskussion zu kapern und in ihrem Sinne zu manipulieren.


Zu den Ronnys. Da war die Auswahl recht groß dieses Mal, sodass wieder einige heiße Kandidaten hinten runter gefallen sind. Natürlich gab es auch Erfreuliches. Etwa dass die letzte 'Merkel muss weg!'-Demo in Hamburg sehr schnell zu Ende war, weil doch ganze fünf Teilnehmer erschienen waren, von denen einer noch so schlau war, Pfefferspray in der Tasche zu haben. Dann diese Bagatellen, die längst schon keinen mehr hinter dem Ofen hervorlocken. Wie etwa der Jugendtrainer von Lok Leipzig, der Nachwuchsspieler animiert haben soll, gemeinsam mit ihm mit Hitlergruß fürs Foto zu posieren. Oder die AfD, die mit ihrer Inzest-Anfrage und ihrem (zurückgezogenen) Antrag, im Berliner 'Berghain' eine Sperrstunde einzuführen, um das sündigschwule Treiben in ordentliche Bahnen zu lenken, einmal mehr offenbart hat, wes Geistes Kind sie in Teilen ist. Nun gut, fünf mussten übrig bleiben am Ende. Hier sind sie:

Platz 5: Alles nur besorgte Patrioten
Burschenschafter berufen sich gern auf die deutsche Nationalbewegung des frühen 19. Jahrhunderts und nehmen so für sich in Anspruch, als Patrioten die wahren Linken zu sein. Stets und überall wird hervorgehoben, wie dolle man für Frieden und Völkerverständigung eintrete. Wenn da nur nicht immer wieder diese doofen Einzelfälle wären!

Platz 4: Zu Föhrers Gebortztag ein Schnätzel
Huiii, die trauen sich aber was! Bei den Komikern vom 'Goldenen Löwen' in Kloster Veßra gab es auch heuer am 20. April wieder Schnitzel für 8,88 Euro (facebook!). Hoffentlich mit viel brauner Soße. (Wissen die eigentlich, dass das Geburtstagskind Vegetarier war und sich absolut nichts aus Schnitzeln machte?)

Platz 3: Der übliche Shitstorm
Der gemeine germanische Wutbürger muss sich bekanntlich mehrmals am Tag über irgendwas aufregen, sonst ist er nicht zufrieden. Dafür wurden Soziale Netzwerke erfunden. (Nein Spässle, man hat halt den Eindruck, sie seien genau für diese Klientel erfunden worden.) Jetzt löste ein Foto vermeintlicher Muslime, die in einer Dresdner Kirche beteten, die üblichen Reflexe aus ("Islam übernimmt unsere Kirchen", "Skandal", "Mohammedaner entweihen unsere Kirchen und eignen sie sich an", "Christen und Patrioten steht auf und wehrt euch"). Fun fact 1: Es handelte sich um eritreische Christen. Fun fact 2: Sachsen ist die atheistischte Gegend Deutschlands. Gut, die Tatsache, dass auch dunkelhäutige Menschen Christen sein können, kann einen in ihrer brutalen Komplexität schon mal überfordern. Außerdem sind Fakten bekanntlich eh nur eine Erfindung von Linksgrünversifften, um Wutbürger am Wütendsein zu hindern.

Platz 2: Know your Idols
Auf diesem Nazi-Woodstock von Ostritz fungierte eine Gruppe namens 'Sicherheitsdienst arische Bruderschaft' als Security. Deren stolz auf T-Shirts Gassi geführtes Emblem sind zwei gekreuzte Stielhandgranaten. Wie es aber nun der Beelzebub will, war das zufällig auch das Uniformabzeichen der so genannten 'SS-Sondereinheit Dirlewanger', einer im wesentlichen aus Vorbestraften und Verbrechen zusammengewürfelten Marodeurstruppe, die, wo immer sie hauste, zeigte, was ein Vernichtungskrieg ist. Kann man wissen, wenn man will. Oder man weiß es und meint es eben genau so. 

Platz 1: Hasso, fass!
Es ist nichts Neues, dass auf irgendeine Weise ganz Schwache sich gern mannscharfe, zu quadratischen Kampfmaschinen getrimmte Köter halten, um von ihrer Umwelt das zu erpressen, was sie für Respekt halten. Eher neu hingegen scheint der Trend zu sein, die Terrortölen zu missbrauchen, um gezielt jene anzugreifen, die angeblich Schuld an allem sind. So jetzt in Berlin und in Meckpomm geschenen. Gute Tradition übrigens. Schon die Betreiber diverser Lager machten sich seinerzeit eher ungern selbst die Hände schmutzig und ließen so viel Terror wie möglich von Kapos erledigen.

Und auch diesen Monat gibt es wieder einen Ehrenronny. Er geht dieses Mal an einen Wiederholungstäter aus Österreich, nämlich an:

Martin Sellner, seines Zeichens Chef der 'Identitären Bewegung Österreich' für die Selbstwahrnehmung des Monats.
Der will mit einer neuen App namens 'Patriot Peer' "Patrioten" vernetzen. Laut Sellner soll es "eine App für die schweigende Mehrheit" werden. Denn eigentlich sei "fast jeder heute rechts" [sic!]. Nur durch die permanente Spielverderberei "der Grün versifften, kommunistischen Multikulti-Gesellschaft der 68er" traue sich diese Mehrheit nicht, auch öffentlich dazu zu stehen. Köstlich! Stimmte bei Sarrazin schon nicht und wird durch mantraartiges Wiederholen nicht richtiger. (Näher käme man der Sache, wenn man sagte, wenn die 'Mitte', siehe oben, erst einmal so abgestumpft ist, dass ihr so ziemlich alles egal ist und sie sich vor nichts mehr ekelt, dann tendiert sie dazu, Rechten den Weg zu ebnen.) Nebenbei: Bin ich eigentlich der einzige, der diese 'Identitären' für einen Haufen größenwahnsinniger Pimmelkinder mit Allmachtsphantasien hält?


5 Kommentare :

  1. Vieles ist richtig in den von Thilo Sarrazin geschrieben Bücher.Wenn wir mit Frau Merkels Worten;wir schaffen das,weiter wursteln wir der Hooten-Plan definitiv umgesetzt.Was spricht gegen die Afd Anfrage;Junge triebgesteuerte Migranten zu sterilisieren?Sonst droht der Hooten-Plan definitiv.

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  2. Bezüglich der deutschen Rechtschreibung wurde der Hooten-Tooten-Plan bei Martin definitiv schon umgesetzt.

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    1. Vor allem, wenn man bedenkt, dass zahlreiche andere Poster mit vielen Nicknames hier oft denselben Kram von wegen Geburtenkontrolle/Zwangssterilisation absondern. Weil die sich dabei aber alle der gleichen originellen Rechtschreibung und Typographie bedienen, glaube ich nicht recht, es mit einer schweigenden Mehrheit zu tun zu haben.

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  3. was regt ihr euch auf?Nur 10 % der Männer sind sterilisiert.90 % sind Feige.Gruss Sandy

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