Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
Mittwoch, 24. Juli 2019
Jenseits der Blogroll - 07/2019
Woran erkennt man eigentlich, dass Hochsommer ist? Abgesehen von den Temperaturen, unter anderem am Sommerloch. Sommerloch ist, wenn es zur veröffentlichenswerten Meldung, ja nachgerade zum Skandal gerät, dass in einem niederösterreichischen Freibad die von der dortigen Gastronomie verabfolgten Wurstsemmeln ziemlich teuer, aber dafür eher übersichtlich belegt sind. Mein Gott, was kommt als nächstes? Dass die Islamisierung des Abendlands vor der Tür steht, weil eine kleine Kita in Leipzig Rücksicht auf zwei muslimische Kinder nimmt und den anderen Sprösslingen schnöde ihr Schweinernes vorenthält? Nicht auszudenken! Egal, mitten in der fettesten Sommerhitze, am Beginn der Hundstage also, der Lorenz ist volles Rohr am ballern, die allmonatlichen Links zur Sommerlektüre:
(Apropos Hundstage: Wer trotz der Rahmenbedingungen noch Freude daran hat, dümmliche Smalltalks übers Wetter mit Fakten zu crashen, kann sich mit dem meteorologischen Singularitätenmodell befassen.)
Genug der Vorrede. Politik. Unwissenheit ist Stärke. Markus Liske über 'Lügenpresse' und wie sich im Gezeter darüber eine Sehnsucht nach diktierten Wahrheiten offenbart. Passend dazu: Herwig Finkeldey analysiert, wie die Neue Rechte die Widerständler des 20. Juli für sich vereinnahmt.
Georg Seeßlen: Hilfe, ich bin linksradikal! Oder: Warum die "aktuelle Demokratie, zerrieben zwischen neoliberaler Gier und populistisch angeheizten Neofaschismen", nicht mehr zu retten ist. Oha.
Karl Markus Gauß wirft als Österreicher einen Blick auf das Elend der Deutschen Bahn (und wer den Zustand der österreichischen Infrastruktur kennt, wird ihm zustimmen).
Gesellschaft, Bildung, Gender. Ist Heidi Klum ein "Alter weißer Mann"? - Vermutlich schon. Zumindest, wenn man diverse, momentan als gängig propagierte Maßstäbe anlegt.
Mely Kiyak über Shishabars und die Auswirkungen des bevorstehenden Rauchverbots in Österreich darauf (ich habe sehr gelacht).
"Shishabar, für alle Nichtwisser, ist die letzte Station auf dem Weg zurück nach Hause. Wer Wettbüro, Taxibusiness und alles andere auch schon in den Sand gesetzt hat, geht noch ein letztes Mal zu Onkel Ömer oder Tante Adrijana, leiht sich was, und macht Wasserpfeifenimbiss auf. [...] Wer Kokos-Mango im nargile blowjobbt, lässt sich nach Arschbombe auch zum Orthopäden überweisen. Absolut haramovice! Tausendmal püüh in eure Richtung, Erkan, Tarkan, Hakan, Ivan, Goran, Slobodan: Wer Kunstrasen mit Vanillegeschmack durch Filter raucht, kann sich auch gleich von Süleyman in Sebastian umtaufen."
Nicola Schwarzmaier mit einem Plädoyer fürs Drinnenbleiben auch bei schönem Wetter und gegen den grassierenden Freiluftzwang. Gefällt mir.
Kultur, Feuilleton. "Die Musik ist keine Himmelsmacht.", meint Elvira Seiwert.
Aus aktuellem Anlass: Der Song zum 'Brexit'. Wegen der quälend langen Zeit, die dies Gewürge bereits dauert und, jede Wette, unter der Regie des Lügenbarons Johnson noch dauern wird, etwas ausführlicher.
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Danny Kringiel erinnert an die 'Disco sucks!'-Aktion des Radio-DJs Steve Dahl im Chicagoer Comiskey-Park-Stadion 1979. Dahl hasste die damals schwer angesagte Disco-Welle zutiefst und veranstaltete am Rande eines Baseballspiels zwischen den Chicago White Sox und den Detroit Tigers ein Happening, bei dem unter anderem 70.000 Disco-Platten in die Luft gesprengt wurden. Was in einem ziemliche Debakel endete. So sympathisch einem die Sache auf den ersten Blick erscheinen mag, so war sie nicht unambivalent. Disco war auch der Musik- und Lebensstil der afroamerikanischen, der Latino- und der Schwulenszene. Nicht wenige der Anwesenden tobten vor allem ihren mehr oder minder unsterschwelligen Rassismus aus. Für den Disco-Musiker Nile Rogers trug das Ganze gar Züge einer NS-Bücherverbrennung.
Robin Lane Fox war Professor am New College in Oxford und nebenbei für die Gartenanlagen zuständig. Er verbittet sich jegliche Romantisierung und Verniedlichung der Natur.
Wann haben harte Rocker eigentlich angefangen, solche Softies zu werden? Wann haben sie aufgehört, Hotelzimmer zu verwüsten und stattdessen Hochzeiten zu schmücken? Das und anderes fragt sich Anna Kemper.
Essen und Kulinarisches. Ein älteres Interview, das Wiglaf Droste mit Vincent Klink geführt hat
Gerhard J. Breuer klärt ein für allemal auf, warum es sich bei der Bezeichnung 'Brahtskartoffel' bzw. 'Brahtskartoffeln' mitnichten um schlechtes Deutsch handelt, wie von sprachlichen Volkserziehern vom Schlage eines Bastian Sick unter dem wohlwollenden Applaus seines bildungsbürgerlichen Besserweiß-Publikums gern kolportiert, sondern vielmehr um eine sowohl historisch wie auch sprachlich völlig korrekte Schreibweise.
Bei der momentanen Bruthitze kommt zum Essen eigentlich nur was Kaltes infrage, wie der bereits gepriesene Salade niçoise. Wer sich dennoch an etwas Warmes wagen möchte, dem sei hiermit die ebenfalls provenzalische Soupe au pistou ans Herz gelegt, die feinere Schwester der italienischen Minestrone.
1 Kommentar :
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Ein Hessen macht ein rechtsradikaler Selbstmordattentäter Jagd auf Flüchtlinge und wir reden schon einen Tag später über den Speiseplan einer Kita. Wie kann man einem deutschen Kind 5 der 21 wöchentlichen Mahlzeiten ohne Schweinefleisch zubereiten wollen? Skandal!
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