Mittwoch, 11. September 2019

Ronny des Monats - September 2019


Es kann kaum überraschen, dass nach einer Sommerpause die Kandidaten für den Ronny des Monats sich förmlich drängeln. Dass einer wie Andreas Kalbitz sich mittlerweile nicht mehr entblödet, das, was er diskutieren nennt, das aber in Wahrheit meist bloß ordinäres, uninformiertes Gepöbel ist, inzwischen völlig schmerzfrei auch in Schulen abspult, geht da schon fast unter. Wie auch Petitessen, dass einer in Ebersberg eine junge Frau in der S-Bahn belästigt und dazu einen Hitlergruß gezeigt hat (bestimmt ein Flüchtling, der hinterhältigerweise perfekt Deutsch gelernt und sich als Nazi getarnt hat). Soll man die wachsweiche Wiebke Binder (mdr) nennen für ihr Ausgeglitsche auf der eigenen bürgerlichen Schleimspur am Wahlabend?

Oder den Sturzbesoffenen in Stralsund, der in eine Glastür gefallen ist und in der Notaufnahme angab, die Verletzungen hätten ihm Ausländer zugefügt?

Auch die Abteilung Antisemitismus scheint monatlich anzuwachsen. So scheint man sich in Berlin inzwischen nicht mehr auf Hebräisch unterhalten zu können, ohne Gefahr zu laufen, verprügelt zu werden. Für einige Leute gehören Hakenkreuzschmierereien wohl mittlerweile zur akzeptablen Dekoration in einer KZ-Gedenkstätte wie Buchenwald. (Man bedenke: Denen, die so was machen, darf man niemals einen Vorwurf machen, denn das ist nichts als Notwehr gegen den allgegenwärtigen linksgrünversifften Mainstream. Sie können einfach nicht anders!)

Die Top 5 des Monats:


Platz 5: Völkisch Karussell fahren
Macht Nazionale mit Sympathien für den Großen Vogelschiss bestimmt ganz wuschig, wenn sie mit der deutschen Familie einen deutschen Sonntagsausflug machen und eine angemessene Karussellfahrt tätigen können. So etwa im Freizeitpark 'Tatzmania', gelegen im Württembergischen Löffingen. Wenn sich bloß nicht die linksgrünversifften Gutmenschen sich einmal mehr als Spaßverderber erwiesen hätten mit ihrem Gemopper. Selbiges hat nämlich den Hersteller des Parks dazu bewogen, die Geisterbahn mit sofortiger Wirkung stillzulegen.

Platz 4: Der missverstandene Lyriker
Die AfD ist ja nicht nur die Partei der Opfer, sondern auch die der ewig Missverstandenen. Jetzt hat es Siegbert Droese erwischt, den ehemaligen Vorsitzenden der AfD Sachsen und jetzigen MdB. Als die Band 'Feine Sahne Fischfilet' am Dresdner Elbufer spielte, hängten Nazis in der Nähe ein Transparent auf mit der Aufschrift "Was reimt sich auf Zyklon B? Feine Sahne Fischfilet". Droese kommentierte auf Facebook: "Dresden zeigt, wie’s geht“. Später schrieb er, so wörtlich von "Missverständlichkeit" und löschte den Beitrag. Natürlich war das ein Missverständnis. Er wollte doch bloß am Beispiel des Endreims "-filet - geht" zeigen, was ein unreiner Reim ist. Ehrlich, wer sich darüber aufregt, findet es wahrscheinlich auch problematisch, vor der Wolfsschanze zu posieren. Übrigens: Was reimt sich eigentlich auf 'Droese'?

Platz 3: Isch mach disch Messah, Alda!
Gibt Dinge, die lässt man besten einfach für sich stehen.

Platz 2: Der nette Mailer von Altenstadt
Sie möchten Ortsvorsteher in einer hessischen Gemeinde werden? Sie sind aktives NPD-Mitglied? Kein Problem! So lange Sie nur wissen, wie man eine Mail verschickt und ansonsten ein netter Typ sind, können Sie durchaus einstimmig von CDU und SPD gewählt werden. Ein echter Fortschritt übrigens. Gab da nämlich mal Zeiten, da durfte jemand, der als Schüler mal mit einem roten Pullover gesichtet worden war, noch nicht mal Amtsstuben putzen. -- Das Dumme ist nun, dass diejenigen, die sich jetzt eilfertig bemühen, die wohl formell korrekt abgelaufene und daher schlecht zu annullierende Wahl rückgängig zu machen, nicht zu merken scheinen, was für ein Armutszeugnis sie sich damit selbst ausstellen. Wer hat ihn denn gewählt?

"Es gibt wenige Gewissheiten, auf die man sich in diesem Land verlassen kann. Eine von ihnen: In Deutschland wird Innovation großgeschrieben. Wer es am Technologiestandort Deutschland zu etwas bringen will, muss die Kunst beherrschen, die An-Taste eines Computers zu bedienen, ein Browser-Tab zu öffnen, eine Mail zu verschicken." (Fatma Aydemir)

('Innovation' wird in Deutschland übrigens deshalb groß geschrieben, weil es ein Substantiv ist und in der amtlichen deutsche Rechtschreibung die Regel gilt, dass solche groß zu schreiben sind.)


Platz 1 und Ronny des Monats für: Nächstenliebe a‘la Kuhs

Joachim Kuhs ist gelernter Rechtspfleger und Vorsitzender der 'Vereinigung Christen in der AfD'. In einem Interview mit dem Berliner 'Tagesspiegel' erklärt allen humanitätsbesoffenen Gutmenschen, wie das mit der Nächstenliebe damals gemeint war. Die sei nämlich grundsätzlich begrenzt auf Deutschland. Wer etwas anderes behaupte, so der theologische Laie, sei ein arger Raffnix und Ungut, der die Bibel falsch verstehe. Soso.

Auch sonst vertritt er einige steile Thesen. Etwa die, dass diejenige von Storch niemals etwas sagen würde, was der christlichen Nächstenliebe widerspräche (nachzulesen hier)

Überhaupt vermag dieser vorbildliche Christenmensch in seiner Partei niemanden zu sehen, der jemals fremdenfeindliche Äußerungen tätigen würde. Nun ja, er ist nicht mehr der Jüngste, da kann einem schon mal das eine oder andere des einen oder andere entfallen. Gehör lässt nach, Blase tröpfelt, Doktor Alzheimer klopft an. Kein Problem, man hilft ja immer gern:

Andreas Albracht Harlaß (1, 2)
Stefan Keuter, MdB (1, 2)
Reinhard Jöricke
Stephan Räpple
Bernd Bjørn Høcke
Andreas Kalbitz (1, 2)
Uwe Junge

...und andere Missverständlichkeiten (die natürlich allesamt nicht ausländerfeindlich sind, also nicht so direkt, im Sinne von "Ausländer raus!", aber halt alle in so eine ganz bestimmte Richtung... wir verstehen uns).

Ach so, Herr Kuhs ist auch der Ansicht, jemand, der einmal in der NPD gewesen sei, habe in der AfD nichts verloren. Tadaa, wir stellen vor:

Stefan Träger sowie
Seine Vorgängerin im Amte.

Nicht dafür.


Und der Ehrenronny dieses Monats geht an einen Neuzugang, an einen ganz einen wilden, nämlich an:

Moritz Hunzinger

Der Mann war in den Neunzigern und frühen Nullern mal so was wie beinahe prominent. Weil er damit angegeben hat, gelegentlich Post mit Kanzleramtsbriefkopf vom damaligen Kanzler Kohl bekommen zu haben, Cem Özdemir einen sehr günstigen Privatkredit verschafft haben soll sowie dafür, indirekt in diese obskuren FlowTex-Geschichte verwickelt gewesen zu sein. Neuerdings ist er, wie zu hören ist, Professor für irgendwas an einem ukrainischen Institut. In Zeiten der alten Papierjournaille hieß sowas 'eine schillernde Persönlichkeit'. Was so ziemlich alles bedeuten konnte, von 'lässt's gern krachen' bis kleinkriminell . Ansonsten macht er das, was alternde Herren in letzter Zeit bevorzugt zu tun scheinen: Sich damit dicke zu tun, 'kein Blatt mehr vor den Mund zu nehmen' und mit Äußerungen aus der kolonialistischen Mottenkiste, die sie für irre gewagt halten, krampfhaft versuchen aufzufallen. Im Falle Hunzikers etwa mit dem:

"Mit Kohl gäbe es diese scheußliche Masseneinwanderung von Wilden hierzulande nicht."

Und das verstehe nun wirklich, wer will. Wo ist das Problem? Ich meine, mit Wilden?

Noch jeder CDU-Funktionär unter 50, der es nötig hat zu beweisen, wie fresh, modern und ein Stück weit auch unkonventionell er ist, bemüht sich seit den Neunzigern, das Etikett des 'jungen Wilden' angepatzt zu kriegen. Diese 'jungen Wilden', die in Wahrheit ungefähr so wild sind wie Philipp Amthor, wenn er sich mal versehentlich den Scheitel zur anderen Seite gekämmt hat, tauchen immer dann auf, wenn die CDU länger als 10 Jahre den Kanzler stellt. Sie treffen sich dann ganz hip und urban heimlich in italienischen Restaurants, wo sie ganz wilde, geradezu revolutionäre Gedanken wälzen wie etwa den, ob der aktuelle CDU-Kanzler wirklich für immer und ewig Kanzler sein müsse. Das sickert dann regelmäßig durch, die jungen Wilden kriegen auf die Mütze und der Kanzler bleibt noch mindestens fünf Jahre im Amt.

Seit wann ist daher die Bezeichnung 'wild' bzw. 'Wilde' im Dunstkreis der Union eine Beleidigung?





3 Kommentare :

  1. Platz 3: Isch mach disch Messah, Alda!

    Aha, die AfD gibt zu, Messermorde an Kindern zu begehen. Pfui Deibel!

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    1. Die haben schon ganz andere Klopper zugegeben, wenn auch unabsichtlich - Missverständlichkeiten eben.

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  2. Platz 3: Isch mach disch Messah, Alda!

    Hoffentlich weiß er noch, wo sein Haus wohnt...

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