Dienstag, 5. Mai 2020

O tempora Corona! (6)


Wahnwichtel-Update

In Kyritz an der Knatter versammelten sich heute Vormittag zirka 30 Demonstranten, um für ihr Recht zu demonstrieren, auch bei Waldbrandwarnstufe 5 im Wald zu grillen. Horst Schlaumann, einer der Organisatoren, meinte, Waldbrände seien ein von den Eliten gezielt gestreute Propagandalüge, um das Volk in Angst und Schrecken zu versetzen. Das sei eine verfassungswidrige Beschneidung der Grundrechte und der erste Schritt, ein Holzkohle- und Gasgrillverbot zu verhängen und eine allgemeine Elektrogrillpflicht einzuführen. Zur Begründung meinte er, es sei wissenschaftlich erwiesen, dass es keine Waldbrände gäbe, schließlich habe weder er selbst noch irgendjemand, den er kenne, jemals einen Waldbrand gesehen. Man dürfe eben nicht alles glauben, was die Staatsmedien einem erzählen wollten. Das sei DDR 2.0, man habe jetzt die Schnauze voll von Merkels dauerndem Staatsversagen und fordere die Kanzlerin ultimativ zum Rücktritt auf.

Glauben Sie nicht? Gut erkannt, war erfunden. Das hier, so geschehen in Frankfurt, nicht:

"Die Ordnerin trägt eine gelbe Warnweste und eine Kappe aus Alufolie auf dem Kopf. Nach der Corona-Krise drohe eine neue Weltordnung, sagt sie, nichts werde sein wie zuvor. Und wer sich abseits der etablierten Medien darüber informiere, werde als Verschwörungstheoretiker belächelt, als »Aluhut«. Deshalb trage sie ihre Kappe mit Stolz. »Ich bin lieber Aluhutträger als Schlafschaf.« […] Auch der erste Redner macht klar, dass das Coronavirus für ihn nur ein Vorwand sei. In Wahrheit laufe ein »Bürgerkrieg der Superreichen gegen die restlichen 99 Prozent«, sagt er, man habe es mit dem »tiefen Staat« zu tun. Bundeskanzlerin Angela Merkel handele nur noch als »Pharmavertreterin« und man müsse befürchten, bald zwangsweise geimpft zu werden. Von der Krise profitierten die großen Investmentgesellschaften." (Hanning Voigts)


Für Sie immer noch Herr Rose!

Fällt das nur mir auf, dass man in letzter Zeit immer öfter auch von Firmen, die keine schwedischen Møbelhäuser sind, einfach geduzt wird? Einige Discounter sind dazu übergegangen, aber auch bei Lebensmittelherstellern greift das um sich.






Erinnert mich an das Buch 'Die kindliche Gesellschaft' des amerikanischen Psychologen Robert Bly. Bly fiel diese Tendenz schon in den Neunzigern in den USA auf. Damals meinte er, immer wenn er seine Karte in den Bankomaten schiebe und es auf dem Display hieße: "Was kann ich für dich tun, Robert?", dann würde er jedes Mal am liebsten sagen: "Für Sie immer noch Mister Bly!"


Guter Mann

Ralph Raths ist Direktor des Deutschen Panzermuseums Munster. Nanünana, FB goes militarism? Nein, Raths ist ein kompetenter, unmilitaristischer Historiker. Da auch er wegen Lockdown momentan mehr Zeit hat, befasst er sich eingehend mit Kritik und Feedback, das so eintrudelt bei ihm.


(Video im erweiterten Datenschutzmodus. Anklicken generiert keine Cookies.)

Daraus kann man auf unterhaltsame Weise einiges lernen:
  • Ein Direktor eines Panzermuseums ist nicht zwangsläufig ein bärbeißiger Eisenfresser, der zum Frühstück mit rostigen Nägeln gurgelt und Befehle schnarrt.
  • Wie Wissenschaft funktioniert
  • Wie man Leuten die Luft rauslassen kann, die einem vorwerfen, man ließe sich bloß fett mit Staatskohle dafür pampern, politisch korrekte, schuldkultige Gutmenschen-Propaganda zu verbreiten.



6 Kommentare :

  1. An die Du-Kultur habe ich mich ja mittlerweile gewöhnt, angeblich gehört das zum guten Ton im Internet, von wo es dann in den Alltag überschwappte. Nerviger sind Produkte, die mir Lebensratschläge geben wollen: "Nimm dir Zeit", "Beginne den Tag mit einem Lächeln", "Stay Happy!". Infantil, peinlich und übergriffig. Wenns wenigstens was schwarzhumoriges wäre...

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  2. Den Raths kenne ich schon länger (schau mir die Videos in yt an und ich gebe ja zu, ich interessiere mich für jede Art von Alteisen, auch martialisch angewandtem ;) …). Von ihm kann man auch lernen wie Historiker ihr Handwerk gut und gewissenhaft treiben und auch menschlich ist er zumindest mir hoch sympathisch. Werde mir auch mal das Panzermuseum anschauen (von meiner Stadt aus nicht so weit entfernt). Gute Arbeit wird dort geleistet!

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  3. Ich hatte mir für dieses Jahr eigentlich vorgenommen, mal da in Munster im Museum vorbeizuschauen. Mal gucken, inwieweit das möglich sein wird.
    @Anonym: Diese Klugesprücheklopferei auf Gebrauchsgegenständen geht mir schon des längeren auf den Dömmel. Gibt Läden, da ist nichts anderes mehr im Angebot.

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  4. Geht gar nicht....hätte der Nuhr auch machen können! :-(

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    1. Kann ich leider nicht beurteilen, da ich Nuhrs Arbeit seit einigen Jahren nicht mehr verfolge. Aber Sie scheinen da Experte zu sein. Mögen Sie mich da aufklären?

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  5. Die Lebensratschläge nerven mich am meisten bei Schokolade. Gestern empfahl sie mir,ich solle immer vom guten im Menschen ausgehen, heute soll "mein innerer Regenbogen in allen Farben leuchten". Wenn das so weiter geht kaufe ich wieder Milka. Die ist günstiger und hält die Schnauze.

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