Mittwoch, 10. Juni 2020

Ronny des Monats - Juni 2020


Wenn man mag, dann kann man auch der momentanen Situation Positives abgewinnen. So könnte man beispielsweise sagen, das zunehmend hysterische Fingerzeigen diverse Rechter ("Die Antifa! Die Antifa!") sei ein einigermaßen sicheres Zeichen dafür, dass es vermehrt Gegenwind gibt für sie und sie nicht mehr nach Belieben die Deutungshoheit beanspruchen können. Wobei das natürlich mit Vorsicht zu genießen ist: Die momentan niedrigen Umfragewerte für die AfD haben auch damit zu tun, dass gerade in ihrem Sinne Politik gemacht wird: Grenzen dicht und die einzig wohlgelittenen Ausländer sind die Ernteheloten auf unseren Feldern.

Angesichts dessen, was gerade in den US of A abgeht, wollte ich mich eigentlich in einem eigenen Beitrag gründlicher zum Thema Rassismus auslassen, doch ich tue mich schwer damit. Dass Rassismus abzulehnen ist, darüber sollte es unter aufgeklärten, progressiven Menschen keine Diskussion geben. Trotzdem, ich bekomme das irgendwie nicht recht zu packen. Normalerweise bin ich skeptisch, wenn es heißt, Betroffene hätten zu einem Thema grundsätzlich mehr und Substanzielleres zu sagen als 'irgendwelche Experten'. Nur haben von Rassismus Betroffene einem eben diese zahllosen kleinen und großen Alltagserfahrungen voraus, die man als Nichtbetroffener überhaupt nicht wahrnimmt.

Dann ist da noch das Selbstbild. Als so weit autochtoner Nichtmigrant kann ich nur sagen: Ich gebe mir Mühe, um Herkunft/Hautfarbe etc. absolut kein Gewese zu machen. Habe ich die besten Erfahrungen mit gemacht die letzten Jahrzehnte über. Ob das immer klappt oder ob ich mit Fug und Recht von mir behaupten kann, nicht rassistisch zu sein? Kann ich beim besten Willen nicht beurteilen. Fürchte nicht, um ganz ehrlich zu sein. Bleibt wohl nur, im Zweifel tatsächlich mal Klappe halten und den Betroffenen glauben.
Eines aber sollte man definitiv sagen: Zu behaupten, Rassismus sei lediglich ein US-amerikanisches Problem und unsere Polizei sei da ganz anders, ist schlicht deppert. Oder soll vielleicht von bestimmten Dingen ablenken. Ein Blick in die 'sozialen' Medien offenbart zudem so einiges. Da ist zum Beispiel eine gewisse Mona, die beim Fratzenbuch findet, es sollte doch möglich sein, ein klein wenig rassistisch zu sein. Klar, so ein stumpfes Sklaven- und Konsumentenleben macht eben überhaupt keinen Spaß mehr, wenn einem auch noch das bisschen Diskriminierung vermiest wird.

Oder Anton. Der findet es schon rassistisch, wenn man andere Meinungen nicht gelten lässt. Und beweist damit einmal mehr die bewundernswerte Fähigkeit von Rechten, absolut alles in die eigene Opfererzählung integrieren zu können.

Gut, sind bloß zwei Beispiele. Sind die repräsentativ? Ich fürchte, mehr als man denkt.


Die Top 5 für Juni:

Platz 5: The World according to Kulturstaatsministerin Grütters
Nuff said.

Platz 4: Ebbelwoi macht offenbar lustig im Kopf
Benedikt Kuhn, dem Geschäftsführer und ehemaligem Geschäftsführer der Apfelweinabfüllerei 'Bembel with Care', die hessischen Ebbelwoi auf Dosen gezogen (pfandfrei übrigens), als cooles Szenegetränk etablieren will, hatte es gefallen, in NS-mäßiger Aufmachung zu posieren und seinen Senf zum 8. Mai via 'soziale' Medien hinzuzugeben. Ist seiner Karriere nicht gut bekommen. Vielleicht hätte ja ein Spritzer Zitrone geholfen. Ist nicht nur gesund, sondern verhindert auch, dass geschältes Apfelinneres braun wird.

Platz 3: Thomas Kemmerich (AFDP)
Der liberale Cowboystiefelmann mit der Radikalfrisur war ein wenig in der Versenkung verschwunden, seit er sich im Februar mit den Stimmen der AfD zum thüringischen Ministerpräsidenten hatte wählen lassen. Nun könnte es sein, dass die Kumpelei mit Höckes Blaubraunen im ehemaligen NS-Mustergau vielleicht kein Ausrutscher war, geschweige denn ein Versehen. Denn wohl zu fühlen scheint er sich in dem Milieu durchaus, wie seine Teilnahme an einer in bekannter Diktion als 'Spaziergang' bezeichneten Veranstaltung in der AfD-Hochburg Gera offenbart.

Platz 2: Niemand ist sicher
Für alle, die eventuell glauben mögen, es träfe ja nur Moscheen, und die seien vielleicht ja auch ein kleines bisschen selber schuld, ein kleiner Denkanstoss: Inzwischen trifft es auch buddhistische Kulturzentren.

Platz 1 und Ronny des Monats geht an:

Attila Hildmann
Der Autor veganer Kochbücher und Betreiber einer veganen Imbissbude in Berlin hat sich während des Corona-bedingten Runterfahrens der Wirtschaft binnen Kürzestem vom bloßen Lautsprecher und Wichtigmacher in den Olymp antisemitischer Verschwörungsschwurbler katapultiert. Herzlichen Glückwunsch, kann man da nur sagen.

Und die Honourable Mention des Monats, der Ehrenronny, geht dieses Mal nach Hamburg, und zwar an:

Pastor Olaf Latzel
"Gut trainierte Protestanten […] fühlen sich ja per se schuldig an quasi allem", bemerkte Katja Scholtz jüngst so zutreffend. Aber natürlich gibt es auch auf der schmucklosen Seite des Christentums schmerzfreie Ausnahmen von der Regel. Nehmen wir Pastor Olaf Latzel aus Bremen. Der bezeichnet sich selbst als "sehr lieblose[n] Mensch[en]" (von jeher eine eins A-Voraussetzung für den Job). Als solcher hat der präpotente Pastek es nicht nur gern einfach, sondern auch für diverse Erscheinungen der Moderne nur Verachtung und Polemik übrig. So soll er im Oktober 2019 nicht nur Ehebruch und Pornografie, sondern auch Homosexualität verteufelt haben. Diese sei "todeswürdig" und einer der "Degenerationsformen der Gesellschaft". "Die Schafe verstehen nicht immer die Kommandos des Hirten", wird er weiters zitiert. "Aber es ist wichtig, dass wir diesen Kommandos, diesen Befehlen, folgen." Ob Pater Brauns Gemeinde da zackig die Hacken zusammenknallt oder einfach nur zustimmend blökt, ist nicht bekannt. Wie dem auch sei, ein hervorragendes Argument mehr für die strikte Trennung von Religion und Staat.




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