Montag, 13. September 2021

Ronny des Monats - September 2021

 
Wahlkrampfzeiten sind hohe Zeiten des gesprochenen Dünnpfiffs. War übrigens schon immer so. Und so gab es auch den einen oder anderen verbal ventilierten Gehirnfurz, der es nicht in die Top 5 geschafft hat, aber dennoch erwähnenswert ist. Friedrich Merz etwa, der notorische Fettnäpfchendetektor. Der bezeichnete Umweltverbände als "undemokratisch". Und knüpfte damit in Sachen Luzidität fast schon an den unvergessenen Friedrich Zimmermann an, der 1983 befand: "Gewaltloser Widerstand ist Gewalt!". Und offenbarte ganz nonchalant und en passant (wohl unfreiwillig), was für ihn im Umkehrschluss demokratisch ist.

Interessant auch, dass man in gewissen Milieus inzwischen die Taliban krass feiert (zur Erinnerung: Die Taliban sind Moslems; die waren doch quasi noch gestern der Untergang des christlichen Abendlandes). In einem Beitrag auf Telegram dem Umfeld der rechtsextremen "Proud Boys" in den USA heißt es:

"Diese Bauern und kaum ausgebildeten Männer kämpften darum, ihre Nation von Globohomo zurückzuerobern. Sie nahmen sich ihre Regierung zurück, setzten ihre nationale Religion als Gesetz ein und richteten Andersdenkende hin. Hätten weiße Männer im Westen den gleichen Mut wie die Taliban, würden wir heute nicht von Juden regiert."

Woanders heißt es:

"[Der] Sieg der Taliban in Afghanistan bedeutet eine krachende Niederlage für den Globalismus. […] Dragqueens, Homoparaden und Menschenrechtsideologie haben dort Sendepause." (ebd.)


Irgendwas sagt mir nebenbei, dass diese Typen es nicht bei einer Sende'pause' belassen würden, wenn man sie machen ließe. Aber Moment mal, woran erinnert mich das gleich? Ah ja:

"Es gibt bekanntlich drei wahrhaft internationale Mächte: die katholische Kirche, die Homosexuellen und Standard Oil." (Kurt Tucholsky, 1928)

Weiß nicht, wie es Ihnen so geht, aber "Dragqueens und Homoparaden" gehören jetzt nicht zu meinem täglichen Straßenbild. Überhaupt werde ich diesen Verdacht nicht los, dass diese Männerbündler aus einem ganz bestimmten Grund so auf dem Thema herumreiten. Aber was weiß denn schon ich? Bin schließlich kein Psychologe.

Genug der langen Vorrede. Die Top 5 des Monats:

Platz 5: Blauer Brain Drain
Zum Beispiel Tino Chrupalla von der Ah-eff-Deh. Der forderte ganz bildungsbürgerlich, der Nachwuchs der Nation solle in der Schule wieder mehr Gedichte auswendig lernen, überhaupt sollten die Schulen sich wieder mehr auf deutsche Dichter und Denker besinnen – um dann bei der Frage nach seinem Lieblingsgedicht einen Systemabsturz zu erleiden. Möööp! Tja, so läuft's eben, wenn immer mehr Vernünftige, wie zuletzt Matthias Joa, den Knall hören und ihr Parteibuch in den blauen Sack hauen. Da bleiben irgendwann nur mehr die nicht so Vernünftigen übrig.
 
"Das ist schön bei uns Deutschen; keiner ist so verrückt, daß er nicht einen noch Verrückteren fände, der ihn versteht." (Heinrich Heine)
 
Platz 4: Lupenreine Demokraten
Frau Prien (CDU) mag Herrn Maaßen (CDU?) offenbar nicht sonderlich. Auf die Frage, ob sie ihren Parteikollegen in dessen Thüringer Wahlkreis wählen würde, wenn sie dort lebte, meinte sie, sie sei von Leistungssportlern schon immer fasziniert gewesen - eine Anspielung auf Maaßens SPD-Gegenkandidaten, den ehemaligen Biathleten und Biathlon-Bundestrainer Frank Ullrich. Maaßens Reaktion war, sagen wir, aussagekräftig. Höflich könnte man sagen: Souverän geht anders.


Platz 3 Apartheid an der Achterbahn
Im Europapark Rust hatte man die Idee, Geimpfte und Ungeimpfte mit verschiedenfarbigen Armbänder zu kennzeichnen. Eine Einladung an alle Sophie Scholls und Anne Franks dieser Welt.


(Ich war vor Jahren übrigens mal auf einer kommerziellen Silvesterparty, bei der diejenigen, die neben dem Eintritt auch das Buffett gebucht hatten, ein andersfarbiges Armband bekamen als die anderen. Ich leide heute noch.)

Platz 2: Kippa in Köln
Am 20. August ist ein 18jähriger Mann, der eine Kippa trug, in Köln von einer rund zehnköpfigen Gruppe zunächst antisemitisch beleidigt worden und dann und dann verprügelt worden. Das Opfer erlitt einen Nasen- und einen Jochbeinbruch. Zwei junge Männer von 18 und 19 Jahren wurden vorläufig festgenommen, aber wieder auf freien Fuß gesetzt. Einer der beiden soll Migrationshintergrund haben (Deutschtürke), der andere nicht. Vermutlich fielen deshalb die üblichen Fragen nach der Herkunft der Tatverdächtigen eher verhalten aus.

Platz 1: Die sächsische Justiz
Die rechtsextreme Partei 'Der III. Weg' hat in mehreren Gegenden Deutschlands Plakate plakatiert, auf denen stand: "Hängt die Grünen!". Kleingedruckt stand da, man solle die grünen Plakate der brauen Partei aufhängen, die sich - Umweltschutz ist Heimatschutz! - die Farbe Grün gegeben hat. In ihrer schwer lesbaren Erklärung berief die Truppe sich auf die 'Partei', die in der Vergangenheit Plakate aufgehängt hatte mit der Aufschrift "Nazis töten" und "Hier könnte ein Nazi hängen". (die AfD Moers war übrigens nicht in der Lage, SPD und 'Partei' zu unterscheiden).
 
Nun gibt es da einen klitzekleinen Unterschied: Die Slogans auf den Plakaten der 'Partei' waren so doppeldeutig, dass es allein im Auge des Betrachters lag, ob das ein Appell war oder nicht. Diese Doppelbödigkeit fehlt dem Satireversuch der nazionalen Sozialisten. Die Reaktion der Justizbehörden war uneinheitlich: In München reagierte die Polizei nach Prüfung durch die Staatsanwaltschaft umgehend und stellte die Werbemittel sicher. In Zwickau machte man es sich nicht so leicht. Eine Justizsprecherin gab an, es sei nicht zweifelsfrei klar, wer mit 'Grüne' gemeint sei, "Parteimitglieder, Politiker oder auch Menschen mit einer ökologischen Ausrichtung?" Zudem fehle der "Eindruck der Ernsthaftigkeit". (Ist das nicht irgendwie der Trick bei Satire? Egal.) Beeindruckend jedenfalls, wie man sich in Sachsen vor vorschnellen Urteilen hütet. Wurde der Einzelfallbeauftragte schon eingeschaltet?

Weniger akribisch sind die Behörden übrigens, wenn jemand aus dem linken Umfeld irgendwo 'Pimmel' sagt, zum Beispiel in Hamburg, und den Innensenator meint, dann rückt einem schon mal die Staatsgewalt auf die Bude und filzt den Rechner. Hihi, Penis!


Der Ehrenronny des Monats müssen sich dieses Mal zwei namenlose Helden miteinander teilen.

(Bei den Nobelpreisen ist das auch nicht anders.)

Es heißt immer, es gäbe keine Helden mehr. Das stimmt aber nicht, erst recht nicht in dieser, unserer Merkeldiktatur, die vor nichts zurückschreckt, um braven Bürgern mit Gewalt die von Josef Mengele, Professor Moreau, Doktor Mabuse und Bill Gates im Keller einer Washingtoner Pädophilen-Pizzeria entwickelte Gen-Impfbrühe reinzudrücken. Da war einmal jene mutige DRK-Mitarbeiterin, die vermutlich glaubt, tausende Leben gerettet zu haben, indem sie den Todesimpfcocktail gegen harmlose Kochsalzlösung austauschte. Und jener ungenannte Zivilcouragierte, der in Gera einem mobilen Impfteam gezeigt hat, was ein Widerstandskämpfer ist. Irgendwo werden sich doch wohl noch zwei Karnevals-Tapferkeitsorden auftreiben lassen für diese beiden selbstlosen Kämpfer. Sie taten es für uns alle!






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