Meine Güte, war da was im Trinkwasser oder so? Oder hatten Ronny & Co. schon feuchte Höschen wegen des erwarteten, aber nicht stattgefundenen Durchmarsches der Trumpianer in den US of A? Ich kann mich nicht erinnern, wann jemals so viele heiße Kandidaten hinten rüber gefallen sind wie diesen Monat. So habe ich zum Beispiel gelernt, dass es in Teilen Berlin-Neu=Cöllns schon ausreicht, als Rettungsassistentin lange dunkle Haare zu haben und aus Spanien zu stammen, um von Intelligenzallergikern rassistisch bepöbelt zu werden. Unter Berufung auf das "Recht auf freie Meinungsäußerung", versteht sich.
Vielleicht doch noch was Positives: Mehrere US-Bundesstaaten haben die Sklaverei abgeschafft. 2022. Wow, das ging fix!
Dann wäre da aber der Querdenker-Anwalt Haintz, der es auf eine Kinderarztpraxis abgesehen zu haben scheint, in der Corona-Impfungen vorgenommen werden. Oder dass sich rechte Recken im Freistaat Sachsen inzwischen auf ukrainische Flüchtlinge eingeschossen zu haben scheinen. Oder dass einer der Attentäter des 'Schwarzen September', der 1972 die halbe israelische Olympiamannschaft massakriert hat, 2000 Euro für ein Interview in einer Produktion des öffentlich-rechtlichen Fernsehens bekommen hat und und und...
(Andere Widerlichkeiten werden wie immer akribisch hier und hier dokumentiert.) Die Top 5:
Platz 5: Landestypisches
Wenn Sie nun in Ihrer galaktischen Naivität gedacht haben sollten, man könnte in D-Land, also zum Beispiel in Stuttgart, einfach so, mir nichts, dir nichts, sagen wir, ein peruanisches Restaurant eröffnen, dann sehen Sie sich getäuscht. Als ein paar Peruaner dies versuchten und zu diesem Behufe eine Arbeitserlaubnis beantragten, kam der Emissär einer örtlichen Behörde vorbei und machte etwas, das Michael Herl "Authentizitätsprüfung von gastronomischen Betrieben" nennt. Ergebnis: Erlaubnis verweigert. Grund: "Das Restaurant sei »sachlich schlicht« und deswegen nicht »landestypisch« eingerichtet". Soso.
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Platz 4: Ups!
Waldhof Mannheim, Heimat von Legenden wie Jürgen Kohler und Klaus Schlappner! Nun heißt es zwar, der Tod beendet alle Feindschaft. Aber die Frage ist schon, wen man da öffentlich postum würdigt, gelle?
Platz 3: AfD, vom Pech verfolgt
Es ist doch wirklich ein Elend. Kann eine einzige Partei so viel Pech haben? Kaum dass die AfD mal eine Demo in Bautzen wegen einer geplanten Asylunterkunft organisiert hatte, brannte es da ein paar Tage später. Und wieso kommt es eigentlich immer am Rande von AfD-Demos zu Zwischenfällen wie Hitlergrüßen und Angriffen auf Journalisten. Grübel, grübel, studier...
"Hat das Kind denn ein Zipfelchen?" -- "Mein Enkelkind hat alles, was es braucht!" (Loriot)
Platz 2: Kartoffelauflauf bei Penny
Wie inzwischen jedes Jahr, nimmt der Discounter Penny als Jahresendfigur einen 'Zipfelmann' ins Sortiment. Heuer als 'Zipfelmensch' in LGBTQ-Farben. Und schon schäumt die rechte Szene wieder mal wie ein Springbrunnen, in den man ein paar Liter Spüli gschüttet hat. Ein besonders bibelfester Bewohner des christlichen Abendlandes verstieg sich gar zu der Bemerkung, der Herr Jesus Christus würde sich im Grabe herumdrehen. Wenn Atmen kein Reflex wäre...
Platz 1: Twitter-Trixi klärt auf
Wir müssen jetzt alle ganz tapfer sein. Also wir Linksgrünen (also alle, die links von der AfD stehen). Frau von und zu Storch, hat da nämlich was ganz heißes rausgefunden, uiuiuiuiui! Der von unsereins Linksgrünen so böse kritisierte Elon Musk ist nämlich - anschnallen, den Sitz in eine aufrechte Position bringen: Afro-Amerikaner. Weil er ja aus Südafrika stammt. (Keine Widerrede, Opa war 33-45 Finanzminister, da kommt was an rassekundlichem Knowhow zusammen.) Wenn unsereins Musk nun also kritisieren, dann sind wir ganz, ganz böse Rassisten. Weil er ja Afro-Amerikaner ist. Und wir das also gar nicht dürften. Womit wieder einmal bewiesen wäre, wo die wahren Faschisten sitzen. Uiuiuiuiui. Jaaa! Da denken Sie jetzt mal drüber nach!
Da ja in meinem letzten Tweet von Linksgrünen viel rumgeheult wurde, nochmal zum Mitschreiben: Elon Musk ist Afro-Amerikaner.
— Beatrix von Storch (@Beatrix_vStorch) November 2, 2022
Gesehen? Trixi hat bei Twitter nen blauen Haken. Muss die demnächst blechen?
Und der Ehrenronny des Monats geht dieses Mal in die USA, nämlich an die...
Imbisskette 'Kentucky Fried Chicken'
Die hatte sich zum 9. November was ganz was Originelles ausgedacht und ihre App-Nutzer aufgefordert, sich zur Feier des Tages "zarten Cheese zum knusprigen Chicken" zu gönnen. Auf diese - oh Ironie! - Geschmacklosigkeit angesprochen, reagierte man, indem man verlauten ließ, die Nachricht sei "eine automatisierte Push-Nachricht" gewesen. Was alles natürlich besser macht. Und mit Abstand die dümmste Ausrede ist seit "mit der Maus ausgerutscht".
Wenn man JEDEN Tag. an dem Furchtbares, Babarisches, Unmenschliches... geschah, ausklammern möchte, dürfte man allerdings an keinem Tag irgendwelche fröhliche Werbung machen:
AntwortenLöschen11. September 2001 (Nine-Eleven, muß man nicht erklären)
6. und 9. August 1945 (1. und 2. Abwurf von Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki)
7. Dezember 1941 (Pearl Harbor)
1. September 1939 (Beginn des zweiten Weltkriegs)
15. April 1945 (ok, der ginge als positiv durch, weil Bergen-Belsen da befreit wurde. Aber für viele kam das zu spät, unter anderem auch für Anne Frank)
8. Dezember 1980 (Ermordung John Lennons)
8. September 2022 (Tod Ihrer Majestät Queen Elisabeth II von England)
18. Juni 1815 (Waterloo)
13. bis 15. Februar 1945 (Bombardierung von Dresden durch die Allierten)
usw. usw. usf.
Und diese paar Daten sind jetzt nur sehr willkürlich zusammengesucht. Würde man länger überlegen, käme noch viel mehr dazu.
Und an all diesen Tagen darf man dann keine Werbung machen? Ändert das was daran, daß an diesen Tagen etwas Schreckliches passierte? Nein!
Der Tag der Reichskristallnacht ist noch dazu kein offizieller Feiertag (bzw. dem Anlaß angemessen Trauertag), sondern ein ganz normaler Arbeitstag, wenn er nicht gerade auf Samstag oder Sonntag fällt. Und genau so hat sich KFC verhalten. Wie man als mehr oder weniger Betroffener diesen unzweifelhaft belasteten Tag verbringt, ist die Entscheidung des jeweils Einzelnen.
Weil ich gerade über einen Unfall bei einer Flugschau in Texas gelesen habe, kann ich zu meinem obigen Text noch ein Datum nachschieben, welches mich jedes Jahr trifft:
Löschen28. August 1988 - das Flugschau-Unglück von Ramstein. Ich gehöre nicht zu den so vielen, die auf eine oder andere Art betroffen sind - habe aber an dem Tag Geburtstag. Ich bin damals von einem netten Essen nach Hause gekommen, schaltete den Fernseher ein und "WUMM" sah ich den Feuerball. Also sollte ich wohl nie mehr Geburtstag feiern, denn es gab etwa 70 Tote und rund 100 Verletzte.
Natürlich feiere ich trotzdem - aber trotzdem gibt es an diesem Tag meine ganz persönliche Gedenkminute für die Opfer von Ramstein.
*ARGH* 70 Tote und 1000 Verletzte, sorry. Korrekturmöglichkeit wäre klasse.
Löschen@Anonym, 15:35: Sie sehen aber schon den Unterschied, wenn an einem Tag zufällig etwas Schlimmes passiert ist und man dann halt irgendeine Werbung macht, und wenn einer etwa sagt: "Hey, heute vor 82 Jahren wurde Hiroshima bombardiert. 70.000 Tote! Gönn dir aus diesem Anlass was besonders Leckeres aus unserem Sortiment." Nichts anderes haben die amerikanischen Hühnerfrittierer da nämlich gemacht.
LöschenDann ist der Anschiß gerechtfertigt - danke für die Klarstellung. Ich hatte nicht herausgelesen, daß man sich explitzit auf die Reichkristallnacht bezogen hatte. Da muß man dann schon fragen, ob es eine App zum Denken braucht.
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