Naheliegend mag es erscheinen, den Ronny des Monats dieses Mal an Boris Palmer zu vergeben. Aber ich mag nicht. Ich kann mich selbstredend täuschen, aber der Mann ist kein Rechter oder Nazi, sondern wirkt bloß wie jemand, der Zeit seines Lebens gern provoziert hat und die empörten Reaktionen als Beleg dafür nimmt, richtig zu liegen. Der aber irgendwann den Knall nicht mehr gehört hat und inzwischen wirkt wie der peinliche Onkel Erwin auf der Familienfeier, der immer diese haarscharf daneben liegenden Witze raushaut, der pubertierenen Nichte Komplimente macht, die eine kleine Spur drüber sind und der höchst beleidigt reagiert, wenn jemand ihn, egal wie dezent, darauf hinweist. Nee, reicht nicht, bedaure.
War noch was? Ach ja, in Sachsen-Anhalt sollte kein SPD-Abgeordneter sein, wer die falsche Hautfarbe hat und das BKA meldete für 2022 eine Rekordzahl rechter Straftaten. Aber man darf darüber natürlich jetzt nicht die brandgefährlichen Klimaaktivisten aus den Augen verlieren, denn...
Die Top 5:
Platz 5: Klassenfahrt mit Hindernissen
So hätte man das früher wohl im Schulaufsatz genannt. Eine berliner Schulklasse ist auf einer Klassenfahrt nach Brandenburg dergestalt rassistisch bepöbelt worden, dass sie unter Polizeischutz wieder abreisen musste. Sagen wir es mit dem großen Rainald Grebe:
Platz 4: Spaß in der U-Bahn
In Amsterdam wurden jetzt 150 Fans des AZ Alkmaar festgenommen, weil sie auf dem Weg zu einem Auswärtsspiel bei Ajax Amsterdam "Judenverein!" gegrölt haben. Lassen wir das mal so stehen.
Platz 3: Palmer 2.0
Es ist die eine Sache, eine Podiumsdiskussion mit dem N-Wort aufzumischen und sich deswegen irre unangepasst zu fühlen. Eine andere ist es, eine Person of Colour im Supermarkt ohne ersichtlichen Grund immer wieder so zu beschimpfen. Ich frage mich ja dann immer: Ist so einer, wenn er nach Hause kommt, wirklich stolz auf sich? Steht er dann vor dem Spiegel und sagt sich: "Ha, dem hab ich’s jetzt aber gegeben! Häha, wie der geguckt hat! Ich bin schon echt ein Hecht, ich..."? Ferner fage ich mich: Ist so was angeboren oder arbeitet der da jeden Tag dran?
Platz 2: Dreckschleudern
'Fridays for Hubraum', einst als Protest gegen 'Fridays for Future' ins Leben gerufen von welchen, die sich ganz mutig ihr Brrrm!-Brrrm! nicht von einer schwedischen Schulgöre verbieten lassen wollten, ist auch so eine vermeintlich harmlose Spaßveranstaltung, die schnell aus dem Ruder gelaufen und zur Sickergrube für Hass- und Mordphantasien geworden ist. Im Moment ist Robert Habeck Staatsfeind Nummer eins. Und natürlich sind Nestbeschmutzer nicht die, die den Dreck machen, sondern die, die ihn beim Namen nennen.
Das öffentlich machen und Anzeigen von Morddrohungen gegen Vizekanzler Robert Habeck wird als „Verleumdung und Diffamierung“ gegen Fridays For Hubraum gesehen!
— DieInsider (@Die_Insider) May 7, 2023
Verkehrte Wahrnehmung 🤷🏼♂️.
@Volksverpetzer #RobertHabeck #FridaysForHubraum#GemeinsamGegenHass #DieInsider pic.twitter.com/6gUE3VKz1w
Platz 1: Der Scheuerandi
So wie einen die diversen Empörungskampagnen von (Rechts-)Konservativen gegen Drag Queen-Vorleseaktionen, gegen Habeck und die Grünen, die uns alles nehmen wollen und ähnliches einen ja eigentlich beruhigen müssten. Sie sind ein einigermaßen sicheres Indiz dafür, dass sie inhaltlich mindestens so komplett abgewirtschaftet haben wie die SPD nach der 'Agenda 2010'. Also sucht man sich Impulse von außen. Und so machte sich eine CSU-Delegation um Ex-Minister Andreas Scheuer auf nach Florida, um sich vom dortigen Gouverneur und Anti-LGBTQ-Held de Santis ein paar Tipps zu holen, wie sich beim Pöbel punkten lässt. Und siehe da, man versteht sich. Und warum überrascht das nicht? Aber ruhig Blut, so Florian Hahn, Initiator der Reise: De Santis ist Katholik, also alles safe.
Vor 8 Jahren war hier alles noch entspannter, da lief Olivia Jones im Frühstücksfernsehen, da hat sie in Kitas kindgerechte Bücher über Homosexualität vorgelesen und ich kann mich an keinerlei Aufregung diesbezüglich erinnern pic.twitter.com/H9xDQIWU7N
— Mareile 💥 (@Hoellenaufsicht) May 9, 2023
Und der Ehrenronny des Monats ist dieses Mal eine Art Nachtrag zum Ehrenronny des letzen Monats. Er geht an:
Ulla, hart am Limit
Könnte jemand der Ullala bitte erklären, dass Pommes die belgische Zubereitung eines Gewächses sind, das keineswegs urdeutsch ist, sondern nach 1500 aus Südamerika importiert wurden und erst im 18. Jahrhundert als Nahrungsmittel auf den Speisezettel kam? Danke.
In der Aufmerksamkeitsökonomie musst du als Kleinstadtbürgermeister schwere Geschütze auffahren, um regelmäßig ins Fernsehen und in die Zeitungen zu kommen. Palmer ist einfach süchtig nach Medienpräsenz. Ganz arme Socke.
AntwortenLöschenTübingen eine Kleinstadt? -- uhh, gaaanz dünnes Eis!!!
Löschen91.000 Einwohner = Mittelstadt. Großstadt geht ab 100.000 los. Aber ohne ein bisschen Polemik kommt man eben nicht in die Medien wie z.B. die Fliegenden Bretter :o)
LöschenDemnach wäre Heidelberg also eine Großstadt? Darüber muss ich nachdenken …
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