Donnerstag, 10. Juli 2025

Vermischtes und Zeugs (CXIX)


Was Generationen von Neonazis mit Rechtsrock und gratis Schulhof-CDs nicht geschafft haben, hat die BDS-Bewegung nunmehr geschafft: Judenhass ist Pop, Antisemitismus ist hip. "Massive Attack, Portishead, Mackle­more, Elvis Costello, Public Enemy, Bikini Kill, Thurston Moore, Rage Against the Machine, Patti Smith, Green Day -- sie alle und noch viele mehr unterstützen die BDS-Kampagne oder sind sonstwie Teil der globalen Intifada." (Kolja Podkowik) 6000 Musiker:innen haben eine entsprechende Petition gezeichnet, darunter zahlreiche queere und Non-binäre, die von der Hamas sofort gelyncht würden. Aber was soll's, man muss halt Opfer bringen für die Dekolonisierung. 

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Letztens hatte die bescheidene Heimatstadt, die immerhin von 1316 an Mitglied der Hanse war, die Ehre, den westfälischen Hansetag ausrichten zu dürfen. Ich habe davon vor allem mal mitbekommen, dass alle innenstadtnahen Wohnstraßen, darunter die, in der ich siedle, von vorn bis hinten von auswärtigen Besuchern restlos zugeparkt waren. Partystimmung!

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Die Achtziger haben musikalisch Geniales, aber auch so einiges an Schrott hervorgebracht. Zum Ärgsten gehörte '19' eines gewissen Paul Hardcastle. Der war eigentlich Jazzmusiker und landete 1984 mit der als Antikriegslied gehandelten elektronischen Nummer einen europaweiten Nummer-eins-Hit (der bei uns auch auf 'Feten‘ gespielt wurde). Darin geht es zu treibenden elektronischen Beats und einigen eingespielten Nachrichtenfetzen um die Tatsache, dass das Durchschnittsalter der US-amerikanischen GIs im zweiten Weltkrieg 26 gewesen sei, im Vietnamkrieg hingegen 19. "Nineteen, nineteen, na-na-na-na-nineteen!", schnarzte eine Roboterstimme. Soso. Wo genau da die pazifistische Botschaft sein sollte, frug ich schon damals. Dass Soldaten immer jünger werden? Nicht schön, gewiss, aber was sollte die Konsequenz sein? Nur noch Ältere in den Krieg schicken? 

Zu erklären ist der immense Erfolg dieses vielleicht aufwändig produzierten, doch überaus schlichten Nümmerchens zum Teil vermutlich damit, dass damals, zum Höhepunkt des Kalten Krieges, alles Aufmerksamkeit bekam, in dem es hieß, dass Krieg irgendwie voll doof sei und man da wenig wählersich war. Was sich auch an kitschigen akustischen Ölteppichen wie 'Nikita' (Elton John) und 'Russians' (Sting) studieren lässt, in denen geneigte Hörende darüber belehrt wurden, dass der Russ’ ja irgendwie auch ein Mensch sei und auch Gefühle und Kinder habe und so. Da lobte ich mir doch Jona Lewies erfrischend sarkastisches 'Stop The Cavalry' (1980).

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Ach ja, das ewige Gegreine von den mehrheitlich links/grünen deutschen Journalist:innen! Selbst wenn: Wie sollte die Abhülfe aussehen? Gesinnungs-TÜV und Quoten? Überdies ist die Frage doch nicht, wie Journalist:innen politisch ticken, sondern, wer ihnen Gehalt oder Honorar zahlt und was dafür erwartet wird. Gibt immer wieder genug, die im Zweifel bereit sind, gegen entsprechendes Entgelt ihre Ideale zu verhökern ("Früher war ich überzeugte:r Linke:r, aaaber..."). Hier scheint die eiserne Verschwörungssprallo-Regel, nach der jeder auf Befehl das Gewünschte liefert, dem man nur genügend Scheinchen hinhält ("Follow the money!") ausnahmsweise wohl nicht zu gelten.

Und wenn bürgerliche Blätter sich Autorinnen halten, die eine tägliche trivialfeministische "Männer sind doof und machen keine Care-Arbeit, verursachen aber massig Mental load!"-Kolumne ins Föjetong nageln, dann passiert das nicht, weil man die Gesellschaft indoktrinieren will, sondern weil die Marketingabteilung das so empfiehlt, um mehr Frauen aus zahlungskräftigen Milieus als Leserinnen zu gewinnen. Oder anders: Brächten diese Elaborate keine Klicks und Verkaufszahlen, und sei es, weil welche sich bloß darüber empören, dann stünden die da nicht.

Die Vorstellung jedenfalls, es kämen irgendwelche linksgrünwoke verdrahteten Absolvent:innen von irgendwas mit Gender und Medien in die Redaktionen und könnten sich dort dann nach Belieben politisch austoben, ist schon ein wenig herzig. Wieso hört man eigentlich so wenig von Umfragen zu der Frage, wie Deutschlands Verleger politisch so ticken?

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Wer von hier iss, weiß, wattat heißt...


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Bewegung in Bloggerland: fefes überraschendes Verschwinden hat sich letztens geklärt; er erholt sich von einem Schlaganfall und ich wünsche alles Gute. Der Maschinist, a.k.a. Pestarzt, a.k.a. Kiezneurotiker, hat seinen Blog geparkt, weil er, wie er sagt, keinen Bock mehr hat. Ich kann das, denke ich, verstehen, verkneife mir aber, alles Gute zu wünschen oder so, weil die Tatsache, dass er nicht mehr schreibt bzw. nicht veröffentlicht (hoffentlich nur eine Phase, wäre nicht das erste Mal) ja nicht bedeuten muss, dass es ihm schlechtgönge. 








7 Kommentare :

  1. Und ich dachte, Asterix wäre aus dem Handel, da Wildschweinfoodbloggerei dem Söder zu sehr konkurriert.
    Wobei Misteln schneiden und Messer im.öffentlichen Raum idealisieren wohl auch Grund genug für eine Verkaifssperre ust.

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  2. Zur Ergänzung des ersten Absatzes eine Leseempfehlung, garantiert nicht Pop und auch nicht hip: "Feuer frei - Stefan Gärtner über den Beschluss der Linkspartei, der Jerusalem Declaration on Antisemitism zu folgen" (konkret 07/25).
    Ich hab nach wie vor große Probleme mit dem Vorgehen der IDF in Gaza, und Bomben-Bibi und einige der Herren, die in seinem Kabinett sitzen, sähe ich gern irgendwann mal hinter Gittern (wo ich sämtliche Hamas-Herren - gern auch die Damen, soviel Geschlechtergerechtigkeit muss sein - gern sähe, das will ich hier nicht hinschreiben, auf jeden Fall wäre das ein noch weniger freundlicher Ort, sehr, sehr dunkel und sauerstoffarm), aber den Argumenten von Herrn Gärtner kann sich niemand verschließen, dessen Synapsen noch halbwegs gut verdrahtet sind.

    PS.
    Der Keksnekrotiker wird wiederkommen, es sei denn, ihn trifft der Schlag. Was alle guten und bösen Götter verhüten mögen!

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  3. Warum gibt es so viele linke, grüne, feministische Artikel in den Printmedien und auf ihren Webseiten? Weil sie auf ein Publikum treffen, das bereit ist, dafür zu bezahlen. Am Kiosk kaufen Rechte nur Schnaps und Kippen.

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    1. Ach du Scheiße - am Kiosk kauf ich eigentlich immer nur Schnaps und Kippen. konkret kauf ich meist im gut sortierten Bahnhofsbuchhandel. Bin ich etwa ein Hufeisen-Nazi? Oder doch bloß ein Kioskbolschewist?

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  4. DasKleineTeilchen11. Juli 2025 um 04:23

    Aber was soll's, man muss halt Opfer bringen für die Dekolonisierung
    naja, scheints, daß bibi der maxime vom-feind-lernen-heisst-den-feind-besiegen 1:1 folgt;

    Israel’s defence minister has laid out plans to force all Palestinians in Gaza into a camp on the ruins of Rafah, in a scheme that legal experts and academics described as a blueprint for crimes against humanity.

    Israel Katz said he has ordered Israel’s military to prepare for establishing a camp, which he called a “humanitarian city”, on the ruins of the city of Rafah, Haaretz newspaper reported.

    Palestinians would go through “security screening” before entering, and once inside would not be allowed to leave, Katz said at a briefing for Israeli journalists


    sounds like konzentrationslager to me...but what the fuck do I know, right?

    https://www.theguardian.com/world/2025/jul/07/israeli-minister-reveals-plan-to-force-population-of-gaza-into-camp-on-ruins-of-rafah

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    1. Wie wäre es, wenn die Hamas ihren Vernichtungsfeldzug gegen Israel und die Juden aufgäbe? Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Wenn die Hamas kapituliert, ist die Sache beendet. Warum redet da eigentlich niemand von?

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    2. Die Hamas wird, solange sie besteht, niemals kapitulieren, fürchte ich. Immerhin ist sie derzeit nicht mehr in der Lage, ihren Vernichtungsfeldzug gegen Israel weiterzuführen. Das ist selbstredend nicht das Ergebnis freundlichen Zuredens oder irgendeiner Art von Deppen-Diplomatie, sondern das Ergebnis militärischer Aktion von israelischer Seite, versteht sich. Dass Hamas & Co weitermachen bzw. wieder anfangen werden, sobald der Druck nachlässt, ist auch klar. Israel hat gar keine andere Wahl, als weiter die Augen offen zu halten und wieder zuzuschlagen, wenn nötig. Es wär aber doch schön, wenn es beim Hobeln nicht ganz so viele Späne erzeugen würde, um es mal ganz vorsichtig auszudrücken.
      Ich wiederhol mich: was Hamas & Co wollen und tun, wenn man sie lässt, ist unmenschlich und muss beendet werden. Dennoch ist nicht alles, was Israel tut, um diese Mörderbanden nicht zu lassen, wohlgetan.

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