Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
Freitag, 11. November 2016
Ein Dammbruch?
So, nun, ja, Trump. Rückblickend wird natürlich einiges klarer und hinterher ist man bekanntlich immer schlauer. Trotzdem kam das überraschend. Und es bedeutet eine ganze Menge, bin immer noch am sortieren. Hat daher etwas gedauert. Ich lege mich mal fest: Die kommende Präsidentschaft Donald Trumps ist entweder eine politische Wetterscheide oder bleibt pure Episode, dazwischen scheint es nur wenig zu geben. Drunter mache ich es nicht. Vieles, leider allzu vieles, spricht dafür, dass die des öfteren anzutreffende Einschätzung, der 9.11.2016 sei der 11.9. für das liberale Zeitalter, wohl zutrifft. Die per se ja gar nicht üble Idee des Liberalismus wurde leider auf Jahrzehnte an die Wand gefahren durch die unter Ronald Reagan, einem von Trumps Vorgängern im Amte, begonnene neoliberale Verarmungspolitik der letzten 35 Jahre. Bei uns von den gegelten Klassensprecher-Schnullis von der FDP. Kein Wunder, dass niemand traurig ist. Vielleicht sollten wir aber.
Die Frage ist ja, was kommt. Begreift man das Phänomen Trump im Kontext von Entwicklungen der jüngeren Zeit in Europa, dann müssen wir wohl mit einem neuen autoritären Zeitalter rechnen. Mindestens. Denn diese Wahl könnte sich als endgültiger Dammbruch für den Rechtspopulismus erweisen. Die USA haben in vielem immer noch Vorreiterfunktion. Was dort drüben geht, das wird mit einiger Sicherheit irgendwann in irgendeiner Weise auch zu uns kommen. Dass Trump nun Präsident wird, könnte den europäischen Rechtspopulisten psychologisch den entscheidenden Schub, das letzte Bisschen Selbstvertrauen geben, um sie in Regierungsämter zu hieven. Mag man einen Jörg Haider, einen Silvio Berlusconi noch als exotisches Randphänomen begriffen, sich damit getröstet haben, dass Rechtspopulismus ein Minderheitenphänomen ist, scheint spätestens ab jetzt alles möglich. Präsident Hofer. Kanzler Strache. Präsidentin Le Pen. Premierminister Wilders. Kanzlerin Petry. Undenkbar ist ab jetzt gar nichts mehr.
Vor allem muss man sagen, dass die Wahl Trumps ein kolossales Versagen der Linken war. So sollte man sich zum Beispiel nicht wundern, dass einem in den entscheidenden Rust Belt-Staaten die Herzen der arbeitslosen Malocher und ihrer Familien nicht unbedingt massenweise zufliegen, wenn man, wie Hillary Clinton, abgestandenen, abstrusen Kawumm-Feminismus für hohle Campus-Schnatzen verbreitet ("Women are always the primary victims of war. They lose their husbands, their fathers, their sons in combat" - lies: Was immer auch geschieht, wie immer ihr euch dreht und wendet, Frauen sind im Zweifel immer die Opfer, selbst wenn's Männer sind, die gekillt werden). Verständlich, wie es sein mag, hilft es auch nichts, sich in Wunschdenken zu flüchten, sich etwa mit dem Gedaken zu trösten, Bernie Sanders hätte gewonnen, wenn er gegen Trump angetreten wäre. Echt? Wette ich dagegen. Er wäre wohl in einer Tour gnadenlos als jüdischer Kommunist gebrandmarkt worden (Trump hat sich keineswegs gescheut, die antisemitische Karte zu spielen). Vielleicht hätte Sanders' für US-Verhältnisse geradezu sozialistisches Gedankengut sogar Trump und das Republikanische Establishment wieder versöhnt, von wegen: gemeinsamer Feind und so, wer weiß.
Man kann spekulieren, ob Hillary Clinton (die selbstverständlich keine Linke ist, aber von Teilen der Linken, sagen wir, nolens, volens als kleineres Übel zwangsadoptiert wurde) die Wahl vielleicht knapp gewonnen hätte, wenn sie auch nur einen Funken des Charismas ihres Mannes hätte, ein wenig lockerer, warmherziger herüber käme. Nur hätte das das größte Problem des linken, progressiven Lagers allenfalls notdürftig zugedeckt, nämlich die Nähe zum Kapital und die Entfremdung von ihrer angestammten Klientel.
Für Mitglieder der Arbeiterklasse nämlich bzw. für das, was davon übrig ist, die klassische Zielgruppe der Linken also, die sich mühsam mit immer prekäreren, immer schlechter bezahlten Jobs gerade so über Wasser halten, bedeuten offene Grenzen und Zuwanderung eben nicht kulturelle Bereicherung, sondern potenzielle Konkurrenz, ohne dass deswegen auch nur eine Spur Rassismus im Spiel sein müsste. Wendet so jemand sich dann an Sozialdemokraten und Linke, dann ist es nicht unwahrscheinlich, dass er zu hören bekommt: Wie bist du denn drauf? Nazi, oder was? Kleiner Rassist oder wie? Verpiss' dich! Wie anderswo bereits richtig gesagt, finden Teile des linken Establishments Unisex-Toiletten, Triggerwarnungen, Gendersprache und veganen Mittagstisch in der Kita viel wichtiger als Fragen wie die, wie ein ungelernter Arbeiter, eine ungelernte Arbeiterin auch weiter über die Runden kommen kann. In genau dieses Vakuum stößt die neue Rechte.
"Das »Again« in Trumps Slogan »Make America Great Again« zeigt, worum es geht: darum, etwas Vergangenes zurückzubekommen, obwohl das unmöglich ist. Dieses Versprechen zielt auf die Ausbeutung der politischen und sozialen Infantilität von Menschen, die jede Form von Inferiorität als kuschelige Nestwärme missverstehen." (Wiglaf Droste)
Es geht ja durchaus um Sorgen und Nöte von Menschen und darum, diese ernst zu nehmen. Hier ist vielleicht eine kleine Klarstellung in eigener Sache angebracht: Regelmäßige Leser werden wissen, dass ich mich hier, vor allem zu Hochzeiten von Pegida et al., mitunter heftig bis despektierlich geäußert habe, wenn es einmal mehr hieß, man müsse die Sorgen und Nöte der Menschen ernster nehmen. Das stimmt, und ich habe das immer dann getan, wenn ich den Eindruck hatte, das sei zur bloßen Floskel geronnen und diene allein als Vorwand, Rassismus, Gewalt und Unterhaken bei Neonazis zu legitimieren, bzw. sogar Toleranz für Verbrechen zu erpressen.
Das gilt es zu unterscheiden von sehr wohl ernst zu nehmenden, weil berechtigten Sorgen und Nöten wie den oben genannten. Lernen Linke da nicht beizeiten zu unterscheiden, und ich meine auch mich, dann wird es sehr bald finster aussehen. Es ist nämlich egal, ob die Trumps, die Gaulands, Le Pens, Straches und wie sie alle heißen mögen, mindestens genauso auf die Interessen, Bedürfnisse, auf die sprichwörtlichen Sorgen und Nöte der Menschen scheißen wie die arrivierte, neoliberal verbandelte Polit-Klasse. Solange sie nur eine verführerische, kuschelige Alternative zu den herrschenden Verhältnissen anbieten. Hui, fast hätte ich postfaktisch gesagt. Aber nur fast.
GB: "Brexit was the stupidest, most self-destructive act a country could undertake."
USA: "Hold my drink."
(Ein Kommentator im 'Standard')
Es ist kein Zufall, dass unmittelbar nach Trumps Wahlsieg in den USA ähnliches geschah wie unmittelbar nach dem 'Brexit'-Votum in Großbritannien. Nämlich, dass offener Rassismus sich in bis dahin nicht gekanntem Ausmaß sich Bahn brach, ganz so als habe jemand einen Schalter umgelegt. Und daher müssen wir abschließend auch über Faschismus reden. Es hilft nichts.
Eine unter Rechten und Faschos zur Diffamierung von Linken beliebte Bemerkung lautet: Wenn einst der Faschismus wiederkehre, dann nicht mit den Worten: "Ich bin der Faschismus!", sondern: "Ich bin der Antifaschismus!" - zu dieser so brunzdoofen wie durchsichtigen intellektuellen Zumutung von Nebelkerze hätte ich eine Alternative anzubieten. Wie wäre es mit: Wenn dereinst der Faschismus wiederkehrt, dann mit den Worten: "Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!" Denn Faschismus beginnt mit dem Aufweichen sprachlicher Standards und der Dehnung von Grenzen des Tolerablen.
Wenn von rechts dauernd über Political Correctness rumgenölt wird, mit der ein imaginierter linker Mainstream jede abweichende Äußerung sofort diffamiere und mundtot zu machen beabsichtige, dann geschieht das aus einem ganz bestimmten Grund: Demokratie funktioniert nur, solange ein Grundkonsens an Anstand und des Umgangs miteinander von der Mehrheit akzeptiert ist und gilt. Kommt eine Bewegung des Weges, die sich einen Dreck um solchen Komment schert, standen Demokraten schon immer reichlich hilflos und begossen da. Hat schon Joseph Goebbels gewusst, ganz ohne Facebook. Vielleicht bedeutet Trump nicht die Rückkehr des Faschismus, doch hat er definitiv mit faschistischen Methoden gearbeitet. Hefte raus, Klassenarbeit: definiere ‚faschistische Methoden‘!
"Die Parole 'Wehret den Anfängen' haben sich die Antifaschisten, die den Faschismus erlebten, nicht zum Spaß ausgesucht, sondern weil sie wussten, dass nicht mehr viel zu retten ist, wenn der faschistische Anfang erst einmal gemacht wurde, wenn faschistoide Politiken erst einmal den Sprung zur Salonfähigkeit geschafft haben." (Bernhard Torsch)
Faschismus wird möglich, wenn ausreichend Menschen sich weigern, nicht in der Lage oder unfähig sind, für das Gelingen und Misslingen ihres Lebens selbst die Verantwortung zu übernehmen und sich, sei es durch kindliche Prägung, aus Dummheit oder aus Bequemlichkeit bzw. Opportunismus in autoritäre Muster flüchten und nach Sündenböcken suchen, denen sie die Schuld für alles, was schief läuft bei ihnen in die Schuhe schieben können (Torsch a.a.O.). Schauen wir nach Deutschland, dann ist es vor diesem Hintergrund vielleicht auch kein Zufall, dass Faschismus am stärksten dort gedeiht, wo die Menschen von Staats wegen autoritär geprägt wurden. Bedenken wir dann noch, dass das an sich ja nicht mal üble Prinzip Eigenverantwortung in den letzten Jahrzehnten vor allem mal dazu missbraucht wurde, Sozialleistungen zu kürzen und unverschuldet in Armut geratenen Menschen die Würde zu nehmen, bei uns unter dem Markennamen 'Agenda 2010', in den USA seit Bill Clintons Zeiten unter 'Workfare' firmierend, ergibt auch einiges andere plötzlich Sinn.
Die verführerisch kuschelige Botschaft von Faschisten lautet in etwa: Du bist okay so wie du bist. Wir verstehen dich, dass du wütend, frustriert und desillusioniert bist und auf keinen grünen Zweig kommst. Aber du bist nicht schuld daran, dass es dir schlecht geht, sondern andere: Die Linksgrünen, die Systemparteien, die Ausländer, die Juden, der Islam, die Freimaurer, die Lügenpresse, die Illuminaten - you name it. Es gibt also Schuldige. Die da oben leugnen das natürlich, ja, die würden dir am liebsten verbieten, das überhaupt zu denken. Und warum? Weil wir recht haben. Weil sie mit denen unter einer Decke stecken. Wir sind der Widerstand und wie werden durchgreifen, aufräumen damit, wenn es so weit ist. So nett kann Faschismus sein. "Denn dessen Kern besteht aus Antisemitismus und Verschwörungsmythos." (Anetta Kahane)
Ein Dammbruch also, ein Wendedatum? Ich fürchte schon. Leider. Ich hoffe übrigens, unrecht zu haben.
6 Kommentare :
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Ich bin selber auch noch am sortieren und sacken lassen. Als sich in der Wahlnacht abzeichnete, dass Trump gewinnen würde, empfand ich, das muss ich zugeben, zunächst Schadenfreude. Beinah sämtliche Medien diesseits und jenseits des Atlantik hatten während des Wahlkampfes ihr Bestes getan, Trump als Vollpfosten darzustellen und sich darüber hinaus über diejenigen mokiert, die so blöd waren, ihn wählen zu wollen.
AntwortenLöschenBeides war dumm, demokratiegefährdend und spielte Trump in die Hände. Dumm, weil es noch nie funktioniert hat, andere von der eigenen Meinung zu überzeugen, indem man sie beleidigt. Demokratigefährdend, weil es nicht Druck aus dem Kessel nahm, sondern im Gegenteil erst das Feuer schürte. Es galt nur noch: wir oder die, gut oder böse, schwarz oder weiß. Grautöne schien es nicht länger zu geben.
In einem solchen Diskursklima war ein Polarisierer wie Trump in seinem Element. Er musste keine Fakten liefern, denn das tat die Gegenseite ja auch nicht mehr. Er brauchte auch kein großartiges Programm zu entwickeln, denn darum ging es letztlich nicht. Es ging aus seiner Sicht nur darum, die mediale Schwarzweißmalerei in Gang zu halten und in seinem Sinne umzudrehen. Ein bisschen hat er mich an den Chef von RyanAir erinnert, der sinngemäß einmal gesagt hatte es sein ihm scheißegal ob die Medien Gutes oder Schlechtes über sein Unternehmen berichteten – Hauptsache sie berichten.
Die westlichen Medien sind Trump voll auf den Leim gegangen. Ich würde behaupten: Hätten sich mehr Journalisten an das in den Qualitätsmedien vielzitierte Bonmot Hans-Joachim Friedrichs gehalten, nämlich, dass ein Journalist sich mit keiner Sache gemein machen solle, auch nicht mit einer guten und dass ein Journalist zwar überall dabei sein, aber nirgends dazugehören solle – Trump hätte einen deutlich schwereren Stand gehabt.
Soviel zur Schadenfreude.
Die Empfindung, die sich nach der Schadenfreude einstellte, war eine merkwürdige Faszination. Merkwürdig deshalb, weil sie mit einem mulmigem Gefühl im Bauch einher ging. Kontinuität und Berechenbarkeit sind zwei elementar wichtige Größen in der Politik, insbesondere der geostrategischen. Mit beiden Größen hat das Wahlergebnis erst einmal gebrochen , ob zum Guten oder zum Schlechten wird man sehen. Mit der Wahl Trumps sind die Amerikaner jedenfalls ein unkalkulierbares Risiko eingegangen. Dass sie dieses Risiko nicht aus reinem Spass an der Freud eingingen, scheint mir recht eindeutig zu sein. Vielleicht gibt es in den USA (und auch bei uns?) zu viele Menschen, die nichts mehr zu verlieren haben, oder die zumindest glauben, sie hätten nichts mehr zu verlieren. So jemand greift nach jedem Strohhalm, nach jeder Chance auf Veränderung. Was die etablierten fürchten: unberechenbares Chaos, erscheint dem, der nichts mehr zu verlieren hat, als einzige Möglichkeit an seiner beschissenen Situation etwas zu ändern. Man könnte auch sagen:
AntwortenLöschenWenn ich den Eindruck habe, von einem System dauerhaft zum Verlierer abgestempelt zu werden: Fuck the system.
Klassischerweise war es Aufgabe der Linken, bzw. bei uns vor allem der Sozialdemokraten diese Menschen wieder ins gesellschaftliche Boot zu holen, indem man ihnen eine Perspektive gab. So gesehen ist die Wahl Trumps nicht nur Zeichen für eine Erstarkung der Rechten, als vielmehr für eine Entkernung der Linken, bzw. der Entfremdung von ihrer Kernklientel.
„Warum haben die Amerikaner Donald Trump zum Präsidenten gewählt?“ , fragt Eva Schweitzer im Cicero und kommt zum Schluss:
„Das hat mehrere Gründe, die sich Linke wahrscheinlich nicht so gerne anhören, weder deutsche noch amerikanische. Einer davon war eine progressive Bewegung in den US-Großstädten, die – mit der Unterstützung der linksliberalen Medien – stets dafür gekämpft hat, Transvestiten den Besuch von Mädchentoiletten zu ermöglichen, Bäckereien zu verpflichten, Torten für schwule Hochzeiten zu backen und Studenten aus Unis zu werfen, die politisch unkorrekte Halloweenkostüme trugen. Gleichzeitig war es ihr egal, dass Fabriken im Mittleren Westen geschlossen wurden, Kleinstädte verfielen und der Reallohn sank.“
Noch schöner hat es Jonathan Pie in seinem 6 minütigen Rant auf den Punkt gebracht.
(Link: https://www.youtube.com/watch?v=GLG9g7BcjKs )
Beides sind Beiträge, über die man zumindest nachdenken sollte. Und das ist dann auch die dritte Empfindung, die inzwischen bei mir eingesetzt hat: Nachdenklichkeit. Sollte dies auch bei möglichst vielen anderen Menschen der Fall sein, hatte die Wahl vielleicht doch ihr Gutes.
Wenn von rechts ständig an der pc rumgenölt wird, dann ist das zunächst berechtigt. Daß Rechte diesen Punkt mißbrauchen, um linke, grüne und liberale Werte zu diskreditieren, zeigt dann, daß sie dieses Feld für ihre eigenen ideologischen Interessen mißbrauchen wollen.
AntwortenLöschenUnd es zeigt, daß sie sich mit vielen Linken, Grünen und Liberalen einen Irrtum teilen, nämlich daß die pc was zu tun hätte mit linkem, liberalem und grünem Denken.
Die pc ist kein liberales Projekt, sie dient nur dem Karrierismus und Leuten, die selber faschistisch denken, nur eben im Namen anderer Gruppierungen.
Der Faschismus ist eine Denkweise, er definiert sich nicht über die Gruppen, die er vertritt, sondern darüber, wie er Gruppen und Werte vertritt.
Er kann genauso im Namen der Frauen auftreten wie im Namen des "bösen weißen Manns".
Er kann genauso im Namen von Migranten auftreten wie im Namen von Deutschen.
Man kann darüber streiten, ob es sich bei der pc um faschistisches oder eher um eine Variante linkskollektivistischen Gedankenguts handelt, beides war schon immer artverwandt.
Liberal aber ist sie mit Sicherheit nicht.
Natürlich gibt es auch viele Leute, die sich selber als pc betrachten, und die das dabei ehrlich meinen mit den liberalen Werten.
Denen sei dringend ans Herz gelegt, sich das mit der pc mal näher anzuschauen und sich zu fragen, ob sie nicht nach Kräften von den Profiteuren der pc verarscht werden. Und vor allem in eine offene Debatte einzutreten -in diesem Blog geschieht das schon lange- darüber, was hinter pc, Diskriminierung und Co. stehen könnte.
Daß ich ein legitimes Ziel vor Augen habe, heißt noch lange nicht, daß ich einen vernünftigen Weg dahin weiß, es heißt noch nichtmal, daß ich die richtige Analyse habe.
Wer nicht offen diskutiert, muß sich zurecht fragen lassen, ob er nicht in Wahrheit eine Ideologie vertritt.
Begriffe sind wichtig, nur verliert die pc ausgrechnet auf diesem Feld.
Schon die Wortwahl sollte einen aufhorchen lassen: Sich selber als "korrekt" zu bezeichnen, da steckt die Selbstanmaßung schon drin, sowie die prophylaktische Herabwürdigung eventueller Kritiker.
Ehrlich gesagt, stört mich, bei allem Respekt, dieses funktionelle Mantra vom Versagen der Linken. Wieso hat die eigentlich versagt, besonders, wenn man schon Clinton teilweise dorthin versetzt? Es ging doch die ganzen Jahre gerade darum, die Desozialisierung und auch Dehumansisierung von von links nach rechts gewanderter Technokraten wieder zu sozialisieren und auch wieder zu humanisieren. Ich kann mich jetzt an kaum einen Linken links vom Establishment erinnern, der nicht angemerkt hatte, dass sich das Theater zwangsweise nach rechts bewegen muss und dementsprechend irgendwann auch die Völkischen nach draußen treiben wird. Wieso sind die Linken jetzt schuld daran, dass es passiert ist? Sicher, viele sind so in nostalgischen Klischees auch theoretischer bis leider auch systemtheoretischer Denke verfangen, dass sie die menschliche Psyche vielleicht auch etwas zu heftig rational gesehen haben, aber im Grunde ist das eingetreten, wovor sie gewarnt haben. Ich kann nicht sehen, dass sie versagt haben. Außer natürlich, wenn man von ihnen verlangen würde, dass sie die gleichen PR- und Bauernfängermethoden des Vorhandenem und eben auch der Rechten benutzt hätten. Das sie es nicht tun, unterscheidet sie aber doch gerade davon. Ich meine, - muss ich jetzt dem inhumanem Gebrüll von Anhängern der Pegidösen über Afd bis/inklusive Nazis mit Streicheleinheiten und ultimativem Verständnis begegnen, - nur weil ein Teil der vielleicht nicht ganz so miesen eingefangenen Bauern nicht realisieren wollen, dass sie der eigenen gezüchteten Bösartigkeit aufsitzen? Sorry, für mich hat links schon noch so was wie Charakter.
AntwortenLöschenDamit wären wir ja ziemlich genau beim zentralen Dilemma der Linken von jeher: Kompromiss oder Haltung? Der erste Weltkrieg wurde möglich, weil Linke Kompromisse gemacht haben (die SPD im Reichstag für die Kriegskredite gestimmt hat), Hitler wurde auch möglich, weil SPD und KPD lieber Hitler als Reichskanzler geschehen ließen als ein Zweckbündnis einzugehen (dafür konnte man hinterher von sich sagen, Haltung bewahrt zu haben). Ich glaube nicht, dass es da ein eindeutiges Richtig und Falsch gibt, möglicherweise ist 'Versagen' auch das falsche Wort, aber dass die Linke Teile jener Klientel nicht mehr erreicht, die sie als einzige stark machen kann, scheint mir ziemlich eindeutig.
LöschenHihi, - naja, der Wunsch nach der perfekten rational kategorisierbaren Blüte, ist die Stilblüte einer Aufklärung, die Menschen gestalten wollte, bevor sie sich überhaupt mal mit seinem Wesen auseinander gesetzt hatte. Ein möglicherweise schon linkes Problem, während sich unverändert Betonköpfe und Weichspüler gegenüberstehen, die beide aber trotzdem Menschen sind. Sieh dir diesbezüglich übrigens auch noch mal deinen letzten Satz zwischen nicht eindeutig und eindeutig bzw. Glauben und Schein an.
LöschenWas mich betrifft. Es hat Zeiten gegeben, da hab ich mit vielen anderen jede Menge besagter Klientel erreichen können, die mir dann irgendwelche Freaks mit ihrem "Marx sagt ..." dann gleich wieder verscheucht haben. Wobei der gute Marx ja jetzt auch nicht unrecht hatte. Nobody ist perfekt, aber der Zweifel am ultimativen Versagen ist für mich ein ausreichend menschlicher Zweifel an der ultimativen Aussage, welchen ich ansonsten generell als Mangelware ansehe.