"[Die] einen zünden Ausländer an, die anderen Autos. Und Autos sind schlimmer, denn es hätte meines sein können. Ausländer besitze ich keine." (Die Känguru-Chroniken)
Wann immer irgendein rechtes Gelump etwas Braunes abkotet, kann man sicher sein, dass sofort irgendjemand mit der hochgradig hirnrissigen Hufeisentheorie ankommt. Meist geschieht das in Form des Hinweises, dass Extremismus in aller Form abzulehnen bzw. Linksextremismus genau so schlimm sei. Man kann relativ sicher sein, dass es sich um einen Rechten mit Verschleierungs- und/oder Verharmlosungsabsichten handelt. Die Hufeisenschnurre hat Martin Sonneborn zutreffend bezeichnet als "lustiges kleines Theorem, das vermutlich als das erbärmlichste politische Analyseangebot des 21. Jahrhunderts in die Geschichte der Demokratie eingehen wird."
Wenn Links- und Rechtsextremismus im Prinzip ein- und dasselbe wären, dann müsste der staatliche Umgang damit doch auch gleich sein. Und? Ist er das? Abgesehen davon, dass Nazis und Faschisten andauernd, Schluchzbuhu!, über ihr vermeintliches Verfolgtsein durch einen linksgrün(versifft)en Mainstream herumheulen (Gewalttäter tun sich selbst oft am meisten leid), muss man nur einige Jahrzehnte zurückblicken.
Ab den frühen Siebzigern, kulminierend im 'Deutschen Herbst' 1977, machte die BRD West massiv mobil gegen eine Handvoll Linksterroristen, die sich den Namen 'Rote Armee Fraktion' gegeben hatten. Tausende neue Stellen bei Polizei und Justiz wurden geschaffen, die Polizei wurde aufgerüstet, neuartige Gefängnisse ('Hochsicherheitstrakt') und spezielle Gerichtssäle wurden gebaut, überall hingen Fahndungsplakate, Spezialeinheiten wie die GSG 9 wurden aufgestellt und Gesetze bis an den Rand der Verfassungsmäßigkeit verschärft, z.T. darüber hinaus. Nichts schien zu aufwändig und zu teuer, um diese Leute zu fassen.
1980, drei Jahre später, explodierte in München in der Nähe des Haupteingangs zum Oktoberfest eine Bombe, die der Rechtsextreme Gundolf Köhler gelegt hatte. 13 Menschen kamen ums Leben, über 200 wurden verletzt. Innerhalb von zwölf Stunden wurde sämtliche Spuren am Tatort beseitigt, der Festbetrieb wurde am nächsten Tag wieder aufgenommen. Auch sonst sind etliche Fragen bis heute ungeklärt. Regierung und Ermittlungsbehörden sprechen bis heute von einem Einzeltäter. Man benötigt nicht allzuviel Phantasie, was losgewesen wäre, wenn auch nur der Verdacht auf einen linksextremen Hintergrund bestanden hätte.
Auch medial spielte Rechtsextremismus in Westdeutschland kaum eine Rolle. Neonazis, dass waren diese Konstümfreaks von der Wehrsportgruppe Hoffmann, zu der zeitweilig auch Heinz-Christian Strache gehörte. Dann gab es Michael Kühnen, die NPD, die FAP und andere obskure Vereinigungen, die bei Wahlen immer unter 'Sonstige' landeten. Dass im August 1980 in Hamburg-Billbrook die beiden vietnamesischen Flüchtlinge Nguyễn Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân bei einem Brandanschlag auf ihre Flüchtlingsunterkunft ums Leben kamen, tauchte lediglich in der Lokalpresse auf. Täter waren Mitglieder der von dem Neonazi Manfred Roeder gegründeten 'Deutschen Aktionsgruppen'. Die verübten zwischen Februar und August 1980 fünf Sprengstoff- und zwei Brandanschläge. Der Tod der beiden Vietnamesen gilt als erster rassistischer Mord der Bundesrepublik Deutschland. Berichterstattung? Unter Ferner liefen…
Roeders 'Deutsche Aktionsgruppen', die inzwischen als Vorläufer des NSU gelten, sind bis heute fast nur Experten ein Begriff. Wer sich das hörenswerte Feature mit dem zugegebenermaßen arg reißerischen Titel "Erinnerungslücke 1980 -- Das Terror-Jahr der Rechten" (Manuskript) zu Gemüte führt, kommt zuweilen aus dem Staunen nicht heraus. Zum Beispiel darüber, dass die Neonazis 1980 keinerlei Anstalten machten, konspirativ zu operieren. Sie benutzten immer ihre eigenen Autos, redeten mit Freunden, Arbeitskollegen, sogar mit Fremden frank und frei über ihre Pläne. Man fühlte sich offenbar sehr sicher. Die schon damals zum Teil offen rassistischen Töne in der Presse über 'Gastarbeiter' und Asylbewerber sorgten wohl auch dafür, dass die 'Aktionsgruppen' glaubten, den wahren Willen des Volkes zu exekutieren.
Insgesamt 20 Menschen wurden 1980 von Neonazis in Westdeutschland ermordet. Darunter auch der Rabbiner Shlomo Levin und seine Lebensgefährtin. Man soll Tote selbstverständlich nicht instrumentalisieren, aber es ist auch hier ein interessanter Gedanke, was losgewesen wäre, wenn die Anschläge einen linksextremen Hintergrund gehabt hätten bzw. nur der Verdacht aufgekommen wäre.
Das eben ist das Problem. Mit Faschisten, das wissen Kapitalisten und Bourgeoisie aus historischer Erfahrung, lassen sich prima Geschäfte machen. Weil die im Gegensatz zu Linken die herrschenden Eigentumsverhältnisse nicht infrage stellen - es sei denn, man war in Deutschland zu Zeiten des GröVaZ* ein jüdischer Unternehmer. Wer aber so weit durchdrungen ist vom Extremismus der Mitte, dass er glaubt, allen geschehe es irgendwie schon recht, da ja jeder für sein Glück oder Pech halt selbst verantwortlich sei, bekommt im Zweifel auch das ausgeblendet.
Übrigens: Was rassistisch motivierten Mord angeht, hatte die DDR die Nase vorn im Wettstreit der Systeme. Im August 1979 kamen in Merseburg zwei kubanische 'Vertragsarbeiter' zu Tode, nachdem ein randalierender Mob sie in die Saale getrieben hatte. Auch hierzu ist die Quellenlage außerordentlich, um nicht zu sagen, auffällig dünn.
Ab den frühen Siebzigern, kulminierend im 'Deutschen Herbst' 1977, machte die BRD West massiv mobil gegen eine Handvoll Linksterroristen, die sich den Namen 'Rote Armee Fraktion' gegeben hatten. Tausende neue Stellen bei Polizei und Justiz wurden geschaffen, die Polizei wurde aufgerüstet, neuartige Gefängnisse ('Hochsicherheitstrakt') und spezielle Gerichtssäle wurden gebaut, überall hingen Fahndungsplakate, Spezialeinheiten wie die GSG 9 wurden aufgestellt und Gesetze bis an den Rand der Verfassungsmäßigkeit verschärft, z.T. darüber hinaus. Nichts schien zu aufwändig und zu teuer, um diese Leute zu fassen.
1980, drei Jahre später, explodierte in München in der Nähe des Haupteingangs zum Oktoberfest eine Bombe, die der Rechtsextreme Gundolf Köhler gelegt hatte. 13 Menschen kamen ums Leben, über 200 wurden verletzt. Innerhalb von zwölf Stunden wurde sämtliche Spuren am Tatort beseitigt, der Festbetrieb wurde am nächsten Tag wieder aufgenommen. Auch sonst sind etliche Fragen bis heute ungeklärt. Regierung und Ermittlungsbehörden sprechen bis heute von einem Einzeltäter. Man benötigt nicht allzuviel Phantasie, was losgewesen wäre, wenn auch nur der Verdacht auf einen linksextremen Hintergrund bestanden hätte.
Auch medial spielte Rechtsextremismus in Westdeutschland kaum eine Rolle. Neonazis, dass waren diese Konstümfreaks von der Wehrsportgruppe Hoffmann, zu der zeitweilig auch Heinz-Christian Strache gehörte. Dann gab es Michael Kühnen, die NPD, die FAP und andere obskure Vereinigungen, die bei Wahlen immer unter 'Sonstige' landeten. Dass im August 1980 in Hamburg-Billbrook die beiden vietnamesischen Flüchtlinge Nguyễn Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân bei einem Brandanschlag auf ihre Flüchtlingsunterkunft ums Leben kamen, tauchte lediglich in der Lokalpresse auf. Täter waren Mitglieder der von dem Neonazi Manfred Roeder gegründeten 'Deutschen Aktionsgruppen'. Die verübten zwischen Februar und August 1980 fünf Sprengstoff- und zwei Brandanschläge. Der Tod der beiden Vietnamesen gilt als erster rassistischer Mord der Bundesrepublik Deutschland. Berichterstattung? Unter Ferner liefen…
Roeders 'Deutsche Aktionsgruppen', die inzwischen als Vorläufer des NSU gelten, sind bis heute fast nur Experten ein Begriff. Wer sich das hörenswerte Feature mit dem zugegebenermaßen arg reißerischen Titel "Erinnerungslücke 1980 -- Das Terror-Jahr der Rechten" (Manuskript) zu Gemüte führt, kommt zuweilen aus dem Staunen nicht heraus. Zum Beispiel darüber, dass die Neonazis 1980 keinerlei Anstalten machten, konspirativ zu operieren. Sie benutzten immer ihre eigenen Autos, redeten mit Freunden, Arbeitskollegen, sogar mit Fremden frank und frei über ihre Pläne. Man fühlte sich offenbar sehr sicher. Die schon damals zum Teil offen rassistischen Töne in der Presse über 'Gastarbeiter' und Asylbewerber sorgten wohl auch dafür, dass die 'Aktionsgruppen' glaubten, den wahren Willen des Volkes zu exekutieren.
Insgesamt 20 Menschen wurden 1980 von Neonazis in Westdeutschland ermordet. Darunter auch der Rabbiner Shlomo Levin und seine Lebensgefährtin. Man soll Tote selbstverständlich nicht instrumentalisieren, aber es ist auch hier ein interessanter Gedanke, was losgewesen wäre, wenn die Anschläge einen linksextremen Hintergrund gehabt hätten bzw. nur der Verdacht aufgekommen wäre.
Das eben ist das Problem. Mit Faschisten, das wissen Kapitalisten und Bourgeoisie aus historischer Erfahrung, lassen sich prima Geschäfte machen. Weil die im Gegensatz zu Linken die herrschenden Eigentumsverhältnisse nicht infrage stellen - es sei denn, man war in Deutschland zu Zeiten des GröVaZ* ein jüdischer Unternehmer. Wer aber so weit durchdrungen ist vom Extremismus der Mitte, dass er glaubt, allen geschehe es irgendwie schon recht, da ja jeder für sein Glück oder Pech halt selbst verantwortlich sei, bekommt im Zweifel auch das ausgeblendet.
Übrigens: Was rassistisch motivierten Mord angeht, hatte die DDR die Nase vorn im Wettstreit der Systeme. Im August 1979 kamen in Merseburg zwei kubanische 'Vertragsarbeiter' zu Tode, nachdem ein randalierender Mob sie in die Saale getrieben hatte. Auch hierzu ist die Quellenlage außerordentlich, um nicht zu sagen, auffällig dünn.
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*Größter Vogelschiss aller Zeiten
Dazu passen dann die vielen bedauerlichen rechtsradikalen Fälle bei der Polizei, die meinem verstorbenen Vater, der Polizist war, die Schamröte ins Gesicht getrieben hätten. Alles Einzelfälle - wie viele sind es denn jetzt, über 100? Inzwischen überlege ich ernsthaft, ob ich mehr die Polizei als die Verbrecher fürchten sollte...
AntwortenLöschenAuch wenn qua staatlicher Verordnung Rassismus in der DDR nicht existieren durfte, waren sowohl rassistische Übergriffe als auch strukturelle Diskriminierung an der Tagesordnung. Das System der Vertragsarbeit beruhte auf zutiefst rassistischen Ausbeutungsmechanismen. Es muss als Teil des DDR-Unrechts anerkannt und aufgearbeitet werden. Ausstehende Lohn- und Rentenzahlungen dürfen nicht länger verweigert werden.
AntwortenLöschenUrsache also auch hier: Arbeit und Ausbeutung. Aber für eine kritische Betrachtung der Arbeitsideologie müsste man eben zu viel in Frage stellen.
Die Hufeisenregel hat mich noch nie geschert, und zwar aus diesem schlichten Grund: wer auf offener Straße Leute terrorisiert oder Asylbewerberheime anzündet, dem ist das Hirn zwischen die Beine gerutscht. Der ist zu klarem Denken außerstande, Voraussetzung für jeglisches politisches Ziel: Links, Rechts, Sonstiges, egal. (Sic.)
AntwortenLöschenDie Hufeisenregel ist keine Regel zu Politik, sondern zu Hirnzustand.
Sagen Sie mal, merken Sie eigentlich noch irgendwas? Im ersten Satz den Hufeisenquark meilenweit von sich weisen und ihn im nächsten Satz dann gleich mal anwenden. Wundern Sie sich bitte nicht, dass ich echte Probleme habe, Sie ernst zu nehmen.
AntwortenLöschenUh, ein Schlagring! Wissen Sie, es gibt immer noch so verrufene Viertel, in denen so ein Ding von jeher zum Inventar jeder zünftigen Kneipenschlägerei gehört. Ich will nix verharmlosen, aber weil ja jede Gewalt schlimm ist, sollte man das zumindest erwähnen.
Und wer angesichts > 200 Todesopfer rechter Gewalt seit 1990 (plus etliche unklare Fälle) und höchstens einem Todesopfer linksextremer Gewalt (Michael Newrzella, 1993 in Bad Kleinen) davon faselt, links wäre aber genau so schlimm, ist entweder unfassbar dumm, hält mich für unfassbar dumm oder tut das aus einem ganz bestimmten politischen Grund.
Ende der Durchsage.
„Im ersten Satz den Hufeisenquark meilenweit von sich weisen und ihn im nächsten Satz dann gleich mal anwenden.“ – Ich weise die Hufeisentheorie nicht von mir, sondern sie schert mich nicht. Weil ich mich nicht für Hirnzustände interessiere, sondern für Politik. (Für Ersteres, etwa im Fall Antifa, ist die Strafjustiz zuständig.) Betrifft auch einige Abgeordnete, das mal am Rande. Suchmaschine deines Vertrauens: „Kubicki Ordnungsruf“.
Löschen„Uh, ein Schlagring!“ – Fällt unter Waffe und ist verboten. Wenn du nicht glaubst: Wikipedia. Als ich mit siebzehn aus der Schule einen Schlagring nach Hause brachte (heute verjährt) waren meine Eltern entsetzt. Danach hab ich ihn auf der Pfaffendorfer Brücke in den Rhein entsorgt, dürfte heute mit der Strömung die Nordsee erreicht haben.
„Und wer angesichts > 200 Todesopfer rechter Gewalt seit 1990 …“ – bin durchaus beeindruckt, hätte ich so nicht gedacht. Woher die Zahl?
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LöschenMerci. Ich klicke.
LöschenDer Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
LöschenGelöscht. Verbreiten Sie Ihr inhumanes Geschwafel bitte woanders. S.R.
LöschenÜberraschend, aber nun gut.
LöschenDer Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
LöschenGelöscht. Rechtsextreme/revisionistische Propaganda wird hier nicht geduldet.
LöschenNachdem mein Kommentar gelöscht ist, kann die Zuschreibung „inhumanes Geschwafel“ freilich nicht mehr mit Substanz unterlegt werden.
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