Samstag, 29. Oktober 2022

Mr Monbiot explains

 
"Der Neoliberalismus - der auf simplistischen Vorstellungen darüber beruht, wie Märkte funktionieren sollten, die jedoch nicht erfassen, wie sie tatsächlich funktionieren - hat noch nicht einmal zu Friedenszeiten funktioniert." (Joseph Stiglitz)

Auf die Gefahr hin, zu längst Bekehrten zu predigen, empfehle ich dieses kurze Erklärvideo von George Monbiot. Nennen wir es die nette Variante von Jonathan Pie. Außerdem soll die Chance genutzt werden, Monbiots Arbeit wieder mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Für des Englischen nicht Mächtige sind einige seiner Artikel auch auf Deutsch in der 'Guardian'-Sektion des 'Freitag' zu finden (Feedly ist hier eventuell hilfreich).


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Fast schon ist man ja versucht, sogar Figuren wie Margaret Thatcher und Ronald Reagan ein wenig in Schutz zu nehmen. Die von ihnen ins Werk gesetzte, neoliberale Voodoo Economics war damals immerhin neu und so noch nicht ausprobiert worden. Heute wissen wir längst: Der Trickle down-Effekt ist Quatsch mit Soße. Hat niemals irgendwo so funktioniert wie behauptet. Alles, was neoliberal orientierte Regierungen zuwege gebracht haben, ist, die Staatsverschuldung mit ihren Steuerentlastungen für Reiche in absurde Höhen zu treiben und die Schuld dafür den Linken in die Schuhe zu schieben.

"Kapital ist lukrativer als Arbeit. Und deshalb hat Geld auch eine andere Physik als Wasser: Es rieselt nicht nach unten, sondern nach oben. Eine hohe Kapitalkonzentration ist vor allem ineffizient: In einer Milliardärswirtschaft fliesst das grosse Kapital nicht mehr in Investitionen, sondern in Anlagen: Immobilien und Finanzmärkte. Wo es dann eine wachsende Blase bildet." (Constantin Seibt)


Wenn man die Reichen noch reicher macht und dafür die Mittelschicht finanziell austrocknet, bricht massig Kaufkraft weg. Je mehr eine Wirtschaft auf Konsum basiert, desto mehr wird das zum Problem. Auch die Reichen können jeden Euro nur einmal ausgeben und neigen zudem dazu, ihre Reichtümer nicht in die Realwirtschaft zu transferieren. Der Kaufkraftausfall konnte in Deutschland teils dadurch kompensiert werden, dass die Mittelschicht ihre vergleichsweise üppigen Ersparnisse angriff und teilweise hoffen kann, von den Eltern eine Immobilie aus besseren Zeiten zu erben, in den USA und Großbritannien dadurch, dass die Mittelschicht sich verschuldete, zum Beispiel über Kreditkarten.

Das funktioniert aber nicht endlos. In Deutschland gab schon 2019 jeder dritte Haushalt an, am Ende des Monats nichts übrig zu haben, in den USA sind die Privatschulden für viele kaum mehr zu stemmen. Wer auch im Jahr 2022 immer noch Steuersenkungen für Reiche propagiert, damit von deren gemehrten Reichtum etwas herniederriesele, ist entweder ein Idiot oder tut das aus einem bestimmten Grund.







2 Kommentare :

  1. ... das Beste, was man mit (vorhandenem, ungebundenen) Kapital tun kann: Arbeiten lassen — Grundbesitz, Immobilien, Kunst, Oldtimer etc. — alles, was von selber im Lauf der Zeit an Wert zunimmt.
    Wer solche Mechanismen leugnet ist entweder dumm oder korrupt oder beides.
    Das Schöne daran: der "Mittelstandspöbel" ist davon ausgeschlossen. Der baut/kauft sich mit ca. 45 Jahren Lebensalter sein Eigenheim und ist dann bis ca. 70 erstmal platt ...
    Wie sagt man so schön: "Die erste Million ist immer die schwierigste."

    Gruß
    Jens

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    1. Nicht umsonst bezeichete einst schon Konrad Adenauer jedes neue Einfamilienhaus als "Bollwerk gegen den Bolschewismus". Und Thatcher wusste auch, warum sie Großbritannien in eine Nation von Hausbesitzern verwandelte.

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