Freitag, 16. Juni 2023

Je suis Boomer


Hoppla, da erfuhr ich letztens zufällig, dass ich qua Geburtsjahrgang noch der Generation der Boomer zuzurechnen bin! Höchste Zeit, mich endlich auch entsprechend zu benehmen.

Jeden Vormittag, wenn ich von meiner überbezahlten Teilzeitarbeit nach Hause komme, parke ich meinen 8 Kubikmeter großen Verbrenner-SUV, der 12 Liter Super plus auf 100 Kilometer verbraucht, vor unserem Haus, in dem locker 5 volltätowierte Millenial-Avocadotoastfresser-Familien Platz hätten. Die Auffahrt ist übrigens aus blütenweißem Zierkies und wird von unserem bulgarischen Gärtner einmal täglich geharkt. Einmal die Woche muss er mit Glyphosat ran. Planet? Mir doch egal. Harr harr!

Nicht dass Sie jetzt denken, ich hätte das Auto, weil ich angeben will oder so. Meine Frau und ich haben beide Rücken und kommen in diese niedrigen Schüsseln einfach nicht mehr rein. Außerdem fahren wir einmal im Jahr in den Skiurlaub. Und da geht es so eine steile Straße zum Hotel hoch. 500 Meter, aber die haben’s in sich! Ohne Allrad quasi nicht machbar. Und soll ich mich am Ende noch entschuldigen, weil ich meine Frühstücksaustern immer einfliegen lasse? Meine Güte, warum einem welche immer so ein schlechtes Gewissen einreden müssen!

Samstags wird gegrillt, und zwar Fleisch. Auf Holzkohle, alles andere ist gegen die natürliche Ordnung der Dinge. Ich hör auch gern Musik. Ich habe eine riesige CD-Sammlung mit Achtziger-Mucke. Danach ist eh nur Schrott gekommen. Demnächst gehen wir mit der ganzen Familie zum Grönemeyer-Konzert. Gut, ich mein, dass der Herbert neuerdings immer so doofe Predigten hält wegen letzte Generation und so, find ich schon ranschmeißerisch, aber was soll’s. Spätestens bei 'Bochum' rasten wir alle voll aus. Obwohl noch nie jemand von uns da war.

Nee, nee, man stellt sich das so einfach vor. Uns wurde doch auch nichts geschenkt. Die jungen Leute heute werden ja von vorn bis hinten gepampert. Und immer gleich so "Mimimimimimi, Immobiiiilien sind sooo teuer und die Rente erst!" Nee, nee, bei uns war das anders. Die Finanzierung unseres Eigenheims kostete damals satte 3,99 Mark im Monat. Ein Auto gab es gratis dazu, wenn man im Coop für mehr als 100 Mark einkaufte (na, wer von euch kennt noch Coop, liebe Schneeflöckcken?). Man muss sich auch mal strecken im Leben. Und jetzt zahlt gefälligst schön weiter in die Rentenversicherung ein, haben wir schließlich auch getan.

Unsere Kinder Malte, Pernilla und Klappspaten sind auch alle brave Langweiler geworden. Dank Nachhilfeunterricht, Jugendfreizeiten und einer ausgewogenen Ernährung aus Dosenschwarzbrot, Cefrisch, Knisterbrause und Wienerwald-Hähnchen. Haben auch alle viel zu große Häuser, jeweils drei Autos und fliegen drei Mal im Jahr in den Urlaub. So ist’s recht! Es soll doch jeder so leben, wie er will, sag ich immer.

Sollte reichen für einen ordentlichen Generationenkonflikt.






6 Kommentare :

  1. ... gerade mal Coop gegoogelt und Bernd Otto gefunden.
    "Otto ist verheiratet und hat zwei Töchter. Sein umfangreiches Vermögen wurde zum Teil auf seine Frau übertragen."
    Nice — sind sie doch alle gleich (Grüne, Rote, Schwarze) ...

    Gruß
    Jens

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    1. Ich erinnere mich noch dunkel. Der Coop-Skandal galt hier damals neben der Sache mit der Neuen Heimat als Musternbeispiel für sozialdemokratischen Filz. Eine Nachbarsfrau hatte ihr Leben lang immer dort eingekauft ("im Konsum", Betonung auf der ersten Silbe). Ihre Welt war zu Ende.

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  2. DasKleineTeilchen17. Juni 2023 um 10:39

    coop und spar. und die mit dem grünen band der apathie...

    von ab; du pullst hier n bonetti?

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    1. Nö, ich hab so was vor Jahren immer mal gemacht. Bonetti hat mir zu danken.

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  3. Ihr Boomer habt die ganzen Raider aufgefressen und nur das blöde Twix zurückgelassen. 1977 habt ihr Arbeitgeberpräsident Ed von Schleck entführt und ermordet. Gäbe es euch nicht, würde die Mauer noch stehen und die AfD wäre im Osten nicht bei 32 Prozent. Und wer hat denn das alkoholfreie Bier und die Tofuwurst erfunden?

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