Donnerstag, 12. Oktober 2023

Zehn Gedanken zu Israel


"Leute, denen der Nahe Osten normalerweise am Arsch vorbeigeht, die aber jedes Mal in helle Aufregung verfallen, wenn Israel involviert ist, und sei es am Rande, haben offenbar ein Problem mit Juden." (Hannes Stein)

Ja klar, man muss immer beide Seiten sehen und jeder Konflikt hat eine Vorgeschichte. Im Krieg gibt es nur Verlierer und alle sind immer ein bisschen mitschuld. Weiß ich. Dergleichen offensichtliches wie blatant dummes Geschwätz ist ja inzwischen quasi überall und wäre ein wenig leichter zu ertragen, käme es sich nicht so irre schlau, edgy und abgeklärt vor. Konnte man schon damals friedensbewegte Teppichtaschenmädels mit beeindrucken. Die Frage ist doch, wie man die beiden Seiten jeweils gewichtet. Und da ist aus meiner Sicht im Falle der Hamas-Angriffe auf Israel der Fall ziemlich klar:

1. Israel ist die einzige Lebensversicherung auf der Welt, die Juden haben. Fiele Israel, dann wären Juden auf der ganzen Welt wieder in der Situation, in der sie sich von 70 n. Chr. bis 1948 befanden: Überall eine religiöse Minderheit, deren Wohl und Wehe davon abhinge, dass dort wo sie leben, Pogrome und Verfolgung gerade nicht in Mode wären.

2. Wenn es eine Konsequenz aus 33-45 gibt, dann die: Kein Mensch mit einem Rest Anstand im Leibe, erst recht kein Deutscher, kann das ernsthaft wollen.

3. Auch als jemand, der das Konzept Nationalstaat eigentlich obsolet findet, muss ich gestehen, dass es für die Israelis bis auf weiteres kaum eine Alternative zu einem wehrhaften Nationalstaat geben dürfte und es infam wäre, ihnen da im belehrenden Ton hineinzureden. (War es eigentlich schon immer, ist es im Moment aber besonders.)

4. Die Hamas will nicht verhandeln, die Hamas will die Juden vernichten. Es geht also um alles oder nichts. Weswegen in Israel momentan auch die schärfsten Kritiker der amtierenden Regierung zu den Waffen greifen.

5. Apropos: Blabla wie 'Legitime Kritik an der Politik des Staates Israel, die ja wohl erlaubt sein muss und kein Antisemitismus ist', ist vor diesem momentanen Hintergrund, vor allem aus Deutschland, ziemlich müßig.

6. Israels Staatsgebiet ist so klein, dass strategische Rückzüge, elastische Verteidigung und weiträumige Truppenbewegungen wie in der Ukraine nicht möglich sind. Israel hat daher kaum eine andere Wahl als einen existenzbedrohenden Angriff wie den der Hamas mit maximaler Härte zu beantworten.

7. Wer es schon irgendwie verständlich findet, dass Zivilisten, Frauen und Kinder wahllos misshandelt, entführt und massakriert werden, sollte über israelische Siedlungspolitik lieber die Klappe halten.

8. Die Jubelszenen des Pöbels aus Hamas-Anhängern und -Sympathisanten nicht nur in Berlin sind unerträglich. Man komme mir da nicht mit Moral. "Wer sich dermaßen über das Leid und das Martyrium anderer Menschen freuen kann, wer ekstatisch Menschen zujubelt, die andere Menschen abschlachten, zerhacken, zerreißen, vergewaltigen, der ist nicht viel besser als die Täter selbst." (Onkel Michael)

9. Wer sich in dieser Situation nicht klar und unmissverständlich an die Seite Israels stellt, stellt damit bereits das Existenzrecht der einzigen Demokratie in der Gegend infrage. (Diese Demokratie mag nicht perfekt sein, hat aber mit Menschenrechten immer noch deutlich mehr am Hut als so ziemlich alle umliegenden Länder.)

10. Bevor einer "Kriegstreiber!" oder so kräht: Es geht nicht um einen totalen Sieg über die Hamas. Es geht darum, dass die Hamas keine Bedrohung mehr darstellt. Und das ist wohl nur mit Gewalt zu erreichen.

In diesem Sinne: Am Israel chai! 🇮🇱








8 Kommentare :

  1. Wow, das ist aber klar und deutlich - Chapeau!
    Jürg (Tom) Wellbrocks Erguss über Israel schon gelesen?

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  2. Wellbrock legt sich nur ungern fest und schreibt oft ohne einen eigenen Standpunkt zum Thema. Man könnte auch versuchen, einen Pudding an die Wand zu nageln. Viel üblere ist der nachfolgende Text von La Puente, der die 1.200 ermordeten Zivilisten mit "historischen Zusammenhängen und Hintergünden" relativiert und als Notwehr der Palästinenser entschuldigt.

    Es wurde aber auch höchste Zeit, dass diese beiden Olympiasieger im Schwurbeln hier aus der Blog roll fliegen.

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  3. " Israels Staatsgebiet ist so klein,..."
    Ich erinnere mich an einen Satz in einem Buch von Ephraim Kishon, daß es Israel schon deshalb so schwer fallen würde, das Gebiet aus dem Sechs-Tage-Krieg (siehe Geschichtsbuch) abzugeben, weil es mit dem Gebiet endlich mal möglich ist, Israel auszuschreiben statt mit Isr. abzukürzen.
    Und da ist was dran,

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  4. Es ist schlimm genug, dass so etwas überhaupt "diskutiert" werden muss.

    Beeindruckend fand ich die Rede Omid Nouripours gestern im Bundestag.

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  5. Ich frage mich, wie lange das da unten so weitergehen soll. Für immer? Wenn sie jetzt die Hamas wegballern steht da in 10 Jahren die nächste "Organisation" vor der Tür. Oder sie bomben durmherum alles weg oder lassen die Region langfristig ausbluten. Dann haben die auch kein Problem mehr mit ihrem Bevölkerungswachstum und der Siedlungspolitik.

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    1. Weil Israel das Problem ist, nicht wahr? Die umliegenden Staaten vom inzwischen leicht angenäherten Ägypten bis zum Iran sind ja nur die üblichen, mehr oder minder offenen Diktaturen mit Republikanstrich und absolut friedliebend, insbesondere berühmt für ihre grundsätzliche Akzeptanz des Staates Israel sowie des Judentums als Religion.
      öhöm... was für ne Täter-Apologetik

      Die Hamas et al. haben doch nicht nur ein Problem mit rechtsextremen u/o ultraorthodoxen jüdischen Siedlern sondern mit der bloßen Existenz Israels und von Juden und Jüdinnen.

      Was sollen die Israelis deiner Meinung nach tun? Ihren Staat aufgeben, ins Exil gehen oder sich umbringen lassen? Damit die armen armen guten Staaten außenrum endlich Ruhe haben?

      Gruß
      Magda

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    2. Isreal ist Teil der Lösung und nicht des Problems. Kurzfristig sollen sie die Hamas meinetwegen sogar vernichten. Langfrisitig müssen sie sich als der Stärkere und eben auch aus Position der Stärke heraus was überlegen. Einstellung/Veränderung der expansiven Siedlungspolitik und Anerkennung bestimmten Territoriums als palästinensischen Staat wären wohl zielführend.
      Solidarität habe ich im übrigen nicht mit Staaten oder Regierungen/Machthabern, sondern deren Menschen.

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  6. Die Hamas nutzt im Gaza ein raffiniertes, wandelbares IT-System um die Welt mit ihrer Propaganda zu beeinflussen. In ihr entsteht der Schein, dass an allem Leid der armen Menschen in diesem Landstrich natürlich Israel schuld ist. Die eigene Bevölkerung missbraucht die Hamas durch geschickte Maßnahmen als Schutzschild. Ganze Staaten und auch Israel selbst, sicherlich geschwächt durch innenpolitische Differenzen, haben die Gefahr nicht erkannt. Jetzt hilft nur Tabula Rasa.

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