Donnerstag, 18. Juli 2024

Kommt halt drauf an


Natürlich darf Satire alles, aber es kommt halt immer darauf an, wer Witze über wen macht. Nach unten, oder besser: gegen Migranten, sind inzwischen so ziemlich alle Geschmacksgrenzen gefallen. Längst nicht nur aus der AfD wird verkündet, Eingewanderte "entsorgen" zu wollen. Öffentlich-rechtlich bestallt, darf Dieter Nuhr fröhlich die Hundepfeife blasen und zur zweitbesten Sendezeit (sonntags kurz vor dem Heiagehen) Witzchen über rammelgeile Türken reißen oder die mit dezent fischigem Syltaroma versetzte rhetorische Frage stellen, ob man Messermänner nicht einfach einschläfern könnte.

"Wir fordern, daß alle Nicht-Deutschen, die seit 2. August 1914 in Deutschland eingewandert sind, sofort zum Verlassen des Reiches gezwungen werden." (25-Punkte-Programm der NSDAP vom 14. Februar 1920)


Wenn aber einer einer eine dumme Bemerkung macht gegen den knapp verfehlten Donald Trump, will heißen, im Prinzip das ausspricht, was Millionen eh auf der Zunge hatten, dann ist aber so was von was los. Dann fließen welche plötzlich über vor Mitgefühl, die ansonsten die 'Politische Korrektheit' abschaffen wollen, denen Dinge wie "an der Grenze abknallen" und ähnliches locker über die Lippen kommen, derweil sie über 'cancel culture' und das Ende der Demokratie greinen, wenn sie dafür kritisiert werden, und sie vergießen bittere Krokodilstränen über solch rabiate verbale Gewalt. Fast könnte man auf den Gedanken kommen, da exorzierten welche stellvertretend etwas, das sie sich selbst heldenhaft verkniffen haben.

Daher kann man die Schnelligkeit irritierend finden, mit der jetzt ein Sebastian Hotz alias 'El Hotzo' beim RBB abgesägt wurde, derweil einer wie Nuhr trotz vereinzelter Gutmenschen-Proteste weitgehend unbehelligt weiterwitzeln kann. Das muss dieser berühmte linksgrüne Mainstream sein. Der hat ja jetzt in Gestalt von Bundesinnendiktatorin Faeser (Hallo! Ein Scherz! Spaß! Jokus! Kein Grund, mir frühmorgens ein SEK auf die Bude zu schicken) das vom gründlich durchgehufeisten Jürgen Elsässer herausgegebene 'Compact'-Magazin bzw. den Verein, der als Träger fungiert, verboten.

Als weitgehender juristischer Laie gehe ich übrigens davon aus, dass das Verbot durchaus von Gerichten wieder gekippt werden könnte. Und auch sonst eher sinnlos ist. Im Sinne von: nix bewirken wird. Nach allem, was sich so in Erfahrung bringen lässt, ist das Traktätchen eine alberne Quatschpostille, die einer bestimmten Zielgruppe exakt den Blödsinn in gedruckter Form verzählt, den sie sich in diversen 'Social' media-Kanälen eh schon tagtäglich einpfeift: Wir leben in einer Diktatur, die Impfung tötet, wir werden ausgetauscht, die von den USA gesteuerten Kriegstreiber von der Ampel planen, in Russland einzumarschieren, Putin will doch nur Frieden, die Grünen sind die wahren Faschisten und Volksverräter und was weiß ich noch alles.

Die einzige für mich ersichtliche Funktion des Blättleins ist die Mehrung des Kontostandes des Herausgebers, alles Weitere (Aufhetzen des rechten Mobs, Hatespeech salonfähig machen und normalisieren, Kremlpropaganda verbreiten) erledigen längst andere effektiver und professioneller.

Habe ich übrigens erzählt, dass mir, keine Ahnung, wieso - seit ein paar Tagen dieser schöne alte Schlager nicht mehr aus dem Kopf geht?


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Und haben Sie gewusst, dass der brandenburgische CDU-Vize Bommert Kanzler Scholz den Tod gewünscht hat? Den Joke haben wir übrigens auch schon gerissen. Damals noch mit Lieblingsschauspieler Patrick Swayze, Lieblingsschauspielerin Farrah Fawcett und Lieblingspolitiker [hier beliebigen Namen einsetzen]. Das war 2009. Falls Sie sich also fragen, was dieses komische Geräusch im Hintergrund ist: Das ist die im Keller vor sich hin rotierende Bartwickelmaschine. Bommert bedauerte seinen, so wörtlich, "politisch nicht ganz korrekten" Witz, schließlich greife "jeder mal daneben". Aha. Für Jan Redmann, CDU-Fraktionschef im brandenburger Landtag, war die Sache damit erledigt.

Kommt halt immer darauf an, wer über wen. Das muss diese berühmte Cancel culture sein, an der dieses Land zugrunde geht.







2 Kommentare :

  1. Dass unser Noch-Kanzlerdarsteller Olaf S. den gelungenen Angriff auf das rechte Ohr des Möchtegern-Despoten Donald T. als "Bedrohung der Demokratie" interpretierte, das geht ja schon ein wenig bisschen in Richtung Realsatire. Ich find den Olaf sowieso viel witziger als den dauerverbitterten Herrenwitzemacher Dieter N.
    Dennoch ist Olafs Interpretation nicht ganz falsch, leider. Wäre das Projektil da gelandet, wo es hinsollte, hätte das der Demokratie wohl kaum genützt. Auch wenn ich das, was uns vom derzeit herrschenden Personal als Demokratie verkauft wird, nicht für sonderlich schützenswert halte, die Alternativen sind schlimmer. Auch mit gut gezielten Kopfschüssen schafft man keine bessere Welt, glaub ich. Allerdings tatsächlich auch nicht dadurch, dass man irgendwelche rechten Schmierblättchen verbietet.

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  2. PS.
    Der "Völkische Beobachter" wurde seinerzeit auch mal verboten, zeitweise. Genützt hat es nix.

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