Freitag, 13. Juni 2025

Vermischtes und Zeugs (CXVII)


Nur wenigen ist der Name Wes Cherry bekannt. Dabei gehört er zu den Menschen, die sich um die Senkung der Arbeitsmoral in Bürojobs am meisten verdient gemacht haben. Cherry war 1989 Praktikant bei der in Fachkreisen nicht völlig unbekannten Softwarefirma Microsoft. Dort entwickelte er für die damals noch neue Windows-Oberfläche das Programm 'Klondike', besser bekannt als 'Solitär'. In der Folge gingen Myriaden Arbeitsstunden auf der Welt in die Wicken, weil Bürohengste fortan digitale Patiencen legten und Karten schoben. Ungezählt auch die Krankheitstage infolge Sehnenscheidenentzündung, die auf auf das Konto von Cherrys genialer Erfindung gehen dürften. Zwar gab es bereits zuvor eine 'Klondike'-Variante für Apple-Rechner, aber die waren damals nur was für 'Kreative' und Angeber. 

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In Kalifornien sehen wir gerade, was passiert, wenn zu viele sagen: "Aaach, nun lass’ ihn doch erstmal machen, sooo schlimm kann es ja wohl nicht werden. Was kann schon groß passieren?"

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Zu den unbestreitbaren Vorteilen des Älterwerdens und der Kinderlosigkeit gehört es, dass man von Hochzeitsfeiern zunehmend verschont bleibt. Man verstehe mich nicht falsch: Ich habe nicht das Geringste einzuwenden gegen eine zünftige Feier im Kreise lieber Menschen. Nein, es ist das für Gäste zunehmend kostspielige Brimborium, das nicht wenige inzwischen um ihre Vermählung veranstalten. Als eine Verwandte sich Anfang des Jahrtausends vermählte, tat sie das in der Nähe von Aachen, weil dort die neue Familie residierte und sie dort hinzog. Da lappte ich noch klaglos fünfzig Euro für die Übernachtung in einem schlichten Hotelzimmer. Alles fein. Zuletzt bekam ich eine Einladung zu einer Hochzeit, die in Italien stattfinden sollte und die mehrere Übernachtungen nötig gemacht hätte. Unter anderem, weil der Ort des Geschehens 200 Kilometer vom nächsten Flughafen entfernt lag. Ich habe dann abgesagt mit der Begründung, ich bekäme keinen Urlaub. Andere, von denen ich weiß, wurden nach Malta beordert und nach Griechenland. Obwohl das Brautpaar dort nicht familiär verbandelt war.

Es hat nichts mit Weltläufigkeit oder Originalität zu tun, sondern ist schlicht eine egozentrische Frechheit und das diametrale Gegenteil von Großzügigkeit und Gastfreundschaft, sein Gehochzeite mit einem teuren Urlaub verbinden und allen Gästen, ungeachtet deren finanzieller Möglichkeiten, denselben ebenfalls aufzwingen zu wollen. "Hiiii ihr Lieben, wir wollen ja im Sommer heiraten, und diesen schönsten Tag unseres Lebens wollen wir mit euch gemeinsam an unserem absoluten Lieblingsort verbringen: am Strand von Phuket/am Grand Canyon/auf den Malediven/am Arsch der Welt/auf dem Todesstern. Unten findet ihr Links zu Reiseveranstaltern, bei denen ihr entsprechende Packages buchen könnt. Wir freuen uns schon total!" Mit anderen Worten: Man soll gefälligst seine Rücklagen knacken für Hin- und Rückflug und einen mehrtägigen Aufenthalt an einem Ort, den man sich nicht aussuchen kann, ein paar Tage in einem Hotel mit Leuten verbringen, die schon einen Abend lang nur schwerst alkoholisiert zu ertragen sind und soll noch seine komplette Urlaubsplanung umschmeißen? Sicher doch!

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Laut einer EU-Richtlinie sollte der gesetzliche Mindestlohn bei 60 Prozent des Medianeinkommens des jeweiligen Landes liegen. Das betrug in Deutschland 2024 52.159 € p.a. Was wiederum einem Stundenlohn von 25,08 € entspricht (bei einer 40-Stunden-Woche). 60 Prozent davon sind 15,58 €. Den Mindestlohn auf 15 € zu erhöhen, ist also keine linke Spinnerei, sondern hieße lediglich, geltendes EU-Recht umzusetzen. Aber was sind schon li-la-lästige Gesetze?

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Es kommt vor, dass man sich eine Serie/einen Film etc. nach 20 Jahren noch einmal anschaut und denkt: "Oh Gott, DAS hast du einmal gut gefunden? DAMIT hast du einst ernsthaft deine Zeit verschwendet?" Doch gibt es immer wieder Werke, denen der Zahn der Zeit offenbar kaum etwas anhaben kann. Weil sie zeitlos sind. Ein Beispiel ist die hier bereits erwähnte, von 1993 bis 2004 produzierte Sitcom 'Frasier', die gerade auf PlutoTV umsonst zu streamen ist. Ein anderes ist die Serie 'Dr. House', die von 2003 bis 2011 lief und die man komplett bei Netflix ansehen kann. Die Fälle des von Hugh Laurie verkörperten, tablettensüchtigen Miesepeter-Docs haben es damals sogar bis an hiesige medizinische Fakultäten geschafft. 

Sicher, man kann monieren, dass die Folgen meist nach Schema F ablaufen, doch sollte man sich klarmachen, dass die Serie vor dem Boom der Streamingdienste erschienen ist und noch auf lineares Fernsehen angelegt war, wo man in der Regel eine Episode pro Woche anschaute. Man kann ebenfalls kritisieren, dass das Ganze gegen Ende immer abgefahrener wird, aber das ist wohl der Eigendynamik des Formats geschuldet, bei dem die Zuschauer:innen halt irgendwie bei der Stange gehalten werden müssen. Beim neuerlichen Anschauen der ersten Staffel war ich jedenfalls überrascht, wie unglaublich gut das gealtert, was für ein großes Vergnügen das immer noch ist und vor allem von welcher hohen Qualität das ist. 








6 Kommentare :

  1. "Andere, von denen ich weiß, wurden nach Malta beordert und nach Griechenland"
    2015 mal ca. 600,00 für ne Hochzeit auf Malle ausgegeben.
    ... muss nicht sein.
    Gruß, Jens

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  2. in meiner Familie hatte es auch eine auf die Spitze getrieben.Ich habe das ganze abgekürzt,eine Karte mit 50 € geschickt, und gut wars.Den Stress tue ich mir nicht an, in ein mieses Hotel oder auf der Besucher Klapp Couch zu schlafen und es unangenehm zu finden, den Gastgeber zu nerven.

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  3. Ach, Dr. House … Hab ich über die Jahre dreimal komplett durchgeschaut. Gibt nicht viele Serien, von denen ich das behaupten kann. Und ein viertes Mal wird sicher irgendwann folgen.

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  4. Haha, ich hab nach der standesamtlichen Trauung (dank Kleinststadt vom Bürgermeister) der Gemahlin ein Paar Stiefel gekauft und dann sind wir gut essen gegangen. Ohne Ankündigung oder Gäste. Die Familie (ihre, ich hab da nichts mehr) war kurz beleidigt, das gab sich aber auch wieder schnell.

    Das Lokal war übrigens die „Sackpfeife“, in der auch Königin Silvia von Schweden, geborene Sommerlath aus Heidelberg, zum Abschluss ihres jährlichen Heimaturlaubs immer dort dinierte. Einige Jahre später schloss das Lokal aus familiären Gründen, was schon wegen des denkmalgeschützten spätmittelalterlichen Innenhofs sehr schade war. Das wieder brachte im Jahr darauf den Ort in die Schlagzeilen und in den TV-Jahresrückjauch, weil man anscheinend den schwedischen Hof nicht benachrichtigt hatte und nun die Königin vor verschlossener Tür stand und – SKANDAL!! – auch bei einer anderen Wirtin am Ort nicht erkannt und wegen geschlossener Hochzeitsgesellschaft abgewiesen wurde. Mit dem Artikel samt Bild, wie sie mit ihrem Begleiter/Fahrer/Leibwächter dann am Marktplatz einsam Pizza essen musste [schluchzt], leitet die dortige Pizzeria immer noch die Speisekarte ein.

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