Donnerstag, 16. Oktober 2025

Stadtbildliches


Willkommen zu einer weiteren Runde des beliebten Spiels 'Hau den Migranten!'. Friedrich Merz mokierte sich ja jetzt über das zunehmend undeutsche Erscheinungsbild der hiesigen Städte und regte an, zur Freude etlicher Remigrationsfans vermutlich, diesem Problem mit verschärften Abschiebungen beizukommen. Dabei lautet die eigentlich interessante Frage doch wie so oft: Warum sehen Städte eigentlich aus wie sie so aussehen? Bzw. warum sind Stadtbilder so, wie sie so sind? Wo sind 'Schnitzel-Toni' und 'Didi's Pil's-Stübchen'? Oder vielleicht was Gehobeneres? Restaurant 'Zum goldenen Ochsen' (ein Stern) oder so? 

Wo sind sie bloß hin, die ganzen inhabergeführten Geschäfte, in denen kundige inländische Inhaber:innen interessantes, von ihnen selbst zusammengestelltes Sortiment feilhalten? Ist an der Nummer mit dem 'Großen Austausch' am Ende doch was dran?

Nein, Horst. It’s the economy, stupid!

Das ist das Ergebnis einer Entwicklung, die von der Politik nicht erst seit 2015, sondern schon seit Jahrzehnten, wenn nicht aktiv betrieben, dann zumindest billigend in Kauf genommen oder einfach hingenommen wird. Gern auch mit freundlicher Unterstützung von Einzelhandelsgiganten.

Meine selige Frau Großmutter zum Beispiel stiefelte noch in den Siebzigern jeden Vormittag außer am Sonn- und Waschtag bei jedem Wetter wacker in die Stadt, um bei inhabergeführten Geschäften für den täglichen Bedarf einzukaufen. Bäcker, Metzger, Obst- und Gemüsehändler. Manchmal Kurzwaren. Das tat sie auch noch dann, als es längst die ersten Supermärkte gab. Weil: neumodischer Tüdelkram. Vorräte wurden entweder durch Einkochen selbst angelegt oder alle paar Wochen mit einer Fahrt zu einem nahegelegenen Großmarkt. Heute? Bequeme Einkaufsmöglichkeiten auf der grünen Wiese, auf dem Weg von der Arbeit zu erledigen. 

In der Folge wurde so ziemlich jede Innenstadt im Land, die nicht Berlin/Hamburg/München etc. ist, schon vor Jahrzehnten von einer Handvoll Krimskramsketten übernommen. Gegen die inhabergeführte Klein- bzw. Einzelunternehmen, so sie nicht sehr spezielle Nischen oder besonders zahlungskräftige Kundschaft bedienen, auf Dauer nun mal keine Chance haben. Weil aber nun immer mehr Krimskrams online bestellt wird, verschwinden auch die Krimskramskettenläden nach und nach. Übrig bleiben meist Leerstände.

Und die Gastronomie? Seit den Achtzigern sinken die Reallöhne in Deutschland. Hinken der Inflation hinterher. Weil es der Wirtschaft halt schlecht geht und anhängig Beschäftigte sich gefälligst am Riemen zu reißen und Lohnzurückhaltung zu üben haben, so wird es von jeher auch in Exportweltweisterzeiten propagiert. Das bedeutet unter anderem, immer mehr Menschen kürzen ihre Budgets, so überhaupt noch vorhanden, fürs ausgehen. So rechnet sich Gastronomie immer öfter nur noch in Grauzonen. Wenn im Hintergrund eine Großfamilie da teils unentgeltlich oder gegen Bares mitschafft und wohl nur ein Teil ordnungsgemäß abgerechnet wird

Auch das schafft Leerstände und Leerräume, die oft von Migranten ausgefüllt werden. Döner, Schawarma, Barbershops, Orientmärkte, Kioske. Funktioniert nur, weil im Hintergrund oft eine Großfamilie da teils unentgeltlich oder gegen Bares mitschafft und wohl nur ein Teil ordnungsgemäß abgerechnet wird. Das ist auch für Inländer attraktiv, die es nicht mehr einsehen oder nicht mehr die Möglichkeit haben, für ein frittiertes TK-Schnitzel mit Eimersauce und TK-Pommes mehr als 20 Euro zu berappen. Und natürlich sammelt sich dort, getreu dem alten Prinzip, für dessen Verständnis man nicht Raketenwissenschaften studiert haben muss und das lautet, dass Gleich und Gleich sich gern gesellen, eben auch entsprechendes Publikum. 

Gesetzt also den Fall, es wäre auch rechtlich ohne weiteres möglich, das Stadtbild per Massenabschiebung zu ändern und man schritte entsprechend zur Tat, änderte es sich dann zum Besseren? Habe da meine Zweifel. 

Übrigens, eines noch: Wenn man als CDU Forderungen der 'A'fD quasi 1 : 1 übernimmt, dann sagt Gevatter:in 'A'fD-Wähler:in eben nicht: "Oh geil, die CDU fordert jetzt auch dasselbe wie die 'A'fD, dann brauche ich die ja jetzt nicht mehr zu wählen, juhu!" Nein, verdammt noch mal! Die Logik lautet vielmehr: "Hey, wenn die CDU jetzt auch das fordert, was die 'A'fD schon seit langem fordert, dann ist mit diesen Forderungen doch alles okay, oder?“ Wollte es nur noch mal für ganz Doofe erklärt haben. Nicht dass ich mir dereinst auf dem Sterbebette vorwerfen muss, es nicht zumindest versucht zu haben.








16 Kommentare :

  1. Der Herr Merz hätte sich eine AfD-Ehrenmitgliedschaft inzwischen mehr als verdient, finde ich.

    PS.
    Zur Verbesserung des Erscheinungsbilds der Berliner Mitte schlage ich die alsbaldige Abschiebung des langen sauerländischen Elends in seinen Heimatkreis vor.

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    1. Kriminelle abschieben, gerne nach Syrien oder Afghanistan! Ganz böse, aber die auch und gerade für Euch linksalternative nicht so wichtigen Italiener oder Türken durften ausgeschafft werden, verlogen

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  2. "inländische Inhaber:innen"
    ... vor ca. nem Monat: ich stehe am Straßenrand (Kleinstadt zwischen Düsseldorf und Köln). Fetter Daimler - DO-Kennzeichen hält an — Seitenfenster runter, Arm raus — Typ läuft an mir vorbei und steckt dem Daimlertyp ne 10 cm Geldrolle zu — noch Fragen?
    Gruß Jens
    (kommt mir jetzt nicht mit "der musste das Krankenhaus für Omi bezahlen)

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    1. Ganz sicher, dass das nicht bloß ne Rolle Klopapier war? Die Zahl der Corona-Infektionen soll ja inzwischen wieder deutlich ansteigen.

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  3. Mir fallen dazu noch ein oder zwei weitere Punkte ein.
    Einmal, Kneipen waren mal so etwas wie das Wohnzimmer, die Leute gingen da hin um.ihren Mitbewohnern in ihren engen Wohnungen (2 Erwachsene und 3 Kinder in 2 Raumwohnung) zu entgehen.
    Zum anderen, um Kontakte zu pflegen, was in den Nullern von Myspace und Facebook, inzwischen von Dauersocialmedia und Messenger übernommen wurde (wo vor 20 Jahren noch ein sperriger PC stand muss heute nur noch ein Telefon in Geldscheingrösse herhalten).
    Ach ja, und natürlich das oft erwähnte Discounteressen (ob Microwelle oder Steamer oder etc), statt 1-2h Zubereitungszeit nun noch 20 Minuten.

    Im Stadtbild fehlen allerdings zunehmend die saufenden und schnorrenden Punks. Aber die meinte der Fritz wohl eher nicht.

    lg

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    1. Was ich gelegentlich gerne im Stadtbild sähe: einen saufenden und schnorrenden Friedrich Merz, begleitet von einem komplett zugedröhnten Carsten Linnemann. Dafür würde ich auch gerne je einen Euro abdrücken.

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    2. Keine Ahnung, aber dicke Lippe

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    3. Könnten Sie das bitte etwas präzisieren? Danke.

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    4. Was hat die Welt davon, wäre der jetzige Bundeskanzler, habe ihn nicht gewählt, wohnungslos und betteln unterwegs

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    7. @Anonym 18:17
      Es fiele ihm vielleicht leichter, mal die Perspektive zu ändern?

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  4. Wenns Ihnen nichts ausmacht, dann seien Sie doch so nett und entfernen Sie bitte meinen letzten Kommentar, lieber Stefan Rose, er hat sich ja inzwischen erledigt. Ich hätte auf das Gestammel eh nicht reagieren sollen, mein Fehler.

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  5. Alle Augen und Ohren zumachen, denn es darf nicht sein, was nicht sein darf - und was der AfD nützt! Also wird die Realität verdreht, bis ins Unermessliche. "Stadtbild - eine Art linguistischer KluKluxKlan!" Damit hat Simone Solga alles gesagt. Es ist nur noch absurd.

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