Mittwoch, 11. Mai 2016

Ronny des Monats - Mai 2016


Geübte Leser wissen es. Die zweite Woche eines jeden Monats ist Ronny-Zeit. Wobei ich dieses mal sagen muss, doch ein wenig enttäuscht gewesen zu sein. So richtig üble Kracher waren gar nicht dabei. Klar, es wird mal ein Demonstrant am Rande einer Demo aufgemischt und ich will das gewiss nicht verharmlosen, aber ich habe den Eindruck, da ging schon mal mehr. Was ist los? Lasst ihr nach oder verheimlicht die Pinocchiopresse uns am Ende was? Ja, es gab sogar echte Lichtblicke zu verzeichenen, wie die Verurteilung von Pegida-Mastermind Lutz Bachmann wegen Volksverhetzung. Der sächsischen Justiz wäre auch anderes durchaus zuzutrauen gewesen ("Wio lössen üns vom lings fo-siwwden Wesden nich vorschreiben, wie...").

Trotz allem hat es auch diesen Monat natürlich wieder für fünf Preisträger und einen Sonderpreis gereicht (wie gehabt, verweisen mit * versehene Links in die Untiefen von Facebook):

Sonntag, 8. Mai 2016

Großes Margot-H.-Nachruf-Bullshit-Bingo


"unbelehrbar"
"bis zuletzt"
"Unrechtsstaat"
"Unrechtsregime"
"eisern"
"mit eiserner Hand"
"Ideologin"
"Hardlinerin"
"starrsinnig"
"starrköpfig"
"verblendet"
"verbohrt"
"Realitätsverlust"
"realitätsfern"
"betonköpfig"
"bis zum Schluss"

Hab ich was vergessen?

Freitag, 6. Mai 2016

Schöner Scheitern


Ein gewisser Johannes Haushofer hat letztens ein wenig für Furore gesorgt, indem er einen Lebenslauf von sich veröffentlicht hat. In dem hob er nicht, wie üblich, seine Schokoladenseiten hervor, sondern listete all das auf, was so schief gegangen ist in seinem Leben. Sein Resümee: "Das meiste von dem, was ich angehe, scheitert." Sein Job: Professor in Princeton. Sein Ziel: Leuten Mut machen. Seht her, auch ich koche nur mit Wasser. Mir geht es letztlich auch nicht anders als euch. Keine uncharmante Idee auf den ersten Blick. Auf den zweiten ist das eine ziemliche Frechheit.

Dienstag, 3. Mai 2016

Fast wie beim Schweden


Wenn ich Zeit habe und mich die Sehnsucht nach handfestem Essen und Hausmannskost überkommt, dann schaue ich gern mal bei Krümmel in Bochum vorbei. Kennt fast jeder in der Gegend. Ein Metzgerei-Werksverkauf, der direkt an der A 40, im alten Schlachthof untergebracht ist. Kommt man nicht mitten in der Nacht (geöffnet ist ab fünf in der Früh), dann sollte man Geduld mitbringen, erst recht an einem Tag wie heute. Donnerstag ist Feiertag, da wollen viele nach dem Sauwetter der letzten Wochen endlich die Grillsaison einläuten. Sich mit Grillgut für mehrere hundert Gäste zu bevorraten, ist kein Problem hier. Genau das scheinen nicht wenige vorzuhaben. Mir schwant schon Böses, als ich kaum auf den Parkplatz komme. Nichts geht mehr. Parken ist nur, wenn einer rausfährt. Das dauert. Schon Herbert Knebel wusste, dass die allerschlimmste unter den Schlangen die Wurstthekenschlange ist.

Samstag, 30. April 2016

Strudel der Mitte


"In Gefahr und höchster Not bringt der Mittelweg den Tod." (Friedrich von Logau)

Tempi passati

Möglicherweise bin ich ja familiär vorbelastet. Vor zwanzig Jahren wanderte meine Tante von Sri Lanka kommend, mit ihrer jüngeren Tochter nach Großbritannien ein. Nachdem sie Anfang der Siebziger eine Zeit in London, wo sie ihren Mann kennen gelernt hatte und in Oxford gelebt hatte, war sie mit ihm in seine Heimat Sri Lanka gezogen. 15 Jahre später war die Ehe am Ende. Sie nutzte die Chance, dass ihre Tochter in London studieren wollte und machte sich vom Acker, zurück nach Oxford. Beide hatten neben der ceylonesischen die deutsche Staatsbürgerschaft behalten und daher als EU-Bürgerinnen Anspruch auf Sozialleistungen. Es war übrigens das von John Major verwaltete post-Thatcher-Großbritannien, nur zur Information.

Dienstag, 26. April 2016

Ja, ist es denn...?


Da hört sich doch nun wirklich alles auf! Dieser verfluchte Dirk Roßmann! Der ist bekanntlich einer der Großdrogisten der Nation und liefert sich den üblichen Kosten- und Preisdumping-Wettbewerb gegen die buckligen Wettbewerber, vor allem dm und Müller. Jetzt haben investigative Reporter des 'stern' herausgefunden, dass dieser Haderlump es doch tatsächlich wagt, über eine Fremdfirma Undercover-Leute einzusetzen, um die Preise der Konkurrenz auszukundschaften. Schockschwerenot, was für ein Scoop! Spiegel-Affäre? Anfänger! Watergate? Ein Schiss dagegen!

Samstag, 23. April 2016

Also schön: 'In eigener Sache'


Normalerweise schätze ich diese Grundsatzartikel Marke 'In eigener Sache' ("Warum ich blogge", "Wie ich die Welt und das Schreiben begreife" etc.) nicht sonderlich und bin da eher sparsam. Erstens läuft so was für meinen Geschmack allzuoft bloß auf eitle Selbstbespiegelung hinaus und ist meist auch grottenlangweilig zu lesen. Zweitens denke ich, dass man sich als Schreiberling ein Armutszeugnis ausstellt, wenn man meint, sich andauernd großartig erklären und immer wieder nachlegen zu müssen. Wenn man es jenseits von Fiktionalem und Philosophischem nicht hinbekommt, sich den geneigten Lesern in seinen Beiträgen einigermaßen klar zu machen, dann sollte man halt sehen, wie man das verbessern kann, eventuell schauen, wie andere das machen oder es vielleicht sogar lieber ganz bleiben lassen.

Freitag, 22. April 2016

Putting things into perspective


Re: "Hilfe, wir werden islamisiert!"

"Erstmals hat die Schulbehörde alle 338 staatlichen Hamburger Schulen nach Schulpflichtverletzungen mit religiösem Hintergrund gefragt. […] Obwohl die Hälfte der 180.000 Hamburger Schüler Migrationshintergrund hat, gibt es nur sehr wenige Konfliktfälle. [...]
Seit 2013 haben von über 150.000 Schülern auf Klassenfahrt nur 85 Eltern die Teilnahme verweigert. In 40 dieser Fälle hat die Schulbehörde die Teilnahme durchsetzen können. Unter den verbliebenen hartnäckigen Verweigerern machten weniger als zwei pro Jahr religiöse Motive geltend. Das sind 0,004 Prozent. […]
Muslimische Mädchen dürfen beim Schwimmunterricht einen Ganzkörper-Anzug ('Burkini') tragen. Aus dem gemeinsamen Sportunterricht von Jungen und Mädchen wurden keine Probleme gemeldet. […]
In den letzten drei Schuljahren haben nur drei Schülerinnen darauf bestanden, ihr Gesicht zu verschleiern. Die Schulbehörde hat in allen Fällen das Verschleierungsverbot durchgesetzt."

(MoPo, 17.04.2016, Dank an tammox)

Mittwoch, 20. April 2016

Rücksicht ja, Ehrfurcht je nach dem


Vor alten Menschen, heißt es, müsse man besonderen Respekt haben. Gut, ich finde es wichtig, unter anderem auf Menschen, denen das Alter bereits sichtlich zusetzt, besondere Rücksicht zu nehmen. Ihnen nach Möglichkeit einen Sitzplatz anbieten, sich im Supermarkt in der Schlange mit einer gewissen Langmut wappnen. Das hat etwas mit Zivilisiertheit zu tun und allgemein damit, dass durch solche kleinen Gesten das Leben einfach erträglicher wird. Außerdem weiß niemand, man selbst eingeschlossen, wann und wie es einen dereinst selbst erwischen wird und man selbst auf Freundlichkeit und Rücksicht der Mitmenschen angewiesen ist. Kann im Zweifel schneller gehen als man denkt. Vanitas. Memento mori and that jazz.

Sonntag, 17. April 2016

Verkloppt


Zum Sport: Als Fan von Borussia Dortmund tut man nach dem letzten Donnerstag gut daran, sich auf ein paar weniger spektakuläre Jahre einzustellen. Titel wird es bis auf weiteres keine geben, weil die Mannschaft wohl komplett neu aufgebaut werden muss.

Gegen Liverpool wollte Tuchel auf Nummer sicher gehen und ließ im Derby gegen Schalke etliche Leistungsträger auf der Bank. So kam der BVB über ein Remis nicht hinaus und verspielte damit die letzte theoretische Chance auf die Meisterschaft. Und dann kam die Nacht von Anfield, in der Jürgen Klopp demonstrierte, was ihn immer noch zu einem herausragenden Trainer macht: Seine Gabe, in einer Mannschaft und bei den Zuschauern nie geglaubte Energien freizusetzen, einem in allen Belangen überlegenen Gegner das eigene Spiel aufzuzwingen und magische Nächte zu schaffen, über die man noch in 50 Jahren spricht. Genau dafür ist man Fußballfan und dafür lieben sie ihn in Dortmund noch immer. Als Kloppo vorletzte Woche seine alte Wirkungsstätte zum Auswärtsspiel besuchte, reagierte die Vereinsführung ungewohnt humorlos und verschnupft auf die Liebesbekundungen der Fans. Ob man ahnte, was passieren könnte?