Dienstag, 19. Dezember 2023

Glühwhine


Unter jenen, die sich für mit Geschmack gesegnet halten, herrscht in diesen vorweihnachtlichen Zeiten quasi Konsens: Glühwein geht gar nicht. Picksüßes gepanschtes Zeugs, das in einer Liga kickt mit -- oleee ole-olee-oleeee!!! --  aus dem Eimer eingenommenem Sangria am Ballermann. Nun gut, da es offenbar langsam langweilig wird, sich alle Jahre wieder an Konsumterror, Firmenweihnachtsfeiern und Ohrenfolter wie 'Last Christmas' abzuarbeiten, ist heuer halt verstärkt Gevatter Glühwein dran.

Sonntag, 17. Dezember 2023

Vermischtes und Zeugs (LXXI)

 
In der aktuellen Finanzdebatte lässt sich wieder einmal sehr schön das depperte Menschenbild von Konservativen/Rechten und (Neo-)Liberalen studieren: Steuererhöhungen für Reiche? Niemals! Reiche müssen maximal mit Geld und Subventionen gepampert werden, um sie zu irgendwas zu motivieren. Arme hingegen sind nur zu irgendwas zu motivieren, indem man ihnen möglichst viel Geld wegnimmt. Erbschaften höher zu besteuern, ist Diebstahl, Bürgergeld ist "anstrengungsloser Wohlstand".

Mittwoch, 13. Dezember 2023

Doch, es ist kompliziert!

 
Die Tage wurden die Uni-Präsidentinnen Claudine Gay (Harvard), Elizabeth Magill (Pennsylvania) und Sally Kornbluth (M.I.T.) bei einer Anhörung des Kongresses von der republikanischen Abgeordneten Elisa Stefanik hart zur ihrer Haltung zu antisemitischen Umtrieben an ihren Institutionen befragt. (Das geschah übrigens, weil auch US-amerikanische Privatuniversitäten öffentliche Mittel bekommen.) Der Auftritt der drei Damen geriet zu einem Desaster, da sie sich auf Stefaniks autoritäres Nachbohren nicht einlassen wollten und ins Relativieren gerieten.

Sonntag, 10. Dezember 2023

Ronny des Monats - Dezember 2023


Und, haben Sie schon gehört? Die AfD Sachsen wurde als dritter AfD-Landesverband als "gesichert rechtsextremistisch" eingestuft. Next up: Wasser ist nass. Die Vorweihnachtszeit ist ja traditionell die Hauptsaison der militanten Kulturbewahrer. Ihnen entgeht kein 'Lichtermarkt' oder 'Winterfest', kein gegendertes Zipfelmännchen bei Penny, ohne dass sie gleich Alarm schlagen in den asozialen Medien. Man könnte vielleicht daran erinnern, dass sich heuer zum ersten Mal weniger als die Hälfte der Bevölkerung nicht mehr einer christlichen Kirche angehören. Und dass solch ein gesellschaftlicher Wandel, egal wie man dazu stehen mag, sich halt auch irgendwie im Alltagsleben niederschlägt. Aber das ist wohl schon wieder zu viel der Zumutung.

Samstag, 9. Dezember 2023

Vermischtes und Zeugs (LXX)


So ziemlich alles, was es über einen wie René Benko und seinen windigen Investoren-Erlöserkapitalismus zu wissen gibt, lässt sich spätestens seit 1956 in Friedrich Dürrenmatts Stück 'Der Besuch der alten Dame' nachlesen. Merke: Wenn irgendwo ein reicher Erbonkel mit fetter Kohle winkt, ist ganz schnell auf ganz vieles geschissen.

"Dass dieser Kapitalismus ungerechte Verhältnisse produziert, die Lebensgrundlagen des Planeten ruiniert und alles in allem eine mit dem Zuckerguss des Konsums überzogene menschenfeindliche Veranstaltung ist, ist in zwei Minuten gesagt. Was machen wir mit den restlichen 43 Minuten Sendezeit?" (Max Uthoff)

Dienstag, 5. Dezember 2023

Wahre Worte (71)


Heute: Hans Mentz über Witzshirts

"Seit längerem schon frage ich mich, warum Witzshirts meinen Widerwillen wecken, denn eigentlich zeugt es von Edelmut, seine Mitmenschen unterhalten zu wollen. Es tritt nur schnell ein Ermüdungseffekt ein: nach einmaliger Lektüre. Auf offener Straße mögen solche T-Shirts ja noch auszuhalten sein, in Büros und anderen Zwangs- wie Zufallsgemeinschaften nicht. Niemand sollte die Kollegen für die Dauer des gemeinsam verbrachten Tages ununterbrochen mit demselben Oneliner konfrontieren und mangels neuen Stoffs in der nächsten Woche eventuell schon wieder. Und im Zugabteil möchte ich nicht ständig »Als Gott mich schuf, wollte er angeben« auf dem Bauch des Gegenübers lesen.

Samstag, 2. Dezember 2023

Ein Stern (2)


Man kann spitzfindig sein. Man könnte etwa sagen, Gil Ofarim sei ja nicht wirklich schuldig, denn er sei ja gar nicht rechtskräftig verurteilt worden. Dem sei er mit seinem Geständnis zuvorgekommen. Kann man machen, ist aber müßig und arg bemüht. Tatsache ist: Der Musiker Gil Ofarim hat sich die Geschichte, dass ein Mitarbeiter des Leipziger Westin-Hotels ihn aufgefordert haben soll, seine Halskette mit Davidstern-Anhänger abzunehmen, ausgedacht. Viele haben ihm das sofort geglaubt oder es zumindest für glaubhaft gehalten. Darunter auch ich. Eine Welle der Solidarität brandete über dem Sänger zusammen.

Donnerstag, 30. November 2023

Vermischtes und Zeugs (LXIX)

 
Nach dem Wahlsieg von Geert Wilders in den Niederlanden sollte der PVV-Abgeordnete Gom van Strien Sondierungsgespräche für eine mögliche Regierungskoalition führen. Stellte sich raus: Die Universität Utrecht, ehemaliger Arbeitgeber van Striens hatte bereits im Frühjahr gegen ihn Anzeige wegen Betruges erstattet. Van Strien bestritt die Vorwürfe, trat aber trotzdem zurück. Immerhin kein Studienabbrecher und kein Grüner.

Mittwoch, 29. November 2023

Der Scheinsieger

 
Glaubt man diversen hiesigen Medien, dann hat Friedrich Merz mit seiner gestrigen Rede im Bundestag, in der er unter anderem Olaf Scholz Regierungsfähigkeit absprach, der 'Ampel', deren Beliebtheitswerte sich inzwischen denen von Enkeltrickbetrügern und Hämorrhoiden annähern, einen echten Wirkungstreffer versetzt. Und der Tenor so: Das war’s jetzt endlich mit der Ampel! Das hat gesessen! Bald ist die Chaostruppe weg, davon erholen die sich endgültig nicht mehr! Merz hats ihnen so richtig gegeben, yes!!! Entschuldigung, geht es vielleicht noch ein wenig oberflächlicher? Inzwischen erscheint mir weit realistischer, es in größeren Teilen der Medien nicht mit Gesinnungs-, sondern eher mit reinem Stimmungsjournalismus zu tun zu haben.

Montag, 27. November 2023

Mehrwertsteuer-Terror

 
Immer wenn Kapital sein Herz für die Nöte von Geringverdienern entdeckt, kann man sicher davon ausgehen, es mit Propaganda zu tun zu haben. Jetzt droht der nächste Ampel-Hammer: Ab Januar wird die Mehrwertsteuer in der Gastronomie von 7 wieder auf 19 Prozent angehoben. Es handelte sich dabei um eine Subvention: Der Staat verzichtete auf Steuereinnahmen, um den durch Corona-Einschränkungen, Energiekosten und Inflation gebeutelten Gastronomen Einnahmen zu verschaffen. Damit ist jetzt Schluss und das findet die Branche naturgemäß nicht nett. Herr Ivecen aus Mainz etwa: