Samstag, 9. Dezember 2023

Vermischtes und Zeugs (LXX)


So ziemlich alles, was es über einen wie René Benko und seinen windigen Investoren-Erlöserkapitalismus zu wissen gibt, lässt sich spätestens seit 1956 in Friedrich Dürrenmatts Stück 'Der Besuch der alten Dame' nachlesen. Merke: Wenn irgendwo ein reicher Erbonkel mit fetter Kohle winkt, ist ganz schnell auf ganz vieles geschissen.

"Dass dieser Kapitalismus ungerechte Verhältnisse produziert, die Lebensgrundlagen des Planeten ruiniert und alles in allem eine mit dem Zuckerguss des Konsums überzogene menschenfeindliche Veranstaltung ist, ist in zwei Minuten gesagt. Was machen wir mit den restlichen 43 Minuten Sendezeit?" (Max Uthoff)

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Oh, ein neuer Trend, mit dem Frauen untereinander, angefeuert von sogenannten Momfluencerinnen, sich die Vorweihnachtszeit mit noch mehr Care-Arbeit und Mental Load zur Hölle machen. Plätzchen backen, für den Kindergartenbasar basteln, Weihnachtsfeiern, Nikolauslaternen und Adventskalender basteln, Strohsterne bauen und die komplette Bude dekorieren reicht nicht mehr. Nein, jetzt ziehen auch Wichtel und Elfen ein: Die Kinder erhalten mitunter schon einen Monat vor dem ersten Advent einen Brief, in dem die Wichtel und Elfen ihr Kommen ankündigen. Dann gilt es, sich 24 lustige Ideen auszudenken für irgendwelchen Schabernack, den die Wesen nachts, wenn die Kinder schlafen, angestellt haben können. Das geht bis hin zu aufwändig gestalteten Skipisten aus Bauschaum, für die das Material schon mal 30 Euro kosten kann. Aha. Irgendeinen Vorteil muss Kinderlosigkeit ja haben.

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Nicht nur Deutschland, auch das einstige Musterland Finnland ist im PISA-Ranking bös abgeschmiert. Liegt wahrscheinlich daran, dass seit zwanzig Jahren andauernd staunende Delegationen aus irgendwelchen PISA-Loserländern in den dortigen Schulen aufkreuzen und im Weg rumstehen, sodass kein geregelter Unterricht mehr möglich ist.

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Soso. Nachdem hier schon vor Jahren lobend die postkoloniale Sensibilität erwähnt wurde, die münsterländische Weihnachtsmarktbetreiber mit einem kakaohaltigen alkoholischen Heißgetränk an den Tag legen, kommt jetzt endlich im Mainstream an, dass die Bezeichnung 'Lumumba' für dieses bevorzugt auf Weihnachtsmärkten verabfolgte Dröhngesöff rassistisch ist.

Für die, die es einfach nicht kapieren wollen, lässt Frau Böger sich gütigst herab, das noch einmal "aufzudröseln":
  • „Lumumba war Schwarz, die Beschreibung Schwarzer Menschen anhand von Kakao, Schokolade oder anderer Nahrungsmittel ist fetischisierend und hat eigentlich immer eine koloniale Note.
  • Lumumba wurde erschossen. »Mit Schuss« kann also als Verhöhnung eines politischen Mordopfers verstanden werden."

Danke. Setzen ("schwarz" ist übrigens ein Adjektiv und wird immer klein geschrieben, außer am Satzanfang).

Obacht also, wenn Sie demnächst einen Schuss Sherry an Ihre Suppe geben oder gar einen Glühwein mit Schuss bestellen: Sie verhöhnen höchstwahrscheinlich (politische) Mordopfer.

Genug gescherzt, denn im Fall Patrice Lumumbas ist das nicht gar so weit hergeholt. Der Mann hatte es gewagt, nach der Unabhängigkeit des Kongo nicht nur die Gräueltäten der belgischen Kolonisten anzuprangern, sondern auch zu kritisieren, dass sie beim Abzug das Land in einem desolaten Zustand hinterlassen hatten. Er wurde auf Drängen der mit den USA verbündeten, an die Macht geputschten Regierung Mobutu verschleppt, interniert und ermordet. Seine Leiche wurde exhumiert. zerstückelt und die Teile in Schwefelsäure aufgelöst. Wenn also Menschen aus dem Kongo über einen hiesigen Weihnachtsmarkt flanieren und denken "What the...", dann fände ich das schon verständlich.

Ey, solln sich nich so anstelln, die Schwatten mit ihrm Rassismus immer! Ist doch nur Spaß! Na ja, fände man es genau so ulkig, wenn, sagen wir, Eierpunsch wegen dessen eher blasser Farbe nach einem weißen Opfer eines politischen Mordes benannt würde? Weil’s halt so witzig ist? Dann will ich wie immer nichts gesagt haben.

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Für mich bitte nur mit Weingeschmack, wenn's geht...

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Die UNO und andere Organisationen rufen Israel immer öfter zu "verhältnismäßiger Kriegführung" auf. Verstehe ich nicht. Was soll das heißen, "verhältnismäßig"? Soll die Israelische Armee jetzt auch Geiseln nehmen, Frauen vergewaltigen, verstümmeln und foltern oder was? Warum rufen die zur Abwechslung nicht mal die Hamas zur Kapitulation auf? Und warum hat UN-Generalsekretär Guterres volle 57 Tage gebraucht, um sich zu einer windelweichen, maximal waschlappigen Erklärung zum Terror der Hamas durchzuringen (in der der relativierende Hinweis, Gewalt auf allen Seiten sei natürlich zu verurteilen, selbstredend nicht fehlte)? Fragen über Fragen.








13 Kommentare :

  1. "… wenn man ganz leise ist, kann man den Sarotti-Mohren weinen hören."
    Ach nee, geht ja gar nicht. Seit 2004 heist der ja jetzt Sarotti Magier und hat eine goldene Gesichtsfarbe.
    Seitdem ist alles gut ...

    Gruß
    Jens

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  2. Zur regelrechten Ignoranz nicht nur der UNO gegenüber den Verbrechen der Hamas fällt einem nichts ein. Fügt sich andererseits nahtlos ein in die nahezu gesamte Berichterstattung über diesen Krieg, der eher die Verbrechen der Hamas relativiert und die Bewohner des Gaza-Streifens zum Opfer macht. Das finde ich schlicht zum Kotzen, dass einerseits berechtigt die "humanitäre Notlage" vor Ort bemängelt wird, aber die "Kritik" daran Richtung Israel geht, während der Überfall der Hamas als Ursache des Ganzen faktisch ausgeblendet wird. Diese Ermordeten, Misshandelten und Angehörigen sind anscheinend wumpe. Das Vorgehen ist dabei genauso terroristisch, wie ein IS gewütet hat und hier geht es mitnichten um einen "normalen Konflikt", der sich nur um die Rechte der Bevölkerung vor Ort dreht. Hier kommt die rückständigste und intoleranteste Seite des Islams und seiner Anhänger ideologisch zum Vorschein, die sich in ihrem Antisemitismus nicht im Mindesten vom christlich fundierten rechter Couleur unterscheidet, und dabei den Streit der arabischstämmigen und israelischen Bevölkerung als Deckmäntelchen nutzt für seine Grausamkeiten.

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  3. Die 'NachDenkSeiten' zitieren auch gerne und oft den Anstältler Max Uthoff:
    „FAZ und Die Zeit haben ob des Wunsches nach Frieden und Gespräch nur arrogant mit dem Kopf geschüttelt – soweit man einen Kopf halt schütteln kann, der bis zum Hals im Arsch der Amerikaner steckt.“ (Es geht um den Ukrainekrieg)
    oder:
    „Ein erwachsener Mensch, der mit Stolz eine Militäruniform trägt, ist grundsätzlich ein Fall für die Couch“
    Mehr muss man über Max Uthoff nicht wissen...

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  4. Die falsche Großschreibung des Farbadjektivs “schwarz“ im Zusammenhang mit farbigen Menschen erfolgte wohl mutwillig, handelt sich scheint’s um aktuell grad grassierenden Wokeness-Quatschtrend:
    https://noemix.wordpress.com/2023/05/30/substantiviertes

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    1. Danke, da ist mir wohl wieder was entgangen. Man wird wohl alt...
      @Hüssy: Er hat Uthoff zitiert! Hängt ihn höher! Ich habe hier auch schon andere zitiert und auf die Nase bekommen, so what?

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    2. Tja, wer die NachDenkSeiten-nahen 'Neulandrebellen' in seiner Blogroll führt...

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    3. Das Interessante (das Sie nicht wissen können), Herr Hüssy: Die Neurandlibellen sind nach Google konstant auf Platz 2 meiner Klick-Statistik. Das bedeutet, dass nicht wenige sich von dort nach hierher verirren. Vielleicht tun die das nur zum Amusement oder um sich aufzuregen, weiß ich nicht. Man könnte aber auch sagen, wer dort und hier liest, ist möglicherweise noch nicht vollends falsch abgebogen, gelle?

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    4. Ich wusste es bereits, Herr Rose, Sie haben dieses Argument schon einmal gebracht, als es deswegen Kritik gab.
      Ich finde das Argument etwas abgehoben.

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    5. Ich nicht. So hat halt jeder seine Meinung.

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  5. „Die UNO und andere Organisationen rufen Israel immer öfter zu ‚verhältnismäßiger Kriegführung‘ auf. Verstehe ich nicht. Was soll das heißen, ‚verhältnismäßig‘?“

    Gemeint ist: Kriegsrechtskonventionen einhalten.

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    1. Ok. Wird die Hamas dazu auch aufgerufen?

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    2. Nicht vergleichbar. Hamas betrieb nicht Krieg, sondern Verbrechen.

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    3. Nein. Die Hamas ist die offizielle gewählte Regierungsbehörde des Gazastreifens und somit ein staatlicher Akteur. Wäre die Hamas eine frei operierende Verbrecherbande, unterläge das, was im Gazastreifen gerade passiert, eine Polizeiaktion.

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