Freitag, 8. Juli 2016

Ronny des Monats - EM-Special


"Nationalismus bedeutet Krieg." (François Mitterrand)

In Zeiten von Fußball-Welt- und Europameisterschaften haben Gevatter Ronny und seine Kumpels bekanntlich Hochkonjunktur. Grund genug, in diesem Monat ein EM-Special zu veranstalten. Wobei das Aus im Halbfinale dem nichtnationalistisch tickenden Fußballfan, der sich einfach an einem guten Spiel erfreuen möchte, ohne deswegen Fähnchen schwenken oder sich mit Horden weitgehend ahnungsloser Brüllaffen gemein machen zu wollen, natürlich sehr zupass kommt. Das Ausscheiden der zu 'Jungs' verniedlichten Millionärstruppe sorgt wegen der nunmehr ausbleibenden nächtlichen Lärmbelästigung für ungestörte Nachtruhe und wegen des allgemeinen Abflaggens des ganzen scheißrotgoldenen Tinnefs für ein deutlich weniger getrübtes Blickfeld. Natürlich sollte bei aller Fokussierung auf das Wettgekicke nicht vergessen werden, dass auch abseits der Stadien wieder ordentlich hingelangt wurde. Freut euch nicht zu früh. Wir sehen alles.

Anyway, die Top 3 aus dem Umfeld der Fußball-EM:


Platz 3: Italiens Rache
Das schöne am Fußball ist ja, dass es, hierin dem Schach nicht unähnlich, eines dieser Spiele ist, dessen grundlegende Regeln so einfach sind, dass jedes Kind sie versteht, im Detail aber so komplex sein kann, dass sich noch Jahrzehnte später über einzelne Szenen diskutieren lässt. Die Regel etwa, dass die Flossen eines Feldspielers, welche beim Fußball bekanntlich bis zur Schulter reichen, am Ball nichts, aber auch gar nichts zu suchen haben, so lange das Spiel läuft, ist von solch erhabener Schlichtheit, dass sogar Waldemar Hartmann sie nach vier Weißbier noch intellektuell gewuppt kriegen müsste. Komplex wird es dadurch, dass es beim Auslegen und Anwenden auch dieser Regel halt immer einen Ermessensspielraum gibt. Weil das so ist, hat sich unter anderem die Weisheit eingebürgert: Elfmeter ist, wenn der Schiedsrichter pfeift.
Das Halbfinale und damit auch der Schandelfmeter gegen Schweinsteiger wurde vom Italiener Nicola Rizzoli gepfiffen. Die Nominierung erfolgte, weil bei Turnieren wie der Europameisterschaft Spiele ab einem bestimmten Punkt nur noch von Schiedsrichtern geleitet werden dürfen, die aus Ländern kommen, deren Mannschaften bereits ausgeschieden sind. Mag die Elfmeterentscheidung völlig regelkonform gewesen sein, stellt die Sache sich für jene, die es gern unterkomplex haben und denen's vornehmlich national im Brägen blubbert, freilich in einem ganz anderen Lichte dar: Der Italiener Rizzoli sei vom Italiener Pierluigi Collina, seines Zeichens Il Grande Chefe della UEFA-Schiedsrichterkommission, gezielt gegen die Deutschen aufgestellt worden, weil sie als Italiener noch ein Hühnchen mit selbigen zu rupfen gehabt hätten. Hach, da isse wieder, diese unnachahmliche Mischung aus Doofheit, Aggressivität, Weinerlichkeit, Sich-als-ewiges-Opfer-fühlen und Mangel an Sportsgeist, wie sie so nur deutsche Nationalquadratschädel hinbekommen.


Platz 2: Twitter-Trixi guckt Fußball
Was würde, fragt sich zuweilen, eigentlich Beatrix von Storch, jenes schlagendste Argument für die Abschaffung des Adels seit Willem Zwo, machen, wenn man ihr das Twitter-Account wegnähme? Explodieren? Zu Staub zerfallen? Sich mit großem Getöse in ein riesiges, widderhorniges und pferdefüßiges Ungetüm verwandeln? Wir wissen es nicht. Was wir hingegen wissen ist, dass Tweety von und zu unmittelbar nach der Halbfinalniederlage der deutschen Mannschaft per Twitter nach einer "NATIONALmannschaft" verlangte und damit, gewollt oder nicht, den alten NPD-Burner mit der sackdummen Forderung nach einer 'echten' deutschen Nationalmannschaft wieder aufwärmte. In Klartext übersetzt heißt das nichts anderes als: Kein Migrantengesocks mehr in deutschen Trikots. Feine Idee! Wenn das die Chancen gegen eine multikulturelle Mannschaft wie die französische beim nächsten Mal nicht ins Unermessliche steigert, dann weiß ich auch nicht mehr.
Abgesehen davon ist das Problem mit solchen Schwachsinnsforderungen ja, dass man, spielt man das auch nur kurz mal durch, sofort bei den Nürnberger Rassegesetzen landet. Ist Jérôme Boateng etwa, wiewohl in Berlin geboren, kein Deutscher, bloß weil er einen aus Ghana stammenden Vater hat? Oder der in Gelsenkirchen geborene Mesut Özil? Sind Spätaussiedler qua deutschem Geblüt bevorzugt zu behandeln? Fragen über Fragen. Also los, Trixi, konkrete Vorschläge auf den Tisch: Bis in welche Generation muss einen Ariernachweis beibringen, wer das Ehrenkleid mit dem Adler auf der Brust tragen will? Wer darauf keine Antwort geben kann oder schlicht zu feige ist dafür ("Man darf es ja nicht sagen, weil, hihi, sonst ist man sofort wieder der böseböse Nazi."- "Möglicherweise völlig zu recht, du blöde Nuss."), sollte vielleicht einfach die Fresse halten.

Nachtrag (15:50 Uhr): Der besagte Tweet wurde seitens Frau von Storch schnell wieder gelöscht. Sie will es mal wieder nicht so gemeint haben und stört sich halt lediglich daran, dass der Begriff 'Nationalmannschaft', ihrer Meinung nach aus Gründen Politischer Korrektheit, zu 'Mannschaft' verstümmelt wurde. Dass die Bezeichnung 'Die Mannschaft' auf dem Mist des DFB-Marketings gewachsen ist, als quasi Markenname geführt wird und dabei durchaus respektvolle Bezeichnungen aus dem Ausland ('La Mannschaft') aufgreift, scheint ihr offenbar entgangen zu sein.


Platz 1: Botschafter Sachsens auf Tour
Manche Dinge braucht man einfach nur völlig nüchtern und sachlich wiederzugeben, für sich stehen und wirken zu lassen, damit sie ihr ganzes, modrig-braun müffelndes Aroma entfalten. Mitglieder der Hooligan-Truppe Dresden-Ost haben vor dem Vorrundenspiel gegen die Ukraine in der Innenstadt von Lille eine Reichskriegsflagge entfaltet. Mindestens einer zeigt auf dem auf Twitter und anderen Netzwerken verbreiteten Bild den Hitlergruß. Und die Bildrechte haben sie auch. Irre, was die sich alles trauen!
Olsö nochmo: Säggsche Huhligäns hom in Fronkreisch middä Reichskriechsflache gwädlt, das Ärmschen ghöben ünd das als eenzsche vor Ort lüstisch gefünden. Eigentlich ist das inzwischen ungefähr so viel Klischee auf einmal wie ein schwuler Friseur, der Detlef heißt und dessen Lieblingsfarbe rosa ist, aber allein wegen der Bildwirkung und weil das tapfere Bundesland nahe der Ostgrenze mal wieder seinem Ruf alle Ehre gemacht hat, Platz eins.

(via - Überraschung! - titanic-magazin.de)

And now for something completely different. Der Bundesgrenzschutz-Ehrenronny des Monats geht an:

Abendlandsverteidigerin Tatjana Festerling.
Nachdem es gekommen ist, wie es zwangsläufig kommen musste, nämlich dass das, was von diesem Pegida-Verein noch übrig ist, sich aufgespalten hat in Pfosten und Vollpfosten (eine Entwicklung mithin, die auch der geschätzten AfD in nächster Zukunft bevorzustehen scheint - ich drücke die Daumen), hat eine prominente Vertreterin der letzteren Gruppierung sich ins Ausland abgesetzt. Frau Festerling hat sich nen Tarnanzug übergezogen, ne gebrauchte Bleispritze besorgt und schützt nun die EU-Grenze in Bulgarien vor dem Flüchtlingsansturm. Da kann man mal sehen, wie derbe wir alle uns in der Frau verschätzt haben. Nicht nur, dass sie als deutsche Kulturbewahrerin die EU zu akzeptieren scheint, nein, sie hat, um für ihre Ziele zu kämpfen noch nicht mal Berührungsängste mit bulgarischen Bürgerwehren. Mit Ausländern! Doch damit nicht genug. Ihr Leben würde sie notfalls geben im Kampf gegen Flüchtlinge, ließ sie verlauten. Hm, soso, aha. Ich meine, man soll ja niemandem was schlechtes wünschen, aber meinen Segen hat sie, wenn sie denn unbedingt will.



14 Kommentare :

  1. Zu Italiens Rache kann ich noch Hintergrundinformationen liefern. In Wirklichkeit ist nämlich alles NOCH VIEL SCHLIMMER:
    Wie es WIRKLICH war (Achtung, erfordert starke Nerven!)

    Twitter-Trixi scheint so oder so immer kurz vor dem Explodieren zu stehen. Eigentlich sollte sie ihre ständig köchelnde Empörung mal produktiv einsetzen. Vielleicht könnte Vorreiterin Festerling Unterstützung bei der Verteidigung des christlichen Abendlands in Bulgarien brauchen?

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    1. Weia, auf Voodoo hätte man aber auch wirklich selbst kommen können als aufgeklärter Zeitgenosse - und das, wo die Beweise so eklatant offen auf der Hand liegen! Ist eh interessant, dass Teile der ital. Presse heute meinen, eigentlich habe Italien Deutschland erledigt ("Gazzetta dello Sport': "Deutschland, Italien hat dich zerstört."). Honi soit qui mal y pense...

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    2. Twitter-Trixi scheint so oder so immer kurz vor dem Explodieren zu stehen.

      Naja … tut sie. Schau Dir nur mal die Lippenlinie an. Ein gesunder Geist bekäme das nicht mal im gesündesten Körper der Welt (Putin?) hin.

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  2. Wer hats versemmelt , Frau von Storch? Die Kanaken , oder die hochwohlgeborenen Spieler von der "Ich-werde-seit-Jahren-dramatisch-überschätzt - Fraktion" - also Schweinsteiger , und sein wahrscheinlicher Nachfolger als servil beschleimter Medienliebling , Josua Kimmich , beide bestens bewandert in der Kunst , immer die entscheidenden Spiele zu versauen.

    Aber vielleicht ist Storchs Idee gar nicht so schlecht , so wirklich deutsch sind diese Bayern ja auch nicht....

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  3. Faszinierend wie bereitwillig Linke noch über jedes Stöckchen springen, das ihnen Frau von Storch vor die Nase hält.

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    1. Ja, die Dame hat gerade die richtige Mischung aus Penetranz und Bräsigkeit getroffen, dass jeder, der gedanklich nicht in demselben Dunstkreis schwebt, sie schlecht ignorieren kann. Die Frau ist mit ihrem Twitter-Account wie das Knarzen der Gummidichtung in einem Gelenkbus - eigentlich unwesentlich, man kann es aber nicht nicht hören, und deshalb unendlich nervtötend.

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    2. Ach, das war ein Stöckchen? Ich hätte geschworen, das sei ihre Nase gewesen.

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    3. Ergo: Beatrix von Storch ist Pinocchio, q.e.d.

      P.S.: Da muss jetzt nur noch wer Verwicklungen mit "der Presse" aufdecken...

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  4. Also Black Magic? Ich sachs ja, diesen Römerablegern mit den dunkelpigmentierten Seelen kann man seit Nero nicht mehr trauen :D

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  5. Ach gnaddrig, sie isne Störchin. Die Neese is der Schnabel ;-(

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    1. Schnabel, ist das nicht das, was Störchinnen eigentlich so schön halten könnten? Dann werfe ich jetzt mal das Lied vom Storch und der Blindschleiche in den Raum. Ein Storch spazierte einst am Teiche...

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  6. Wer sich über die sackdumme Forderung der Fr. von Storch aufregt, kann ja mal einen kurzen Blick hinüber zur Leichtathletik-EM machen. Da führt die Türkei den Madaillenspiegel an. Also ein Land, das bislang nicht als Leichtathletik-Nation auffällig war. Der böse aber wohl nicht ganz unberechtigte Verdacht steht im Raum, dass man die aus Kenia, Aserbaidschan oder Kuba stammenden Athleten gut dafür bezahlt, für die Türkei zu starten.
    Katar hat das im Handball genauso gemacht. Die Regularien lassen das wohl zu. Also haben wir demnächst einen prachtvollen Menschenhandel mit Dritte-Welt-Athleten, die ein paar Kröten dafür kriegen, das angekratzte Renomee von Autokraten aufzupolieren.
    Kann man so machen, aber vielleicht ist es dann sinnvoller, solche Wettkämpfe zwischen Nationen gleich bleiben zu lassen.

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    1. Vielleicht wäre es auch eine Idee, das anachronistische National-Tamtam mal eine Stufe tiefer zu hängen.
      Sie werden aber schon zugeben, dass es ein Unterschied ist, wenn ein Land wie Katar oder meinetwegen die Türkei weltweit auf Einkaufstour gehen oder ob in einer deutschen Fußball-Nationalmannschaft ein paar hier geborene deutsche Staatsangehörige mit Migrationshintergrund kicken, oder? Das könnten Sie denen nur verwehren, indem sie wieder zum alten Staatsbürgerschaftsrecht zurückkehren, das auf dem Ius sanguinis beruhte.

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  7. "Vielleicht wäre es auch eine Idee, das anachronistische National-Tamtam mal eine Stufe tiefer zu hängen."

    Sagte ich ja. Kommt aber drauf an,was dieses National-Tamtam bewirkt. Entweder es verstärkt unschöne nationalistische Tendenzen, oder es hat Ventilfunktion.
    Ich persönlich würde so ein schönes Fußballturnier alle zwei Jahre vermissen. Aber ich könnte zur Not auch ohne leben.

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