Donnerstag, 7. Juli 2016

Streifzüge (3). Ex-Eisenbahnromantik


So, der Gips ist ab, der Röntgenbefund war, wie man mir sagte, gut, aber der Griffel ist natürlich immer noch arg lädiert und schmerzt bei falschen Bewegungen. Und so ist auch die ärztliche Verbotsliste nach wie vor unangenehm lang: Neben schwer heben (was heißt: alles, was schwerer ist als ein Glas Wasser), sind Auto fahren, Fahrrad fahren und schwimmen fürs erste tabu. Also bleibt nach wie vor nur die Fortbewegung zu Fuß im unmittelbaren Nahraum zur Ertüchtigung. Der Vorteil ist natürlich, dass man - Platitüdenalarm! - vieles um einen herum anders erlebt, Dinge sieht, an denen man immer nur vorbeigerauscht ist.

Auswärtige - dozier, dozier - wissen meist nicht (woher auch), dass das Ruhrgebiet neben dem DB-Netz von einem zweiten Eisenbahnnetz durchzogen war, das die einzelnen Zweige der riesigen Montanindustrie miteinander verband. Die Zechen bekamen Holz per Bahn geliefert, teils auch Baumaterial und schweres Gerät, die geförderte Kohle bzw. der erzeugte Koks ging an Kraftwerke und Hüttenwerke, von dort wurde das flüssige Roheisen zu den Stahlwerken transportiert etc. So kam es, dass es zum Beispiel in einer Stadt wie Bochum, die eines der Zentren dieser Riesenlogistik war, nicht weniger als fünf große Güterbahnhöfe gab.


Nach dem großen Zechensterben wurde das alles nach und nach überflüssig. Bisschen Kohle wird nur noch in Bottrop gefördert, die meisten der immer noch zahlreichen Kohlekraftwerke liegen an Kanälen und können günstiger per Schiff beliefert werden als per Bahn. Die Bahnanlagen verfielen, wurden überwuchert, größtenteils demontiert. Bei den verbliebenen hatte die hiesige Politik, das muss ich auch als kritischer Bürger sagen, eine sehr gute und vernünftige Idee, die zudem in die Zeit passt: Die alten Bahntrassen werden nach und nach als gemischte Fuß- und Radwanderwege hergerichtet. Vielleicht liegt's an dieser speziellen Entwicklung, dass eine Idee wie die eines städteverbindenden Radschnellwegs außerhalb der Niederlande zuerst hier umgesetzt wird.


Konstruktionsbedingt können Eisenbahnen Steigungen nur im Promillebereich bewältigen, daher lässt sich's auf ihren ehemaligen Wegen nicht nur entspannt flanieren und radeln, es ergeben sich auch interessante, nie gesehene Anblicke. War ja alles gesperrt früher. Man guckt der so vertraut geglaubten Heimat quasi in die Hinterhöfe. Diese alte Brücke etwa dürfte nur denen bekannt gewesen sein, die in der Nähe wohnen.


Mal was anderes: Haben Hersteller von Satellitenantennen eigentlich einen ganz besonderen Hang zum Witzischseinmüssen? Ich hatte immer geglaubt, die satanischen Schüsseln seien diesbezüglich die Höchststrafe gewesen...




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