Mittwoch, 19. Dezember 2018

The longer read: Von bösen Ismen


Heute: der Rass- und der Antisemitis-

Die folgenden Ausführungen sind auch als Antwort gedacht auf die Frage eines Kommentators letztens, ob man denn nicht einfach Kritik an der israelischen Siedlungspolitik üben dürfte, ohne gleich als Antisemit abgestempelt zu werden. Die Antwort lautet, kurz: Im Prinzip ja, aber… Der Rest ist aber nicht so einfach, daher länger. Es wurde gewarnt.

Gibt immer wieder so Missverständnisse. Etwa, dass jemand, der nie ein Problem mit Juden hatte, dem die schrecklichen Aspekte der Geschichte des 20. Jahrhunderts stets vollauf bewusst sind, der KZ-Gedenkstätten besucht, Kontakt zur örtlichen jüdischen Gemeinde pflegt und sich aufrichtig einsetzt für ein 'Nie wieder!', doch unmöglich selbst antisemitische Denkmuster hegen kann. Oder darauf hereinfallen kann, wenn andere es tun. Ein anderes ist, dass Linke sich oft nicht selten immun glauben gegen Antisemitismus und Rassismus. Weil sie dazu neigen, sich klüger zu dünken als der doofe Rest. Und nicht merken, wie sie rechts überholt werden. (Ihr geneigter Schreiberling will und kann sich übrigens nicht immer guten Gewissens ausnehmen davon.)

Es gibt ja so Zwickmühlen. Etwa die, dass man als Linker muslimischem Antisemitismus gegenüber eventuell toleranter ist als einem von woandersher. Vielleicht sogar aus einem antirassistischen Motiv heraus. Weil diskriminierte Minderheiten schließlich nichts dafür können und gegen jeglichen Anwurf in Schutz zu nehmen sind. So nach dem Motto: Ach, ihr armen, bissel rückständigen Muslime, ihr hattet im Gegensatz zu uns ja noch keine Aufklärung! Ihr wisst es halt nicht besser. Integriert euch doch noch ein Stückchen weiter, und dann wird das alles schon gut werden. Dergleichen paternalistisches Betütern, vulgo: gut gemeint als Gegenteil von gut, wird auch positiver Rassismus genannt. Aber auch der ist letztlich - Rassismus.

So wie Faschismus die Grenze von der politischen Meinung zum Verbrechen überschreitet, ist Antisemitismus keine Meinung, sondern zuvörderst eine ganz bestimmte Art, die Welt wahrzunehmen. Die wird, so sie jemals weg war, seit einiger Zeit wieder populär, und das längst nicht nur in Kreisen, die ich einigermaßen klar als rechts identifizieren würde. Antisemitisch kann es sein zu behaupten: Für alles Böse, das auf der Welt geschieht, gibt es Schuldige. Es ziehen dunkle Mächte im Hintergrund die Fäden, weitgehend unbemerkt von Staat und Gesellschaft. Mächtiger als die Politik, die eh nur ihre Marionette ist. Und wie es nun der Beelzebub will, stößt man bei der Recherche halt immer wieder auf Juden an den Schalthebeln. Ist das wirklich noch Zufall? Das sind doch Tatsachen, die man einfach mal ganz offen ansprechen dürfen muss.

Vielleicht sollte man noch auf ein verbreitetes Missverständnis hinweisen: Obwohl sie oft anders verwendet werden, handelt es sich sowohl bei Rassismus als auch bei Antisemitismus zunächst um neutrale Begriffe, mit denen bestimmte Wahrnehmungs-, Denk- und Verhaltensmuster in erster Linie beschrieben werden sollen. Das kann auch, wie gesagt - Stichwort: positiver Rassismus - durchaus nett gemeint sein. Wenn etwa Bemerkungen fallen wie: "Ihr Orientalen seid ja so gastfreundlich!", "Ihr -hihi, darfmandassagen? - Schwarzen könnt ja so irre gut tanzen!", "Ihr Juden habt schon einen echt geilen Humor!" etc. Oder wenn man vorauseilend auf die Nennung von Wörtern wie 'Weihnachten' verzichtet, weil man befürchtet, zart besaitete Andersgläubige möchten Schaden leiden deswegen.

Was ist nun mit der selbstverständlich legitimen Kritik an der israelischen Eroberungs- und Siedlungspolitik? Gerade deutsche Linke beharren ja gern, manchmal verdächtig heftig darauf, dass das lediglich Israelkritik sei und mit Antisemitismus daher nichts, aber auch nicht das Geringste zu tun habe. Solange das sauber getrennt wird, wäre das tatsächlich kein Problem. Wird aber oft nicht. Die Frage ist, ob das überhaupt möglich ist.

Wenn es nur darum gönge, dass Israel auch nicht besser ist als viele andere Länder dieser Welt - ok, haben wir verstanden. Aber warum dann so penetrant darauf insistieren? Weil man das ja nicht darf, ohne mundtot gemacht zu werden? Bitch, please! Geht der Witz auch in Farbe? Oder um mal klarzustellen, dass ‚die Juden‘ auch nicht besser sind als andere und mal lieber schön stickum sein sollen? Ups, das wäre ja fast schon… Ach nee, geht ja nicht um Juden, sondern nur um Israel. Okay. Weil die Eroberungen, Annexionen und Kriege Israels alle in jüngster Zeit stattgefunden haben? Man könnte die Frage auch umdrehen und fragen: Wo ist es denn jemals anders gelaufen? Preisfrage:

"Welches Volk im friedlichen, freien Europa oder in Nordamerika lebt heute auf einem Gebiet, das immer schon seins war? Ich weiß keins. Alle, aber wirklich alle Staaten wurden auf den Knochen von Menschen errichtet, die vorher da waren, und so gesehen, finde ich, haben sich die jüdischen Eroberer in Palästina mindestens so anständig verhalten wie die Sachsen in England, die Amerikaner in Kalifornien, die Deutschen östlich der Elbe." (Maxim Biller)

Das macht das, passiert ist und passiert, natürlich nicht besser, aber man sollte schon einigermaßen konsistente Maßstäbe anlegen. So ist mir kaum begreiflich, wie welche, die sich glühend über die Politik Israels ereifern können, die Politik der Sowjetunion, Polens oder der Tschechoslowakei nach dem zweiten Weltkrieg achselzuckend hinnehmen können als nicht schön aber schon okay, wenn man mal bedenkt, was zuvor passiert ist. Man ist ja kein Nazi. Apropos Nazis - nächste Preisfrage: Was ist denn den Juden zuvor noch gleich passiert?

Dahinter steckt meist die Annahme, Israel könne sich nur so benehmen wie es sich benimmt, weil es aus den USA fett subventioniert werde und unter besonderem Schutz selbiger stünde. Israel also als staatengewordener Ausdruck des kapitalistischen US-Imperialismus. Umkehrschluss: Ginge es mit rechten Dingen zu, also nicht kapitalistisch bzw. imperialistisch, dann würde Israel sich so was nicht erlauben können. Im Jargon des Antisemitismus könnte man, wenn man denn wollte, daraus ableiten: Sieh an, diese Juden! Dünken sich also immer noch als auserwähltes Volk! Immer eine Extrawurst! Und wenn Kritik kommt, reiten sie auf dem Holocaust herum! Ich weiß nicht, ob und inwieweit klammheimlich so gedacht wird. Will ich nicht beurteilen. Aber wenn solche Wahrnehmung dahintersteckte, was wäre das anderes als - Antisemitismus?

(Nebenbei, was ist eigentlich so verwerflich oder unfair daran, eine militärische Schutzmacht zu haben? Kann unsereins als Westdeutscher der Jahre 1949ff. durchaus ein Lied von singen. Und dass die israelische Armee üppigst mit US-amerikanischen Kriegsgerät aus-/aufgerüstet wurde und wird, kann man getrost als Märchen betrachten. Im Unabhängigkeitskrieg rollte man mit abgelegten Sherman-Panzern durch die Gegend, die man sich gerade noch hatte leisten können und die sich schon im zweiten Weltkrieg als inferior erwiesen hatten. Israelische Eigenentwicklungen wie die legendäre Uzi oder der Merkava-Panzer sind aus der Not geboren, weil US-amerikanische Waffensysteme unerschwinglich waren. Wo war da die allmächtige Israel-Lobby mit ihren Fantastillarden? Gerade verhindert? Kurz auf dem Lokus? Und die U-Boot-Deals? Ja, pff, gelten Waffenlieferungen an Saudi-Arabien als ausgleichende Gerechtigkeit?)

Nächste Frage: Ist man schon Antisemit, wenn man der Meinung ist, Firmen wie Rothschild und Goldman Sachs ziehe klandestin im Hintergrund die Strippen der Welt und man mehr oder minder implizit darauf hinweist, dass der ehemalige Chef von Goldman Sachs Jude ist? Nicht zwingend. Aber man sollte sich schon bewusst sein, damit eventuell ein antisemitisches Stereotyp zu bedienen, zumal als besonders smart sich dünkender Linker. Und sollte sich daher die Frage zumindest gefallen lassen, wieso es so wichtig ist, eigens darauf hinzuweisen, dass Blankfein Jude ist. Woraus dann wenigstens folgen würde, mit entsprechender Kritik offen umzugehen und sie ernst zu nehmen.

Gerade aufgeklärtes, links(liberal) sich verortendes Bürgertum legt oft und mit Recht großen Wert darauf, etwa bei Meldungen über Gewalttaten von Vorverurteilungen aufgrund von Herkunft, Hautfarbe, Religion etc. abzusehen, oder etwa nicht? Warum braucht legitime, sicher auch gebotene Kritik an Benjamin Netanjahu oder Mark 'Krake' Zuckerberg auch im 21. Jahrhundert noch unbedingt antisemitische Stürmer-Elemente wie Rübennasen, Hängelippen und Kraken-Metaphern? Sind so Fragen.

Und schließlich: Ein Antisemitismusvorwurf ist schon längst kein ultimativer Killer mehr, mit dem sich jeder beliebige unliebsame Kritiker 'mundtot' machen ließe. Zuletzt ist das 1988 bei Philipp Jenniger passiert (oder gelungen, je nach Sichtweise). (Der Mann beendete seine Karriere übrigens nicht im Turmverlies, sondern im diplomatischen Dienst.) Ken Jebsen? Nun ja, der arme Mann hat seinen öffentlich-rechtlichen Job verloren, aber besonders mundtot kommt er mir nun nicht gerade vor. Kickt eher so in einer Mundtoten-Liga mit Thilo Sarrazin. Wer so lamentiert, tut nichts anderes als jeder beliebige Dödel, der von der Nazikeule phantasiert, die er von jenen andauernd übergebraten bekommt, die er als Linke bzw. Linksgrüne sich zusammenphantasiert, dabei aber geflissentlich ignoriert, dass er selbst es ist, der sie am heftigsten schwingt.

Was das alles soll? Kurz gesagt, ist es nicht immer so problemlos wie es scheint, 'einfach nur Israel-Kritik' zu üben (wie auch 'Islamkritik' schnell ein rassistisches Geschmäckle annehmen kann). Gerade die deutsche Linke hat da eine gewisse Tradition, die dringend aufarbeitet gehört. Ferner ist niemand, auch nicht der Gutwilligste, wirklich gefeit davor, in rassistische bzw. antisemitische Denk- und Wahrnehmungsmuster zu verfallen. Und schließlich werde weder ich noch sonst ein vernünftiger Mensch, mit dem ich mich gern umgebe, gerne des Antisemitismus‘ bezichtigt, erst recht nicht pauschal. Wer sich seiner Sache ansonsten aber sicher ist, kann mit so etwas einigermaßen gelassen und weitgehend auf Sachebene umgehen, so als Medienprofi.

Genau das haben etwa die NachDenkSeiten aber nicht getan. Die bekamen in einem auf den Seiten der Amadeu-Antonio-Stiftung erschienenen Beitrag kürzlich die Verwendung antisemitischer Codes vorgeworfen. Die Reaktion bestand aus einer hanebüchenen Rechtfertigung von Jens Berger, der sich verstieg zu der Bemerkung, Hand aufs Herz, niemand der treuen Leser würde doch die Nachdenkseiten lesen, wenn sie antisemitisch seien, oder? Außerdem, dürfe man jetzt etwa gar keine Tiermetaphern mehr verwenden? Ferner aus einem wirren, weitgehend argumentationsfreien Pamphlet von Moritz Müller.

Schließlich wurde noch eine Reihe empörter Leserbriefe zitiert, aus denen vor allem mal deutlich wird, dass da welche mal so gar nichts begriffen haben, dafür aber eine Menge Meinung haben. Das meiste bewegt sich ungefähr auf dem Niveau: "Na hören Sie mal, ich kann unmöglich ein Rassist/Antisemit sein. Ich habe meinem türkischen/jüdischen Nachbarn letztens nämlich zehn Euro geliehen/einen Kaffee ausgegeben." Noch verräterischer aber ist, dass ein kritischer, gewiss nicht angenehmer Artikel sofort als Versuch des Mundtotmachens begriffen wird. Wieso?

Es ist, wie gesagt, nicht schön, Antisemitismus vorgeworfen zu bekommen, aber das riecht doch sehr nach Überkompensation. Bellen da getroffene Hunde? Sind die Macher der Nachdenkseiten am Ende Antisemiten? Glaube ich nicht. Zumindest nicht willentlich. Ich habe eher einen anderen Verdacht: Sie und ihr Umfeld haben möglicherweise durch den anhaltenden Erfolg der letzten Jahre ein Bewusstsein entwickelt, sich als 'Gegenöffentlichkeit' schlauer zu dünken als der doofe Rest. Man glaubt sich immun, ob des eigenen Checkertums, klüger als der Rest/der 'Mainstream'/die Schlafschafe/die Nicht-Selberdenker und sieht sich von der lästigen Pflicht befreit, Dinge noch wirklich durchdenken zu müssen.

Über Querfront-Vorwürfe und über mangelnde Relevanz im politischen Diskurs freilich sollte man sich dann aber auch nicht wundern. Es gibt da nämlich eine schlechte Nachricht: Immer sofort eine klare Antwort darauf zu haben, wo der Hase lang läuft, ist kein Zeichen überbordender Klugheit oder Abgeklärtheit, sondern ein sicheres Zeichen dafür, dass man es sich in einer Filterblase ganz bequem gemacht hat.




17 Kommentare :

  1. Hmmh... schwieriges Thema. Aber direkt am Anfang mixt du "Muslime" und Rassismus zusammen. Was hat das miteinander zu tun? Der Islam ist eine Religion und man kann keinem Menschen ansehen, zu welcher Religion er sich bekennt. Außer er/sie trägt entsprechende Symbole.

    Ansonsten: Religiöse Extremisten mag ich nicht. Egal ob Islamisten, Evangelikale, orthodoxe Juden, radikale Hindus oder wer sonst noch da rum geistert.
    Ich mag auch die Wall Street nicht. Hatte jahrelang beruflich mit denen zu tun und die sind in der Realität genauso gierig und skrupellos wie ihr Ruf. Abgesehen von ein paar berüchtigten indischen Seilschaften waren das hauptsächlich weiße Männer. Welche Religion? Keine Ahnung, stand nicht dran und interessiert mich auch nicht.
    Ich mag auch keine rassistischen u./o. nationalistischen Gruppierungen und da fallen dann zumindest Teile der jüdischen Siedler in der Westbank darunter. Genau wie Teile ihres Gegenüber (Hamas und Co.)
    Ein Arschloch bleibt halt ein Arschloch und erst wenn wir weder Boni noch Mali wegen Geschlecht/Rasse u.ä. verteilen, können wir vom Rassismus und Sexismus wegkommen. Bei den Rechten ist da eh Hopfen und Malz verloren, aber leider sehe ich auch bei vielen Linken da echt schwarz. Intersektionaler Feminismus zum Beispiel ist eine Paradebeispiel dafür, wie man es gerade nicht machen sollte.

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    1. Berechtigter Einwand. Natürlich ist Religion ungleich ethnische Zugehörigkeit. Habe ich vielleicht nicht klar genug gemacht: 'Islamkritik' dient gewissen Kreisen nicht selten als Rechtfertigung für Rassismus.

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    2. "Aber direkt am Anfang mixt du "Muslime" und Rassismus zusammen. Was hat das miteinander zu tun? Der Islam ist eine Religion und man kann keinem Menschen ansehen, zu welcher Religion er sich bekennt."
      Genau! … den Spruch haben unter etlich anderen zB. auch Stuerzenberger&Co seit ihrem Auftauchen staendig parat um sich aufklaerend empoert von ihrem diesbezueglich offenen Rassismus zu distanzieren.

      Griechen, Spanier, Italiaener, etc. sollten heuer auf ihren Schnauzer verzichten, um nicht einer islamfeindlich'rassistischen Sippenhaft zum Opfer zu fallen.

      usw. … "Bei den Rechten ist da eh Hopfen und Malz verloren, .." Genau!

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  2. https://www.economy4mankind.org/de/wichtigste-blogs-politik-wirtschaft-deutsch/

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  3. Als Kommentator der diesen Beitrag ausgelöst hat, fühle ich mich natürlich berufen, auch auf diesen Text einzugehen.
    Mein Eindruck ist, dass um die konkrete Antwort auf die Frage, ob man denn als Kritiker Israels (Siedlungs-)Politik als Antisemit beschimpft werden darf, herumlaviert wird.
    Für mich bezeichnend und exemplarisch sei dieser Part herausgenommen:
    "Es ist, wie gesagt, nicht schön, Antisemitismus vorgeworfen zu bekommen, aber das riecht doch sehr nach Überkompensation. Bellen da getroffene Hunde? Sind die Macher der Nachdenkseiten am Ende Antisemiten? Glaube ich nicht. Zumindest nicht willentlich. Ich habe eher einen anderen Verdacht: Sie und ihr Umfeld haben möglicherweise durch den anhaltenden Erfolg der letzten Jahre ein Bewusstsein entwickelt, sich als 'Gegenöffentlichkeit' schlauer zu dünken als der doofe Rest. Man glaubt sich immun, ob des eigenen Checkertums, klüger als der Rest/der 'Mainstream'/die Schlafschafe/die Nicht-Selberdenker und sieht sich von der lästigen Pflicht befreit, Dinge noch wirklich durchdenken zu müssen."
    Wenn man sich gegen Antisemitismusvorwürfe wehrt, ist man also der "Bellende Hund" der alleine durchs "bellen" seine Ge-/Betroffensein bekundet. Hier wird das sich Erwehren bereits als Teilzugeständnis umdefiniert. Entweder wehrt man sich, und ist der getroffene Hund, oder man lässt es bleiben - dann fehlen einem halt die Argumente, den Anschuldigungen zu entgegnen. Egal was man macht, der Dreck bleibt hängen.
    Und deshalb sollte man als Blogbetreiber schon mal selbstreflektierter mit 'Dreck' werfen.
    Hier werden Denkverbote ausgesprochen, mit der Androhung bei Nichteinhaltung derart herabwürdigend etikettiert zu werden. Wenn man schreibt, dass man "immun glaubt" "ob des eigenen Checkertums ... " usw., so könnte das in diesem Zusammenhang auch als unfreiwillige Eigenkritik durchgehen.
    Was mich aber wirklich sauer macht, ist aber die Tatsache, dass Du den Juden damit einen Bärendienst erweist. Du inflationierst den Begriff Antisemitismus, indem Du Judenhass mit Kapitalismuskritik und Siedlungspolitik verrührst. Du konterkarierst somit einen unbelasteten Austausch des Kennen- und Verstehen lernens.
    Ich persönlich habe überhaupt kein Problem mit Juden. Ich kenne keinen, was ich schade finde. Aber wenn ich einen solchen kennen lernen würde, würde ich ihn genauso kritisch hinterfragen, wie jede andere Ethnie oder Religion. Und wenn dieser Jude dann ein Arschloch wäre, würde ich ihn auch so nennen, ohne mich als Antisemit zu fühlen. Und wenn ich ihn sympathisch fände, dann weder wegen noch trotz seines Judentums.
    Abschließend möchte ich noch eine Einstufung meiner Selbst von Dir haben:
    Bin ich ein Antisemit?
    Wenn ja, wissentlich oder unwissentlich?
    Oder bin ich einfach nur ein "Checker" der nicht nachdenkt oder sich sogar selbst reflektiert?

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  4. "Über Querfront-Vorwürfe und über mangelnde Relevanz im politischen Diskurs freilich sollte man sich dann aber auch nicht wundern. Es gibt da nämlich eine schlechte Nachricht: Immer sofort eine klare Antwort darauf zu haben, wo der Hase lang läuft, ist kein Zeichen überbordender Klugheit oder Abgeklärtheit, sondern ein sicheres Zeichen dafür, dass man es sich in einer Filterblase ganz bequem gemacht hat."

    Genau!

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  5. Hau mal weiter auf die Nachdenkseiten ein. Auf diesen medienkritischen Blog einzuhauen, dient ja sicherlich der linken Sache.
    Aber Du weißt ja was Du tust. Zumindest in Deiner Filterblase, die ja nur die Anderen haben.

    Du übersiehst die Kapitalkonzentration und die mit ihr einhergehende Macht. Du übersiehst die immer extremer aufklaffende Spanne zwischen arm und reich.
    Du übersiehst die mediale Gleichschaltung.

    Stattdessen aber die willfährige Kritik an die Nachdenkseiten, die dies immer kritisiert haben.
    Denen Du vorwirfst, Dinge nicht wirklich durchgedacht zu haben.
    Du bist doch der, der vorgibt zu sagen, "wo der Hase lang läuft"!
    Kritik der ausbeuterischen Hochfinanz:
    Eher selten.
    Kritik gegen systemhinterfragenden Blogs:
    Bingo!

    Na, wo läuft denn der Hase?

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    1. Meine Güte, was ist denn hier los? Ist irgendwo ne Klapsmühle undicht? Verschreibt der Arzt neuerdings andere Tabletten? Normalerweise würde ich so einen wirren Sermon einfach so stehen lassen, aber gut, weil du es bist.

      Ich würde deine Einlassungen mal wie folgt zusammenfassen:

      Der ist in einem Punkt anderer Meinung als ich. Das missfällt mir.

      Der hat die von mir hochgradig geschätzten Nachdenkseiten kritisiert. Das finde ich auch doof.

      Ansonsten sehe ich außer Vorwürfen wenig, an dem ich mich inhaltlich abarbeiten könnte.

      Du wirfst mir allen Ernstes vor, - Zitat - "Denkverbote" zu verhängen (wo genau? Wäre dankbar für einen Beleg) und findest es selber voll verboten, die Nachdenkseiten zu kritisieren. Weil sie "systemhinterfragend" sind. Merkste selber, oder?

      Du beklagst linkes Sektierertum und wirfst selber einem Abweichler wie mir vor, der - Zitat - "linken Sache" nicht dienlich zu sein. Merkste selber, oder?

      Ehrlich, das ist mir echt zu doof jetzt.

      Übrigens habe ich drüben bei epikur einer weiteren deiner Hausautoritäten, die gefälligst alle toll zu finden haben, ans Bein gepinkelt. Wenn du dich also noch ne Runde echauffieren magst über mich - nur zu.

      Schönen Sonntag noch.

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    2. "Der ist in einem Punkt anderer Meinung als ich. Das missfällt mir."
      Stimmt genau. Und dieses Missfallen bringe ich zum Ausdruck. Darum geht es in Blogs doch, oder?Das man sich im Zweifelsfall in der Sache streitet.
      Mir missfällt, wie in meinen Augen unbedarft Du den Begriff Antisemitismus gebrauchst und Du die Folgen solch einer Diffamierung verharmlost.
      Du kannst Menschen oder Seiten antisemitische Tendenzen vorwerfen. Gut und schön. Dies sollte dann aber seriös und mit Fakten unterlegt geschehen, statt irgendwelche herbeiphantasierte Verdicte auszusprechen, die ehrverletzend sind.
      Du beschreibst die NDS und deren unwissentlichen Antisemitismus wie folgt:
      "Man glaubt sich immun, ob des eigenen Checkertums, klüger als der Rest/der 'Mainstream'/die Schlafschafe/die Nicht-Selberdenker und sieht sich von der lästigen Pflicht befreit, Dinge noch wirklich durchdenken zu müssen." Nun, das nenne ich mal eine steile These. Kann man so bringen, muss sich dann aber nicht verwundert die Augen reiben ("Meine Güte, was ist denn hier los?"), wenn nicht jeder Deiner Leser dieser Analyse folgt. Besonders dann nicht, wenn dies als Begründung dafür herangezogen wird, unbewusst antisemitisch zu sein. Du wirfst da mit einer Menge Dreck um Dich und erwartest von Deinen Lesern uneingeschränkte Zustimmung?

      An diesem Punkt komme ich dann ins wundern.

      Auch Dir einen schönen Sonntag.

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  6. "Übrigens habe ich drüben bei epikur einer weiteren deiner Hausautoritäten, die gefälligst alle toll zu finden haben, ans Bein gepinkelt."

    Soll ich das jetzt persönlich nehmen oder irgendwie kommentieren? *Kopf kratz*

    Warum gibt es eigentlich keinen Antiiranismus, Antirussismus oder Antiislamismus, der genauso bekämpft wird? Warum gibt es eigentlich keinen Antirussismus-Beauftragten, aber einen Antisemitismus-Beauftragten in der Bundesregierung? Hier würde ich jede Menge Bedarf sehen, wenn man sich mal unsere tägliche Berichterstattung anschaut oder mal am Stammtisch über Russland/Putin spricht.

    Auch die US-Politik und die US-Regierung darf man als Linker ja nicht mehr kritisieren, weil das ja ein Umweg-Antisemitismus sein soll. Ich zitiere mich mal selbst:

    "Die US‐Regierung, US‐Konzerne, US‐Geheimdienste, US‐Milliardäre und US‐Banken sind für viel Leid auf der Welt verantwortlich. Kein Land auf der Welt hat diese gewaltige militärische Streitmacht mit mehr als 900 Militär‐Stützpunkten weltweit, mehr Angriffskriege in den letzten 20 Jahren geführt oder gibt mehr Geld für die Waffenindustrie aus. Wenn jegliche Kritik daran, sofort als antiamerikanisch und/oder antisemitisch gebrandmarkt wird, heißt das letztendlich nichts anderes, als dem Imperium bedingungslos zu gehorchen. Das kann nicht das Ziel linker Gesellschaftsanalyse sein!"

    Ja, da Antisemitismus-Vorwurf wird als Hetz- und Rufmord verwendet (Beispiele dafür gibt es viele), bringt Linke "auf Kurs" (sorgt für Selbstzensur und Denkverbote) und betreibt Spaltung innerhalb der Linken. Und wer all das thematisiert, sei bereits ein Antisemit? Ne, oder?

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    1. Whataboutism in Reinkultur. Können hier jetzt alle nur noch schwarz und weiß??? Euch ist schon klar, dass ihr gerade aufs Schönste das bestätigt, was ich geschrieben habe, oder?
      Was soll denn die Folge aus euren Ausführungen sein? Kritikverbot für Linke (sich gleichzeitig aber über Denkverbote beklagen)? Nee, oder?

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    2. "Euch ist schon klar, dass ihr gerade aufs Schönste das bestätigt, was ich geschrieben habe, oder?" …. Neee!

      "Verschreibt der Arzt neuerdings andere Tabletten?" … Auf taeglicher Basis!

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  7. Hallo Epikur,
    gegrüßt sei meine Hausautorität, die gefälligst alle toll zu finden haben!
    ;-)

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  8. Selbstverständlich gibt es genau so wie bei den Nazis Codes wie "Londsdale"-Kapuzenpulli, "Pit Bull"-Jacken, NB (New Ballance)-Schuhe, 18, 88, 444 (DdD, Deutschland den Deutschen und 3/4/7 (MdG, Mit deutschem Gruss) entsprechen subtilere Codes unter linken Antisemiten, von denn der Absender stets sicher sein kann, dass die Botschaft wie gewünscht auch beim Adressaten ankommt.

    Theoretische Basis des linken Antisemitismus ist die Trennung zwischen schaffendem und raffendem Kapitalismus. Sie wird von linken, rechten und bürgerlichen Verschwörungsideologen zum Vorwand genommen, den Kapitalismus aufzuspalten und nutzbar zu machen für die Propaganda gegen die Wall Street, den angloamerikanischen Kommerz oder New York, wo Eingeweihte Juden an der Macht vermuten, und auch, um von der wahren Diktatur abzulenken, die noch immer in den Betrieben herrscht. Viele Linke sprechen gerne vom Raubtierkapitalismus (La Fontaine, Wagenknecht) und wünschen sich als Pendant den guten alten rheinischen Kapitalismus zurück. Das ist Quatsch, denn bei VW, Siemens und anderen ausbeuterischen Wertschöpfer werden die Leute in der Frühschicht, auf dem Bau, in der Bank oder im Werbebüro auch dann keine Demokratie haben, wenn die Finanzmärkte vom Staat reguliert sind. Das Gerede von der Diktatur der Finanzmärkte hat nur einen Sinn: den Mythos vom bösen raffenden und guten schaffenden Kapital am Leben zu halten.

    Eine derartige Aufspaltung ist auch moralisch absurd, denn man müsste Spekulanten für moralischer halten als Unternehmer, die ihr asoziales Dasein offenbaren, indem sie andere Menschen für sich arbeiten lassen. Das ist wahres Schmarotzertum.

    »Wenn der Bürger schon zugibt, dass der Antisemit im Unrecht ist, so will er wenigstens, dass auch das Opfer schuldig sei.« (Adorno) Wohl auch deshalb stimmen 40,5 Prozent der Deutschen der Aussage zu, dass Israel »die Palästinenser im Prinzip so behandelt, wie die Nationalsozialisten die Juden«. Und an diesem Punkt steig ich immer aus.

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  9. "Wohl auch deshalb stimmen 40,5 Prozent der Deutschen der Aussage zu, dass Israel »die Palästinenser im Prinzip so behandelt, wie die Nationalsozialisten die Juden«."

    Kann/will gar nicht glauben, dass solch einer absurden, ja perversen Aussage dermaßen viele zustimmen.

    Hast Du ne Quelle für die Umfrage?

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