Montag, 16. August 2021

Schmähkritik des Tages (51)

 
Heute: Christian Schachinger über alte weiße Männer

"Ab einem gewissen Zeitpunkt wünscht sich der alte weiße Mann bekanntlich nicht nur, dass seine Generation ruhig die letzte sein könne. Nach ihm die Sündenflut und der Weltenbrand. Etwas Besseres als man selbst wird sowieso nicht nachkommen. Betrachtet man die aktuelle Klimasituation mit Waldbränden, Trockenheit, Tornados oder Hochwasser, scheint es nicht einmal so abwegig zu sein, dass sich dieser Wunsch erfüllt. Zudem erhofft sich der alte weiße Mann, dass sich sein langsam weniger bis überflüssig werdendes Testosteron einmal noch in einen sexuell unwiderstehlichen Botenstoff verwandeln möge.

Die geilen Jahre sind vorbei. Ungefähr ab dem 30. Geburtstag ist es nun stetig abwärts gegangen. Aber es muss doch um Himmels willen weitergehen! Zur über die Jahrzehnte aufgebauten Frustration gesellt sich langsam die Wut. Ältere männliche Autofahrer sind entgegen allen Annahmen gefährlicher als die jungen. Frustration, Aggression. Stressabbau mittels eines übertriebenen sportlichen Ehrgeizes oder in der gemütlicheren Variante mit Alkohol. Hoher Blutdruck, Schlafstörungen, Nachtschweiß, Gefäßerkrankungen, Herzkasperl. Spätestens ab 50 wird es gefährlich, wenn man zu viel lebensgewandelt ist. Die Hochzeiten werden weniger, die Begräbnisse mehr. [...]

Das Leben ist nicht fair. Das ist die Wahrheit. Die alte Vermutung, dass man im Alter nur durch Beschwerden, aber nicht mit Glück, Glanz und Ruhm bereichert wird, ist nicht erst seit unseren Tagen und der in den tiefen gesellschaftlichen Raum gehenden Silberrückendebatte ein Thema." (Der Standard, 6. August 2021)


Anmerkung: Das oben Geschilderte (das auf mich als große Ausnahme selbstverständlich absolut nicht zutrifft) wäre etwas weniger unangenehm, wenn die oben Genannten nicht immer mehr die Politik bestimmten. Weil wir dank Pillenknick, Geburtenrückgang und medizinischem Fortschritt zunehmend in einer Gerontokratie leben. Wie es der Kollege so zutreffend anmerkte: Von den 315 Milliarden, die für 2022 in Deutschland als Steuereinnahmen veranschlagt werden, wird knapp ein Drittel direkt als Zuschuss in die Rentenkasse wandern. Debatten darüber, wirklich alle Arbeitenden in die Rentenkasse zu integrieren, wie in anderen Ländern längst üblich, werden aber nicht geführt. Auch von einer Finanztransaktionssteuer redet irgendwie niemand mehr. Und ein Mindestlohn jenseits der 12 Euro, der die Rentenversicherung wenigstens etwas entlasten würde, führte eh in den Weltuntergang. Statt dessen wird alle Nase lang der bereits übel riechende Klopper mit der privaten Vorsorge exhumiert.

Aber die Rache der Generation Greta wird kommen. Spätestens wenn unsere Alterskohorten, ohnehin schon unter der Gluthitze der immer häufigeren Hitzesommer ächzend, die schandbar unterfinanzierten Pflegeheime bevölkern und denen hilflos ausgeliefert sein werden, die unsereins einst als faule Schulschwänzer beschimpft hat. Weil wir es ja besser wussten als die Wissenschaft. Und es wird nicht schön werden.






2 Kommentare :

  1. Eine Anmerkung zu der Aussage, dass ein Drittel der Steuereinnahmen in die Rentekasse fließen.
    Nominal ist das korrekt. Was aber nicht gesagt wird ist, dass erhebliche Summen in rentenversicherungsfremde Leistungen geht. Zeitgleich weigert sich der Bund seit Jahrzehnten, die Höhe der fremden Leistungen zu beziffern.
    Ein etwas älterer Plusminus-Bericht der das aufgreift findet sich hier:
    https://youtu.be/8mGC0bjyXSY

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  2. "Rache der Generation Greta"
    Umwelt versauen?
    Rente abschminken!

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