Donnerstag, 28. November 2024

Klima, Kippen, COVID


Kam mir die Tage so in den Sinn: Ist eigentlich mal aufgefallen, dass die Klima'debatte' starke Parallelen aufweist zur Debatte um die Schädlichkeit des Rauchens? Ist sicher schon jemandem aufgefallen. Aber ich höre und lese halt so selten davon.

Etwa seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist es wissenschaftlicher Konsens, dass ein klarer Kausalzusammenhang besteht zwischen Tabakrauch und dem Risiko für verschiedene Krebsarten, vor allem Lungenkrebs, dazu Herz- und Kreislauferkrankungen sowie diverse andere Gebresten. Etwas später stellte sich heraus, dass auch Passivrauchen nicht minder risikoreich ist. Das Argument "Wer keinen Krebs will, soll halt nicht rauchen, höhö! Hust!" entfiel also. Ab einem gewissen Punkt konnte kein Wissenschaftler, der ernst genommen werden wollte, das noch leugnen.

Und so kämpften die bestens vernetzten und hoch solventen Tabakkonzerne mit großem finanziellem Aufwand Rückzugsgefechte gegen die wissenschaftliche Evidenz und heuerten dazu die besten, gewieftesten PR-Leute an. Oft war zu hören und zu lesen, dass es schließlich auch kritische Gegenstimmen zum 'Mainstream' gäbe, die nicht ausreichend gehört würden. Rauchen wurde dargestellt als individuelle Entscheidung, für die jede:r die Freiheit haben müsse und eine genussfeindliche Sekte verbotsgeiler Gesundheitsnazis kein Recht habe, den Menschen da einfach Vorschriften zu machen. Merken Sie was?

Als ehemaliger Raucher erinnere ich mich übrigens noch gut, wie hilfreich diese Argumente bei mir lange waren, lieber doch noch nicht aufzuhören. Klar, ich wusste schon, dass die Qualmerei schädlich ist und mich schlimmstenfalls umbringen kann. Aber es gab da ja immer noch ein paar unerschrockene Wissenschaftler, die anderer Meinung waren. Und außerdem: Freiheit! Verdammte Gesundheitsspießer!

Ferner wurde argumentiert, dass es keinen eindeutigen wissenschaftlichen Beweis gäbe. Was zum Teil sogar stimmt, denn die Gefahren des Rauchens mit randomisierten Doppelblindstudien zu belegen, ist nicht möglich, da man Menschen nicht willentlich Substanzen aussetzen darf, von denen man weiß, dass sie schädlich bis tödlich sind. Zudem ist es schwierig, ein Placebo für Tabak zu finden. Weiterhin sind die negativen Auswirkungen des Rauchens vor allem Langzeiteffekte, die sich nicht sofort einstellen. Daher ist man auf epidemiologische Langzeitbeobachtungen angewiesen, die immer einen Rest Graubereich aufweisen. Nur fielen deren Ergebnisse aber samt und sonders derart eindeutig aus, dass man nur noch schwer widersprechen konnte.

Ähnliches findet man auch in der Diskussion zu den Zulassungsstudien zu Covid19-Impfstoffen. Die Substanzen konnten nur auf Verträglichkeit und Nebenwirkungen geprüft werden und nicht auf Immunisierungsgrad. Denn dazu hätte man Menschen vorsätzlich mit einer potenziell tödlichen Krankheit infizieren müssen, darunter welche, denen man zuvor lediglich Placebos verabreicht hätte. (Nichts anderes besagt übrigens der Nürnberger Kodex.)

Das Zynische ist, dass die Lobbyisten und PR-Experten, die für die Tabakkonzerne unterwegs waren, durchaus wussten, dass Rauchen tödlich sein kann. In Christopher Buckleys nach wie vor lesenswertem Roman 'Danke, dass Sie hier rauchen' (Thank You For Smoking), der auch verfilmt wurde, trifft sich der Protagonist Nick Naylor, der im Auftrag der Tabakindustrie Propaganda für das Rauchen betreibt, regelmäßig mit einer Alkohol-Lobbyistin und einem Waffenlobbyisten. Der Club nennt sich M.O.D. ('Merchants Of Death', deutsch: T.A.G. - 'tödlich aber gut').

Im Roman ist Naylors zentrales Argument von bestechender Logik: Wieso sollte die Tabakindustrie, die doch davon lebt, dass möglichst viele Menschen rauchen, ein Interesse daran haben, ihre Kunden umzubringen? Daher seien - logischer Umkehrschluss -- doch eigentlich die Gegner der Tabakindustrie die Bösen. Da sitzen die wahren Faschisten! Merken Sie was?

Die Antwort auf die Frage, warum Menschen so etwas tun, ist so platt wie vorhersehbar. Gier und Geld. Wer über Jahrhunderte und Jahrzehnte fett profitiert hat vom Verkauf von Tabakprodukten oder Verbrennen fossiler Brennstoffe, wird das nicht bleiben lassen, bloß weil ein paar Gesundheitsapostel und Ökospinner Panik verbreiten. Außerdem wird die Menschheit da bestimmt eine technische Lösung finden. Und wenn die Honorare und Gehälter nur stimmen, finden sich immer welche, die die nötigen Jobs erledigen. Eines immerhin sollte einem klar sein: Lobbyisten und professionelle Aktivisten handeln nicht unbedingt aus Überzeugung heraus, etwas richtiges oder sinnvolles zu tun, sondern sind im Zweifel sehr gut darin, diesen Eindruck zu erwecken.

Der Roman 'Danke, dass Sie hier rauchen' ist von 1998. Antiquarisch problemlos zu bekommen. Es gibt einiges über die Gegenwart zu lernen.







11 Kommentare :

  1. Man muss nur das passende Schwafelfach studiert haben, dann kann man alles mit allem verquirlen, um am Ende behaupten zu können, dass man selbst Recht hatte.
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    Dumm nur, dass die Gen-Plörre, die man passgenau zum Impfstoff umdefinierte, zu keinem Zeitpunkt irgendeins der Versprechen gehalten hat, die man daraus ableitete...KEINS!
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    "Gier und Geld" ganz richtig konstatiert... und wenn nötig noch Angst, Lüge und Konformitätsdruck!
    Und die Bilder aus Bologna nicht zu vergessen!
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    Irgend einen Zug verpasst, Herr Rose?

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    1. Wer von "Schwafelfächern" redet und dann von "Gen-Plörre" disqualifiziert sich für jede ernsthafte Diskussion, Quersprallo!
      Und an diversen Gallionsfiguren der Querdenker-Bewegung lässt sich schön studieren, dass ein naturwissenschaftliches Studium im Zweifel vor gar nichts schützt.

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    2. Auch wenn ihnen ganz offensichtlich wieder mal die Galle hochgekommen ist, lieber Herr Rose, es heißt immer noch "Galionsfiguren". Akademiker wollen Sie sein? Ha!

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    3. Mir kommt hier gar nichts hoch, werter Anonymus. Aber träumen Sie ruhig weiter.
      Und ohhhh, jetzt haben Sie mir doch tatsächlich einen Tippfehler nachgewiesen! Das disqualifiziert natürlich alles, was ich schreibe, schreiben werde und je geschrieben habe ein für alle mal. Querdenkerlogik halt.

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    4. Dass Sie "Quersprallo" richtig, "Galionsfigur" hingegen falsch geschrieben haben mag eine Marginalie sein, sagt jedoch mehr über Sie aus als Sie vielleicht denken, sei es geradeaus, quer oder im Kreis. Mal ganz abgesehen von einem gewissen Mangel an Humor. Beste Grüße, Ihr Müller-Lüdenscheid

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    5. mag eine Marginalie sein, sagt jedoch mehr über Sie aus

      du ahnst nicht, was deine küchnpsüchologie üba deine wenischgeit aussacht, schatzlano...die abgründä des doitschn tiefenhumors sind nix dagegen. OF COURSE I AM JOKING! THATS WHY I CAN SAY IT!

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    6. Nun ja, es sieht ganz so aus, als ob auch Ihre Witzischkeit keine Grenzen kennen würde, Glückwunsch!
      Aber sollte es nicht "Püschologie" heißen? Nun gut, das ist ja auch bloß eine Marginalie. Jedenfalls haben Sie mich tatsächlich kalt erwischt: An der Ergründung meiner tiefenhumorigen Abgründe sind schon mehrere Therapeuten ruhmlos gescheitert. Einer von ihnen fährt inzwischen wieder Taxi.
      Auch Ihnen beste Grüße von ganz unten, Ihr Müller-Lüdenscheid.

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  2. Ähnlich verhält es sich mit dem Konsum von Alkohol. Selbst nachdem aktuelle Studien ergeben haben, dass es keine risikofreie Menge Alkohol gibt, behauptete Herr K. Lauterbach vor einem Jahr bei "Hart aber fair", dass 1 Glas Rotwein am Abend eine protektive kardiovaskuläre Wirkung hätten. Dabei war doch in Corona-Zeiten sein beliebtestes Argument: "Die Studienlage gibt das nicht her". Inzwischen scheint er unter dem Druck der Medien umgeschwenkt zu sein. Sein Bundesdrogenbeauftragter hat mir zu diesem Widerspruch erst gar nicht geantwortet.

    https://youtu.be/-0SNO4uwsO8?t=433

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    1. Ich verstehe den Bundesdrogenbeauftragten sehr gut

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  3. Nach dem Ende des Dritten Reichs dauerte es lange, bis sich die Mehrheit der deutschen Bevölkerung mit dem Thema befasste. Die Überlebenden wollten das traumatische Erlebnis des Krieges einfach nur vergessen, es mit hartnäckigem Schweigen begraben. Die 68er fingen damit an, der Holocaust war erst ab den späten siebziger Jahren im Fokus. So ist es derzeit auch mit Corona. Vielleicht brauchen wir noch ein paar Jahre Abstand, um dieses Ereignis zu verarbeiten. Im Augenblick hört man zu dem Thema nur die Impfgegner, die ewiggestrigen Pandemieleugner und Verharmloser. Haben wir im Angesicht der Seuche – und damit hat die Menschheit wirklich genug Erfahrungen sammeln können #Pest #Cholera #Spanische Grippe – überreagiert? Vielleicht. Wie viele Menschen wären gestorben, wenn wir nichts unternommen hätten? Wissen wir nicht. Zum Glück wurden schnell Impfstoffe entwickelt und Schutzmaßnahmen ergriffen, so starben weltweit „nur“ sieben Millionen Menschen an Covid-19. Fürsorglichkeit vs. Ignoranz. Und wie immer kommen die Superklugscheißer aus ihren Löchern gekrochen, die hinterher mal wieder alles besser wissen.

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  4. Die Parallelen sind in der Tat da und das Muster wiederholt sich.
    Egal ob es ums Rauchen geht, um Corona, Ukraine, Klima oder Trump.
    In der Werbung nennt sich das Fear, Uncertainty and Doubt (FUD), in der Wissenschaft Lehre vom Nichtwissen (Agnotologie), in der "Politik" Flood the Zone with Shit (Alternative Fakten).
    Wenn du unwiderlegbaren Tatsachen gegenüberstehst kannst du sie immer noch durch eine Flut alternativer Fakten, aka Shit, relativieren und beliebig machen.
    Das hat schon sehr gut ohne die digitale Welt funktioniert, aber besonders durch die algorythmusgesteúerten sozialen Medien rasant Fahrt aufgenommen - Trollen ist einfach (s.o.)
    Interessante Zeiten, die wir da so haben.
    Gruß,
    Jan

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