Samstag, 11. November 2017

Ronny des Monats - November 2017


Kinners, ist der Monat schon wieder rum? Zeit für die Ronny-Verleihung. Und dieses Mal muss ich wirklich ein Kompliment aussprechen. Sind das bereits die ersten Auswirkungen des neuen Bundestages? So fleißig wie diesen Monat jedenfalls wurde sich selten beworben. Dadurch geraten die üblichen Ekligkeiten wie etwa rassistische Übergriffe in öffentlichen Verkehrsmitteln (z.B. in Bottrop und Halle) etwas in den Hintergrund, sollen aber trotzdem erwähnt werden. Was gab es noch? Es sollen, wie das einzig wahre Nachrichtenmagazin meldet, immer mehr deutsche Rechte beim ukrainischen Freiwilligenbataillon 'Asov' anheuern, weil sie angeblich Europa vor dem Aussterben retten wollen. Brav. Endlich kann man ihnen sagen: "Dann geh' doch nach drüben, wenn's dir hier nicht gefällt!" und hat neben Polen und Ungarn noch eine weitere Anlaufstelle für sie.

Die Top 5 des Monats November:


Platz 5: Verschwulte Weihnachten, islamisierte Spielplätze
Bei Penny machen sie sich offenbar einen Spaß daraus, jedes Jahr zur Weihnachtszeit besorgte Bürger zu provozieren. Letztes Jahr nahm man zusätzlich zum üblichen Schokoladenweihnachtsmann religionsneutrale Zipfelmännchen ins Sortiment. Dieses Jahr gibt es jetzt ein LGBT*-affines - hihi - Zipfelmännchen mit Regenbogenjoppe. Was wieder einmal für den (einkalkulierten) Shitstorm der ums christliche Abendland Fürchtenden sorgte. Am besten brachte es übrigens ein Kommentator auf der Facebookseite von Penny auf den Punkt: "Ich verstehe gar nicht, was die Besorgtis gegen den Zipfelmann haben. Es ist nur ein brauner Hohlkörper, wie sie selbst."
Und als ob verschwulte Discountermärkte nicht schon genug wären, werden jetzt auch noch deutsche Spielplätze islamisiert. Die Firma Spielart GmbH aus dem thüringischen Laucha führt einen Kletterturm im Programm, der eine orientalische Festung darstellen soll und demnach einen Halbmond auf der Turmspitze hat. Ausgerechnet so einer wurde nun auf einem Neuköllner Spielplatz aufgestellt. Für die Abendlandspolizei ein klarer Fall: Wir sind so gut wie islamisiert.
Freiheit und Vielfalt müssen für einige wirklich entsetzlich anstrengend sein.


Platz 4: Unser täglich Brandanschlag
Wie? Fast jeden Tag ein Brandanschlag? Ich lese wohl nicht richtig, liebe Mitmenschen von der Ich-bin-doch-nur-besorgt-und-will-dass-meine-Sorgenundnöte-ernstgenommen-werden!-Fraktion. Da geht doch noch mehr. Kommt, das schafft ihr! Es sind ja gute Ansätze zu sehen.


Platz 3: Wenn "Nazis raus!" strafbar wird
Das Spiel von Energie Cottbus bei Babelsberg 03 am 28. April war ein hässliches. Dokumentiert sind: Der Cottbuser Gesang "Arbeit macht frei, Babelsberg 03", der Versuch, den Platz zu stürmen, ein Hitlergruß, dass beide Seiten Pyrotechnik zündeten und dass aus dem Cottbuser Block Böller in den voll besetzten Babelsberger Bereich geworfen wurden. Zwei mal wurde das Spiel unterbrochen, die Polizei kam mehrfach auf das Feld. Bestraft wurden vom Sportgericht beide Vereine: Cottbus muss nach einer Berufung 6.000 Euro Strafe zahlen und zum nächsten Auswärtsspiel in Babelsberg dürfen keine Cotbusser Fans anreisen (wie stellt man das fest?). Ursprünglich hatte Energie Cottbus 16.000 Euro aufgebrummt bekommen plus ein 'Geisterspiel' vor leeren Rängen, das etwa 100.000 Euro Einnahmeverlust bedeutet hätte. Babelsberg 03 kostet das Spiel 7.000 Euro. Interessant die Begründung: Eine "Person mit rotem Punkerhaarschnitt" habe in Richtung des Cottbuser Fanblocks "Nazischweine raus" gerufen. Und das, da sind wir uns ja wohl alle einig, geht natürlich gar nicht. Ich meine, am Ende wird dadurch noch jemand traumatisiert. Nicht auszudenken!


Platz 2: Carsten Härle (AfD) für die Geschichtsklitterung des Jahres
Der Herr Härle ist ein AfDler, der kein Klischee auslässt. Er zitiert in seinem Facebook-Titel ganz doll mutig Theodor Körner ("Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten. Vom Feinde bezahlt, dem Volke zum Spott..."), faselt vom "... geplante(n) und zum Teil auch ausgeführte(n) Genozid an den Deutschen, ... der heute auf andere Weise mit der Migrationswaffe fortgeführt" werde. Richtig die Galle übergelaufen ist ihm jetzt, als er davon Wind bekam, dass eine 15jährige Schülerin aus Dresden einen Preis für Zivilcourage bekommen hat, weil sie sich gegen andauernde rassistische und faschistische Sprüche an ihrer Schule wehrte und sie letztlich zur Anzeige brachte. Das ginge gar nicht, so Härle, denn "Preise für Denunziantentum gehören in die unterste Kategorie des sittlichen Verfalls", denn "der schlimmste Hund im ganzen Land [bleibt] der Denunziant." Aha. Mensch, Härle, abgesehen davon, dass Leute, die vom "sittlichen Verfall" bramabasieren, sich damit schlagartig aus jeder halbwegs ernstzunehmenden Debatte subtrahieren, muss man schon sagen, dass der Welt so einiges erspart geblieben wäre, hätte man sich damals bei der NSDAP bloß an Ihre tofften Maximen gehalten.

(Fast hätte ich Carsten Härle übrigens den Scherzkeks des Monats verliehen, denn er ist eine echte Stimmungskanone, der Fips Asmussen der AfD quasi. So gab er letztens folgenden Schenkelzertrümmerer zum Besten: "Handy auf 88% laden ist Antisemitismus? Sie dann wohl auch, oder haben Sie noch nie ihr Smartphone vollgeladen?" Hamma, Alda)


Platz 1: Alexander Zink, Leiter des Ordnungsamtes Gotha
Wie jedes Jahr veranstaltete das Gothaer Bündnis gegen Rechts eine Gedenkveranstaltung zum 9. November. Dieses Jahr fand zusätzlich in Sichtweite eine Mahnwache von Rechtsradikalen statt, auf der gegen den, so wörtlich, „Schuldkult“ demonstriert wurde. Genehmigt hatte den Spuk das Ordnungsamt Gotha. Dessen Leiter Alexander Zink erklärte, er habe alles sehr sorgfältig geprüft, aber keine rechtliche Handhabe dagegen finden können. Hm. Soso.

"[Laut] Versammlungsgesetz des Bundes, das mangels landesrechtlicher Ersetzung in Thüringen gilt, […] kann eine Kundgebung, Mahnwache oder Demonstration »verboten oder von bestimmten Auflagen abhängig gemacht werden, wenn die Versammlung oder der Aufzug an einem Ort stattfindet, der als Gedenkstätte von historisch herausragender, überregionaler Bedeutung an die Opfer der menschenunwürdigen Behandlung unter der nationalsozialistischen Gewalt- und Willkürherrschaft erinnert« und konkrete Umstände Anlass zur Sorge geben, dass »die Würde der Opfer beeinträchtigt wird«." (Quelle: junge Welt)

Man soll Menschen ja nichts Schlechtes wünschen. Aber hier überkam mich der Gedanke, wenn einer wie der korrekte Herr Zink irgendwann mit zertrümmertem Schädel, einer Kugel im Balg oder inneren Blutungen daliegte, dann wäre seine letzten Worte wohl: "Wieso das denn? Ich war doch immer so nett zu ihnen! Wie undank..." Oder er ist gleich einer von ihnen.

In Sachsen ist man übrigens, wie so oft, schon einen Schritt weiter. Ein nicht unbeträchtlicher Teil der dortigen CDU kann, so ist zu hören, in gewohntem, als nichts als Verantwortung für das Vaterland getarntem Opportunismus eine Zusammenarbeit mit der AfD sich durchaus vorstellen.


Und auch diesen Monat, verehrtes Publikum, gibt es wieder eine Honourable Mention. Dieses Mal allerdings nicht für einen besonders absurden braunen Klopper, sondern eher fürs Gegenteil:

Antifaschisten des Monats: Ferrero S.P.A.
Und, haben Sie's bemerkt? Das weltbewegende Ereignis? De Hersteller Ferrero hat die Rezeptur von Nutella geändert. Die stuhlgangfarbene, nicht nur bei Kindern beliebte und angeblich süchtig machende picksüße Pampe enthält jetzt weniger Kakao, dafür aber mehr Magermilchpulver. Dadurch ist das Zeug nunmehr heller. Also weniger braun. Man muss sich auch über Kleinigkeiten freuen können.






2 Kommentare :

  1. Verstehe nicht ,"Söldner wollen Europa vor dem Aussterben bewahren".Werden diese Söldner zu Spermaschleudern ausgebildet?Wenn ja,bitte hört auf mit dieser Karnikelvermehrung.Lasst die Söldner zu Vasectomy Experten ausbilden,(Einsatzort Africa/India etc).Dies bringt der Welt mehr.

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    1. Ja, danke für den Beitrag. Ich vermisse noch ein geistvolles Aperçu, in dem der Kaufman- und/oder der Morgenthau-Plan vorkommt.

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