Dienstag, 28. August 2018

Sachsen konkurrenzlos


Die Fakten, so weit bekannt: Ein 22jähriger Iraker und ein 23jähriger Syrer sollen am Wochenende in Chemnitz einen 35 Jahre alten deutschen Staatsbürger mit kubanischen Wurzeln so schwer verletzt haben, dass er kurze Zeit später im Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen ist. Die beiden Tatverdächtigen wurden inzwischen dem Haftrichter vorgeführt. Chemnitz trauerte. Und wie es trauerte! In der Praxis sah das dann unter anderem so aus:

Selbstverständlich wäre es hochgradig gaga und dazu leichtfertig, das zum exklusiv sächsischen Problem zu stilisieren. Nur muss man, nein, man kann eigentlich nur sagen: Die Entwicklung, dass 'normale' Durchschnittsbürger sich mit Neonazis gemein machen, ist nirgendwo in Deutschland so weit fortgeschritten wie in Sachsen. Konkurrenzlos. Früher, zu Lebzeiten eines Franz Josef Strauß, haben wir 'Freistaat Bayern' immer so übersetzt, dass Bayern der einzige Staat auf der Welt sei, in dem Bayern frei herumlaufen dürften. Damals haben wir das nicht wirklich ernst gemeint. Auch Sachsen ist ein Freistaat. Geschichte wiederholt sich nicht, doch sie reimt sich.

In Sachsen scheinen auf jeden dergestalt Trauernden locker 100 brave Bürger zu kommen, vom Rentner oder Arbeitslosen, über mehr oder weniger gut situierte Mittelschicht bis hoch in die Politik und höchste Kreise, die dessen Treiben mit mehr oder weniger Wohlwollen sehen, wo nicht gar aktiv gutheißen. Mindestens 100. Nun ja, ein bisschen Recht haben sie ja schon, newahr? Wer sich hier nicht benehmen kann, der muss halt mit gesundem Volkszorn rechnen. Alles Notwehr. (Träum weiter, Fascho!).

"Gewaltloser Widerstand ist Gewalt." (Friedrich Zimmermann, 1983)
"Antifaschisten sind auch Faschisten." (Sebastian Czaja, 2018)

Im Dezember wird ein alter Freund von mir 50 und hat mich eingeladen. In den Neunzigern ist er zum Studieren nach Dresden gegangen und lebt seit etlichen Jahren mit seiner Familie in einem Vorort von Chemnitz. Sicher, er kann absolut nichts dafür und es liegt mir viel an ihm, aber ich überlege inzwischen nicht mehr nur wegen des organisatorischen Aufwands (knapp 1.000 km Fahrt an einem Wochenende), ob ich hinfahren soll oder nicht. Nicht weil ich Angst habe, sondern weil ich mich frage, was für einem Hotelier in fußläufiger Entfernung ich da mein Geld für Übernachtung und Frühstück überweisen würde. So weit sind wir inzwischen gekommen. Kann man paranoid finden. Aber wenn, dann ist das zumindest nicht viel paranoider als das, was nicht wenigen Sachsen so im Kopf rumspukt.

Wie gesagt, es ist nicht wirklich fair, jetzt pauschal auf Sachsen herumzuhacken. Aber alles Verständnis und Entgegenkommen der letzten knapp drei Jahrzehnte hat offenbar alles immer nur noch schlimmer gemacht. Kluge, rational agierende Menschen, von denen es auch in Sachsen selbstverständlich viele gibt, wissen eh, wie das gemeint ist. Kluge Menschen wissen, dass es um strukturelle Probleme geht und vermögen zu differenzieren. Wenn aber ausgerechnet Rassisten über Pauschalisierung und Sippenhaft jammern, kann ich das nicht wirklich ernst nehmen.

Dem Externen erscheint das Weltbild nicht weniger Sachsen ungefähr so:

Sachsen war einst das prächtigste Königreich und Dresden die schönste Stadt der Welt.
Dann kam der Hitler und hat uns belogen und betrogen.
Dann kamen die Briten und haben uns bombardiert.
Dann kam der Russe und hat uns belogen und betrogen.
Dann kam der Ulbricht und hat uns belogen und betrogen.
Dann kam der Honecker und hat uns belogen und betrogen.
Dann kam das Westfernsehen und hat uns belogen und betrogen.
(In Dresden und Umgebung hat man uns sogar ums Westfernsehen betrogen.)
Dann kam der Kohl und hat uns belogen und betrogen.
Dann kamen die Wessis und haben uns belogen und betrogen.
(Die Nazis sind auch alle aus dem Westen gewesen. Denk mal drüber nach, Wessi!)
Jetzt kommen die Flüschdlinge und Asülbedrücher und machen unsere schönen Städte unsicher.

Aber von der Merkel und den linksgrünversifften Multikultigutmenschen, von denen lassen wir uns nicht belügen und betrügen. Do sind wir fischelant, do macht uns geener was vor, newahr?

Schon klar, Sachsen is da niggah of da world, man! (Huiii, er hat 'niggah' gesagt, der Linksfaschist!)

Was auch passiert, immer sind andere schuld an ihrem gefühlten Elend und wenn man weiß, wer der Böse ist, dann hat der Tag Struktur, wie Pispers einst meinte. Fakten stören da nur. 'Komfortzone' ist so ein Wort, das ich eigentlich überhaupt nicht mag, aber hier ist die Versuchung verdammt groß. Was will man welchen noch sagen, die sich so weit in ihr inhumanes Weltbild und in ihren "völkisch-viehischen Antihumanismus" (Tammo: 'Pimmelköppe') vergraben haben, dass ihnen außer 'Weg!', 'Absaufen!' 'Unsere Stadt!', 'Alle raus!', 'Rübe ab!' oder widerlichem Goebbels- und Volksgerichtshof-Gegeifer absolut nichts mehr einfällt?

Bedaure, aber mit Leuten, die sich derart in ihrem Opfersein eingerichtet haben und so gar nicht willens sind oder in der Lage, auch nur die Frage zuzulassen, welchen Anteil sie selbst möglicherweise haben könnten an ihrem Elend, kann man leider nicht allzuviel Konstruktives anfangen.

Persönlich kennt man solche Typen. Sie pendeln hin und her zwischen maßloser Selbstüberschätzung und ebenso maßlosen Minderwertigkeitsgefühlen. Immer hat irgendjemand ihren großen Durchbruch im Leben heimtückisch vereitelt. Der, der sich damals an der Uni an den Prof rangeschleimt und ihnen die sichere Dozentenstelle weggeschnappt hat. Die Kollegin, die sie gemobbt und in die Kündigung getrieben hat. Der Arzt, wegen dessen Pfusch man jetzt erwerbsunfähig ist. Irgendwer ist immer schuld. Das Jobcenter, Goldman Sachs oder George Soros, die Flüchtlinge, die uns alles wegnehmen, die Merkel oder gleich das ganze kapitalistische Schweinesystem.

Oder sie verfallen in grenzenloses Selbstmitleid und heulen einem die Jacke voll über ihr verpfuschtes Leben. Fragt man sie, gleich wie vorsichtig, wo sie eventuell selbst Mist gebaut haben könnten, brechen sie entweder in Tränen aus oder werden aggressiv. Egal, wie viel an Rat und Hilfe ihnen angeboten wird, jede ihrer Antworten beginnt mit "Ja, aber…". Nichts ist richtig, keiner versteht sie, nichts ist gut genug. Die Parallelen, die man von solchem Selbstverständnis zur deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert ziehen kann, sind übrigens durchaus beklemmend.

Klar kann man Pech haben oder es kann einem Schlimmes widerfahren im Leben. Shit happens. Man kann schuldlos ausgebootet, betuppt, gemobbt, von keineswegs klügeren, dafür gewitzteren, skrupelloseren, einen Tick schnelleren Zeitgenossen rechts überholt werden. Es kommt vor, dass einen der/die Lebenspartner/in an den Gang stellt, man den Job verliert, man gar nicht erst einen bekommt, man zwar einen hat, aber trotz Knüppelei mies verdient, man trotzdem todunglücklich ist, oder - horror of horrors! - fremdländische Menschen einem nicht mit der gebotenen Demut und Dankbarkeit begegnen. Oder einem überhaupt begegnen. Passiert alles und mag alles ärgerlich sein. Und natürlich macht jeder mal schlechte Zeiten durch. Fatal ist nur, sich ein geschlossenes Weltbild zu stricken daraus. Genau das aber scheint in Teilen Sachsens kollektiv passiert zu sein.

Damit umzugehen, ist alles andere als einfach. Empathie ist zweifellos wichtig, aber Mitleiden und grenzenloses Verständnis ruiniert nur die eigene seelische Gesundheit mit und hilft am Ende keinem. Mag die Versuchung noch so groß sein, aber wer da keine Grenzen zieht, geht mit vor die Hunde. Wirklich helfen können nur Profis. Die aber scheinen in Sachsen nicht in Sicht.





23 Kommentare :

  1. Teile und herrsche - dieser Text mit seinem Inhalt ist ein wunderbares Beispiel dafür.
    Wie wäre es denn einfach mal die wahren Opfer, ihre Angehörigen sprechen zu lassen?
    Fakt ist, das Land, die Kultur wird im Turbomodus verändert und das schmeckt zunehmend sehr vielen Menschen hier nicht mehr. Hierbei wird dann gerne Ursache und Wirkung verdreht. Zum Schluss wenn nicht mehr geht wird es dann regelmäßig überheblich. Siehe Ihren Text. Ja, sie erheben sich und nehmen für sich Emphatie in Anspruch. Sie verharmlosen die Wirkkette von Rechtsbrüchen, welche die AFD erst starkt machten... Sie argumentieren mit Hass und üben ihn irgendwie dann selbst aus in ihren zu Papier gebrachten Gedanken. Kann es nicht sein dass diese Menschen in Sachsen einfach Angst haben und einen weiteren Kontrollverlust nicht mehr hinnehmen wollen? Schlicht und ergreifend. So einfach. Alles Nazis, alle Rechtspopulisten... notfalls dann Antisemitisch. 15-20 % derzeitige AFD Wähler, Millionen zumindest sympathisierend mit den "Rechtspopulisten" - ja wirklich geht´s noch? Ist dies dann das weitere Conclusio? Profis sollen helfen? Ja echt, die Experten... die welche seit Jahrzehnten Politik machen und immer dann Spitze sind wenn Wahlen anstehen und es um Verteilung geht? Die? Sie werfen den Sachen vor ein gestricktes Weltbild zu haben... Sie aber nicht? Sie sind Wahrheit und Klugheit und Emphatie? Das ist wirklich anmaßend. Super schade in der ganze Ausführung... genau so machen Sie nichts anderes als das was Spitzenpolitik global betreibt... divide et impera. Spitzenmässig. Ende der Ironie. Ich könnte weiter schreiben aber es wird nichts nützen. Sind wir nicht alle geblendet von unserem eigenen Weltbild - selbst gestrickt. Verstehen Sie, ich zum Beispiel, aus Baden Würrtemberg, ich mag meine Heimat. Und Heimat bedeutet heimelig. Daheim sein, sich gut uns aufgehoben zu fühlen. Der Polizei in Sachsen und im ganzen Bundesgebiet werden die Hände gebunden. Menschen sterben, JA, Menschen sterben weil ein paar - und das sind keine Neonazis, oder Rechtspopulisten - andere Menschen umbringen. Menschen welche sie nicht kennen, weil sie einer anderen Kultur angehören. Was wäre wenn aus Ihrer Familie solch ein Mensch aus dem Leben genommen würde? Und es ist kein Einzellfall. Nein, Herr Rose, Sachsen ist nicht das Problem. Ignoranz ist das Problem. fehlende Lernkurven, auf BEIDEN Seiten, sind das Problem. Die fehlende Unterscheidung von Asyl und Migration, insbesondere aus wirtschaftlichen Gründen ist das Problem und dabei spielt die Politik, schon jenseits dieses Landes eine nicht unerhebliche Rolle. Ich prophezeie Ihnen, noch 5- 10 weitere dieser Vorfälle und das ganze Land wird aufstehen. Weil sie im Stich gelassen werden von Politik und vielen Menschen die eben nicht verstehen wollen und nur mit Politsprech, Rechtspopulismus, Rassismus und Intoleranz argumentieren.

    Einer das das verstanden hat - wenn ich auch in der Wortwahl minimal anders agiert hätte:

    Chemnitz: Der Geist von Leipzig entweicht der Flasche
    verfasst von Diogenes Lampe, 28.08.2018, 20:34

    http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=468408

    Beste Grüße aus Baden Würrtemberg
    Rolf



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    1. Uhh ja, Stimmungsmache ("Was würden Sie tun, wenn..."), der bräunliche Sachsensumpf als wahre Avantgarde und Ängste der Besorgten Bürger als Legitimation für Faschismus - ein herrlich völkisch müffelnder neurechter Cocktail, den Sie da mit viel Schwurbelschwatz anrühren.
      Wenn ich so was sehe wie in Chemnitz, Heidenau, Dresden und an vielen anderen Orten dieses Failed State, dann werde ich stinksauer - nimmt das vielleicht auch mal jemand ernst?

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    2. Exakt - Sie bemerken es gar nicht mehr Stefan Rose. Nochmals- wie viele Straftaten und Tote braucht es noch? Ihr minimales Post ist die Vorstufe von Hass - Ihr Weltbild ist das einzig Wahre. Null Diskussionen in der Sache. Da das - wenn Menschen ihre Meinung kundtun die nicht in Ihr Weltbild passt benennen Sie als Faschismus. Die weil ein paar Idioten darunter den Hitlergruss zeigen. Wieviele earen es - 10? 19 von Tausenden welche Sie alle in dieselbe Ecke verfrachten. Sie sind ein inhaltloser Bloggschreiber. Die gibt es such nie lange und das ist ok so.

      Inhalt, Dialog, Lernkurven auf alles Seiten. Zuhören und Verständnis - das ist Emphatie und weiter kommen. Stefan Rose zeigt davon wenig bis nichts. Aber den Angriffsmodus kann ich Ihnen nicht abstreiten. Den beherrschen Sie. Ihre Spielwiese Herr Rose.... Uhh ja.

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    3. Sie leben in einer rechtsfaschistoiden Parallelwelt. Sie dürfen hier selbstverständlich gern Ihre Meinung kundtun, aber eine weitere Diskussion mit Ihnen halte ich für zwecklos. Deal with it. Ciao.
      Heulen Sie hier deswegen gern noch ein wenig herum, posten Sie aber bitte nichts Strafwürdiges, sonst muss ich löschen. Sorry, aber ich habe echt wichtigeres zu tun.
      Eine Frage hätte ich aber noch: Wenn das hier so ein zu vernachlässigender, inhaltsloser Blog ist, wieso betreiben Sie dann so einen Aufwand?

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  2. @ Stefan Rose: Wenn wir nicht mehr miteinander reden - und wenn es inhaltlich auch noch so kontrovers sei - dann eskaliert das alles noch viel weiter.

    Gleiches gilt übrigens auch für "Sachsen" und "die Sachsen". Ich wollte schon gestern abend etwas dazu schreiben, habe es aber zeitlich einfach nicht geschafft.

    Was glaubt ihr (und ich schreibe jetzt ganz bewusst "ihr", da ähnliche Argumentationen in mehreren Blogs und Publikationen bis hin zu Jakob Augstein im Spiegel zu lesen waren) eigentlich, was passiert, wenn man jetzt "die Sachsen" aus der Gemeinschaft der rechtschaffenen, anerkannten Bundesbürger ausschließt, ihnen Infrastrukturmittel streicht oder sonstige Bürgerrechte aberkennt (alles so sinngemäß gelesen!) oder sonstigen Humbug in die Diskussion bringt? Werden sich dann die Teilnehmer an den Demonstrationen in Chemnitz (und erst recht diejenigen, die nicht daran teilgenommen haben) von ihrer Meinung verabschieden und sagen: "Da habsch jetze aber Mist gemacht."

    Nein, verflixt nochmal. Ganz im Gegenteil. Es würde die bisherigen Teilnehmer noch viel enger zusammenschweißen und ihnen vermutlich sogar noch weitere Leute zutreiben, weil diese dann auch noch in Geiselhaft genommen würden. Wollt "ihr" das wirklich? Ich glaube kaum.

    Dieser Unmut hat Ursachen, reale Ursachen. Und diese gilt es erstens zu ergründen und zweitens zu beseitigen. Um aber gleich eines von vornherein klarzustellen: Die von den Rechten behaupteten Ursachen sind es schonmal nicht, die ich damit meine. Da mischt sich viel Unwissen mit Nicht-Wissen-Wollen und ganz gezielter Stimmungsmache aus den harten rechten Kreisen.

    Nichtsdestotrotz: Es ist weder weinerliches Getue noch das fehlende Verständnis der Anderen über die eigene Großartigkeit der Sachsen, wie Du es leider dargestellt hast. Das Ganze ist auch kein sächsisches Phänomen. Diese Argumentation ist - Entschuldigung - billig. Gleiches gibt es in anderen Bundesländern ebenso. Auch in NRW. Ich sage nur Pro Köln. Aber das soll gar nicht mein Thema sein.

    Es geht darum, die Ursachen für den enormen Frust, aber auch die Bereitschaft, dafür immer gewaltsamere Mittel zu nutzen, zu ergründen. Und denen ihre Denkfehler aufzuzeigen, die noch gar nicht verstanden haben, in welche unappetitliche Nachbarschaft sie da geraten sind. Das kann man ihnen aber nur deutlich machen, wenn man mit ihnen redet. Und ja, ihnen da auch sogar noch zuhört.

    Ich habe mir vorgenommen, auch noch Anonym eine Antwort zu schreiben, weiß aber nicht, wann ich dazu komme. Habe noch ein bisschen zu tun und muss dann auch gleich zu Training.

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    1. Wenn du das mit der Antwort übernehmen möchtest, bitte gern. Ich habe keinen Bock mehr. Ich habe geschrieben, es sei kein spezifisch sächsisches Problem, ich habe versucht, mir einen Reim darauf zu machen. Ich bin dabei auch polemisch geworden, ja, zugegeben. Wenn ich dann dann zum 1.001 Male lesen muss: Rabäääähh, jeder, der eine abweichende Meinung äußert, ist sofort ein Nazi!, dann platzt mir der Sack. Das war und ist Quatsch.
      Ein Nazi/Fascho etc. ist man, wenn man sich entsprechend äußert. Ich kann mich mit Konservativen/Liberalen/Linken//Grünen fetzen wie die Besenbinder und mich hinterher wieder bestens vertragen, kein Problem. Wer mir aber im Geiste den Hitlergruß zeigt und mit kuhfurzwarmer Volxgemeinschaft kommt, den lasse ich halt doof stehen. Warum sollten erwachsene Menschen das nicht mal aushalten können? Außer, es handelt sich tatsächlich um im klinischen Sinne um Schutz- und Therapiebedürftige (dann hätte ich recht mit meiner Vermutung). Ich finde jedenfalls nicht, dass ich an jeder Mülltonne riechen muss. Bzw. wenn ich an der zehnten geschnuppert habe, weiß ich, dass ich bei der elften keinen Rosendurft erwarten kann.
      Es mögen edle Motive dahinter stecken, aber zu glauben, da Menschen würden versehentlich oder aus Verzweiflung zu Nazis/Faschos/Rechten, halte ich erstens für gefährlich und zweitens für arg entmündigend.
      Wie es Herr Droste schon 1995 schrub: "Niemand wählt Nazis oder wird einer, weil er sich über deren Ziele täuscht, - das Gegenteil ist der Fall; Nazis sind Nazis, weil sie welche sein wollen. Eine der unangenehmsten deutschen Eigenschaften, das triefende Mitleid mit sich selbst und den eigenen Landsleuten, aber macht aus solchen Irrläufern der Evolution arme Verführte, ihrem Wesen nach gut, nur eben ein bißchen labil etc."

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    2. @Lutz Haustein

      "Es geht darum, die Ursachen für den enormen Frust, aber auch die Bereitschaft, dafür immer gewaltsamere Mittel zu nutzen, zu ergründen."

      Also die Anwendung "gewaltsamerer Mittel" ist ja schon eine bewusste? Verniedlichung der Treibjagd auf Menschen mit der Bereitschaft zur Lynchjustiz.

      Und übrigens im Osten der Republik kein neues Phänomen, sondern bereits in der ehemaligen DDR durchaus geübte Praxis (beim Klaus Baum habe ich dazu einen Link zu Kritiknetz gesetzt).

      Wie gross darf der Frust denn eigentlich noch werden, darf auf Verständnis hoffen und auf die Bereitschaft sich pädagogisch aufklärend zu betätigen.

      Und wie bekomme ich überhaupt eine Idee davon, was denn nun die eigentlichen Gründe des Frustes sind, die dazu verleiten, sich denen anzuschliessen, die gerne draufhauen "bis das Blut spritzt".

      Also mir persönlich ist das eine ziemlich butterweiche Argumentation zumal dann, wenn die Ursachen für diesen Frust inzwischen hinreichend bekannt sind und nicht dazu berechtigen Gewalt gegen Menschen anzuwenden.

      Treffend dazu der Kommentar von " Siewurdengelesen" und die Replik von "Stefan Rose"?



      Und ist es nicht genau umgekehrt? Hat es den nationalen Sozialismus (die Volksgemeinschaft) verhindert, sondern ihn eher noch befördert, wenn sich Linke auf die Argumente der nationalen Sozialisten eingelassen haben?

      Ich



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    3. Sorry, zu viele Fragen, Meinungen und Behauptungen, als dass ich sie alle abhandeln könnte. Die Zeit habe ich ich gar nicht.

      Aber ich wiederhole mich. Wenn wir jetzt alle so richtig richtig draufhauen auf DIE Sachsen, werden wir auf jeden Fall richtig tolle Erfolge feiern. Wenn wir jetzt alle Sachsen so richtig anschei..., sie beleidigen und diffamieren, als Alle-Nazis bezeichnen, dann werden die sich das schon nochmal überlegen, ob sie da weiterhin alle mitmachen. Das werden bestimmt u.a. auch die Leute der in Dresden beheimateten Lifeline-Mission genauso sehen. *Sarkasmus*

      Der über-über-über-überwiegendende Teil der Bevölkerung hat dabei nicht mitgemacht und findet diese dort geäußerten Parolen auch alles andere als richtig (zurückhaltend ausgedrückt).

      Mag sein, dass bei der Demo am Sonntag mit seinen 800 Teilnehmern noch zum Großteil Chemnitzer (Einwohner: 250.000) dabei waren. Bei der Demo am Montag mit den 6.500 Teilnehmern ist diese Wahrscheinlichkeit kaum mehr gegeben. Die kommen dann auch schon woanders her, da gibt es einen nicht zu unterschätzenden Neonazi-Tourismus. Thüringen, Sachsen-Anhalt, BaWü, Bayern, Hessen und weiß-der-Fuchs-woher.

      Mit den Demo-Teilnehmern, die "für jeden toten Deutschen einen Flüchtling umbringen" wollen und was es sonst noch alles für ekelhafte Parolen gab, habe ich auch gar kein Interesse diskutieren zu wollen. Und da glaube ich auch, dass dies vertane Liebenmüh ist. Aber es gibt noch viel, viel mehr Leute, die da zustimmend nickend danebenstehen oder vielleicht auch innerlich nicken. Diese gilt es zu erreichen. Diese Gruppe dürfte viel größer sein, als manche zu glauben scheinen. Das ist das Potential der AfD. Aktuell liegt die AfD in Umfragen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen überall auf Platz 2 mit 21 bis 25 Prozent.

      Und Nein, verdammt nochmal, zwischen der Ergründung der Ursachen des riesigen Frustes und der Bereitschaft zur Anwendung von Gewalt liegen noch mehrere Ebenen. Sie haben noch nicht einmal direkt miteinander zu tun. Aber wenn man halt nicht bereit ist, ein wenig differenzierter an ein Thema heranzugehen, kann man sich dieser Problematik dann auch nicht weiter nähern. Es ist schlimm, dass bei diesen Diskussionen stets und ständig das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird.

      Prof. Heitmeyer hat langjährig zum Thema gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit geforscht und dabei in diesem Jahr 2018 in einem Beitrag auch herausgearbeitet, warum insbesondere die Frustration in Ostdeutschland so enorm ist. Leider finde ich gerade diesen hervorragenden Artikel nicht. Kurz gesagt, es ging dabei um die Erfahrungen der persönlichen und auch allgemeinen Abwertung des eigenen Lebens, der Lebensleistungen, all des Guten und Richtigen, was jeder Einzelne erreicht und gemacht hat. Und das nicht nur zu Zeiten der Wende, sondern das setzt sich bis zum heutigen Tage fort.

      Ich könnte endlos über ganz viele, einzelne, teils kleine, teils größere Aspekte reden, die aber in der Summe genau dies bestätigen. Und genau das führte und führt zu diesen Frust, der sogar immer noch größer wird. Nur mal ein klitzekleines Beispiel. Als eines der vielen, kleinen Puzzleteile. Als ich studiert habe, eröffnete man dem Studienjahr über mir kurz vor deren Diplomprüfungen, dass sie nur ein Diplom erhalten, dass dem eines Fachhochschulstudiums gleichwertig wäre (mit dem dementsprechenden akamedischen Grad), weil ein Teil ihres Studiums ja noch unter DDR-Bedingungen gemacht worden wäre. Und das ist nur ein klitzekleines Beispiel der vielen, vielen Demütigungen, die viele der Ostdeutschen erleben mussten. Bis heute.

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    4. Man kann dies negieren, man kann sich darüber lustig machen. Damit wird man es aber nicht beseitigen. Dies dürfte ein maßgeblicher Grund sein, warum insbesondere im Osten dieser Frust so hoch ist. Niedrigere Löhne, miese Renten, höhere Arbeitslosigkeit, schlechtere Jobs in der Firmenhierarchie.

      Und Nein, das ist eben keine Petitesse. Trotz vergleichbarer Ausbildung wurden alle Positionen - nicht nur in der Privatwirtschaft, sondern vor allem auch in kommunalen Unternehmen - mit Leuten aus dem Westen besetzt. Und das hält sich bis heute. Hannover war/ist die Partnerstadt von Leipzig. Direkt nach der Wende wurden so nach und nach alle öffentlichen - vor allem die führenden - Positionen mit Personen aus Hannover besetzt. Bis hin zum damaligen Oberbürgermeister. Und Nein, das ist keine Frage von Leistung. Soweit sollte man in Diskussionen in linken Kreisen inzwischen sein.

      Soweit zum Thema Ärger, Frust, Verbitterung. Dass das alles nichts mit Flüchtlingen/Zuwanderern zu tun hat, braucht mir keiner zu erklären. Es ist der Frust auf die Politik, die politischen Verhältnisse und deren Ignoranz, die sich ein (falsches) Ventil sucht. Und genau das muss man den Menschen verdeutlichen. Anders geht es nicht. Ansonsten gibt es früher oder später einen Bürgerkrieg.

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    5. Siewurdengelesen30. August 2018 um 12:07

      @Lutz Hausstein

      Es geht hier nicht darum, "die Sachsen" oder die Einwohner des Bundeslands Sachsen abzuwerten.

      Es geht einfach um die Tatsache, dass eben leider speziell in diesem Bundesland seit der Wende das Thema "Rechts" explizit ausgeblendet und weggewischt wurde. Stattdessen hat man über den VS und andere Behörden den vorhandenen Nährboden eher noch genutzt und gefördert. Es ist kein Zufall, dass z.B. die Spitze des heute als NSU bekannten Netzwerks aus der Mitte Deutschlands kam und ausgerechnet in Chemnitz und später in Zwickau so lange untertauchen konnten.
      Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet in dieser Gegend die Netzwerke so konzentriert und schlagkräftig sind, da er speziell dort bereits institutionell gefordert und gefördert wurde und wird. Solche Nasen wie dazumal ein Herr Roewer triffst Du überall und die haben einen Scheissdreck getan, das jetzige Desaster bereits im Entstehen wirklich zu verhindern.

      Deiner Sicht widerspricht u.a. noch, dass ausgerechnet Sachsen wirtschaftlich gesehen das am besten dastehende Bundesland der ehemaligen DDR ist. Das es dabei natürlich Gegenden gibt wie Ostsachsen und das Erzgebirge, die da definitiv abgehängt sind, bestreite ich noch nicht einmal. Auch das Abwerten der Leistungen der ehemaligen DDR-Bürger und überhaupt aller ostdeutscher Errungenschaften und Abschlüsse ist unbestritten, kann ich selber mitreden. Andere haben diese Zeit ebenfalls erlebt und sicher ist das ein Fehler der Nachwende-BRD, die ehemaligen DDR-Bürger bis heute so zu verarschen. Anderswo werden die aber deswegen trotz Frust und Abgehängtsein auch keine Nazis. Sachsen ist auch meine ehemalige Heimat und mir graut es immer mehr, da wieder hinzufahren.

      Du unterhältst Dich dort mit vermeintlich "normalen" Bürgern, die Du persönlich kennst und weisst, dass sie eigentlich früher nicht so getickt haben. Diese koffern Dich mit Meinungen und Ansichten voll, dass Du aus dem Kopfschüteln nicht mehr heraus kommst! Das ist genau diese fiktive "gesellschaftliche Mitte" wie damals in Hoy-Woi oder Lichtenhagen, die unter der Maske des Spiessbürgers zwar nicht die Fresse aufbringt, aber dann dahintersteht und heimlich oder offiziell Beifall klatscht, wenn so etwas wie in Chemnitz passiert. Da ist in manchen Gegenden, wo ein umgezogener Bewohner aus dem Nachbardorf noch nach zig Jahren ein Zugereister ist, das Bild des grundsätzlich gefährlichen Ausländers als Urangst und Phobie teils so eingebrannt, dass man lieber das braune Gesindel toleriert, solange es einen nicht selber mal trifft. Und das oft genug, obwohl es dort noch nicht einmal Ausländer gibt und man die nur kennt, wenn man mal in die nächstgrössere Stadt fährt. Das war früher mit den Tschechen und Polen und den Vietnamesen, Angolanern und Mosambikanern schon so und jetzt sind es halt die Flüchtlinge oder das, was man vermeintlich dafür hält.

      Die AfD ist das politische Gesicht dieser Arschlöcher und gibt sich nach aussen biedermännisch und bürgerlich, ist nach innen aber faschistisch und opportun bis zum Abwinken.

      Da habe ich kein Verständnis mehr und so bitter es klingt, wenn es Sachsen nicht hinbekommt, auch mit politischer Unterstützung statt des ständigen Dazwischengrätschens die Organisationen zu unterstützen, die Rechten und Rechtsextremen entgegenstehen, dann sollen sie halt in ihrem Muff ersticken. Es ist schade um die nicht Wenigen dort, denen das auch nicht gefällt, aber vom Murren im Zimmer wird´s nicht, nur weil man es sich nicht mit dem Nachbarn verscheissen will, der dieser Ideologie anhängt.

      Siehe auch Stefan Roses Kommentar, dass man leider nie weiss, bei wem man dann das Geld hängen lässt und damit unfreiwillig solche Vögel mitfüttert, die man persönlich ablehnt.

      So hintendran ein weiterer Abriss, der das durchaus gut beschreibt.

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  3. Siewurdengelesen29. August 2018 um 16:10

    Angesichts der Ereignisse der jüngeren Zeit war es doch nur eine Frage der Zeit, bis so etwas passiert. Ein Seehofer und ähnliche Konsorten und eine AfD als inzwischen in der Politik angekommene Faschisten liefern die Grundlage und den Rückhalt, indem sie das Gehetze gegen alles verharmlosen, beklatschen und tolerieren, was nicht deutsch ist.

    Im Wissen darum, dass sie im Zweifel den Rücken frei haben, sitzen immer mehr Rechte und rechts Denkende in den Institutionen und decken sich auch dort, angefangen bei Polizei über die Justiz und andere Verwaltungen. Der geleakte Haftbefehl ist dafür der beste Beweis. Lutz Hausstein mag recht haben damit, dass es kein speziell sächsisches Problem ist, aber in keinem anderen Bundesland ist es soweit fortgeschritten und der Begriff "Sachsensumpf" dafür ist Legion. Leider gehe ich mit der Meinung nicht konform, mit "Rechten reden zu müssen". Das funktioniert vielleicht bei Mitläufern und Neueinsteigern der Szene, Menschen die wie in Sachsen vielleicht bereits in dritter Generationen diese Ideologie über Grosseltern und Eltern drin haben, erreichst Du damit nicht mehr, weil dieses Gerotze und alles Deutsche Überhöhende schon als die Norm und das Normale angesehen wird. Da kommst Du einfach nicht mehr dagegen an, als dass es sich lohnen würde.

    Das solche Exzesse in sozialen Brennpunkten schneller eskalieren, ist ebenfalls eine Binse. Mag hier der Auslöser an sich auch eher Zufall gewesen sein, aber mehr Publicity als z.B. am Rande einer öffentlichen Veranstaltung kann man für den Moment nicht erzielen, wenn man die Aufmerksamkeit über die SM spontan zu nutzen weiss. Und wenn die rechten sonst nix auf der Platte haben, aber das SPiel mit diesen Instrumenten beherrschen sie meisterlich im Gegensatz zu linken Bewegungen, die sich da lieber in der drölften Debatte über irgendwelche verfickten, aber unrelevanten Details abarbeitet, statt endlich mal mit dem Arsch vom Stuhl zu kommen. Aktionismus und noch dazu blinder ist oft Murks, aber hier ist er nötig.

    Bisher ist noch nicht einmal klar, was der Grund war für den Konflikt und ein Treppenwitz, dass ausgerechnet ein linksdenkender Mensch hier von Faschos als Opfer stilisiert und instrumentalisiert wird. Das Kotzen nimmt gar kein Ende und am treffendsten beschreibt es noch Wolfgang Thierse. Nur fürchte ich am Schluss, dass nach dem sich die Wogen geglättet haben, das Aussitzen und Ignorieren in Sachsen speziell durch die Politik weiter geht und damit auch die Faschisierung diese Landes. Lieber verhaften sie noch 100 Königs, verbocken den nächsten Extremismus-Paragraph, machen wie in Sachsen-Anhalt mit einer entsprechenden Untersuchungskommission durch einen AfD-Vorsitz den Bock zum Gärtner und zeigen solche Menschen wie Thierse an, statt endlich einmal den Finger zu ziehen.

    PS. Rolfs Link solltest Du löschen, für den rechten Eso-Scheiss musst Du hier nicht noch den Click-Baiter machen...

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    1. Bedaure, ich kann hier keine Kommentare editieren, nur komplett löschen. Lässt die Software nicht anders zu. Und das wäre in dem Fall gegen die hiesige Politik.

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    2. Siewurdengelesen29. August 2018 um 19:50

      "Bedaure, ich kann hier keine Kommentare editieren, nur komplett löschen."

      Ok - das ist natürlich nicht der Sinn der Sache. Eben weil solche Beiträge für sich sprechen;-)

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  4. @ Rolf: Sie schreiben, Sie mögen ihre Heimat. Das finde ich gut. Ich liebe meine Heimat auch. Mit ganzem Herzen. Auch wenn ich inzwischen mehrfach umgezogen bin, liebe ich all die Orte, an denen ich bisher gelebt habe. Mir geht das Herz auf, wenn ich wieder einmal dort bin. Da wird mir warm ums Herz.

    Wieso glauben wir dann aber eigentlich, dass die Menschen, die nun zu uns nach Deutschland kommen, ihre Heimat nicht lieben würden und gern von dort weggegangen sind? Sind sie anders als wir? Wohl eher nicht. Sind sie denn nicht eher von dort fortgegangen, weil ihnen die Umstände keine andere Möglichkeit gelassen haben? Weil in ihren Ländern Kriege sind, die sie um ihr eigenes Leben und das ihrer Familie fürchten lassen? Weil die wirtschaftlichen Verhältnisse so sind, dass sie nicht mehr ihre Familie ernähren können?

    Würden wir nicht auch in höchster Not weggehen, wenn unser Leben und das unserer Frauen, Männer, Kinder und Eltern in Gefahr wäre? Würden wir nicht auch versuchen, in anderen Ländern ein vernüftiges Auskommen zu suchen, wenn es uns schon zuhause nicht möglich ist? Würden wir nicht alles tun, um uns und unsere Familie vor allem Schrecklichen zu beschützen? Ich glaube schon.

    Wäre es nicht unsere verdammte Pflicht und Schuldigkeit, offen und lautstark dafür einzutreten, dass die Ursachen beseitigt werden, die erst dazu führen, dass Menschen ihre geliebte Heimat verlassen müssen? Dass Deutschland als Teil der westlichen Gemeinschaft Waffen in diese Länder oder an die kriegsführenden Parteien exportiert, die diese Menschen aus ihrer Heimat vertreibt, nur um ihr Leben zu sichern? Dass Deutschland und die westliche Gemeinschaft subventionierte Lebensmittel in diese Länder exportiert, sodass die dort Lebenden sich und ihre Familien nicht mehr ernähren können? Das, was so abwertend als "Wirtschaftsflüchtlinge" bezeichnet wird.

    Nein, auch jeder von uns würde versuchen, seine Familie zu schützen und ihnen eine Lebensgrundlage zu verschaffen. Das würden wir tun. Ebenso, wie sie es tun, um das Beste für ihre Familie zu ermöglichen.

    Bevor wir also gegen die Menschen hetzen, die zu uns kommen (müssen), sollten und müssen wir alles dafür einsetzen, dass sie in ihren geliebten Heimatländern, aus denen sie eigentich ja gar nicht fort wollen, ein lebenswertes Leben haben können. Bis zu diesem Punkt gehe ich mit. Aber keinen Zentimeter weiter. Denn ich bin ein Mensch, dem Menschlichkeit über alles geht. Daran sollten wir alle uns immer und jederzeit erinnern.

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  5. Stefan: Nazis werde ich immer Nazis nennen, die Mitläufer eher so als besorgniserregende Bürger.

    Wer verlangt, den Teilnehmern am Vernichtungskrieg, den Mördern von sechs Millionen Juden und zwanzig Millionen Sowjetbürgern »Ehre« zu erweisen, wie Gauland das immer wieder tut, ist ein Nazi. Punkt. Wer sagt, »an einer bestimmten Stelle, zwischen 1933 und 1945« sei »die deutsche Geschichte völlig schiefgelaufen« – nicht etwa 1933, bei der Ermächtigung der NSDAP, der Einrichtung von KZs für Nazi-Gegner und der Ankündigung, dass Juda verrecken müsse, sondern vielleicht erst auf dem halben Weg hin zu 1945, etwa 1939, ein Jahr nach der noch nicht schiefgelaufenen »Reichskristallnacht«, ist ein Nazi. Wer seine Partei oder ihn, der das im Interview mit der Funke-Mediengruppe so ungeschönt offenbart wie Hitler seine mörderischen Pläne in Mein Kampf, wählt oder sonstwie fördert, etwa indem er an Demonstrationen teilnimmt, auf denen den übers Mittelmeer Flüchtenden im Chor ein »Absaufen! Absaufen!« zugerufen wird, ist ein Nazi. Und muss nicht zuletzt deshalb so genannt werden, weil es das einzige ist, was der Nazi und sein Umfeld fürchten. Wenn Politik und Medien gegen jede Beweislage darauf bestehen, dass hier »besorgte Bürger ihre Sorgen und Ängste« austoben, denken sie an ein Morgen, an dem ihre Karriere, wenn nicht ihr Leben an dem Daumen hängen, den ein Gauland oder eine Weidel über sie hebt oder senkt.

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  6. Schon ne komische Sache, wenn heutzutage ausgerechnet 'Gegner des zunehmend braunen Sumpf unbedingt Verstaendnis und Fuersorge fuer ebenjenen aufbringen.

    Unter solchen Zustaenden haetten Adolf&Co nicht mal ne Diktatur benoetigt. Das laueft auch locker demokratisch.

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  7. jake: Wieder mal bildet die Masse der arbeitsplazbesitzenden, um ihr bißchen Wohlstand beängstigten Rassisten aus der Mitte der Gesellschaft den Hintergrund für Progrome der organisierten Neonazis, Pegidisten und Hooligans. Das kennen wir doch bereits von Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen. Otto Normalvergaser fühlt sich nun wieder stark, bei der Jagd im nahen Osten mitzumachen.

    Bei den neulandsozialdemokraten hält Tom Wellbrock mal wieder die Fackel des Anstandes für die "besorgten Bürger" in den Himmel und appeliert an deren Vernunft durch gute Argumente. Wie naiv muss man da sein?

    Wenn wie in Chemnitz 6.000 haßerfüllte Wutbürger aller faschistischen Coleur einer Zahl von 1.500 Gegendemonstranten gegenüberstehen, so werte ich dies auch als Ergebnis eines permanenten Antifa-Bashing in Blogs und Medien und der daraus resultierenden Vorbehalte gegenüber der radikalen Linken.

    Jetzt gibt's die Quittung.

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  8. sehr guter Kommentar dazu in der konkret:
    https://www.konkret-magazin.de/aktuelles/aus-aktuellem-anlass/aus-aktuellem-anlass-beitrag/items/der-nahe-osten-4902.html

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  9. Lutz Haustein: "Rolf: Sie schreiben, Sie mögen ihre Heimat. Das finde ich gut. Ich liebe meine Heimat auch. Mit ganzem Herzen. Auch wenn ich inzwischen mehrfach umgezogen bin, liebe ich all die Orte, an denen ich bisher gelebt habe. Mir geht das Herz auf, wenn ich wieder einmal dort bin. Da wird mir warm ums Herz."

    Das ist neu, Flucht neben den klasischen Motiven mit dem Verlust der geliebten Heimat zu begründen.

    Ich frage, wie ist es möglich, im Kapitalsmus eine Heimat zu finden? Gibt es hier in DE ausbeutungsfreie Zonen? Oder ist das alles halb so schlimm, weil es durch das wohlige, vertraute Heimatgefühl kompensieret wird.

    Ich wohne hier, ich lebe hier, ich habe hier meine Familie und meine Freunde, meine sozialen Netzwerke und die Urbanität des Ruhrgebiets ist einigermaßen akzeptabel. Meine Heimat ist das deshalb nicht.

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    1. Heimat, das ist etwas, was ich allenfalls noch mit meiner Kindheit in Verbindung bringe.

      Jetzt bin ich kein Kind mehr und sehe den Ort, in dem ich aufgewachsen bin sehr distanziert. Eher als den engen familiären Rahmen und in der geistigen Enge des Arbeitermilieus und seinem Bestreben doch mehr zu sein als nur der einfache Arbeiter.

      Die emotionale Bindung an die Heimat eignet sich dann auch vortrefflich dafür, ihn in Nation zu übersetzen, was zu diesem Irrtum führt, dass sich aus der nationalen Zugehörigkeit besondere Rechte herleiten lassen.

      Die Grundlagen der eigenen Existenz als Lohnarbeiter im Kapitalismus sind aber nur bedingt Resultat der Nation, sondern weitgehend davon abhängig , ob es genug Kapitalisten auf der eigenen Scholle gibt, welche ein Interesse haben, die ansässige Arbeitskraft zu vernutzen, also daraus Profit erwirtschaften zu können.

      Und der bürgerliche Staat, dieser heiss geliebte, nimmt die Sorgen seiner Bürger nur insoweit ernst, wenn sie sich dafür eignen, den Erhalt seiner eigenen Existenz zu befördern.
      Und da geht für mich zwischen denen die da schreien "Wir sind das Volk" , den Parteien und staatlichen Institutionen wieder beängstigend viel zusammen.

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  10. Ohne Worte:
    http://www.spiegel.de/fotostrecke/cartoon-des-tages-fotostrecke-142907.html

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