Samstag, 12. Februar 2022

Ronny des Monats - Februar 2022


Beginnen wir, verehrte Damen und Herren, dieses Mal ausnahmsweise mit den Lokalnachrichten: Gestern Abend fand in meiner bescheidenen Heimatstadt zum soundsovielten Mal eine Querkasperparade der Ungeimpften, a.k.a. 'Spaziergang', statt und hielt den ÖPNV auf. Die Geisterbahn wurde von einem großen Polizeiaufgebot geschützt. Eine deutlich kleinere Gegenveranstaltung fand auf dem Rathausplatz statt. Was nur logisch ist, weil vernünftige Menschen momentan Kontakte reduzieren oder unter dem Strich vielleicht ein weniger ausgeprägtes Mitteilungsbedürfnis haben. Habe ich schon gesagt, wie brutal hart es ist, in einer coronafaschistischen Drecksdiktatur zu leben die Aufgabe zu haben, in der jedwede Meinungsabweichung dazu führt, dass man gefoltert und ins Loch geworfen wird?


(Oder ist es einfach nur dieses heroische Gefühl, das einen beschleicht, wenn man irgendwo eine Außenseitermeinung vertritt? Das kann man übrigens leicht herausfinden: Einfach zum Tag der offenen Tür der nächsten Waldorfschule gehen und dort Meinungen vertreten wie die, dass Homöopathie unwissenschaftlicher Unfug ist und Impfungen gut verträglich sind und hervorragend wirken. Und sich daheim dann ein Superheldenkostüm anziehen und ob seines Heldentums vor dem Spiegel an sich herumspielen.)

Oder der ehemalige AfD-Abgeordnete Jens Maier, der sich selbst als "kleinen Höcke" bezeichnet (der Höcke übrigens, den man offiziell als "Faschist" bezeichnen darf), auch sonst durch diverse Äußerungen auffiel und nun wieder als Richter praktizieren will. Sein Dienstherr in spe, das als linksextrem verrufene Bundesland Sachsen, wo Spaziergänger Polizeischutz kriegen und gegendemonstrierende Medizinstudierende von der Polizei eingekesselt und erkennungsdienstlich behandelt werden, was aber nichts zu sagen hat, versucht das zu verhindern. Das muss diese berühmte linksgrünversiffte Meinungsdiktatur sein. 

Die Top five des Monats:

Platz 5: Scheiterhaufen
Im US-Bundesstaat Tennessee haben sie nicht nur ein waches Auge auf jüdische Gräuelpropaganda (wir berichteten), sondern handeln auch entschlossen gegen dämonische Machwerke wie die 'Twilight'-Saga und die 'Harry Potter'-Serie. Das diabolische Gesudel hat nun ein örtlicher Pastor unter allgemeinem Hallo dem Feuer übergeben und das auf Facebook livegestreamt. Unter Applaus derjenigen Klientel vermutlich, die sich als 'links' begreift und Joanne K. Rowling wegen Transfeindlichkeit liebsten gleich mit verbrennen würde. Die American Library Association meldet übrigens, sie habe noch niemals seit ihrer Gründung so vielen Anträge auf Entfernen von Büchern aus Bibliotheken erhalten wie jetzt. Vorwärts in die Vormoderne!

Platz 4: Die Neuen in der Anstalt
Es ist immer wieder nett, wenn verantwortungsbewusste Menschen das Gesundheitssystem entlasten. In Leipzig stürmten Querdenker jetzt eine psychiatrische Klinik. Es hilft ungemein, wenn Betreffende sich freundlicherweise gleich selbst einweisen und nicht erst von den Jungs mit dem Jäckchen aufwändig dorthin verbracht werden müssen.

Kurze Werbepause: "Die aufgeblasene Frau Bosetti" hat Post bekommen. Man beachte den inhaltsbezogenen, respektvollen Tonfall, um den sich der freundliche Feedbackgeber bemüht. Natürlich nur ein Einzelfall. Klar. Haaallooooo, kann bitte mal jemand den Einzelfallbeauftragten rufen? Wir haben hier einen bedauerlichen Einzelfall, der mit nichts was zu tun hat, gehen Sie bitte weiter, es gibt nichts...

Platz 3: No Pooftahs!
Die niederösterreichische Wachau ist für ihre köstlichen Marillen bekannt, die in dem warmen Klima bestens gedeihen. Nun tritt in der Gemeinde Aggsbach Markt der Gästehausbetreiber Michael Hirschmann der allgemeinen Verschwulung der Welt mutig entgegen: Er will, so schreibt er’s extra in die Hausordnung, mit Homo-  und Pädophilen nichts zu tun haben. Auf der Plattform noe.orf.at wird er zitiert mit: "Wenn ich mir vorstelle, wie diese Leute Sex miteinander haben, graust es mir". Ja aberaberaber, woran genau erkennt er denn, ob jemand schwul ist oder nicht? Auf so eine linksgrüne Gutmenschenfrage können auch nur verweichlichte Piefkes kommen! In Österreich können die das, die haben einen Blick dafür.

Einem Team investigativer Reporter ist es übrigens gelungen, mit versteckter Kamera in der Küche des Hauses zu filmen und die Aufnahmen außer Landes zu schaffen:

(Video im erweiterten Datenschutzmodus. Klickklick machen macht keine Kekschen.)

Platz 2: Genius loci
Wenn man fragte, welches wohl der allerpassendste Ort auf der Welt ist, einen Hitlerguß zu zeigen, dann kann es eigentlich nur eine Antwort geben: Die KZ-Gedenkstätte Auschwitz natürlich. Logo. So tat es jetzt eine 29jährige Niederländerin, die sich von ihrem Ehemann dabei filmen ließ. Die von der Polizei verhängte Geldstrafe akzeptierte sie. Fragt sich, auf was für einen Abenteuertrip die arische Frau Antje sich als nächstes begibt. In SS-Uniform nach Jad Waschem? Ups, nicht dass ich da jemanden auf Ideen bringe...

Platz 1 und Ronny des Monats geht an:

Anna Dobler
Die ehemalige stellvertretende Chefredakteurin der österreichischen Online-Plattform 'Exxpress' sonderte per Twitter anlässlich des 80. Jahrestages der Wannseekonferenz den alten Erika Steinbach-Brüller von den sozialistischen Nazis ab. Und wurde daraufhin von ihrem Arbeitgeber von ihren Aufgaben entbunden. Meinungsdiktatur, bramm, bramm! Immer auf die Mutigen! Schluchz, buhu! Listen, love: Das Problem dieser Äußerung ist der Kontext. Selbstverständlich kann man in einem historischen Seminar o.ä. eventuelle Parallelen von Nationalsozialismus und Sozialismus herausarbeiten und kritisch diskutieren. Wenn aber jemandem zu so einem Anlass nur dieser dämliche, undifferenzierte Vergleich einfällt, dann ist das nichts anderes als dumme, billige Polemik und lässt insgesamt tief blicken. Capisce? Nicht? Egal, aber ich hab’s versucht.

Und der Ehrenronny des Monats geht dieses Mal an:

Nicolaus Fest (AfD, MdE)
Die AfD ließ anlässlich des überraschenden Todes des EU-Parlamentspräsidenten David Sassoli folgendes verlauten: "Der viel zu frühe Tod des EU-Parlamentspräsidenten David Sassoli macht uns sehr betroffen. Sassoli war, über alle politischen Gräben hinweg, ein gerechter Parlamentspräsident und im persönlichen Umgang ein angenehmer Mensch. Sein Tod ist ein großer Verlust für das Europäische Parlament." AfD-Europaparlamentarier Fest, dessen Vater vermutlich dauerhaft im Grabe rotiert, äußerte sich in einer WhatsApp-Gruppe ein wenig anders. Wieder einer, der Meinungsfreiheit offenbar verwechselt mit dem Recht, immer und überall alles sagen zu dürfen, was ihm gerade durch die Murmel möllert und das unter zivilisierten Leuten normalerweise ungesagt bleibt. Es passt jedenfalls ins Gesamtbild. 







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